Stadtwanderweg 4A Wilhelminenberg

Titelbild Stadtwanderweg 4A. Foto Veronika Schöll

Von der Haltestelle Ottakring über die Steinhofgründe und die Jubiläumswarte zum Schloss Wilhelminenberg und wieder zurück. Ein bunt gemischter Stadtwanderweg mit schöner Aussicht auf die Stadt Wien.

Wie alle Stadtwanderwege ist auch dieser als Runde angelegt, mit Start und Ende bei der Schnell- bzw. U-Bahn Station Ottakring. Wenn man ein klein wenig vom Wege abschweift, bietet er einige Extraerlebnisse.

Von Ottakring nach Steinhof

Anfangs ist der Stadtwanderweg 4A bis auf eine Hinweistafel bei der U-Bahn Station Ottakring nicht markiert, aber trotzdem sehr leicht zu finden. Ich verlasse die Haltestelle, begutachte diese Info-Tafel und biege dann nach links in die Thaliastraße ab.

Überblickskarte... vielleicht kocht Pierce derweil daheim. Foto Veronika Schöll
Überblickskarte… vielleicht kocht Pierce derweil daheim. Foto Veronika Schöll

Vom oft besungene alten Ottakring sieht man hier nur mehr wenig. Dafür kann man die wehmütigen Lieder in der Gallitzinstraße 1 im Liebhartstaler Bockkeller, dem Sitz des Wiener Volkliedwerks, erleben. Ein Besuch lohnt nicht nur wegen der Musik sondern auch wegen der herrlichen Räumlichkeiten.

„Alt Ottakring war, vor ca. 50ig Jahren a Ortschaft mit ganz klane Gasserln !“

Richard Czapek

Vom neuen, bunten Ottakring gibt es dafür umso mehr. Und ich denke mir, hungrig darf man hier nicht sein. Die Straße ist gesäumt von vielen Imbissläden und kleinen Restaurants, die die Herkunft ihrer Bewohner widerspiegelt. Herrlich. Man müsste sich einfach mal durchkosten.

Thaliastraße, von allem etwas. Foto Veronika Schöll
Thaliastraße, von allem etwas. Foto Veronika Schöll

Die Thaliastraße mündet direkt in die Gallitzinstraße, rechts Plachuttas Grünspan, links der Ottakringer Friedhof. Geschichtlich interessant macht den Friedhof das Grab des populären Arbeiterführers Franz Schumeier (gestorben 1913, zu seiner Beisetzung erschienen mehr als 500.000 Wiener und Wienerinnen – „a scheene Leich“) und zahlreiche Gräber der Opfer der Februarunruhen von 1934.

Nach dem Friedhof (oder auch davor) biege ich links ab um in die Johann Staud Straße zu gelangen. Die gehe ich bis zur Feuerwache am Steinhof hinauf. Vorbei am Ottakringer Bad und zahlreichen Schrebergartenhäuschen.

Erste Extratour zur Kirche am Steinhof

Bei der Feuerwache verlasse ich die Originalstrecke des Stadtwanderwegs und biege nach links in die parkähnlichen, zum Otto Wagner Spital gehörenden Steinhofgründe ab. Ich folge der Forststraße über die weiträumigen, aussichtsreichen Wiesen bis zur Kirche am Steinhof. Zur Zeit ist das Areal des Otto Wagner Spitals mit Bauzäunen abgegrenzt. Wohl wegen der strengen Corona Auflagen. Zur Kirche komme ich aber trotzdem. Diesmal gelingt mir ein Bild nur mit dem Weitwinkelobjektiv der Handykamera, denn der Zaun steht direkt vor der Kirche.

Falls ihr an einem Samstag oder Sonntag am Stadtwanderweg unterwegs seid, unbedingt die Kirche besichtigen. Der Innenraum der von Otto Wagner entworfenen Kirche ist sagenhaft schön. (zur Zeit ist sie leider wegen der Corona Auflagen geschlossen)

Kirche am Steinhof. Portal. Foto Veronika Schöll
Kirche am Steinhof. Portal. Foto Veronika Schöll
Kirche am Steinhof. Foto Veronika Schöll
Kirche am Steinhof. Foto Veronika Schöll

Weiter zur Jubiläumswarte und Kreuzeichenwiese

Ich kehre wieder zurück zur Johann Staud Straße, die eigentlich bis zur Jubiläumswarte führt. Biege hier aber nach rechts in den Wald ab und wandere bis zur Warte und Waldschule. Hier fällt mir das erste Mal ein Stadtwanderweg Holzpfeil mit der Bezeichnung 4A auf. Sehr hilfreich. Es geht weiter zur Kreuzeichenwiese.

Ein Stückerl Wiener Wald. Foto Veronika Schöll
Ein Stückerl Wiener Wald. Foto Veronika Schöll
Jubiläumswarte, dieser Bau stammt aus dem Jahr 1955, und ersetzt den hölzernen Turm von 1898. Foto Veronika Schöll
Jubiläumswarte, dieser Bau stammt aus dem Jahr 1955 und ersetzt den hölzernen Turm von 1898. Foto Veronika Schöll

Zweite Extratour zum Heuberg

Der Weg würde jetzt Richtung Predigtstuhl weitergehen. Weil ich aber auch gerne ein Gipfelkreuz auf meiner Tour haben möchte, mache ich einen kleinen Umweg und besuche den Heuberg, er ist immerhin 464 m und somit die höchste Erhebung auf dieser Runde. Dann wieder zurück zur Wiese und zum Predigtstuhl am Originalweg.

Hoch oben am Heuberg. Foto Veronika Schöll
Hoch oben am Heuberg. Foto Veronika Schöll

Dritte Extratour zum Schloss Wilhelminenberg

Zuerst steil durch den Wald nach unten, am Dornbach vorbei, gelange ich wieder in Siedlungdgebiet. Über die Andergasse und nach rechts über die Eselsteig-Stiege zur Savoyenstraße und diese hinauf zum Predigtstuhl – vorbei an der leider längst geschlossenen Villa Aurora. Schließlich erreiche ich das Schloss Wilhelminenberg, auf der anderen Straßenseite befindet sich übrigens die Biologische Station Wilhelminenberg oder Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Der Weg würde vor dem Schloss neben dem Montléart Mausoleum durch die Weingärten zurück in die Stadt führen. Ich besuche aber vorher noch das Schloss und hoffe auf einen schönen Sonnenuntergang. Dafür bin ich erst nachmittags von zuhause losgefahren.

Schloss Wilhelminenberg im Abendlicht. Foto Veronika Schöll
Schloss Wilhelminenberg im Abendlicht. Foto Veronika Schöll

Das Mausoleum erbaute Wilhelmine von Montléart für ihren 1887 verstorbenen Ehemann Moritz. Die beiden bewohnten das Schloss Wilhelminenberg, das Moritz nach dem Tode seines Vaters seiner Frau geschenkt hatte. Seitdem heißt der Gallitzinberg (noch immer inoffiziell) Wilhelminenberg. Die großzügige Frau Wilhelmine spendete eine große Summe Geldes zum 40-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs. Damit wurde der Bau des Wilhelminenspitals finanziert, das 1891 eröffnet wurde und bis heute als Klinik Ottakring besteht.

Genug Geschichte. Ich widme mich dem Sonnenuntergang und wandere rund um das Schloss zur vorgelagerten Wiese. Ich bin nicht die einzige. Gemeinsam beobachte ich mit einigen anderen Frischluftenthusiasten, wie die hinter den Bäumen untergehende Sonne Stadt und Schloss (Titelbild) in ein sanftes rosa Licht taucht.

Blick vom Schlosspark am Wilhelminenberg über Wien. Foto Veronika Schöll
Blick vom Schlosspark am Wilhelminenberg über Wien. Foto Veronika Schöll

Zurück zum Ausgangspunkt

Nach diesem Naturschauspiel, das die Von Montléarts täglich genießen durften, kehre ich zurück zur Savoyenstraße und biege beim vorher erwähnten Mausoleum wieder in den Stadtwanderweg 4A ab. Jetzt wäre die richtige Zeit für einen Einkehrschwung beim Heurigen Leitner, falls dieser ausgesteckt und man reserviert hätte. Nachher kann man am Sprengersteig einfach geradeaus ins Tal hinunterkugeln, verirren kann man sich ja jetzt nicht mehr.

Der Sprengersteig mündet in den Paulinensteig und später in die Wilhelminenstraße. Bemerkenswert sind die beiden wunderschönen Jugendstilvillen an der Ecke zur Kollburggasse, in die ich abbiege. Die beiden Häuser wurde vom Architekten Wenzel König entworfen. Von ihm stammen neben vielen anderen auch die Entwürfe fürs Wiener Konzerthaus und für die beindruckende Leichenhalle am Wiener Zentralfriedhof.

Zwei Jugendstilvillen vom Architekten Wenzel König. Foto Veronika Schöll
Zwei Jugendstilvillen vom Architekten Wenzel König. Foto Veronika Schöll

Ich biege nun nach rechts in die Erdbrustgasse und gelange dann wieder auf die Thaliastraße. Diese führt zurück zum Ausgangspunkt, der U-Bahn Station Ottakring. Man kann auch der Wilhelminenstraße bis zur Sandleitengasse und später der Maroltingergasse folgen, diese mündet ebenfalls in die Thaliastraße. Aber mir ist da zu viel Verkehr.

Freu mich schon aufs Abendessen. Bin zwar kein Bondgirl mehr, aber Pierce ist auch nicht mehr ganz taufrisch. 🙂

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   4:00 Std Wandern   320 HM   320 HM   12 km   GPX Track

Zum Schluss noch ein paar Worte in eigener Sache: Die Wiener Stadtwanderwege sind seit Beginn der Corona Pandemie sehr beliebte Wanderrouten in Wien. Der Nutzungsdruck ist deshalb hoch. Und leider auch der Grad der Verschmutzung. Am Weg habe ich ein Paar getroffen, das mit Müllzangen den Dreck, vor allem Papiertaschentücher (nicht aus Papier sondern aus Zellulose, dauert Jahre bis die verrotten) und Plastikverpackungen aus dem Wald geholt hat. Dreck wieder mitnehmen, wie überall, auch im Wiener Wald. Bitte. Danke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert