Über die Sulzfluh und das Schweizer Tor

Gipfelblick nach Nord, über dem massiven Bergstock kann man den Tilisunasee erkennen, links im Bild der Stausee Latschau. Foto: Norman und Lisa

Lohnende und sehr eindrucksvolle 2-Tages-Wanderung durch das Rätikon. Die Tour kann auf mehrere Arten verlängert oder abgekürzt werden. Wir wurden bei strahlendem Sonnenschein mit einem wunderbaren Weitblick belohnt.

Tag 1: Von Tschagguns zur Tilisunahütte

4:00 Stunden, 1.300 Höhenmeter, 10 Kilometer, mittel

Am Stausee Latschau, der von den VKW zur Stromerzeugung genutzt wird, starten wir unsere Wanderung südwärts das Gauertal entlang.

Bushaltestelle Latschau direkt am Stausee, im Hintergrund die mächtige Vandanser Steinwand. Foto: Norman und Lisa
Bushaltestelle Latschau direkt am Stausee, im Hintergrund die mächtige Vandanser Steinwand. Foto: Norman und Lisa

Die ersten paar Kilometer gehen in gemütlicher Steigung dahin, bis wir an der unteren Sporaalpe anlangen. Kurz nach der unteren Sporaalpe zweigt unser Weg nach Osten ab und wir steigen den Bilkengrat in Richtung Schwarze Scharte hinauf. Der Bilkengrat führt die meiste Zeit über Almwiesen, ist teilweise sehr steil und auf den letzten Höhenmetern zudem sehr abschüssig.

Kurz vor dem Bilkengrat mit Blick auf Sulzfluh und Drei Türme (rechts). Foto: Norman und Lisa
Kurz vor dem Bilkengrat mit Blick auf Sulzfluh und Drei Türme (rechts). Foto: Norman und Lisa

Schon bevor man oben ankommt, fällt das schwarze Gestein auf, dass wie ein Keil links neben der Schwarzen Scharte in den Felsen steckt. Dieses schwarz-glänzende Gestein nennt sich Serpentinit und ist das zeitgeschichtlich älteste Gestein in Vorarlberg, welches an der Oberfläche frei zugänglich ist. An der Scharte angekommen, sammeln wir zwei, drei Serpentinite als Erinnerungsstücke ein und steigen dann noch ungefähr eine Stunde zur Tilisunahütte hinab. Die Tilisunahütte liegt wunderschön im Talkessel unmittelbar des Tilisunasees, mit Blick auf den Bergstock der Sulzfluh.

Aufstieg über Almwiesen, Rückblick zur Tilisunahütte und zum Tilisunasee. Foto: Norman und Lisa
Aufstieg über Almwiesen, Rückblick zur Tilisunahütte und zum Tilisunasee. Foto: Norman und Lisa

Tag 2: Von der Tilisunahütte über Sulzfluh und Schweizer Tor zum Lünersee

8:00 Stunden, 940 Höhenmeter auf, 1.350 Höhenmeter ab, 22 Kilometer, mittel

Nach einer geruhsamen Nacht steigen wir die letzten Höhenmeter zum Gipfel der Sulzfluh hinauf. Der Weg führt zuerst über Almwiesen, die dann jäh in die weiße Karsthochfläche übergehen. Der Aufstieg ist mal steil, mal beinahe flach, aber nicht abschüssig.

Kalkgipfel der Sulzfluh links, der Mond scheint uns sogar auch noch. Foto: Norman und Lisa
Kalkgipfel der Sulzfluh links, der Mond scheint uns sogar auch noch. Foto: Norman und Lisa

Am Gipfel ist meist recht viel los, aber man hat von hier eine sehr eindrucksvolle Rundumsicht (vom Bodensee bis zur Bernina bei passender Sicht). Nach einer gemütlichen Frühstückspause gehen wir weiter und steigen Richtung Schweiz ostwärts in das Gemschtobel hinab. Dieser Weg ist recht steil und das lose Geröll verlangt unsere Trittfestigkeit.

Abstieg ins Gemschtobel, in der Bildmitte die Wiss Platte und Scheienfluh. Foto: Norman und Lisa
Abstieg ins Gemschtobel, in der Bildmitte die Wiss Platte und Scheienfluh. Foto: Norman und Lisa

Mit etwas Glück kann man in den Felsen links einige Personen am Klettersteig beobachten. Am Ende des Gemschtobel sind einige mit Ketten versicherter Meter zu bewältigen, die wir aber ruhig und mit Voraussicht gut absteigen konnten.

Seilversicherte Schlüsselstelle. Foto: Norman und Lisa
Seilversicherte Schlüsselstelle. Foto: Norman und Lisa

Ab hier geht es jetzt relativ flach dem Berghang entlang, immer Richtung Westen, immer der weißen Rätikonkalk rechts von uns hoch aufragend. Bei der Carschinahütte (AV-Hütte) hat man die Möglichkeit zur Einkehr und kann den Blick auf die Prättigauer Berge und zurück auf die Sulzfluh richten.

Carschinahütte links, Bildmitte der mittlere Turm der Drei Türme, ganz rechts die Ausläufer der Sulzfluh. Foto: Norman und Lisa
Carschinahütte links, Bildmitte der mittlere Turm der Drei Türme, ganz rechts die Ausläufer der Sulzfluh. Foto: Norman und Lisa

Ungefähr 1 Kilometer hinter der Carschinahütte kann man über das Drusentor wieder nach Österreich ins Gauertal zurück wandern. Wir gehen aber weiter Westwärts und bestaunen zu unserer Rechten zuerst die Drei Türme und dann die Drusenfluh „von hinten“ (aus Vorarlberger Sicht zumindest).

Am Heidbüel angekommen, erblicken wir zuallererst das markante Schweizer Tor, welches „von hinten“ sogar noch eindrucksvoller ist!

Schweizer Tor rechts gut erkennbar, ganz links die Schesaplana. Foto: Norman und Lisa
Schweizer Tor rechts gut erkennbar, ganz links die Schesaplana. Foto: Norman und Lisa

Der Pfad führt bis auf den letzten Kilometer stets über Almwiesen und ist durchgehend moderat. Direkt ans Schweizer Tor gelangt man über einen Schuttkegel, der aber Dank der häufigen Begehungen schön ausgetreten ist. Das Schweizer Tor selbst ist steil im Anstieg, an der Schlüsselstelle aber mit einer Stahltreppe versehen – das Wort „Leiter“ trifft es hier nicht ganz.

Links: Am Heidbüel ragen überall Felsen aus dem Boden. Rechts: Die letzten Meter zum Schweizer Tor. Fotos: Norman und Lisa

Hinter dem Schweizer Tor kommen wir an der Alpe Vera an, hier steht noch ein altes Zollwachthaus. Wir steigen nun die letzten Höhenmeter dieses Tages auf das Verjaoch hinauf. Im Rückblick lässt sich auch ein verlandeter See vor dem Schweizer Tor gut erkennen. Auf dem Abstieg vom Verajoch kann man links in den Felsen der Kirchlispitzen immer wieder mal rot-gelb-graue Einschlüsse in den wildesten Formen zwischen dem weißen Rätikonkalk entdecken.

Schweizer Tor aus 'Ösi-Sicht'. Foto: Norman und Lisa
Schweizer Tor aus ‚Ösi-Sicht‘. Foto: Norman und Lisa

Bald darauf sind wir auch schon an der Alpe Lün und dann am Lünersee angekommen, den wir heute westseitig umrunden und von der Uferpromenade aus einen Blick auf die neue Totalphütte hinauf schweifen lassen. Aus Zeitgründen (wir wollen den letzten Bus nicht versäumen) fahren wir heute mit der Bahn hinunter.

Alpe Lün mit Lünersee. Foto: Norman und Lisa
Alpe Lün mit Lünersee. Foto: Norman und Lisa

Die schönere Alternative ist der Fußweg zur Talstation, der links an der Talsperre des Lünersee beginnt und durch Latschen hindurch stetig nach unten führt. Ein Wegstück im obersten Drittel führt über Felsen und ist bei Nässe oder nach starken Regenfällen als „böser Tritt“ bekannt. Wir erwischen noch den vorletzten Bus und lassen uns vom Chauffeur zuverlässig zum Bludenzer Bahnhof bringen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   2.400 HM   1.900 HM   33 km   GPX Track

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