Zu Recht ist der Faistenauer Schafberg viel besucht. Dennoch lässt er sich auch auf stillen Wegen überschreiten. Die Route ist nie gefährlich/ausgesetzt. Immer wieder gilt es, Einstiege in Wegabschnitte zu finden. Diese Einstiege werden möglichst genau beschrieben. (Wege wurden/werden aus bestimmten Interessen gebahnt: z.B.: Zufahrt zu einer Alm; Holzbringung; mein Interesse ist eine schöne Überschreitung für Wanderer. Daher muss ich verschiedene Etappen miteinander verbinden…) Wer stille, unmarkierte Wege, Almen und Waldwiesen nebst prächtiger Aussicht auf Berge und Seen schätzt, wird für seine Mühen (und das mehrfach nötige Übersteigen von [Stacheldraht]Zäunen) reich belohnt werden.
Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Landeck zu dieser Tour für dich finden.
In Hof steigen die Schulkinder aus, der Bus 155, der um 6:27 Uhr vom Salzburger Hbf abfährt, leert sich. Im Faistenau setzte ich mich zum Fahrer vor und plaudere ein wenig mit ihm. „Das ist die Station Schönau“ – sagt er, bleibt auf der einspurigen Straße stehen und lässt mich aussteigen.
Von Schönau auf den Faistenauer Schafberg
Der erste Einstieg ist schnell gefunden: Gelbes Schild: Alter Döllerersteig. (Wenn die Station „Schönau“ nicht angefahren wird, steigt man beim „Kindergarten“ aus und ist – allerdings über Asphalt – in wenigen Minuten beim Einstieg.)
Durch Wald ziehen die Traktorspuren bergan, dann erreichen sie den Rand einer große Wiese. Man braucht diese nicht betreten, sondern folgt der von links kommenden Forststraße im Wald für ca. 60 Höhenmeter aufwärts. Nach einer Rechtsschleife nimmt man aufmerksam den Wald zur Linken in den Blick und findet – jenseits des kleinen Schlages, im Hochwald (Einstieg Nr. 2) einen schönen Steig, der in der ÖK punktiert eingezeichnet ist. Diesem Steig folgt man.
Bald erreicht man eine Alm. Da der Wiesenweg (von viel zu schweren Kühen?) und dem Gewitter des Vortags sumpfig ist, entscheide ich, diesseits des Zaunes für circa 30 Höhenmeter – weglos – im gut gangbaren Hochwald zu bleiben. An geeigneter Stelle steige ich über den Zaun. Die nächste Etappe führt über eine weite Kuhweide.
Steiglein und absichtsvoll liegende Steine weisen den Weg zu einem Hochstand am Waldrand: ein Hochstand verfügt oft über einen Zugang von einem Forstweg her…
So ist es auch! Nun ist also die Straße erreicht, die nur mehr zu queren ist: Der Einstieg Nr. 4 zum Pfad, der über den immer wieder von Wiesen und Lichtungen durchsetzten, prächtigen Nordrücken zum Gipfel des Faistenauer Schafberg leitet, eine besonders schöne Etappe, ist gefunden. (Diesen Tipp – auf keiner Landkarte zu finden, verdanke ich: Faistenauer Schafberg Überschreitung+Rannberg • Bergtour » outdooractive.com)
Am Gipfel haben die Ameisen gerade beschlossen, auszuschwärmen. Mir bleibt nur noch die Flucht!
Zur Loibersbacher Höhe und weiter zur Laner Alm
Auf der folgenden Etappe Schafberg – Loibersbacher Höhe wird von Stille oder Einsamkeit wenig zu spüren sein, die Almwirtschaft ist auch heute bereits gut besucht.
Man überblickt ein Stück des weiteren Weges. Wer den zweiten Gipfel auslassen will, kann vom Sattel auch direkt zur Laner Alm absteigen (punktiert angedeutet).
Von der Loibersbacher Höhe folgt man dem Grat, am besten rechts des Zaunes. Zäune werden jedes Jahr nach dem Winter in Stand gesetzt und im Herbst wieder „still gelegt“– schon darum darf man Steigspuren erwarten. Diese Erwartung wird nicht enttäuscht. Ein kleines Stück durch Wald zu einer beeindruckenden, mehrhundertjährigen Baum-Ehe, und auf die Almwiese.
Ich suche mir einen Platz im Schatten der Fichten, lege mich auf meinen Biwaksack, schließe die Augen, höre den Vögeln zu, die die Mittagspause zum Singen nützen, lausche den Insekten, die in unterschiedlicher Geschwindigkeit und Entfernung an meinen Ohren vorbeiflitzen, schlafe ein…
Wird ein akzeptabler Abstieg nach Hintersee, ohne allzu viel Gestrüpp und allzu viele Forststraßen-Passagen, zu finden sein?
Die erdige Almstraße leitet zu einer gemütlichen, großen Almhütte („Laner Alm“ ist zu lesen; Quell-Trog).
Abstieg nach Hintersee
Ich umrunde die Hütte, wandere den flachen Wiesenrücken hinunter, und erreiche (Einstieg Nr. 5) den auf der ÖK eingezeichneten Zugweg, dem ich, einen kleine Bachlauf querend, über Waldstücke und große Wiesen/Weiden folgen kann. Schließlich stoße ich auf eine unübersehbare, breite Schotterstraße. Vielleicht ist es ganz angenehm, auch einmal zwei Kilometer ganz unbeschwert durch Wald und Wiesen schlendern zu können…
Doch sobald man das ebene Gelände nahe des Schöberlbodens erreicht, ist es mit dem Schlendern wieder vorbei. Es gilt, den alten Zugweg zu finden, der laut ÖK im Leitengraben verläuft: Man folgt der Straße, bis rechts ein Steiglein abgeht; die tief eingegrabenen, sumpfigen Traktorspuren hat man nun zur rechten. Dieses Steiglein wurde als Zustieg zu einem Ansitz, den man sogleich erreicht, schön „ausgekehrt“… Da drüben, ist das nicht ein deutlicher, breiter Weg in Fortsetzung der sumpfigen Spuren? – Der Einstieg Nr. 6 ist gefunden, der alte Zugweg freut sich über eine neue Aufgabe!
Allerdings: Ausgetreten ist anders – aber ich wollte ja eine stille Überschreitung finden. Durch Hochwald und einen Schlag geht es über einen Wasserlauf in den Leitengraben. Schließlich quert der Weg die markierte Forststraße. Ab hier lässt er nichts mehr zu wünschen übrig! Wie staune ich über den Brückenkopf, den frühere Generationen für das Bauwerk, das den Leitengrabenbach bändigen sollte, gestaltet haben!
Kleine Wasserfälle und Gumpen – der Graben ist stellenweise eine Klamm, eine Schlucht – begleiten mit ihren Melodien den Vogelgesang.
Schon tauchen Holzstöße und Häuser auf; die Brücke über die Taugl – und die Station „Hintersee Schmiede“ ist erreicht. Im gemütlichen Kleinbus sitzen schon andere Wanderer…
Die vielen Wiesen- und Almflecken geben dieser Überschreitung ein mildes Gepräge. Besonders nach Regenfällen wird es – wie oftmals in der Osterhorngruppe – einige morastige Passagen geben, denen es kleinräumig auszuweichen gilt. Wenn die „Einstiege“ gefunden sind, werden gerade die stillen, unmarkierten Etappen den Erlebniswert dieser Tour erhöhen.
Tourdaten
- bis zur Schafberg 2 ¾ Stunden
- bis zur Loibersbacher Höhe circa 3,5 Stunden
- Abstieg 2 Stunden
- zuzüglich Rastzeiten
Sehr schön ! Lieben Gruß, Veronika