Saisonauftakt Voisthalerhütte

Morgenrot bei der Voisthalerhütte

Didi und ich gehen die letzten Jahre zu Saisonauftakt am 1. Mai immer auf die Voisthalerhütte. Das machen wir auch dieses Jahr wieder – speziell, weil es das letzte Jahr ist, in dem es die Voisthalerhütte in dieser Form und mit Thomas als Pächter noch geben wird. Siehe auch Protokoll Alpenverein Voisthaler und Austria.

Und weil es damit für Didi und mich eine spezielle Wanderung ist, wollen wir auch eine spezielle Route gehen. Das bedeutet, wir nehmen eine, die wir noch nie gegangen sind. Es gibt noch Wege im östlichen Hochschwab, die wir noch nicht gegangen sind.

Die Route für den ersten Tag ist daher schnell gefunden, weil wir schon lange einmal über die Aflenzer Bürgeralm gehen wollten. Der erste Tag führt uns daher von Aflenz über die zugehörige Alm, die Mitteralm, den Fölzsattel und den Ochsensteig zur Voisthalerhütte. Dort übernachten wir.

Am zweiten Tag planen wir über den Jägermayersteig aufzusteigen und über die Aflenzer Starizen nach Seewiesen zu gehen. Beim letzten Mal war es da oben so neblig, dass wir nichts von der schönen Aussicht mitbekommen haben. Das wollen wir jetzt nachholen.

Startpunkt: Gasthaus Pierer
Startpunkt: Gasthaus Pierer

Aflenzer Bürgeralm

Als wir vormittags losgehen, geht weiter unten ein Windstoß durch die Nadelbäume und treibt eine Wolke aus Blütenstaub vor sich her. Das wird uns die nächsten zwei Tage begleiten: Überall Pollen. In der Luft, am Boden, auf unserem Gewand. Auf unseren Schuhen wird am Ende der zwei Tage ein dicker, gelber Belag kleben.

Pollen der Nadelhölzer werden vom Wind wie Nebelschwaden verteilt
Pollen der Nadelhölzer werden vom Wind wie Nebelschwaden verteilt

Der Aufstieg ist moderat steil, wird immer wieder von Forststraßen geschnitten und trifft schließlich auf die Sessellifttrasse. Dort ist auch eine präparierte Mountainbike-Downhilltrasse. Mountainbiker scheinen hier willkommen zu sein.

Kurz bevor wir auf die verhüttelte Almfläche kommen, wird der Weg für kurze Zeit steil und schlängelt sich wildromantisch zwischen Felsen und toten, spechtdurchlöcherten Bäumen hindurch.

Blick zurück auf die Aflenzer Bürgeralm
Blick zurück auf die Aflenzer Bürgeralm

Von der ersten Almfläche steigen wir über die Schönleiten zum Schönleitenhaus auf. Dort oben ist der Wind recht stark, sodass wir nicht lange bleiben und komplett vergessen, die Windgrube (1.809m) in der Peakhunter App zu markieren. Na, super – jetzt müssen wir da noch einmal hinaufgehen!

Beim Schönleitenhaus gehen wir um 13:00 vorbei – haben also mit Pausen 3h vom Gasthaus Pierer bis herauf gebraucht.

Der Weg über die Mitteralm ist weitgehend flach, nur kurze Strecken verlaufen unterhalb des Kamms.
Der Weg über die Mitteralm ist weitgehend flach, nur kurze Strecken verlaufen unterhalb des Kamms.

Schließlich kommen wir zu der Abzweigung über die wir im September 2015 von Seewiesen heraufgekommen sind – siehe auch „Über’s Kampl auf die Voisthalerhütte„. Ab hier kennen wir den Weg also schon.

Blick zurück auf den Endriegel. Foto: Didi T.
Blick zurück auf den Endriegel. Foto: Didi T.

Der Anstieg zur Mitteralm hinauf ist recht windig, aber aussichtsreich. Oben erwartet uns die alte Unterstandshütte, mit einer Türöffnung ohne Tür – aber mit Blitzableiter. Dort setzen wir uns hin und jausnen einmal ordentlich. Zwei Gämsen schauen uns vom Hang gegenüber dabei zu. Ich muss sagen, mir schmeckt es einfach besser, wenn mir Gämsen beim Essen zuschauen.

Nach der Unterstandshütte geht es flach dahin. Der Weg führt unterhalb des Kampl Gipfel vorbei. Will man dort rauf, muss man kurz vom Weg abweichen und die letzten Höhenmeter hinauf gehen. Oben ist kein Gipfelkreuz im klassischen Sinne, sondern ein geschnitzter Kampl.

Um 14:40 kommen wir oben an.

Gipfel Kampl
Gipfel Kampl

Ab dem Kampl geht es nur mehr bergab – im Frühjahr auch über Schneefelder. Darauf muss man sich einstellen. Dieses Jahr sind die Schneefelder deutlich kleiner als voriges Jahr.

Anfang Mai muss man schon noch mit Schneefeldern rechnen. Foto: Didi T.
Anfang Mai muss man schon noch mit Schneefeldern rechnen. Foto: Didi T.

Eine Stunde später (vom Kampl aus) sind wir am Fölzsattel.

Fölzsattel & Ochsensteig

Mir passiert es vor dem Fölzsattel bei Schneelage immer wieder, dass ich zu weit westlich komme. So auch dieses Mal. Statt umständlich um die Latschen herum zu gehen, steigen wir den kurzen Teil direkt auf den schmalen Ochsensteig hinunter querfeldein ab.

Vom oberen Teil hat man eine ganz besondere Sicht auf die obere und die untere Dullwitz. Bei der oberen Dullwitz kann man ein Suchspiel machen: Wer findet die Hütte?

Vom Fölzsattel sieht man die Voisthalerhütte, die Obere Dullwitz entlang und den Hochschwabgipfel.
Vom Fölzsattel sieht man die Voisthalerhütte, die Obere Dullwitz entlang und den Hochschwabgipfel.

Auch im Ochsensteig liegt dieses Jahr deutlich weniger Schnee als voriges Jahr.

Blick zurück am Ochsensteig Richtung Fölzsattel.
Blick zurück am Ochsensteig Richtung Fölzsattel.

Zum Vergleich, wie diese Stelle auch aussehen kann:

Viel Schnee im Ochsensteig zwingt uns zu seitlicher Fortbewegung im Krebs-Stil.
Viel Schnee im Ochsensteig zwingt uns zu seitlicher Fortbewegung im Krebs-Stil.

Um 16:30 kommen wir schließlich an unserem Tagesziel, der Voisthalerhütte, an. Wir waren damit doch 6,5h unterwegs.

Voisthalerhütte

In der Voisthalerhütte erwartet uns schon der Hüttenwirt Thomas Panhölzl. Jetzt am Nachmittag scheint die Sonne wunderbar und wir setzen uns gemeinsam vor die Hütte, trinken ein paar Radler und bringen uns gegenseitig wieder auf Stand, was im letzten halben Jahr so passiert ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.

Ich reserviere auch gleich für die nächsten Besuche Zimmer: Einmal weiß ich schon, dass ich mit Familie kommen werde und 6./7. Oktober 2018 werde ich eine schwere Alpenverein-Edelweiss-Wanderung herauf führen. Den besten Schweinsbraten der Welt reserviere ich gleich mit!

Langsam wird die Sonne schwächer und wir wechseln in die Hütte, zum Kachelofen, hinein. Thomas kocht extra für uns ein wunderbares Abendessen. Nach einer Nachspeise und ein paar Bieren, gehen wir recht früh ins Bett. Mich richtig ausschlafen zu können ist mir persönlich viel lieber, als ewig zu sitzen und mich voll laufen zu lassen. Das macht auch Spaß – dafür brauche ich aber in Wien nur in das Lokal im Nachbarhaus zu gehen.

Thomas macht extra für uns ein herrliches Spargelgratin.
Thomas macht extra für uns ein herrliches Spargelgratin.

Am nächsten Morgen frühstücken wir und brechen Richtung Jägermayersteig auf.

Morgenrot bei der Voisthalerhütte
Morgenrot bei der Voisthalerhütte
Voisthalerhütte vom Jägermayersteig aus. Foto: Didi T.
Voisthalerhütte vom Jägermayersteig aus. Foto: Didi T.

Um 8:00 gehen wir von der Voisthalerhütte aus los.

Aflenzer Starizen

Gleich zu Beginn liegt noch relativ viel Schnee. Er hat aber eine sehr angenehme Konsistenz: Er ist weder gefroren (d.h. nicht rutschig), noch zu weich (d.h. wir sinken nicht bis zur Hüfte ein).

Am Jägermayersteig liegt Anfang Mai durchaus noch einiges an Schnee.
Am Jägermayersteig liegt Anfang Mai durchaus noch einiges an Schnee.

Da wir den ganzen Tag vor uns haben, lassen wir uns Zeit und beobachten unsere Umgebung: Wir fotografieren eine Felswand, die mit Petergstamm übersät ist, beobachten Gämsen und Murmeltiere.

Murmeltiere sind schon unterwegs. Foto: Didi T.
Murmeltiere sind schon unterwegs. Foto: Didi T.

Ich konnte Didi schon am Vorabend ausreden, dass wir auf den Ringkamp gehen. Es verbindet uns eine gewisse Hassliebe mit diesem Gipfel. Wir sind einmal grandios im Aufstieg im Schnee stecken geblieben – 100 Höhenmeter unter dem Gipfel. Und von der Nordseite bedeutet das, dass wir komplett umkehren und zurück nach Wien fahren mussten und die Jahresschlussparty auf der Voisthalerhütte versäumt haben! Um ehrlich zu sein, überwiegt seither die Antipathie zum Ringkamp bei mir etwas.

Diesmal ist auch Didi zu viel Nassschnee am Ringkamp um über den Grat nach Osten, Richtung Seewiesen, abzusteigen. Also gehen wir – als unseren ersten Gipfel des Tages – einmal auf den Hutkogel (2.035m), der nur wenige Dutzend Höhenmeter neben dem Weg liegt.

Wir steigen nicht denselben Weg wieder ab, sondern gehen, um möglichst wenig Höhenmeter zu verschenken, Richtung Osten zum Weg hinunter.

Wenig später wiederholen wir das Prozedere auf der Ringkarwand (2.014m) und dem Severinkogel (2.038m).

Um zur Hohen Weichsel zu kommen, müssen wir in eine Scharte absteigen. Zuerst sehen wir nicht, dass der Normalweg nach links hinüberquert und dann am flachen Bergrücken bergauf führt. Was wir sehen sind Abstiegsspuren in der Falllinie vom Gipfel herunter. Vom Hang gegenüber bilden wir uns ein auch die zugehörigen Aufstiegsspuren zu sehen und machen einmal eine Jausenpause in der wir unsere Aufstiegsmöglichkeiten diskutieren.

Didi hat schlussendlich mit seiner Vermutung recht, dass der Weg nach links hinauf geht und um 12:30 stehen wir am Gipfel der Hohen Weichsel (2.006m).

Gipfel Hohe Weichsel
Gipfel Hohe Weichsel

Vom Gipfel sehen wir einen unmarkierten, aber deutlich sichtbaren Aufstieg nach Norden hinunter bzw. herauf. Wir beschließen diesen auf der Karte zu evaluieren und eventuell einmal als Tour zu gehen.

Hohe Weichsel
Hohe Weichsel

Von der Hohen Weichsel gehen wir etwa eine Stunde bis zum Einstieg in den Gamssteig, der sehr steil nach unten führt.

Abstieg über den Gamssteig. Foto: Didi T.
Abstieg über den Gamssteig. Foto: Didi T.
Statt den unteren Teil über den Gamssteig zu gehen, sind wir über die Schneefelder abgefahren.
Statt den unteren Teil über den Gamssteig zu gehen, sind wir über die Schneefelder abgefahren.

Wir fahren so weit über das Schneefeld ab, wie es problemlos möglich ist. Das führt dazu, dass wir ein Stück zum Weg hin wieder aufsteigen müssen. Nachdem es dort ausschaut, als ob dort im Winter täglich eine Lawine abgegangen wäre, ist das gar nicht so leicht zu bewerkstelligen. Die beiden Höllenottern, die ich aufschrecke, sind auch nicht begeistert.

Ich weiß nicht, ob es besser oder schlechter ist: Am Weg über die Schneefelder herunter sind wir weiter oben einmal ganz nahe am Weg vorbei gekommen. Eventuell wäre es besser gewesen dort auf den Weg zu wechseln. Ich weiß es nicht.

Danach führt der Weg jedenfalls weg von der Rinne. Zuerst ganz leicht fallend, dann sehr steil.

Abstieg durch den steilen Wald nach Seewiesen.
Abstieg durch den steilen Wald nach Seewiesen.

Fast ganz am Schluss, die Bundesstraße sieht man schon, wechselt der Pfad auf einen Forstweg, der wiederum nach einem kurzen Stück auf die Bundesstraße führt. Diese gehen wir zwei Kehren weit entlang hinunter zum Gasthaus Schuster.

Kurz vor 15:00 kommen wir beim Alpengasthof Schuster an und essen und trinken einmal ausgiebig, bevor wir zur Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite hinüber gehen.

Bushaltestelle Aflenz Abzweigung Ort Foto: Didi T.
Bushaltestelle Aflenz Abzweigung Ort Foto: Didi T.

In Kapfenberg haben wir genug Zeit um vom Hauptplatz unten zum Bahnhof hinter dem ece Einkaufscenter hinauf zu gehen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   2.000 HM   2.000 HM   26 km   GPX Track

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