Neben den endlosen Gipfelketten des Karwendels und des Wettersteins ragt die Hohe Munde stolz und alleine in den Himmel. Die ungewöhnlich zahm wirkende Kugelform des Ostgipfels, über die man sich von Innsbruck aus an schönen Tagen wundert, täuscht über die Wildheit des Westgipfels hinweg. Auf einer Überschreitung kann man die beeindruckende Welt der Hohen Munde von allen Seiten kennenlernen.
Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Mürzzuschlag zu dieser Tour für dich finden.
Den Ausgangspunkt der Überschreitung der Hohen Munde erreicht man von Innsbruck entweder mit dem Zug bis Telfs, wo man in den Ortsbus umsteigt. Oder man nimmt gleich einen Bus, der die Ortschaften des Inntals abklappert und wechselt anschließend in Telfs das Fahrzeug, das einen bis in die Sonnensiedlung hinauf bringt. Dort beginnt direkt hinter den Häusern auch schon der Wanderweg und man lässt den Asphalt mit wenigen Schritten hinter sich.
Anmerkung zur Richtung
Ich empfehle die Überschreitung in der Richtung, wie ich sie auch beschrieben habe. Natürlich kann man das auch alles umgekehrt machen, aber so folgt auf den spannenden Aufstieg der ausgesetzte Westgipfel und der steile und etwas eintönige Abstieg vom Plateau des Ostgipfels kommt zum Schluss, wenn man bereits müde ist.
Aufstieg
Von der Sonnensiedlung taucht man in den Wald ein und kann sich auf einem abwechslungsreichen Pfad die Waden aufwärmen. Man durchquert eine Klamm, begegnet Almwiesen und landet immer wieder im Wald, wo es im Sommer angenehm kühl ist. Nach 800 Höhenmetern lässt man die Bäume hinter sich und erhascht einen ersten Blick auf das Panorama, das einen in die nächsten Stunden begleiten wird: Tief unten die winzigen Häuser des Inntals, gegenüber die dunklen Rücken der Grieskogelgruppe und zur Rechten die Hohe Munde, die immer noch hoch aufragt.
Nach 1200 Höhenmetern hat man das erste kleine Ziel erreicht: Die niedere Munde. Hier tauchen auf der anderen Seite des Berges das Wettersteingebirge mit seinen mächtigen Kalkwänden auf und sogar die Zugspitze ragt an schönen Tagen aus dem Grau heraus. Ab jetzt befindet man sich in alpinem Gelände: Der Weg ist in der felsigen Landschaft schwieriger zu finden, die Bäume finden hier keinen Lebensraum mehr und statt Kühen sind es nun Gämsen, die den Wanderer neugierig beobachten.
Immer wieder begegnet man nun auch Seilversicherungen, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern. Für ängstliche Bergsteiger ist ein Klettersteigset zu empfehlen, doch jeder, der weiß, wie er seine Hände und Füße in ausgesetztem Gelände benutzen kann, kommt auch ohne aus. Ein Helm schadet aber selbst dem versierten Kletterer nicht, immerhin sind neben anderen Wanderern auch die Gämsen im brüchigen Kalk unterwegs.
Kurz vor dem Westgipfel wird der Weg richtig abenteuerlich.
Links: Blick nach Telfs – es geht weit hinab. Rechts: Bis ins Inntal geht es weit hinunter. Fotos: Protect Our Winters Austria
Es geht hinauf und hinab, man sieht immer wieder bis zum Inn hinunter und der Wind pfeift über den scharfen Grat. Doch dann steht man am Westgipfel und hat den höchsten Punkt der Hohen Munde erklommen. Ab jetzt geht es (fast) nur noch bergab.
Zum Ostgipfel sind es noch 50 Höhenmeter. Hier halten sich bis in den Frühsommer die Schneefelder, was man bei der Tourenplanung und Schuhwahl beachten sollte. Der Ostgipfel selbst ist nach dem Westgipfel etwas unbeeindruckend – es gibt keine Klippen, sondern ein flaches Plateau mit Sender und Lawinenverbauungen. Da nimmt man lieber schnell den Abstieg in Angriff.
Abstieg
Vom Ostgipfel der Hohen Munde führt eine “Wanderwegautobahn” talwärts. Der Weg ist außerordentlich gut markiert und nach dem einsamen und abenteuerlichen Aufstieg zum Westgipfel wird man hier wieder vielen Menschen begegnen. Es ist steil und wenig abwechslungsreich, wenn man die Passage mit dem Aufstieg vergleicht, doch nach beinahe 2000 Höhenmeter tut das monotone Hinunterstapfen gut. Nur die Aussicht lässt sich nicht lumpen, die nun Blicke auf Seefeld und Karwendel ermöglicht. Bei der Rauthhütte kann man sich nach all der Anstrengung stärken, bevor man die letzten 400 Höhenmeter zur Straße angeht. Dort angekommen ist die Tour wieder zu Ende und im Bus nach Hause kann man wunderbar die müden Beine entspannen.
Tipp: Sollte sich bei Erreichen der Rauthhütte abzeichnen, dass der Nachmittagsbus (letzter Bus) auf der Buchener Höhe nicht mehr erreicht werden kann, besteht noch die Möglichkeit, nach Leutasch (Haltestelle „Leutasch Obern Gh Gaistal“) abzusteigen.
Heimfahrt
Zurück steigt man bei Buchen bei Telfs Ropferstub’m wieder in einen Bus ein, der einen zum (Bus-)Bahnhof bringt. Oder man streckt den Daumen in Richtung all der Autos, die von Seefeld Richtung Inntal rauschen und sichert sich so eine flotte Verbindung zum Inn, wo regelmäßig gemütliche Verbindungen nach Innsbruck abfahren.