Wildfrauenhöhle mit Pizza

Pizza (Foto: Stefan Hochhold)

Nach der fantastischen Nachmittags-Mühlviertel-Wanderung am Nationalfeiertag wird auch für den nächsten Tag herrliches Spätherbst-Wetter vorhergesagt – vor allem für den südlicheren Teil von Oberösterreich. Das sollte man sich nicht entgehen lassen. Früh aufgewacht und schnell entschieden: Das lasse ich mir nicht entgehen. Der Rest ist Geschichte. Und diese Geschichte kommt jetzt:

Wenn sich der Nebel verzieht (Foto: Stefan Hochhold)
Wenn sich der Nebel verzieht (Foto: Stefan Hochhold)
Anreise im Regionalexpress: Nebel und erste Sonnenstrahlen (Foto: Stefan Hochhold)
Anreise im Regionalexpress: Nebel und erste Sonnenstrahlen (Foto: Stefan Hochhold)

Durch die wilde Klamm zur wilden Frauenhöhle

Ankunft am Bahnhof Spital am Pyhrn so gegen halb neun. Ich komme mit einem Gleichgesinnten ins Gespräch, der im selben Zug unterwegs war. Beim Vorstellen der jeweiligen Tagestourpläne, meint der junge Droog aus Tschechien, dass er vor einigen Wochen ebenfalls die Route auf den Bosruck über diese Seite geplant hatte. Ob der großen Herausforderung und Steilheit des Klettersteiges, musste er jedoch umdrehen und bewältigte ein paar Tage später den – laut ihm weitaus angenehmeren – Aufstieg vom Pyhrnpass weg. Tja. Womöglich ereilt mich jetzt das selbe Schicksal, aber das typische ‚Schaun ma moi, daun sehn mas eh‘ setzt sich vorerst durch. 🙂

Natürlich nehme ich wieder die Traumvariante über die Klamm. Dieser Dr. Moritz Vogelgesang wusste schon was er machte, als er Anfang des letzten Jahrhunderts die Idee hatte, die Schlucht für die breite Bevölkerung zugänglich zu machen. Als Gemeindearzt hatte er wohl auch ein Gespür dafür, dass es neben diversen Arzneimitteln noch eine weitere, sanfte Form der Heilung gibt: Die Entspannung in der Natur.

Dr.-Vogelsang Klamm (Foto: Stefan Hochhold)
Dr.-Vogelgesang- (Foto: Stefan Hochhold)

Ich bin unschlüssig darüber, zu welcher Jahreszeit mich die Klamm am meisten entzückt. Im Frühsommer oder Herbst. Vl. auch im Frühling oder Winter (da war ich bis jetzt noch nicht dort). Auf jeden Fall stelle ich fest: Im Herbst ist sie auch sehr, sehr geil zum Gehen und Erleben.

Dr.-Vogelgesang Klamm im Herbst (Foto: Stefan Hochhold)
Dr.-Vogelgesang-Klamm im Herbst (Foto: Stefan Hochhold)

Nach der Klamm ist vor dem Berg. Ehe es weiter bergauf geht, lege ich noch eine Pause ein und koste die Aussicht bei der Ochsenwaldalm aus. Der wunderschöne Platz liegt leicht oberhalb der Bosruckhütte. Mit Blick in Richtung Großem Priel, Scheiblingstein & Co. genieße ich die angenehm warmen Herbststrahlen.

Ochsenwaldalm (Foto: Stefan Hochhold)
Ochsenwaldalm (Foto: Stefan Hochhold)

An einer Kapelle vorbei, über die Arlingalm gehts weiter rauf zum Sattel, wo mich ein Blick ins Steirische erwartet. Auf dieser Seite hält sich der Nebel noch. Man könnte jetzt links auf den Kleinen Bosruck gehen, jedoch bleibe ich meinem Plan treu und steige rechts in Richtung Großem Bosruck auf. Eine Hinweistafel macht einem aufmerksam, dass eine Klettersteigausrüstung für den N/O-Grat empfehlenswert sei. Der urspüngliche Wanderplan löst sich gedanklich mehr und mehr in Luft auf. Beim Einstieg angekommen, werde ich in meinem Gefühl bestärkt: Rien ne va plus. Aber kein Problem, denn da ist ja noch diese Wildfrauenhöhle…

Aber auch dieser kurze Verbindungsweg dorthin ist nicht ganz ‚ohne‘. Auf Geröll geht man ein paar Schritte entlang des Felsens. Meist ist er gut mit Seil gesichert. Die letzten Meter rein zur Höhle kann man sich schön an einem Seil hochziehen.

Und… Was soll ich sagen, die Bilder sprechen Bände: Die großräumige, grottenähnliche Höhle wirkt wie ein Tor ins Paradies. Die Augen leuchten.

Ja, die Wildfrauenhöhle… (Fotos: Stefan Hochhold)
Ja, die Wildfrauenhöhle… (Fotos: Stefan Hochhold)

Nicht unerwähnt sollte auch das „Gipfelbuch“ bei der Wildfrauenhöhle sein: Nachdem ein modisches 1860er-Plastiksackerl als Schutz fürs Logbuch dient, kann ich nicht umher, auch meinen Lieblingsverein darin zu verewigen. Ein Statement. 🙂 – Und das standesgemäße „Berg Geil!“ darf selbstverständlich auch nicht fehlen.

Wildfrauenhöhle & Gipfelbuch (Fotos: Stefan Hochhold)
Wildfrauenhöhle & Gipfelbuch (Fotos: Stefan Hochhold)

Zeit für Rast, Entspannung, Futter. Eine für manche womöglich ungewöhnliche Bergjause wird ausgepackt: Ein Stück Pizza Margherita.

Pizza (Foto: Stefan Hochhold)
Pizza (Foto: Stefan Hochhold)

Gut gestärkt gehts mit vollem Magen und einem guten Gefühl wieder retour Richtung Sattel. Dann passiert etwas, was meine Überzeugung für das Wandern via Bahn einen noch größeren Drive geben wird. Ich stelle fest: Eigentlich kenne ich die Klamm schon ganz gut und mir kommt die Idee: Warum nicht über die Ardningalm absteigen und einfach von Ardning aus den Zug nach Linz nehmen? Kurzer Fahrplancheck. Geht! Oh la la, wie flexibel!

Abstieg über die Ardningalm zum Bahnhof

Beschwingt hau ich mich runter. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn – seit ich mal in Südtirol mit Bergläufern unterwegs war – überkommt mich immer wieder das Gefühl den Berg locker runterzulaufen. Weil der Boden schön weich ist und trittfeste, große Schritte leicht möglich sind, kann ich mich hier sehr locker fallen und treiben lassen. Prächtig!

Ardningalm (Foto: Stefan Hochhold)
Ardningalm (Foto: Stefan Hochhold)
Bier & Pistenraupe bei der Ardning-Alm-Hütte (Fotos: Stefan Hochhold)
Bier & Pistenraupe bei der Ardning-Alm-Hütte (Fotos: Stefan Hochhold)

Nach einem kühlen Gerstensaft auf der kuscheligen Ardning-Alm-Hütte wandere ich nun etwas gemächlicher weiter entlang der Straße hinunter in den Ort. Mir fällt auf, dass ich den nächsten Zug knapp verpassen könnte, wenn ich weiter so schlendere. Deshalb lege ich wieder einen Zahn zu. Ein flott entgegenkommender Mann im Auto grüßt mich mit dem deutschen Gruß. Oook. Einfach so. Ist das wirklich gerade passiert? Ja schon. What the hell… Ekel macht sich breit.

Der Bahnhof ist dann gar nicht so leicht zu finden, aber ich komme trotzdem pünktlich an – hab sogar noch Zeit für eine Tschick in der Sonne. Einsteigen, T-Shirt-Wechsel während der Fahrt durch den Bosrucktunnel, Zurücklehnen. Die angenehme Reise im Zug mit der gedanklichen Rückschau auf das Erlebte lässt mich breit grinsen. In Linz retour radle ich noch an den Urfahraner Donaustrand und entspanne auf der Schotterfläche im Lichte der womöglich letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres.

Ich fühle: Das sollte ich bald wieder machen! Doch auf die nächste Bahn-zum-Berg-Tour muss ich länger warten als mir lieb ist.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   6:00 Std Wandern   960 HM   960 HM   15 km   GPX Track

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