Kann man über dieses Thema reden, nachdenken und schreiben. Man kann, finde ich. Hat es doch auch etwas mit Umwelt- und Natur- und Wasserschutz zu tun und wer klimafreundlich mit Öffis unterwegs ist, macht sich auch hier so seine Gedanken.
Aus gegebenem Anlass bin ich drauf gekommen, mich einmal umzuhören, was es an der Bedürfnis-Front so Neues gibt. Der gegebene Anlass war meine Wanderung im Nationalpark Donauauen vor einigen Tagen. Im Frühling leuchten dort nicht nur die Schneeglöckchenblüten im Auwald weiß auf, sondern auch jede Menge Papiertaschentücher, die nicht aus Papier sondern aus Zellstoff sind und Jahre brauchen, um zu verrotten. Das ist nicht nur in Coronazeiten unappetitlich. Abgesehen von der übrigen Gefolgschaft.
Die Hainburger haben also, wie so viele andere Tourismus-Gemeinden, das gleiche Problem. Es gibt keine öffentlichen Toiletten im Wandergebiet. Die Gastronomie ist Corona-bedingt geschlossen und der Nutzungsdruck durch die vielen Neu-Naturbegeisterten größer geworden. Und das schon am Beginn der Wandersaison.
Ich persönlich finde es schön, dass so viele Leute raus gehen in die Natur, mit Familie oder alleine, um Neues zu entdecken, denn nur wer sich mit der Natur verbindet, kann sie auch verstehen lernen und schützen.
Je mehr desto besser.
Teil der Lösung sein
Bahn zum Berg gibt es auch deshalb, weil wir Teil der Lösung und nicht des Problems sein möchten und Natur- und Klimaschutz zu unseren Hauptmotivationen gehören. Wir möchten gerne positive Beispiele hervorheben, zeigen was schon alles möglich ist. Du weißt schon, viele kleine Schritte ….
Deshalb habe ich mit Manu gesprochen. Sie ist die neue Patronin im Weichtalhaus. Das steht im Höllental in Niederösterreich, mitten im Wasserschutzgebiet. Ein Teil des Wiener Trinkwassers kommt von dort. Manuela wird nicht müde, ihre geöffnete, blitzsaubere Toilette anzupreisen.
Ich glaube, die Leute wissen einfach nicht, dass sie unsere Toilette auch ohne Konsumation benützen dürfen.
Manu Grabherr-Gappmayer
Das Weichtalhaus hat ein Take Away-Fenster eingerichtet. Ich frage Manu, wie sie es überhaupt mit dem Müll hält, der ja durch die Verpackung der Speisen und Getränke anfällt. Auf ihren täglichen Müllsammel-Runden findet sie jedoch fast nie etwas. Sie lobt ihre Gäste, denn die meisten bringen die Verpackungen, die aus Papier und anderen kompostierbaren Materialien bestehen, wieder zur Hütte zurück. Für die, die selber mitmachen wollen beim Sauberhalten der Natur, bietet sie ein besonderes Service an: Man holt sich ein Stoffsackerl bei ihr ab und kann das darin befindliche Müllsackerl mit „Schätzen“, die man auf der Tour findet, füllen und wieder abgeben. Ein volles Sackerl=ein gratis Getränk.
Erfreuliches: Take Away & Wc
Die Naturfreunde und der Alpenverein haben ab 15. März 2021 folgende Regelung für ihre Hütten bekannt gegeben :
Die Abholung von Speisen und alkoholfreien sowie in handelsüblich verschlossenen Gefäßen abgefüllten alkoholischen Getränken zwischen 06.00 und 19.00 Uhr zulässig. Die Speisen und Getränke dürfen nicht im Umkreis von 50 Metern um die Betriebsstätte konsumiert werden. Schutzhütten mit Take-Away-Betrieb dürfen WC-Anlagen/Toiletten offen halten. In den Anlagen ist verpflichtend ein Mindestabstand von 2 m zu haushaltsfremden Personen einzuhalten und eine FFP2-Maske zu tragen.
Alpenverein Österreich
Ich bin also neugierig, welche Hütten das umsetzen werden.
Dort wo es Essen zum Mitnehmen gibt und man im Umkreis, also mindestens fünfzig Meter entfernt vom Ausgabefenster, jede Menge Leute beim Picknicken antrifft, sollte es auch ein WC geben.
Noch mehr Beispiele für Orte, wo man geöffnete Toilette findet: Am Wiener Kahlenberg bei der Kirche und auf Wiener Friedhöfen (das kann beim Begehen der Stadtwanderwege hilfreich sein), an Bahnhöfen (zuletzt gesehen in Puchberg, oder zum Beispiel in Seebenstein)
Klar ist, jedem von uns passiert es mal auch unterwegs, einem dringenden Bedürfnis nachgehen zu müssen. Das war immer so und wird immer so bleiben. Ich nehme zumindest für die Papierln ein Sackerl mit.
Schreibt gerne eure Erfahrungen und Tipps in die Kommentare. Danke!
Ein „heikles“ Thema.
Die Initiative vom Weichtalhaus ist nachahmenswert.
Ein Gegenbeispiel könnte ich (mit Foto) aus Bayern beisteuern. Der Text:
„Toilettenbenützung ohne Verzehr 1€. Bitte um Verständnis!“
2011 haben wir diese Tafel schon gefunden – und sie stand im Vorjahr nach wie vor im Stiegenabgang zum „Lokus“.
Ich würde mich jedenfalls für das Entrichten des Euros entscheiden …
Wenn ich so freimütig sein darf: In der Vegetationsperiode gibt es oft große, hilfreiche Blätter…
Ein weiterer Vorteil der öffentlichen Anreise: das Örtchen fährt meistens mit 🙂 also muss man sich dann beim „Wanderparkplatz“ nicht erst in die Büsche schlagen.
Es werden auch andere auf das Thema aufmerksam: https://www.br.de/mediathek/video/beschissene-lage-wenn-ausfluegler-die-natur-zum-klo-machen-av:6081dee2ba10fe00074812cd
Wobei ich den Bezug zur öffentlichen Anreise bei diesem Thema schon auch sehe: Jeder Mensch muss nach einer Anfahrt von 1-2 Stunden aufs Klo gehen. Mit dem Auto hinterlässt das halt einmal seine Spuren rund um den Wanderparkplatz und ist im Winter auch noch ungemütlich. Im Zug gehe ich gemütlich vor dem Aussteigen auf ein geheiztes Klo. Und fertig.
Es ist ja auch kein kleines Thema – aber manche Gemeinde sind da vorbildhaft. In Schwarzau im Gebirge gibt es zB bei der Kirche genau beim Wanderstart eine blitzsaubere öffentliche Toilette.