Baum mitten in der Welt

Baum mitten in der Welt. Foto: Thomas Obermair

Mit dem Zug von Linz in Richtung Kirchdorf oder Selzthal gelangt man zur Haltestelle “Kremsmünster Bahnhof”. Der Bahnhof liegt außerdem entlang der Busverbindung Wels Hbf bzw. Sattledt – Bad Hall bzw. Steyr.

Weg

Kremsmünster ist aus mehreren Gründen den Menschen vielerorts ein Begriff. Geschichtlich Interessierten ist bestimmt der Tassilo Kelch bekannt, dieser gehört seit der Gründung des Stift Kremsmünster im Jahre 777 zu dessen Inventar. Klimawissenschafter:innen und Meteorologiefanatiker:innen ist Kremsmünster sicherlich wegen einer der längsten durchgängig gemessenen Temperaturaufzeichnungen der Welt bekannt. Und wer sich im Faustball auskennt, kommt am TuS Kremsmünster auch nicht vorbei.

In Kremsmünster liegt außerdem der Koordinatenursprung der Katastervermessung Oberösterreichs, Salzburgs und Böhmens unter Kaiser Franz I. Eine mächtige Linde markierte damals als “Baum mitten in der Welt” diesen Vermessungs-Nullpunkt. Glücklicherweise ist dieser geschichtsträchtige Flecken Land vom Bahnhof aus zu Fuß gut erreichbar! Am Weg liegt sogar eine Höhle. Auch die Fahrradstellplätze bei dem neu errichteten Bahnhof sind eine Sehenswürdigkeit! 

Doppeletage und bifaziale PV-Module, das macht tatsächlich einen top Eindruck. Was der neue Bahnhof nicht bieten kann: eine öffentliche Toilette. Foto: Thomas Obermair
Doppeletage und bifaziale PV-Module, das macht tatsächlich einen top Eindruck. Was der neue Bahnhof nicht bieten kann: eine öffentliche Toilette. Foto: Thomas Obermair

Wir halten uns dort allerdings nicht zu lange auf, sondern marschieren parallel zu den Gleisen gen Nordosten, bis wir Wanderschilder am Bahnübergang sehen. Der “Tempeltalrundweg” sagt uns, dass wir hier rechts über den Bahnübergang abbiegen sollen. Kurz bevor die Straße steil den Hügel hinauf zum Schloss Kremsegg geht, wiederholen wir das Manöver. “In der Scheiben” gehen wir dann einige Meter, unter der Bundesstraße hindurch, um dann wiederum einem Wanderschild zwischen zwei Häusern hinein zu folgen. 

Viele kleine Bäche verlaufen in der Hügellandschaft, sie münden alle in die Krems. Das ist eine von zwei kleinen Holzbrücken auf unserem Weg. Foto: Thomas Obermair
Viele kleine Bäche verlaufen in der Hügellandschaft, sie münden alle in die Krems. Das ist eine von zwei kleinen Holzbrücken auf unserem Weg. Foto: Thomas Obermair

Ab jetzt gehen wir länger auf Wiesen- bzw. Waldwegen, lang begleitet durch einen kleinen Bach. Erst als wir im Wald zu den Höhlen kommen, zweigen wir wieder ab. Diese sehen zwar spannend aus, für eine Erkundung sind wir aber schon zu groß gewachsen – außerdem sind sie gesperrt aufgrund von Steinschlaggefahr. Also folgen wir dem Weg rechts hinauf, aus dem Wald hinaus auf einen Feldweg der auf einer Seite von Obstbäumen gesäumt ist.

Das Gestein hier ist ausgespült, mehrere Höhlen sind entstanden! Leider sollte man sie nicht betreten, sie sind instabil. Foto: Thomas Obermair
Das Gestein hier ist ausgespült, mehrere Höhlen sind entstanden! Leider sollte man sie nicht betreten, sie sind instabil. Foto: Thomas Obermair
Die Landschaft öffnet sich außerhalb des Waldes. Neben dem Hof verläuft eine Straße, von ihr aus sieht man bald die Berge der Phyrn-Priel Region. Foto: Thomas Obermair
Die Landschaft öffnet sich außerhalb des Waldes. Neben dem Hof verläuft eine Straße, von ihr aus sieht man bald die Berge der Phyrn-Priel Region. Foto: Thomas Obermair

Die darauffolgende Straße führt uns leicht bergauf nach Süden zu unserem “Gipfelziel”. Der Baum mitten in der Welt markiert auch den höchsten Punkt der Marktgemeinde Kremsmünster, den Gusterberg. Nicht verwunderlich, dass statt der bereits gestorbenen Linde nun eine Kunstinstallation den Wert dieses Platzes herausstreicht. 

Der Baum im Profil. Steile Stufen führen zu einer kleinen Aussichtsplattform. Markierungen auf ihr lassen vermuten, dass man bis zur Pfarrkirche nach Innsbruck, zum Schöckl nach Graz und zum Stephansdom nach Wien sieht. Greenwich verschwindet definitiv hinter dem Horizont, ob sich die drei österreichischen Orte nur hinter dem Dunst verstecken? Foto: Thomas Obermair
Der Baum im Profil. Steile Stufen führen zu einer kleinen Aussichtsplattform. Markierungen auf ihr lassen vermuten, dass man bis zur Pfarrkirche nach Innsbruck, zum Schöckl nach Graz und zum Stephansdom nach Wien sieht. Greenwich verschwindet definitiv hinter dem Horizont, ob sich die drei österreichischen Orte nur hinter dem Dunst verstecken? Foto: Thomas Obermair
Die oberösterreichischen Alpen sehen wir auf jeden Fall. Hier prominenter das Sengsengebirge, Hinterstoder, die Kremsmauer und den Großen Priel.  Foto: Thomas Obermair
Die oberösterreichischen Alpen sehen wir auf jeden Fall. Hier prominenter das Sengsengebirge, Hinterstoder, die Kremsmauer und den Großen Priel. Foto: Thomas Obermair
Und auch der Traunstein sowie die Salzburger Voralpen lassen sich erkennen. Foto: Thomas Obermair
Und auch der Traunstein sowie die Salzburger Voralpen lassen sich erkennen. Foto: Thomas Obermair

Wir folgen der Straße weiter, um kurz bergab zu einer Siedlung zu gehen. Bevor die 30 km/h Beschränkung beginnt, zweigt im spitzen Winkel ein Feldweg zwischen zwei Häusern ab. Wir folgen ihm und den Markierungen, um weiter bergab zum Wald zu gelangen. Nach einem Haken nach links sind wir mitten im Teufelstal, welches sich ein kleiner Bach zurecht geformt hat – inklusive Höhlen, einem Wasserfall und einem teils steilen und bei Nässe rutschigen Weg. 

Der Abstieg ins Teufelstal beginnt, rutschiger zu werden. Bald helfen einem befestigte Stufen! Foto: Thomas Obermair
Der Abstieg ins Teufelstal beginnt, rutschiger zu werden. Bald helfen einem befestigte Stufen! Foto: Thomas Obermair

Der tatsächliche Abstieg ist nur kurz und gleich von einem Gegenanstieg gefolgt. Am Waldrand nehmen wir die Schotterstraße rechterhand, um an dem Hof vorbei zu gehen und über Asphalt wieder bergab zu spazieren. Die Bundesstraße überqueren wir bei der Verkehrsinsel, dann zeigen uns Wandermarkierungen auf den Leitplanken, dass wir außerhalb dieser die Bahnbrücke überqueren sollen.

Es folgt ein Gehweg von dem Bauwerk hinab, dann wieder unter einer Unterführung durch. Danach halten wir uns links, um zu einem schmalen Trampelpfad entlang einer Wiese zu gelangen. Nach ein paar Hopsern über den nass-sumpfigen Weg gelangen wir auch schon zu einer Brücke über die Krems.

Eine der wenigen Kreuzungen ohne Wanderschilder. Erst wenn man die Straße überquert, die Brücke hinter der Leitplanke überschritten und den Gehweg bergab hinter den Gleisen überwunden hat, weist einen wieder eine gelbe Tafel auf die Richtung hin. Foto: Thomas Obermair
Eine der wenigen Kreuzungen ohne Wanderschilder. Erst wenn man die Straße überquert, die Brücke hinter der Leitplanke überschritten und den Gehweg bergab hinter den Gleisen überwunden hat, weist einen wieder eine gelbe Tafel auf die Richtung hin. Foto: Thomas Obermair
Achtung: Bei Nässe nass! Das letzte Stück Wiese der heutigen Tour. Foto: Thomas Obermair
Achtung: Bei Nässe nass! Das letzte Stück Wiese der heutigen Tour. Foto: Thomas Obermair

Es folgen etwa zwei Kilometer Asphalt, allerdings zuerst vorbei an Kindergarten, Parkanlage, Fußballplatz und Freibad. Später hat man die Qual der Wahl, nach dem Freibad hält man zuerst bei der Stopptafel an, um dann entsprechend dem Kremstalradweg “R10” zum Marktplatz zu folgen. Oder man biegt explizit anders ab, überquert die Krems gleich noch einmal, und spaziert an ihrer Ufermauer entlang.

Die Variante Marktplatz ist am linken Bild portraitiert. Das rechte zeigt, dass nach einer Überquerung der Krems auch der mit einem Geländer gesicherte Uferweg wieder zur Straße stößt. Fotos: Thomas Obermair

Beide Wege treffen sich bald wieder, am Marktplatz hat man allerdings die Chance auf ein Eis! Die Wahl zwischen den Optionen ist im Sommer also eine einfache. Um zum Bahnhof zu gelangen halten wir uns nach dem Marktplatz rechts, folgen der Straße dann über eine Rechts- und eine Linkskurve und wenige Minuten später stehen wir schon wieder am Gleis! Gegenüber das Gasthaus König, eine tolle und köstliche Möglichkeit, Wartezeiten zu überbrücken. Schulkinder tendieren dazu, sich dort eine einfache Portion Pommes zu holen, doch das Gasthaus kann deutlich mehr Gaumenfreuden vorlegen!

Heimreise

Gleich der Anreise.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2:00 Std Wandern   150 HM   150 HM   8 km   GPX Track

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