Eine steile, aber dank Schotter- und Forststraßen nicht allzu schwere Mountainbike-Tour gefolgt von einem knackigen, Trittsicherheit erforderndem Aufstieg führt auf den 3.079 Meter hoch gelegenen Fundusfeiler, der am Nordende des Geigenkamms zwischen Ötz- und Pitztal thront.
Martin und ich unternehmen diese Tour während eines mehrtägigen Aufenthalts in den Ötztaler Alpen Ende Oktober. Leider fährt sich Martin während der Zufahrt einen nicht reparierbaren „Patschen“ ein. Deshalb entscheiden wir, dass ich die Tour alleine mache.
Achtung: Unser Ötztaler Alpen Mountainbike- und Wander-Abenteuer hat Ende Oktober stattgefunden, also nicht mehr in der Hochsaison. An die Linienbusse ist der Radanhänger aber nur im Zeitraum 1.6. bis 6.10. angehängt. Wir haben uns die Räder in einer der unzähligen Radverleih-Möglichkeiten im Ötztal gemietet, anstatt sie selber mitzubringen.
Da wir beide noch wenig Erfahrung mit E-Bikes haben, wollen wir das einmal ausprobieren. Für mich ist es sogar die erste Erfahrung überhaupt mit einem elektrisch betriebenen Fahrrad! Ich muss zugeben: es hat Spaß gemacht. Trotzdem fühlt es sich für mich eigenartig an, ein viel zu schweres Fahrrad auf den Berg hinauf zu bewegen, und dafür einen Motor mitzunehmen, der einem hilft…
Außerdem stresst die Batterieanzeige: Selbst ein voll aufgeladener Akku hält nicht einen ganzen Tag, auch wenn man nur im „Economy“ Modus fährt. Und ein leeres E-Mountainbike ist kaum mit eigener Kraft bergauf zu bewegen! Ich bleibe weiterhin Fan der manuellen Variante.
Da wir diese Tour als Bike & Hike Tour geplant haben, stellt sich auch die Frage nach dem Fahrradtransport. In S-Bahnen oder Regional bzw. Regional Express Zügen ist eine Fahrradmitnahme einfach möglich und stellt auch in der Regel auf Grund ausreichenden Platzes kein Problem dar. In Eurocity, Intercity und Railjet ist eine Fahrradstellplatz-Reservierung vorab notwendig, welche zusätzlich 3 Euro kostet. Man sollte nicht davon ausgehen, dass jeder dieser Fernverkehrszüge genügend freie Fahrradstellplätze hat, weshalb eine frühzeitige Reservierung (mindestens 24 Stunden vor Fahrtantritt) anzuraten ist.
Aber nicht nur der Zug sondern auch der Ötztaler Regionalbus nimmt dein Fahrrad (im Zeitraum Juni bis Anfang Oktober) dank spezieller Radanhänger in der Sommersaison kostenlos mit! Siehe auch Ötztal Bergahnen & Bike-Transport für Details (auf der Seite rechts von Bergbahnen auf Bus umschalten). Für diese Tour empfiehlt sich die Ausstiegsstelle Umhausen Feuerwehr, welche eine sichere Fahrrad-Entladung ermöglicht. Die Fahrt mit dem Bus vom Bahnhof Ötztal herauf dauert ziemlich genau eine halbe Stunde.
Alternative zum Bus: Du sattelst gleich beim Bahnhof Ötztal dein Fahrrad und radelst ca. 20 Kilometer auf dem abseits der Bundesstraße verlaufenden Ötztal-Radweg – sozusagen zum aufwärmen. Du überwindest dabei etwa 350 Höhenmeter, und solltest mit ca. 1 1/2 bis 2 Stunden Anfahrtszeit bis Umhausen rechnen.
Teil 1 – Bike: von Umhausen zur Frischmannhütte
Ich starte in Umhausen und muss erst mal zum Einstieg ins Fundustal. Dieser befindet sich auf der gegenüberliegenden westlichen Seite der Ötztaler Ache. Kurz nach der Brücke ist eine breite Abzweigung mit einer Info-Tafel zu erkennen. Ich folge der Straße Richtung Berg, welche alsbald steil in den Wald hinauf führt.
Die unbefestigte Forststraße ist gut zu fahren, obwohl es hier im herunteren Teil ganz schön steil bergauf geht. Nach 2,5 Kilometern habe ich schon die ersten 400 Höhenmeter gemacht, was im Schnitt etwa einer Steigung von 16 Prozent entspricht. Trotz Elektromotor komme ich schon ganz schön ins Schnaufen. Der regelmäßige Blick zurück nach jeder Kehre offenbart, wie schnell ich hier an Höhe gewinne.
Eine Abzweigung rechts würde ins Leierstal führen, doch ich folge der Straße weiter gerade aus. Nach ein paar weiteren Kehren lässt die Steigung etwas nach. Ich fahre nun direkt neben dem Fundusbach, der hier idyllisch gen Ötztal plätschert. Nach knapp 2 Kilometern und gut 200 weiteren Höhenmetern erreiche ich die Vordere Fundusalm. Hier bin ich mitten im Fundustal – der Blick zurück über die Schulter richtet sich nach Norden zu den Ausläufern der Stubaier Alpen. Voraus Richtung Süden schaue ich in die Berge des Geigenkamms.
Die Straße ist nun weniger steil, das Tal etwas lieblicher. Rechter Hand steigt das Gelände über 1.000 Meter hoch zum Leierskopf und Fundusfeiler an; linker Hand geht’s nicht ganz so hoch zum Grat des Wenderkogls empor, welcher an seiner niedrigsten Stelle – beim Schartle – einen alternativen Abstieg nach Umhausen bieten würde (nicht für Mountainbikes geeignet). Nach weiteren 3 Kilometern und 350 Höhenmetern taucht links die Hintere Fundusalm auf. Hier passiere ich die Baumgrenze und vor mir tut sich eine reizvolle Hochebene mit dem Fundussee und seinen verästelten Zuflüssen auf.
Nun wird’s nochmals etwas steiler (bis zu 20 Prozent), und die Straße wird merklich schlechter. Am rechten Rand der Hochebene fahre ich über eine Steilstufe und erreiche nach den letzten 1,5 Kilometern und 250 Höhenmetern die Frischmannhütte, welche zu meinem Bedauern jetzt Ende Oktober geschlossen hat. Also stelle ich mein Fahrrad ab, packe meine Jause aus und mache eine halbe Stunde Pause.
Hier herauf habe ich in Summe etwas mehr als 1 Stunde gebraucht, allerdings mit elektrischer Unterstützung und flottem Tempo. Mit einem herkömmlichen Mountainbike würde ich zwischen 3 und 4 Stunden veranschlagen. Die Frischmannhütte liegt auf 2.192 Metern und ist damit höhenmäßig über der Hälfte des Gesamtaufstiegs.
Teil 2 – Hike: von der Frischmannhütte auf den Fundusfeiler
Der Bauch ist zufrieden, die Bergschuhe sind gebunden und das Wetter ist herrlich – also auf zum zweiten Teil per pedes. Von der Frischmannhütte gehe ich erst mal in einen Talkessel hinein.
Am Ende des Talkessels biegt sich der Weg nach rechts und führt über mässig steiles Wiesengelände bergauf. Ich überquere nun ein großflächiges Schutt- und Geröllfeld an dessen Ende der Weg immer steiler wird. Er führt nun über leichte Kraxelpassagen durch sehr gut versicherte Steilstufen auf einen Vorsprung hinauf, von wo es nun wieder etwas gemäßigter bergan geht.
Die nächsten Meter führen auf die zwischen Lehner Grieskogel und Fundusfeiler liegende 2.926 Meter hoch gelegene Fundusscharte, von wo man das erste Mal ins Pitztal sehen kann. Von hier führt rechtsliegend ein Weg über große Felsblöcke zum Fundusfeiler, den ich nach einer netten leichten halbstündigen Blockkletterei erreiche.
Der Fundusfeiler ist mit seinen 3.079 Metern ein wunderbarer Aussichtsberg am nördlichen Ende des Geigenkamms. Im Westen liegt das Pitztal und im Osten das Ötztal. Darüber hinaus können die Berge des Kaunergrats, der Samnaungruppe, der Lechtaler und der Stubaier Alpen, sowie Zugspitze im Norden als auch Wildspitze im Süden erblickt werden.
Ich habe für den Hike-Teil knappe 2 Stunden gebraucht. Auf Grund der guten Erreichbarkeit und des unschwierigen Aufstiegs ist dieser nördlichste Dreitausender der Ötztaler Alpen sehr beliebt. Mir kam der Aufstieg im Spätherbst sehr zu Gute – ich habe nicht mehr als 4 weitere Wanderer getroffen.
Die Jahreszeit ermöglicht mit ihrer klaren Luft auch die umwerfende Weitsicht an diesem Tag, und da der Aufstieg über südseitige Hänge erfolgt, ist auch eine schneefrei Begehung so spät in der Saison noch möglich.
Teil 3 – Abstieg und -fahrt
Der Abstieg erfolgt über den selben Weg zurück wie der Aufstieg. Bei den versicherten Stellen war Vorsicht geboten – auf Grund der fortgeschrittenen Zeit im Jahr verschwindet die Sonne schon recht früh hinter den Hängen des westlich gelegenen Lehner Grieskogels!
Nach ca. 1 Stunde ist der Abstieg geschafft, und ich besteige mein Fahrrad wieder. Auch hier ist natürlich bei der Abfahrt Vorsicht geboten: Erstens ist die einsetzende Finsternis zu beachten und zweitens darf nicht übersehen werden, dass auf der Straße Fahrzeuge entgegen kommen können! Vorausschauendes und bremsbereites Fahren verstehen sich von selbst.
Nach einer weiteren guten halben Stunde habe ich den Ausgangspunkt Umhausen wieder erreicht. Eine unglaublich lohnende Hike & Bike Tour – schade, dass Martin sie nicht erleben konnte 😉
Ich bin gerne in den Bergen unterwegs. Dein Abstieg klang besonders aufregend. Im Dunkeln muss man immer vorsichtig sein und befahren Straßen sind auch nicht optimal. Ich habe jetzt wieder Lust auf eine Mountainbike-Tour bekommen.