“Zeit ist das neue Gold”, heißt es ja mittlerweile in unsere stressgetriebenen Gesellschaft oft. Viel Zeit braucht man definitiv auch, wenn man mit den Öffis ins Obernbergtal gelangen möchte, insbesondere sonntags, wie es bei uns der Fall war. An Sonntagen fahren nämlich nur äußerst selten Busse ins Obernbergtal und wieder hinaus. Doch im Normalfall entschädigt das Tourenerlebnis für die aufwendige Anreise. Außerdem ist man mit dem Auto auch nicht viel schneller unterwegs, da einerseits die Straße nicht so eine hohe Geschwindigkeit hergibt, und andererseits bei einigen Touren in diesem Gebiet keine offiziellen Parkplätze verfügbar sind.
Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Reutte zu dieser Tour für dich finden.
Die gute Tourenplanung fängt hier schon bei der Wahl der geeigneten Öffi-Verbindung an. Bis Steinach am Brenner geht es von Innsbruck kommend bequem per S-Bahn, die stündlich von Innsbruck abfährt. Der Bus ins Obernbergtal steht bei Ankunft am Bahnhof Steinach schon parat. Übers rechtzeitige Aussteigen brauchen wir uns keine Gedanken machen, unser Ziel ist die Endstation “Gasthaus Waldesruh”.
Aufstieg
Unsere auserkorene Tour führt uns auf den Muttenkopf (2.638 Meter), nördlicher Nachbar des imposanten Aufbaus der drei Tribulaune. Die aktuell vorherrschenden Verhältnisse (schon lange kein Schneefall mehr, Harschdeckel, Schneearmut in niedrigen Lagen) haben uns diese sonnseitige Tour auswählen lassen. Anfangs geht es gemütlich über die Forststraße hinauf, bei guter Schneelage können ein paar Kehren abgekürzt werden.
Spätestens bei der Kastnerbergalm (leider unbewirtschaftet) kann die Straße aber “links liegen” gelassen werden und der Aufstieg auf die breiten Hänge verlagert werden. Ein paar Mal quert man nun noch die Forststraße, bald schon ist man aber in schönstem Skitourengebiet unterwegs. Von Schritt zu Schritt werden auch die Ausblicke immer besser: Die Tribulaune sind quasi immer im Bild, auch der Olperer und die Marmolada kommen irgendwann zum Vorschein.
Während des Aufstiegs treffen wir immer wieder auch auf sogenannte “Schaumrollen”, die von den warmen Temperaturen zeugen und Vorboten eines Nassschneeproblems sind, das typischerweise erst im Frühjahr auftritt.
Ab und an frischt der Wind ein bisschen auf, richtig ungemütlich wird es windbedingt erst auf den letzten 300 Höhenmetern. Über die abgeblasenen Gipfelhänge nähern wir uns dem Muttenkopf an. Der Kampf mit dem Wind erschwert das Vorankommen ein wenig, doch schon bald können wir das Gipfelkreuz erkennen, was unsere Motivation nochmals anhebt.
Das Kreuz markiert den Mittelpunkt des Gipfelplateaus, von dem aus wir abermals den Rundumblick in die Nord- und Südtiroler Bergwelt genießen. Vom Gipfel aus sehen wir nun auch ins Gschnitztal, das nördliche Nachbartal, in dem auch großes Öffi-Tourenpotenzial schlummert.
Tipp: Ein Stück nach der Kastnerbergalm zweigt rechts der Weg zur etwas niedrigeren Rötenspitze ab. Diese Route bietet ebenfalls schönes Gelände, wenn auch etwas steiler und deshalb, vor allem bei wenig Schnee, felsdurchsetzter.
Abfahrt
Die Abfahrt erfolgt bei dieser Tour großteils entlang der Aufstiegsspur, wobei sich immer wieder Varianten anbieten. So auch ganz oben: Vom Gipfel weg starten wir gen Osten und finden dort einen kompakten Hang vor, auf dem wir kaum – nicht wie sonst auf dieser Tour – mit Felsen rechnen müssen. Wir kommen wieder auf der Scharte an, wo es ein Stück darunter beinahe windstill ist. Hier holen wir noch gemütlich die Gipfelrast nach, bevor wir den Rest der Abfahrt in Angriff nehmen.
Bei der Abfahrt sind wir auf der Suche nach möglichst Bruchharsch-freien Schwüngen, und wir finden tatsächlich einige! Bei guten Bedingungen (Neuschnee oder Firn) muss diese Abfahrt noch lohnender sein, schlussfolgern wir. Angesichts der fordernden Bedingungen sind wir ganz froh, als wir wieder die Forststraße erreichen und genießen die flotte Abfahrt über die letzten paar hundert Höhenmeter, bevor wir wieder beim Gasthaus Waldesruh ankommen.
Heimreise
Apropos Gasthaus, hier wollten wir einkehren und uns so die Wartezeit auf den Bus vertreiben. Leider hatte es an diesem Tag geschlossen. Sonst soll es jedoch einen Besuch wert sein, haben wir uns sagen lassen. Irgendwann fährt auch in Obernberg wieder ein Bus talauswärts. Wir warten also auf den nächsten und steigen dann in Steinach wieder in die S-Bahn Richtung Innsbruck um.