Bike and Ski Breitgrieskarscharte via Neunerkar

Wir ziehen unsere Spuren im Schnee des Neunerkars. Foto: Anna, POW AT

Wenn der Frühling Einzug hält, ist die Zeit reif für Bike&Ski-Touren im Karwendel. Von Scharnitz rollt man mit dem MTB ohne größere Anstrengung ins Karwendeltal hinein. Nach circa einer Stunde Fahrzeit geht es mit Skiern weiter, vorerst – je nach Schneelage – allerdings nur am Rucksack montiert. Nach einer weiteren halben Stunde Fußmarsch können dann wirklich die Skier angeschnallt werden. Landschaftlich und skifahrerisch lässt das Neunerkar keine Wünsche unerfüllt.

Von Innsbruck bzw. auch von München oder Garmisch gibt es stündlich Verbindungen nach Scharnitz. Wir nehmen die frühestmögliche ab Innsbruck. Retour gibt es auch ca. stündlich Zugverbindungen. Man kann hier also ruhigen Gewissens Touren gehen, irgendein Zug wird immer passen.

Aufstieg

Als wir in Scharnitz aus dem Zug aussteigen, ist es noch halbwegs frisch. Wir lassen Jacke, Handschuhe und Stirnband also vorerst noch an. Zwar wird uns schon bald nach dem ersten Anstieg warm, doch weil wir schon ein paar Mal im Karwendeltal unterwegs waren, wissen wir, dass bald ein kurzes Abwärtsstück auf uns wartet. Erst danach entledigen wir uns der äußersten Kleidungsschichten.

Mit Ski am Bike radelt es sich bequem ins Karwendeltal hinein. Foto: Thomas, POW AT
Mit Ski am Bike radelt es sich bequem ins Karwendeltal hinein. Foto: Thomas, POW AT

Harte Anstiege gibt es ins Karwendeltal nie, aber mit dem Zusatzgewicht von Ski  und Skischuhen kommt uns alles etwas anstrengender vor als normal. Ski und -schuhe haben wir am Bike befestigt, das macht die Sache etwas angenehmer. Ansonsten hätten wir das alles auch noch als Zusatzgewicht am Rucksack drauf.

Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit bei etwa 300 Höhenmetern – ca. im Bereich einer Wildtierfütterung – zweigen wir rechter Hand in einen Karrenweg ab, der hinunter zum Karwendelbach führt. In der letzten Kurve vor dem Bach stellen wir unsere Mountainbikes ab. Wir schlüpfen in die Skischuhe und befestigen unsere Ski am Rucksack. Ab hier geht es zu Fuß weiter – zumindest bis wir Schnee in ausreichendem Maße vorfinden, um mit Ski weitergehen zu können.

Das Set-up für den Skitransport am MTB. Foto: Anna, POW AT
Das Set-up für den Skitransport am MTB. Foto: Anna, POW AT

Bis dahin muss aber erst einmal der Karwendelbach überwunden werden. Dieses Unterfangen ist letzten Endes doch viel leichter als erwartet. Nach der erfolgreichen Durchquerung geht es über einen wunderschönen, gemütlichen Wanderweg (Achtung, nicht markiert) hinauf Richtung Neunerkar. Auf circa 1.500 Metern Seehöhe ist die Schneelage dann gut genug, um die Ski anzuschnallen. Als wir fertig adjustiert zum Weggehen sind, kommt ein weiterer Skitourengeher. Wir hatten ihn schon vom Wanderweg beobachtet, als er mit seinem Bike beim Raddepot angekommen ist. “Wenigstens nicht der einzige Bekloppte”, sagt er, als er auf uns zukommt. Damit meint er wohl, dass man schon ein bisschen ein Freak sein muss, um sich diese “Tortur” aus Bike & Hike anzutun. Das Karwendel-Panorama entschädigt aber definitiv für alle möglichen Extrastrapazen, sind wir uns sicher.

Durch - oder über? - den Karwendelbach Foto: Thomas, POW AT
Durch – oder über? – den Karwendelbach Foto: Thomas, POW AT
Schon vom Wanderweg aus ist das Panorma beeindruckend. Da muss man einfach für ein Foto stehenbleiben. Foto: Thomas, POW AT
Schon vom Wanderweg aus ist das Panorma beeindruckend. Da muss man einfach für ein Foto stehenbleiben. Foto: Thomas, POW AT
Hier unten am Karwendelbach haben wir unsere Räder abgestellt. Foto: Anna, POW AT
Hier unten am Karwendelbach haben wir unsere Räder abgestellt. Foto: Anna, POW AT
Auf den Schneeresten durch den Wald. Der Föhnsturm an den Vortagen hat ordentlich seine Spuren hinterlassen. Foto: Thomas, POW AT
Auf den Schneeresten durch den Wald. Der Föhnsturm an den Vortagen hat ordentlich seine Spuren hinterlassen. Foto: Thomas, POW AT

Anfangs geht es durch den Wald, doch dieser lichtet sich bereits nach wenigen Minuten und geht in Latschengelände über. Nach einer kurzen Querung kommt auch schon die Schlüsselstelle dieser Tour: Es gilt einen stellenweise um die 40° steilen, NO-exponierten Hang zu überwinden. Aufgrund seiner Expositon wird der Hang schon ganz in der Früh besonnt, entsprechend weich kann der Schnee schon sein. Bei uns ist der Schnee jedenfalls schon sehr feucht und weich, daher sind wir froh, als wir diese Stelle hinter uns gebracht und das Neunerkar erreicht haben. Hier machen wir nach rund 1.000 Höhenmetern eine kurze Müsliriegelpause.

Der Beginn …
Der Beginn …
… und das Ende des Steilstücks. Fotos: Thomas, POW AT
… und das Ende des Steilstücks. Fotos: Thomas, POW AT
Eine letzte Spitzkehre vor dem Neunerkar. Foto: Anna, POW AT
Eine letzte Spitzkehre vor dem Neunerkar. Foto: Anna, POW AT
Endlich im Neunerkar - (Karwendel-) Herz, was willst du mehr? Foto: Anna, POW AT
Endlich im Neunerkar – (Karwendel-) Herz, was willst du mehr? Foto: Anna, POW AT

Die letzten gut 450 Höhenmeter im Neunerkar bis zur Breitgrieskarscharte sind ob der eindrucksvollen Landschaft einfach Genuss pur. Bilder sagen in diesem Fall definitiv mehr als Worte!

Anfangs ist es noch recht flach im Neunerkar. Foto: Anna, POW AT
Anfangs ist es noch recht flach im Neunerkar. Foto: Anna, POW AT
Später wird es allmählich steiler und auch windiger. Foto: Anna, POW AT
Später wird es allmählich steiler und auch windiger. Foto: Anna, POW AT
Hier ist die Breitgrieskarscharte schon in Sichtweite. Foto: Anna, POW AT
Hier ist die Breitgrieskarscharte schon in Sichtweite. Foto: Anna, POW AT
An den imposanten Felswänden der Breitgrieskarspitze vorbei. Foto: Anna, POW AT
An den imposanten Felswänden der Breitgrieskarspitze vorbei. Foto: Anna, POW AT

Für heute reicht es uns, auch die Schneesituation ist etwas heikel, sodass wir lieber zeitig im Tal sein wollen, statt die Tour noch um weitere Ziele zu erweitern. Da würden sich etwa die beiden Seekarspitzen (Kleine und Große) anbieten. Aber man soll sich ja bekanntlich noch was fürs nächste Mal aufheben. Zeit, um den Anblick der Karwendelgipfel und -kare zu genießen, nehmen wir uns im Rahmen einer Jausenpause trotzdem, bevor wir die Abfahrt antreten.

Blick auf Kleine und Große Seekarspitze, davor das Breitgrieskar. Foto: Anna, POW AT
Blick auf Kleine und Große Seekarspitze, davor das Breitgrieskar. Foto: Anna, POW AT
Der Blick hinunter ins Breitgrieskar eröffnet gewaltige Aussichten. Foto: Anna, POW AT
Der Blick hinunter ins Breitgrieskar eröffnet gewaltige Aussichten. Foto: Anna, POW AT
Die massive Wechte verstärkt die Imposanz der Breitgrieskarspitze. Foto: Anna, POW AT
Die massive Wechte verstärkt die Imposanz der Breitgrieskarspitze. Foto: Anna, POW AT

Abfahrt

Die Abfahrt im Neunerkar ist eher landschaftlich ein Genuss als schneetechnisch. Oben, gleich nach der Einfahrt ist der Schnee noch ganz brauchbar, nach unten hin wird er immer feuchter und entsprechend verringert sich der Abfahrtsgenuss Tiefenmeter für Tiefenmeter.

Zu Beginn gleich ein paar schöne Schwünge. Foto: Anna, POW AT
Zu Beginn gleich ein paar schöne Schwünge. Foto: Anna, POW AT
Wir ziehen unsere Spuren im Schnee des Neunerkars. Foto: Anna, POW AT
Wir ziehen unsere Spuren im Schnee des Neunerkars. Foto: Anna, POW AT
Stellenweise ist das Neunerkar breiter als jede erdenkliche Skipiste, sodass wir von den Kurzschwüngen auf lange Radien wechseln, was sich bei diesem Schnee auch als die kraftsparendere Variante erweist. Foto: Anna, POW AT
Stellenweise ist das Neunerkar breiter als jede erdenkliche Skipiste, sodass wir von den Kurzschwüngen auf lange Radien wechseln, was sich bei diesem Schnee auch als die kraftsparendere Variante erweist. Foto: Anna, POW AT
Noch ein letzter Blick zurück ins Neunerkar. Foto: Anna, POW AT
Noch ein letzter Blick zurück ins Neunerkar. Foto: Anna, POW AT

Nach dem Neunerkar bleibt noch der heikle Steilhang. Die Schwäche des Hangs, nämlich dass er schon früh am Tag weich werden kann, ist gewissermaßen auch seine Stärke: Denn wenn die Sonner einmal aus diesem Hang verschwunden ist, tut sich auch nicht mehr allzu viel. Dementsprechend ist dieser Hang nicht viel weicher als im Aufstieg. Sicherheitshalber fahren wir trotzdem einzeln ab.

Danach kämpfen wir uns noch eine Weile im nassen Schnee durch den Wald, bevor wir die Ski ab- und auf den Rucksack schnallen. Ab jetzt geht es zu Fuß den Wanderweg hinunter zum Karwendelbach, den wir ein zweites Mal an diesem Tag queren müssen.

Zum zweiten und vorerst letzten Mal geht es durch den Karwendelbach. Foto: Thomas, POW AT
Zum zweiten und vorerst letzten Mal geht es durch den Karwendelbach. Foto: Thomas, POW AT
Danach ist erst mal eine Abkühlung fällig! Foto: Anna, POW AT
Danach ist erst mal eine Abkühlung fällig! Foto: Anna, POW AT

Jetzt heißt’s raus aus Skischuhen und Wintermontur, rein ins sommerliche Bike-Outfit. An einem Tag mit prognostizierten knapp 30°C ist es definitv empfehlenswert, ein solches Back-up dabeizuhaben. Auch im Fahrtwind talauswärts ist uns damit nicht kalt geworden. Als krönenden Abschluss dieser schönen Bike&Ski-Tour kehren wir noch im “Café in der Länd” in Scharnitz ein. Von der Sonne haben wir für heute schon genug und freuen uns daher über den ergatterten Schattenplatz – und über den guten Kuchen!

Talauswärts radelt es sich mit Unterstützung des Gefälles natürlich noch entspannter; Am Schluss die verdiente Belohnung für eine lange Bike&Ski-Tour. Der Fuhrpark im Hintergrund irritiert zugegebenermaßen etwas. Fotos: Anna, POW AT

Tipp

Wer gerne noch längere und anspruchsvollere Touren macht, dem sei die Tour auf die Birkkarspitze empfohlen, die auch gut als Bike&Ski-Tour von Scharnitz aus funktioniert.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   7:00 Std Skitour   1.500 HM   1.500 HM   32 km   GPX Track

Ein Kommentar

  1. Liebe Anna,
    wieder ein schöner, gut geschriebener Beitrag der zeigt, was mit Enthusiasmus alles möglich ist;

    LG!!
    Karl

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert