Skitouren im Karwendel machen vor allem in Kombination mit einer Mountainbike-Zufahrt über die langen Täler Sinn. Ideal also für Frühjahrsskitouren! Bei der Birkkarspitze radelt man angenehm flach ins Tal hinein, bis der Schnee beginnt. Dann wechselt man das Sportgerät und steigt mit Ski durch das imposante Schlauchkar auf. Bei gutem Timing kann man hier eine traumhafte Firnabfahrt haben. Früh starten ist hier wegen der Länge der Tour ohnehin notwendig.
Verbindungen mit Bahn und Bus von Salzburg
Wir empfehlen von Salzburg diese Verbindungen für die Hin- und Rückfahrten zur Tour:Der Ausgangspunkt zu dieser Tour ist gut zu erreichen, indem man mit der S-Bahn bis Scharnitz fährt. Die Züge verkehren hier sehr regelmäßig. Wir starten mit dem frühestmöglichen Zug – bei einer Frühjahrsskitour immer wichtig! Das MTB fährt im Zug schon mit uns mit (Bike-Tickets lösen nicht vergessen!), somit sind wir gleich nach dem Aussteigen startklar.
Aufstieg (Bike)
Die Täler im Karwendelmassiv sind lang, sehr lang. Dafür großteils angenehm flach, was sie für MTB-Touren auszeichnet. Die Forststraßen sind Anfang Mai, als wir die Tour gehen, schon längst aper, die MTB-Saison hat für andere schon begonnen, ehe für uns die Skitourensaison vorbei ist. Noch können wir uns von unseren “Bretteln” nicht trennen, sie weit hinauf am Rucksack befestigt zu tragen, überzeugt uns jedoch nur in Ausnahmefällen. Stattdessen wollen wir den schneefreien Teil mit dem MTB überwinden.
Vom Bahnhof Scharnitz folgen wir der guten Beschilderung Richtung “Karwendeltäler”. Vorbei am Naturparkhaus geht es weiter Richtung Karwendel- und Gleirschtal, dem Ursprung der Isar. Bei einem Parkplatz biegen wir links bergwärts ab Richtung Karwendeltal bzw. Karwendelhaus. Morgens ist es noch recht frisch und wir freuen uns ehrlich gesagt auf das erste anstrengende Stück bergauf, damit es warm wird. Schon bald ist es tatsächlich so warm, dass wir eine Kleidungsschicht ausziehen. Nach einem kurzen – und frostigen – Stück bergab, wird es jedoch schon bald flacher und wir entkommen dem Schatten. Die Morgensonne beim “Reinradeln” ins Tal lässt sich gutgenießen.
Unser Plan ist, so weit mit dem MTB zu fahren, wie es die Schneelage zulässt. Anfang Mai 2023 ist die Schneelage nur noch in den hohen Lagen vielversprechend, in den mittleren Lagen schon eher bescheiden. So kommen wir recht weit mit dem MTB. Ein paar Kehren unter dem von Weitem sichtbaren Karwendelhaus stellen wir unsere Räder bei einem Brunnen ab. Denn ab hier ist genug Schnee, dass wir mit Ski weitergehen können.
Aufstieg (Ski)
Mit Ski gilt es zunächst, den ersten steilen und felsdurchsetzten Aufschwung ins Schlauchkar zu überwinden. Im Schlauchkargraben – so nennt sich das unwegsame Gelände – versuchen wir bei geringer Schneemächtigkeit, vielen aperen Passagen und steilen Felsen, eine gute Spur zu legen. Zwischendurch müssen wir die Ski immer wieder kurz abschnallen und ein Stück tragen.
Ab dem Schlauchkar wird der Aufstieg deutlich angenehmer. Das Kar hat eine angenehme Steigung, es erinnert uns deswegen und wegen seiner Gleichmäßigkeit an Gletschertouren. Schon beim Raufgehen erweckt das Kar unsere Vorfreude auf die bevorstehende (Firn-) Abfahrt dort. Aktuell ist die Schneeoberfläche noch hart, aber dennoch weich genug, dass wir ohne Harscheisen gut gehen können.
Später – für den steilen, nordexponierten Hang zum Schluss – legen wir die Harscheisen dann doch noch an, um besseren Halt zu haben. So geht es in unzähligen Spitzkehren gut hinauf bis zur Scharte. Der Schlauchkarsattel trennt den Schlauchkar vom südexponierten Westlichen Birkkar.
Vom Sattel queren wir ein Stück nach Osten bis zur Birkkarhütte, einem Notbiwak. Hier machen wir unser Skidepot und gehen die letzten 100 Höhenmeter per pedes zum Gipfel. Je nach Verhältnissen sind hier evtl. Steigeisen von Vorteil. Wir erwischen gute Verhältnisse und kommen – zwar in weichem Stapfschnee – fast ohne Felskontakt gut zum Gipfel. Solche Verhältnisse dürften wohl eher die Ausnahme sein. In anderen Tourenführern haben wir den Gipfelaufbau – bei ähnlicher Schneelage im Schlauchkar – gänzlich schneefrei gesehen. In diesem Fall leisten die angebrachten Fixseile wohl einen guten Dienst.
Auch wenn die Aussicht vom mit 2749m höchsten Gipfel des Karwendels wunderschön ist, halten wir die Gipfelrast kurz, um auch bei der Abfahrt noch gute Schneeverhältnisse vorzufinden. Also begeben wir uns rasch zurück zum Skidepot und adjustieren uns für die Abfahrt.
Gipfelausblick. Fotos: Anna, POW AT
Abfahrt (Ski)
Wir nehmen gleich die direkte Einfahrt vom Biwak ins Schlauchkar. Der erste steile Hang ist wahrlich kein Abfahrtsgenuss, aber mit ein bisschen Gespür für die Hangausrichtungen finden wir im unteren Teil schon den ersten Firn des Tages.
Ab jetzt sollte der Schnee immer besser werden. Erfreulicherweise bewahrheitet sich unsere Einschätzung und so finden wir im unteren Teil des Schlauchkars beste Firnverhältnisse vor. Die Abfahrt in diesem Bereich ist einfach nur zum Genießen.
“Butterfirn” bei der Abfahrt im Schlauchkar. Fotos: Niklas, POW AT
Der ungemütliche Teil durch den Schlauchkargraben bleibt uns auch im Abstieg nicht erspart. Erneut suchen wir nach bestem Wissen einen – möglichst fahrbaren – Weg talwärts, doch auch jetzt müssen wir die Ski für kurze Passagen immer wieder abschnallen. Die Sehnsucht nach dem MTB wächst bereits! Wir fragen uns, wie schneereich der Winter sein muss, damit die Abfahrt auch im Schlauchkargraben ein Genuss oder zumindest praktikabel ist …
Abfahrt (Bike)
Irgendwann lassen wir auch den Schlauchkargraben hinter uns und erreichen unsere Räder. Dort erfrischen wir uns zuallererst einmal am Brunnen, füllen unsere Flaschen neu auf und tauschen die (zu) warme Skitourenkluft gegen ein luftiges Bike-Outfit, bevor wir unser Ski-Equipment wieder auf unseren Rädern montieren. Danach rollen wir gemütlich talauswärts zurück nach Scharnitz. Unterwegs bleiben wir von Zeit zu Zeit stehen und werfen nochmals einen Blick zurück auf unsere Route oder halten ein paar Schnappschüsse zur Abrundung dieses Tourenberichts fest.
Von der Zugverbindung her erwischen wir es gerade so, dass sich noch ein kurzer Stopp beim Bäcker in Scharnitz ausgeht, wo wir uns mit Kaffee und Gebäck stärken, bevor uns der Zug wieder nach Hause bringt.