2-Tages-Tour von Pernitz nach Kaumberg

Enzianhütte am Kieneck. Foto: Sarah Pallauf

Die Enzianhütte am Kieneck wird so hoch gelobt („Der schönste Sonnenuntergang und -aufgang weit und breit“), dass sie schon lange auf meiner Mehrtagestouren-Bucketlist steht. Außerdem hat sie eine Besonderheit, nämlich ein Zeitfenster von Ende Dezember bis Anfang Jänner, in dem man nicht nur einkehren, sondern auch in der Hütte übernachten kann. Diese Gelegenheit haben wir beim Schopf gepackt – da ich meinen Mann auch mal wieder für eine Zweitagestour überreden konnte, habe ich in meiner Tourenplanung versucht, die Gehzeiten pro Tag auf maximal 4:30 Stunden zu beschränken.

Die Wettervorhersage war ganz und gar nicht winterlich, dafür traumhaft sonnig – telefonisch im Lager am Kieneck zwei Betten für uns reserviert (Achtung: Am Sonntag und Montag ist keine Übernachtung möglich!) – und schon konnte es losgehen.

Tag 1: Von Pernitz-Muggendorf aufs Kieneck

Altbekanntes Pernitz und menschenleere Myrafälle

Gefühlt zum x-ten Mal startet eine Wanderung für mich am Bahnhof Pernitz-Muggendorf, insofern muss ich dort nicht mehr lange auf die Wegweiser schauen. Die Route zu den Myrafällen finde ich mittlerweile im Schlaf.

Blick nach Muggendorf mit dem Hausstein. Foto: Sarah Pallauf
Blick nach Muggendorf mit dem Hausstein. Foto: Sarah Pallauf

Besonders fein – und neu! – ist in Muggendorf ein immer geöffneter Selbstbedienungsbauernladen, der „MYRAGreißler“, sehr nett und eine super Option für Menschen, die noch schnell eine Wanderjause kaufen wollen. Zu finden ist er gleich neben dem Gemeindeamt – da haben die Muggendorfer*innen etwas richtig gemacht, wir stöbern auf jeden Fall gleich durch und kaufen natürlich auch etwas, einfach, weil die Idee so nett und unterstützenswert ist.

Der Myragreißler. Foto: Sarah Pallauf
Der Myragreißler. Foto: Sarah Pallauf

Die zweite positive Überraschung des ersten Wandertages sind die Myrafälle – da Wintersperre ist, gibt’s keine Eintrittsgebühr. Wir gehen durchs Drehkreuz durch – und erleben die Myrafälle, die ansonsten ja grad am Wochenende sehr voll sind, völlig menschenleer. Wir durchschreiten sie gemächlich und stets bergauf, genießen die Sonne, die Wasserfälle und die Ruhe.

Schattenspiele bei den Myrafällen. Foto: Sarah Pallauf
Schattenspiele bei den Myrafällen. Foto: Sarah Pallauf

Erstes Gipfelkreuz und ein schöner Steig

Bei der ersten Entscheidung „Hausstein, ja oder nein“ lässt mein Mann mich wählen entscheiden und da mir die heutige Tour „eh nicht lang“ erscheint, vote ich für den Hausstein. Schon von Muggendorf aus haben wir ihn mächtig über den Myrafällen thronen sehen.

Nach kurzer Zeit selbst oben zu stehen, eine Sonnenpause einzulegen und das erste Gipfelkreuzfoto nach Wien zu schicken, das gefällt uns beiden sehr.

Aussicht vom Hausstein. Foto: Sarah Pallauf
Aussicht vom Hausstein. Foto: Sarah Pallauf

Übrigens – wer möchte und z.B. mit Kindern unterwegs ist, kann auf die Wanderung vom Bahnhof Pernitz-Muggendorf nach Muggendorf verzichten und stattdessen gemütlich den Bus bis direkt zum Eingang der Myrafälle nehmen. Diese Linie 332 fährt sogar an Samstagen und Sonntagen stündlich – weitersagen gerne erlaubt! (Wir begegnen auf unserer Tour dem Bus leider mehrmals leer, der Busfahrer winkt uns trotzdem freundlich zu.)

Beim Gasthof Karnerwirt nach den Myrafällen endet für mich der bekannte Weg – bei meiner vorletzten Tour bin ich von dort mit einer Freundin zum Schutzhaus Waxeneck weitergegangen. Auch diese abwechslungsreiche Zweitagestour durchs obere Piestingtal kann ich sehr empfehlen.

Heutiges Tagesziel. Foto: Sarah Pallauf
Heutiges Tagesziel. Foto: Sarah Pallauf

Bei unserer aktuellen Wintertour geht’s nun aber weiter auf der wenig befahrenen Landstraße Richtung Thal. Dort angekommen verzieht sich die Sonne auch schon und es wird schattiger und schattiger.

Kalt wird’s im schattigen Thal. Foto: Sarah Pallauf
Kalt wird’s im schattigen Thal. Foto: Sarah Pallauf

Aufs Kieneck führen viele Wege, wir (eigentlich: ich 😊) haben uns für den angeblich schönsten, den Enziansteig entschieden.

Wegvarianten in Thal. Foto: Sarah Pallauf
Wegvarianten in Thal. Foto: Sarah Pallauf

„Ich seh sie schon, ich seh sie wirklich schon, weit kann es nicht mehr sein!“

Diese Entscheidung erweist sich als sehr gute – der Steig ist nicht nur gut beschildert, sondern auch äußerst angenehm zu gehen. Die meiste Zeit geht er hübsch kurvig und abwechslungsreich bergauf, es gibt aber immer wieder kurze ebene Passagen zum Verschnaufen. Mein Mann teilt meine Begeisterung, nur beim letzten Abschnitt vor der Enzianhütte lässt seine Motivation, bergauf zu gehen, dann doch nach. Ich weiß nicht, ob mein ewiges „Ich seh sie schon, ich seh die Hütte schon!“ so hilfreich war – in jedem Fall schaffen wir es gerade noch rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang (ach, diese kurzen Wintertage!) bis zur Enzianhütte am Kieneck.

Enzianhütte am Kieneck. Foto: Sarah Pallauf
Enzianhütte am Kieneck. Foto: Sarah Pallauf

Köstliches Abendessen in der warmen Hütte. Kennenlernen zweier netter anderer Wandersmenschen. Wie immer: Tourentipps austauschen.

Zehn Betten für zwei müde Menschen

Wir finden heraus, dass wir die einzigen vier sind, die die Nacht in der Hütte verbringen. Also haben wir das gesamte Lager für uns zu zweit und genießen den Ausblick – Schneeberg, Schneealpe, tief verschneiter Ötscher. Alle sind sie da und das Versprechen, einen wirklich schönen Sonnenuntergang zu erleben, wird eingelöst.

Gute Nacht, Schneeberg. Foto: Sarah Pallauf
Gute Nacht, Schneeberg. Foto: Sarah Pallauf

Tag 2: Vom Kieneck nach Kaumberg

Vom Schneeberg wachgeküsst…

Der zweite Tag beginnt mit dem puren Luxus: Wenn ich meinen Kopf im Schlafsack ein winziges Stück nach links drehe, erstrahlt der Schneeberg direkt vorm Fenster und scheint mir zuzunicken. Er trägt eine hübsche Wolkenhaube. Macht Sinn, es ist ja auch noch kalt draußen. Mit dieser Sonnenaufgangsmotivation kann sogar ich ohne Probleme früh aufstehen.

Guten Morgen, Schneeberg. Foto: Sarah Pallauf
Guten Morgen, Schneeberg. Foto: Sarah Pallauf

Beim Frühstück vergesse ich fast auf mein Marmeladesemmerl, da ich schon wieder so vertieft in die Wanderkarte bin. Für den zweiten Tag habe ich nämlich keinen genauen Plan gemacht und die zwei Wanderbekanntschaften haben das Schutzhaus am Unterberg so gelobt, dass wir überlegen, doch noch dorthin zu gehen… Aber wie es von dort weitergehen kann, bleibt ein wenig offen. Derselbe Weg nach Pernitz zurück spricht mich nicht so an, nun kenne ich ihn doch schon ganz gut. Weiter nach Rohr im Gebirge scheint möglich zu sein, aber auch relativ weit und die Verbindungen von dort nach Wien zurück sind eher mühsam.

Nach einer kurzen Diskussion darf eh ich als Wanderführerin wieder entscheiden und beschließe, bei meiner Ursprungsidee, über die Araburg nach Kaumberg zu gehen, zu bleiben.

…auf die Araburg zu…

Wir verabschieden uns von den äußerst sympathischen Hüttenleuten und stapfen los. Gut beschildert geht es durchwegs im Wald fast stetig bergab, über den Reingupf und den Veiglkogel zur Araburg am Araberg. Der Weg ist einsam, abwechslungsreich und immer im Wald, mitunter geht’s auch mal recht steil bergab. Wir sind motiviert und ich mag wie immer dieses Gefühl, ins neue Jahr hineinzuwandern. (Übrigens mache ich das traditionellerweise auch immer einmal bei einer Solo-Tour Anfang Jänner, 2022 auf die Forsteralm und 2023 auf die Kampalpe.)

Auf die Araburg zu. Foto: Sarah Pallauf
Auf die Araburg zu. Foto: Sarah Pallauf

Die Araburg ist zur Besichtigung geöffnet, mit der Niederösterreich-Card gratis, andernfalls kann man Tickets direkt dort am Automaten kaufen. Das Burgstüberl, in dem ich meinen Mann auf einen Belohnungsdrink einladen wollte, ist leider geschlossen. Wir können nur durchs Fenster hineinspähen und finden es sehr nett.

Araburg. Foto: Sarah Pallauf
Araburg. Foto: Sarah Pallauf

…und hinein in den Kaumberger Bus!

Wer bei der Araburg noch topmotiviert und an keinem kurzen Wintertag unterwegs ist, kann die Wanderung Richtung Westen fortsetzen und nach Hainfeld gehen. Wir nehmen heute aber die kürzere Variante gen Nordosten und gehen zügig nach Kaumberg an der Triesting hinunter.

Zwischen der Araburg und Kaumberg. Foto: Sarah Pallauf
Zwischen der Araburg und Kaumberg. Foto: Sarah Pallauf
Schon fast in Kaumberg. Foto: Sarah Pallauf
Schon fast in Kaumberg. Foto: Sarah Pallauf

Fast im Ort angekommen, merken wir, dass es in wenigen Minuten den nächsten Bus gibt, hasten so die letzten Meter zum Hauptplatz hinunter und zur Haltestelle. Der Busfahrer wirkt sichtlich überrascht ob unserer Anwesenheit in diesem kleinen Örtchen an so einem stillen Winternachmittag, kann aber gerade noch bremsen und nimmt uns mit.

Kaumberg Marktplatz – the place to be. Foto: Sarah Pallauf
Kaumberg Marktplatz – the place to be. Foto: Sarah Pallauf

Die Rückfahrt nach Wien funktioniert je nach Uhrzeit und Wochentag über Hainfeld, Traisen und St. Pölten. Ob der Umsteigerei ist sie ein bisschen umständlich, aber ansonsten problemlos. Wir sind ohnehin müde und froh, im warmen Zug zu sitzen.

Mit Bus… Foto: Sarah Pallauf
Mit Bus… Foto: Sarah Pallauf
…und Zug zurück nach Wien. Foto: Sarah Pallauf
…und Zug zurück nach Wien. Foto: Sarah Pallauf

Fazit

Und wieder bin ich begeistert von dieser Gegend, da es rund um Pernitz wirklich zahlreiche Wandermöglichkeiten gibt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass nicht nur Halb- und Ganztagestouren, sondern auch zweitägige Wanderungen gut möglich sind. Dass man sogar mitten im Winter auf der Enzianhütte übernachten und damit im näheren Umkreis von Wien ein echtes Hüttenerlebnis inklusive tollem Gipfelpanorama genießen kann, ist dabei ein ganz besonderer Genuss.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   1.200 HM   1.100 HM   24 km   GPX Track

7 Kommentare

  1. Macht man die Tour in umgekehrter Richtung gibt es morgens um 7:00 einen direkten Bus vom Wiener Hauptbahnhof (mit Stopp auf der Triesterstraße) nach Kaumberg (Bus nach Mariazell).

  2. Eine sehr schöne Tour die Mirafälle sehr schön war ich schon hab einen Tagesausflug mit Öffi gemacht von Gmunden mit besten Emphelungen ☀️🍀🚇🚌🙋‍♀️

    1. Hallo Theresia,
      danke für die Rückmeldung! Die Mirafälle finde ich auch sehr schön – und man kann echt eine schöne Ganztages- oder eben auch Zweitageswanderung daraus machen!
      Herzliche Grüße aus Wien,
      Sarah 🙂

  3. Eine sehr gute Idee, sehr nett und informativ beschrieben. Nur eine Bitte: Der UnterSberg ist in Salzburg, der in NÖ heißt Unterberg, ohne S! LG Eli

    1. Vielen Dank, Eli!
      Da hast du natürlich recht – wird ausgebessert. (Ich war mir beim Schreiben eh schon nicht ganz sicher, ob mit oder ohne S – hab es dann aber nicht mehr verifiziert.)
      Liebe Grüße, Sarah

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