Lasst uns übers Klima reden! Höhenwanderung von Waidhofen über den Sonntagberg nach Rosenau

Höhenwanderung, oh yeah. Foto: Sarah Pallauf

Eines schönen Sommers begibt sich die tolle Initiative Climate Walk auf Österreich-Tour und durchwandert Österreich von West nach Ost. Ich möchte testen, ob es Menschen bei meiner Wandergruppe „dunya – Begegnung in Bewegung“ gibt, die sich auch für eine 2-tägige Tour motivieren lassen. Und es gibt sie – S. und A. und mein Papa R.! Darum entsteht kurzerhand eine kleine Kooperation zwischen dem Climate Walk und dunya und wir beschließen uns zwei Tage lang in Oberösterreich und Niederösterreich den Klimawanderer*innen anzuschließen. Dieser Tourenbericht dreht sich um Tag 2.

Waidhofen: Eine richtige Schönheit!

Da wir schon in Waidhofen/Ybbs übernachtet haben, müssen wir gar nicht so früh starten. Aber auch für Menschen, die zum Beispiel aus Linz, Wien, Amstetten anreisen, liegt Waidhofen günstig und man ist recht flott dort. Die Stadt ist äußerst hübsch und man kann ja den Tag auch mit einem Kaffee im Zentrum starten – übrigens bringt einen die NÖVOG mit der so genannten CityBahn auf der ehemaligen Ybbstalbahnstrecke auch noch einige Stationen weiter in Richtung Zentrum.

Vom Freibad auf den Berg hinauf

Unsere kleine Gruppe startet aber direkt am Bahnhof, geht den Fußweg in Richtung Zentrum und überquert bei der ersten Möglichkeit die Ybbs. Dann geht’s weiter am Freibad vorbei (Kindheitserinnerung lassen grüßen, das war the place to be für meine Schwester in ihren Teenagerjahren) und wir folgen dem Urlbach in Richtung Wald und bergan – es ist ja schließlich eine Höhenwanderung. Die ersten 400 Höhenmeter kommen gleich zu Beginn, es geht knackig steil bergauf und bergauf.

Steiler Start. Foto: Sarah Pallauf
Steiler Start. Foto: Sarah Pallauf

Dafür werden wir sehr schnell mit einem schönen Ausblick und Panorama entschädigt. Zuerst führt der Weg über Wiesen- und Feldwege über Windhag und den Schobersberg, danach geht es auf asphaltiertem Grund weiter, durch Grub und nahe am Wiesberg vorbei (den Gipfel mit 789 Metern lassen wir südöstlich von uns liegen).

Links: Erster Blick zurück auf Waidhofen. Rechts: Tierische Begegnungen unterwegs. Fotos: Sarah Pallauf

Lasst uns übers Klima reden!

Das Panorama ist unglaublich schön, die Grüntöne rund um uns herum unzählig und das Wandern in einer so netten Gruppe macht großen Spaß. Außerdem ist der Climate Walk ja mit einer Mission unterwegs – während des Wanderns immer wieder mit „locals“, Menschen aus den Ortschaften zu sprechen und sie zu fragen, welche klimatischen Veränderungen ihnen persönlich in den letzten Jahren aufgefallen sind. Damit wird die Auseinandersetzung mit der Klimakrise sehr anschaulich, persönlich und damit – so das Ziel – „greifbarer“ für alle Menschen. So machen wir auch bei dieser Tour bei einem Gehöft Halt und sprechen die Landwirtin an. Sie teilt bereitwillig ihre Beobachtungen mit uns und es sind viele: extreme Wetterphänomene, Starkregen, starke Erosion im Boden, Wassermassen, die der Boden nicht mehr aufnehmen kann. „Schauts nur hinter mich, da ist uns der halbe Hang runtergrutscht!“, sagt sie und deutet auf den Hang direkt hinter ihr, auf dem ihre Rinder grasen.

Eine Landwirtin schildert ihre Beobachtungen. Foto: Sarah Pallauf
Eine Landwirtin schildert ihre Beobachtungen. Foto: Sarah Pallauf

Das Konzept des Climate Walks hat mich von Anfang an begeistert und auch dieses Gespräch ist äußerst interessant. Übrigens ist das Projekt ein sehr großes – die Wanderungen werden empirisch begleitet, die Gespräche unterwegs immer wieder auch aufgezeichnet und ausgewertet, unter anderem für Forschungen an der BOKU. Unsere Climate Walk-Kolleg:innen verbringen ihre Abende nach dem Wandern also oft vorm Laptop. Der Austria-Walk war auch „nur“ ein Testlauf zu Covid-Zeiten, als grenzübergreifendes Wandern und Reisen nicht so einfach war. 2022/23 ist der Climate Walk dann in zwei Teams (Team Nord ab dem Nordkap, Team Süd ab Portugal) quer durch Europa gewandert und im April 2023 in Wien zusammengetroffen: Die Eindrücke dazu kann man auf der Climate – Walk-Webseite nachlesen.

Höhenwanderung, oh yeah. Foto: Sarah Pallauf
Höhenwanderung, oh yeah. Foto: Sarah Pallauf

Mittagspause in einem humorvollen Kaffeehaus

Zurück zu unserer gemeinsamen Wanderung: Es ist ganz schön warm geworden und da St. Leonhard am Wald nicht nur ein netter Ort ist, sondern auch jener, an dem sich unsere Wege trennen, beschließen wir eine Pause einzulegen. Durch einen glücklichen Zufall kehren wir in einem großartigen Café (Gasthaus & Café Ettel) im Ort ein, das nicht nur super Essen, megafreundliches Service, sondern auch einen guten Sinn für Humor hat. Wärmste Empfehlung!

Kaffee mit Humor. Foto: Sarah Pallauf
Kaffee mit Humor. Foto: Sarah Pallauf

Frisch gestärkt kommt der Abschied: Die zwei Climate Walk – Kolleginnen wandern nach Euratsfeld und damit in Richtung Nordosten weiter, während dunya-Kollegin S. und ich nach Westen und damit zurück zur Bahnstrecke Waidhofen-Amstetten möchten.

Ausblick in alle Richtungen, hier in die Ebene Richtung Norden. Foto: Sarah Pallauf
Ausblick in alle Richtungen, hier in die Ebene Richtung Norden. Foto: Sarah Pallauf

Sonntagswanderer am Sonntagberg…?

Die meiste Zeit geht es jetzt auf der Straße weiter: Über den Kogel (712m), auf dem sich ein schöner Pausenplatz und eine interaktive Station mit Meditationsgongs befindet, geht es immer der Nase nach in Richtung Sonntagberg. Die Wallfahrtskirche dort blitzt immer mal wieder vor uns auf, ansonsten werden wir begleitet von grünen Hügeln, Gehöften und glücklicherweise kaum Verkehr.

Links: Urschönes Panorama. Rechts: Da ist sie schon. Fotos: Sarah Pallauf

Es sind doch nicht grade wenige Kilometer, heiß ist es auch und das Gehen am Asphalt ist deutlich anstrengender als jenes am Waldboden – demnach sind wir bei unserer Ankunft am Sonntagberg schon ganz schön erschöpft. Dort gibt’s alles Mögliche zu sehen und zu tun: einen Spielplatz, den Bergfriedhof, die berühmte Wallfahrtskirche oder den Prandtauer-Brunnen. Rundherum gibt es wie so oft viel Platz für Autos und die meisten Menschen kommen in Sonntagsschuhen auf den Sonntagberg, haha. Also mit dem Auto.

Auch das Pferd warf sich in Schale. Foto: Sarah Pallauf
Auch das Pferd warf sich in Schale. Foto: Sarah Pallauf

Ein Blick auf die ÖBB-App zeigt uns, dass wir den nächsten Zug gerade noch schaffen können, darum geht’s in Eiltempo den Berg hinunter, zur nächsten Bahnhaltestelle: Rosenau. Das erste Stück des Abstiegs ist auf der Sonntagbergstraße (nicht sooo super), in der nächsten Spitzkehre nach dem Ödbauer kann man aber nach links auf einen Feldweg abzweigen und die schönere, aber auch steilere Variante (die Autofahrer:innen nicht möglich ist) nach Rosenau nehmen.

Stiere beim Abstieg. Foto: Sarah Pallauf
Stiere beim Abstieg. Foto: Sarah Pallauf

Wir treffen nach einiger Zeit wieder auf die Sonntagbergstraße, spazieren durch die ersten Siedlungen von Rosenau und zur Bahnhaltestelle.

Geschafft. Foto: Sarah Pallauf
Geschafft. Foto: Sarah Pallauf

Zug fährt ein – wir legen unsere müden Füße hoch und fahren mit einmal Umsteigen (Amstetten) zurück nach Wien Meidling.

Die Gegend um Waidhofen/Ybbs ist auch von Wien oder Linz aus sehr gut zu erreichen und „mal was Neues“ (eine andere Wanderung in derselben Gegend könnt ihr in meinem Bericht „Auf die schneelose Forsteralm“ nachlesen). Diese Tour ist auf jeden Fall lohnend und tagesfüllend. Klammer auf: Wer „Straßenhatscher“ so gar nicht mag (es sind doch mehr als 10 Kilometer auf der Straße zu gehen), ist mit ihr vielleicht nicht ganz zufrieden. Klammer zu. Wir fanden sie aber wegen der tollen Panoramaaussicht und dem Start im entzückenden Waidhofen/Ybbs sehr fein und empfehlen sie weiter.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   8:00 Std Wandern   750 HM   750 HM   25 km   GPX Track

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