Großer Priel – der längste Klettersteig Österreichs

Seilbrücken und Traversen 1. Fotos: POW AT

Der Große Priel ist ein Berg der Superlative: Er ist der höchste Berg im Toten Gebirge und der Priel-Klettersteig ist der längste Österreichs. Auch landschaftlich und atmosphärisch weiß der Große Priel zu überzeugen. Mit dem Prielschutzhaus liegt auch noch ein kulinarisches Highlight auf halber Strecke von Hinterstoder auf den 2.515 Meter hohen Großen Priel. Wer es gemütlicher angehen will, kann die Tour auf zwei Tage aufteilen und eine Nacht am Prielschutzhaus verbringen.

Egal aus welcher Himmelsrichtung man anreist, über kurz oder lang wird man immer am Bahnhof Hinterstoder in den Bus umsteigen müssen. Zumeist wird man bei der Haltestelle Hinterstoder Schiederweiher nochmals in einen anderen Bus umsteigen müssen. Die Tour startet dann bei der Haltestelle Hinterstoder Polsterlucke/Polsterstüberl. Wer sich einmal Umsteigen sparen will, kann schon von der Haltestelle Hinterstoder Schiederweiher losmarschieren. Dasselbe gilt auch für die Rückfahrt.

Aufstieg

Wir gehen am späteren Nachmittag los, eine für uns eher unübliche Startzeit. Der Grund dafür ist leicht erklärt: Wir haben heute keine große Tour mehr vor, nur der Hüttenzustieg steht am Programm. Die Nacht wollen wir am Prielschutzhaus verbringen, den Rest des Anstiegs – und den gesamten Abstieg – heben wir uns für morgen auf.

Aufstieg zum Prielschutzhaus an einem Septembernachmittag. Foto: POW AT
Aufstieg zum Prielschutzhaus an einem Septembernachmittag. Foto: POW AT

Der Wanderweg Nr. 201 startet sehr gemütlich. Erst nach einigen flachen Kilometern auf der Forststraße wird der Weg steiler. Dann machen sich auch erstmal unsere schweren Rucksäcke bemerkbar. Mit der Klettersteig-Ausrüstung (Klettergurt, Klettersteigset und Helm) und dem Zeug für die Hüttenübernachtung haben wir doch einiges mehr mit als bei normalen, eintägigen Wanderungen. Entsprechend froh sind wir, als wir nach rund zwei Stunden die 800 Höhenmeter hinter uns gebracht haben und das Prielschutzhaus erreichen. Nach einem kühlen Getränk auf der Hüttenterrasse beziehen wir unsere Betten im Lager. Rechtzeitig zum Abendessen finden wir uns in der Stube ein. Wie so oft auf Hütten schmeckt alles vorzüglich!

Blick von der Terrasse Richtung Spitzmauer und Kühkar. Foto: POW AT
Blick von der Terrasse Richtung Spitzmauer und Kühkar. Foto: POW AT

Am nächsten Morgen erscheinen wir zum frühest möglichen Zeitpunkt beim Frühstück – schließlich steht uns noch ein langer Tag bevor. Gut gestärkt treffen wir uns daraufhin vor der Hütte und brechen in Richtung Gipfel auf. Bis zum Einstieg in den Priel-Klettersteig gehen wir circa eine halbe Stunde. Für den Klettersteig selbst sollten – je nach Können und Erfahrung – vier bis fünf Stunden Kletterzeit (exklusive Zustieg) eingerechnet werden. Hinzu kommt, dass es hie und da auch mal “stauen” kann – insbesondere an sonnigen Wochenendtagen. Sich genau mit dem Topo vertraut zu machen, gehört jedenfalls zu einer guten Tourenplanung dazu (mehr Infos hier).

Heute wieder mal Inversionswetterlage - fast schon herbstlich, könnte man meinen. Foto: POW AT
Heute wieder mal Inversionswetterlage – fast schon herbstlich, könnte man meinen. Foto: POW AT

Nach einem A-Abschnitt zu Beginn, kommt gleich eine C-Stelle, wo spätestens für blutige Anfänger:innen Halt ist. Die erste Schlüsselstelle wartet beim “Affenschädel” (Schwierigkeit D). Danach kommen noch zwei weitere D-Stellen und viele Abschnitte mit Schwierigkeiten über B. Die große Schwierigkeit dieses Klettersteigs liegt aber in der Länge: Insgesamt verläuft der Klettersteig über 900 Höhenmeter. Ganze 2.130 Meter Stahlseil wurden hier verlegt. Für den Fall der Fälle gibt es im unteren Bereich zwei Notausstiege. Der erste Teil des Klettersteigs zeichnet sich durch viele Traversen aus, im oberen Teil finden sich viele Leitern.

Ein schwieriger Abschnitt gleich zu Beginn. Foto: POW AT
Ein schwieriger Abschnitt gleich zu Beginn. Foto: POW AT
Wir kommen dem Gipfel näher! Foto: POW AT
Wir kommen dem Gipfel näher! Foto: POW AT
Das Prielschutzhaus wird immer kleiner. Im Tal noch der Nebel. Foto: POW AT
Das Prielschutzhaus wird immer kleiner. Im Tal noch der Nebel. Foto: POW AT
Die Aussicht vom Klettersteig aus ist auch nicht gerade schlecht. Foto: POW AT
Die Aussicht vom Klettersteig aus ist auch nicht gerade schlecht. Foto: POW AT

Seilbrücken und Traversen. Fotos: POW AT

Der obere Teil des Klettersteigs mit den vielen Leitern. Foto: POW AT
Der obere Teil des Klettersteigs mit den vielen Leitern. Foto: POW AT
Viel fehlt jetzt nicht mehr! Foto: POW AT
Viel fehlt jetzt nicht mehr! Foto: POW AT

Hat man den Klettersteig erfolgreich bewältigt, kommt man direkt im Gipfelbereich des Großen Priel aus der Wand heraus. Hier machen wir eine ausgiebige Pause und genießen die Jause und den Ausblick.

Am Gipfel ist die Sicht plötzlich weg. An Wochenenden (wie bei uns) ist so viel los, dass man sich den Gipfel und das Gipfelfoto teilen “muss”. Foto: POW AT
Am Gipfel ist die Sicht plötzlich weg. An Wochenenden (wie bei uns) ist so viel los, dass man sich den Gipfel und das Gipfelfoto teilen “muss”. Foto: POW AT

Übrigens, wer für Klettersteige wenig übrig hat, kann den Priel-Klettersteig natürlich auch einfach auslassen und stattdessen über den Normalweg auf den Großen Priel wandern. Beim Normalweg handelt es sich um die nachfolgend beschriebene Abstiegsroute über das Kühkar.

Abstieg

Der Abstieg erfolgt anfangs entlang des Westgrates zur Brotfallscharte. Hier bietet sich theoretisch auch der Abstieg zur Welser Hütte. Die Haltestelle im Tal “Almtalerhaus” wird vom Traunsteintaxi bedient. Für uns stellt sich diese Option heute nicht, denn wir haben einige Inhalte unseres Rucksacks in der Früh am Prielschutzhaus gelassen, um Gewicht zu sparen. Daher steigen wir von der Brotfallscharte über den teilweise versicherten Steig (Schwierigkeit A/B) ins Kühkar ab. Nach den versicherten Passagen wird der Weg auch bald wieder flacher. Das Prielschutzhaus kommt mit jedem Schritt näher. Dort kehren wir noch einmal ein, bevor wir den verbleibenden Teil des Talabstiegs in Angriff nehmen und mit Bus und Bahn wieder zurück in die Heimat fahren.

Abstieg über den Priel-Westgrat zur Brotfallscharte. Foto: POW AT
Abstieg über den Priel-Westgrat zur Brotfallscharte. Foto: POW AT
Den beiden scheint es auch zu taugen hier im Toten Gebirge. Foto: POW AT
Den beiden scheint es auch zu taugen hier im Toten Gebirge. Foto: POW AT

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Klettersteig   2.000 HM   2.000 HM   15 km   GPX Track

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