Durch die wildromantische Weichtalklamm

Vom Weichtalhaus über die Weichtalklamm, Kienthalerhütte, Fleischer-Gedenkstein und Fadenweg nach Losenheim: kurzweilige, ungefährliche Kraxelei und schöne Waldwege.

Ich poste meine Tour-Fotos in meiner Facebook Timeline immer gleich nach der Tour und noch bevor ich einen Bericht drüber schreibe. Da bin ich immer voller Glückshormone und muss das sofort in die Welt hinaus posaunen.

Bei einem der letzten Postings über die Wanderung auf der Hohen Wand kommentiert eine Freundin: „Wow so cool??, ich will auch?????!“

Mit Krisztina bin ich 2019 den Little Mammut Wien gegangen, ich hab nach 48 Kilometern aufgegeben, sie hat die ganzen 55 geschafft. In den Bergen war sie allerdings recht selten unterwegs. Deshalb suche ich für uns eine sehr erlebnisreiche Tour, die für Bergwanderanfänger dennoch fordernd ist, aus.

Durch die Weichtalklamm

Die Wanderung beginnt direkt beim Weichtalhaus (570m) . Wer Lust hat, gönnt sich noch ein Getränk auf der Terrasse des wunderschönen Weichtalhauses . Das gehört einfach dazu. Immerhin wird den Wanderern eine öffentlich zugängliche, sehr gepflegte Toilette zur Verfügung gestellt.

Weichtalhaus. Foto Veronika Schöll
Weichtalhaus. Foto Veronika Schöll

Gleich nach der Hütte beginnt der Steig durch die Klamm. Und bald rücken die Kalksteinwände näher, sogar sehr nah. Oft sieht man nur ein kleines Stück Himmel. Im Talgrund rinnt ein wenig Wasser und es tropft von den Wänden.

Einen Freund hat vor einigen Tagen ein Wolkenbruch in der Weichtalklamm erwischt: „Da rauscht dann schon ordentlich Wasser ins Tal!“

Wir wandeln immer leicht ansteigend durch kathedralenartige Felsaufbauten. Ein paar mit Ketten, Klampfen und Leitern versicherte, aber ungefährliche Kletterstellen, die unsere koordinativen Fähigkeiten fordern, sind zu überwinden. Krisztina meistert sie ausgezeichnet. Bald hat sie heraus, wie das am besten funktioniert.

Zwischen den felsigen Teilen gibt es immer wieder Waldstücke, wo man ein bisschen verschnaufen kann.

Wir sind beide total begeistert von dieser wildromantischen Schönheit, die man einfach mit allen Sinnen aufnehmen muss. Die feuchtkühle Luft auf der Haut spüren und einatmen. Das leuchtende Grün des Mooses, das Braun des Laubs und das Grau der Felsen, der Duft der Blumen, Vogelgezwitscher…Ich berühre die nassen, ausgewaschenen Felswände immer wieder mit den Händen.

So schnell und abwechslungsreich habe ich 800 Höhenmeter noch nie hinter mich gebracht.

Kienthalerhütte

Vom Ausstieg aus der Weichtalklamm ist es noch eine halbe Stunde bis zur Kienthaler Hütte. Heute ist sie noch nicht geöffnet. Wir freuen uns trotzdem auf eine Pause und hoffen auf die prognostizierte Sonne.

Aber statt dessen geht ein heftiger Graupelschauer über uns nieder und es kühlt empfindlich ab. Die nassen Holzbänke vor der kleinen Hütte sind trotzdem besetzt. Wir essen schnell was und brechen wieder auf. Ironischerweise reißt es kurz nachdem wir die Hütte verlassen, wieder auf.

Die Hütte wird an Wochenenden einfach bewirtschaftet, es gibt immer eine gute Suppe, Getränke und Naschereien. Die mitgebrachte Jause darf verzehrt werden.

Nach Losenheim

Bei der Hütte gibt es einige Wegweiser. Einer davon zeigt uns an, wie wir nach Losenheim kommen. Wir müssen noch 200 Höhenmeter hinauf, dann sind die 1.000 voll. Den höchsten Punkt haben wir bei der Heinrich Krempl Hütte erreicht, dann gehts nur mehr sanft bergab. Wir kommen zu einer Stelle, an der ich das letzte Mal mit Martin Gämsen beobachten konnte. Ich hoffe sehr, dass wir diesmal auch welche zu Gesicht bekommen, das würde zu dieser schönen Wanderung noch einen Höhepunkt addieren.

Am höchsten Punkt unserer Wanderung. Foto Veronika Schöll
Am höchsten Punkt unserer Wanderung. Foto Veronika Schöll

Wir sind bewusst leise und langsam unterwegs.

Und wirklich: Auf der Lichtung steht ein ganzes Rudel Gämsen. Ein paar verschwinden gleich und ein paar warten, bis wir relativ nahe herankommen und springen erst dann davon. Ich freue mich, dass für Krisztina, die die Savannen Kenias über alles liebt, auch hier am Schneeberg Safari Feeling aufkommt.

Für ein Foto sind die Gämsen leider zu weit weg.

Wir kommen beim Fleischer Gedenkstein vorbei und wandern durch einen schönen Zauberwald bis zu einer Forststraße. Hier biegen wir rechts ab und bleiben auf der Schotterstraße bis der Fadenweg auch wieder nach rechts in den Wald führt.

Der Fadenweg bringt und zu den Almwiesen rund um die Edelweißhütte – mit herrlichem Blick ins Pucherger Becken. Statt dem Sessellieft geht´s zu Fuß hinunter zur Busstation.

Blick nach Puchberg. Foto Krisztina Grünzeis
Blick nach Puchberg. Foto Krisztina Grünzeis

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5:00 Std Wandern   1.000 HM   720 HM   13 km   GPX Track

Fazit

Das war eine sehr gelungene Wanderung. Wir sind begeistert von der Vielfalt der Natur, die Weichtalklamm ist sensationell schön! Ein Überlegung wert: mit Helm zu gehen, denn Steinschlag ist nicht ganz ausgeschlossen. Was aber auf jeden Fall wichtig ist: Gute, rutschfeste Schuhe.

6 Kommentare

    1. Freut mich voll, dass ihr einen schönen Tag hattet, sieht man auf den Bildern 🙂 Liebe Grüße, Veronika

  1. Danke für die tolle Beschreibung, bin die Tour gestern nachgegangen und es war super! Im Abstieg lag noch relativ Schnee, war etwas anstrengend aber auch reizvoll. 🙂 Ich komme definitiv wieder!

    1. Danke lieber Arthur-freut mich, dass es dir auch gefallen hat… vom Schnee werden wir heuer noch länger was haben 🙂

  2. Lieber Tristan! Boah! Das ist aber wirklich mehr als blöd gelaufen! Das tut mir voll leid für euch 🙁
    Das ist mehr als verbesserungswürdig!
    Aber es freut mich, dass die Tour schön war und euch allen gefallen hat! Lieben Gruß, Veronika

  3. liebe Veronika,
    danke nochmals für den Tipp zu dieser spannenden, wildromatischen Wanderung. Die Tour war für uns (inkl. 9-Jährigem) ein großer Spaß und Erfolg.
    Die Klamm spricht sowieso für sich, das war einfach toll und bei Hitze perfekt zu machen, immer schön schattig und kühl darin.
    Auch der Abstieg über saftige Almmatten war wunderbar.
    Einzige Kritik, die aber deutlich gilt der Zusammenarbeit zwischen Bahn und Bus in Payerbach. Hat einfach nicht, nämlich gar nicht, funktioniert.
    Bei der Hinfahrt war die ÖBB eine Viertelstunde vespätet, daher Bus weg (der wollte nicht mehr warten, ist abgeblich nur 2 Min. vorher abgefahren), nächster Bus in 4(!) Stunden, daher 30€ für ein (allerdings sehr freundliches) Taxi.
    In der Gegenrichtung passierte dann die Geschichte andersrum. Bus 10Min verspätet, ÖBB wartet nicht, nächster Zug diesmal nur 30 Minuten später, aber auch ärgerlich.
    Telefon beim Busbetreiber: „da können wir halt nix machen“
    ÖBB Auskunft im Zug: „wir haben keine Nummer von den Bussen, daher können wir dort nicht anrufen“

    Das war ziemlich ärgerlich. Obwohl beide Unternehmen im Verkehrsverbund fahren, gibt es da keinerlei Koordination oder Information untereinander.

    Die Tour war, nichtsdestotrotz, wunderschön und bereichernd, also danke für den guten Tipp!
    Beste Grüße,
    Tristan

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