Auch für den Frühsommer muss es natürlich eine Langschläfer*innen-Tour geben. (Meine Winter-Tourempfehlung für Menschen, die gerne gemütlich ausschlafen, frühstücken und dann erst loswandern, war jene in Seebenstein um den Türkensturz.) Es soll maximal eine Halbtagestour sein, am besten mit Bademöglichkeit und im Schatten, weil es recht heiß werden könnte. Ich befrage meinen Kompass-Wanderführer „Wanderlust Niederösterreich“ und die Wahl fällt auf die Buschandlwand, im Führer beschrieben als „Panoramapunkt der Extraklasse“. Diese wollen mein Mann und ich an diesem ruhigen Junisonntag testen.
Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Kufstein zu dieser Tour für dich finden.
Zugegeben, die Wachau ist zwar immer ein hübsches Ziel, die Öffi-Anfahrt aber nicht ganz so schnell erledigt. Bis wir in Spitz an der Donau tatsächlich ankommen, vergehen eindreiviertel Stunden. Wir fahren gemütlich um 11:20 vom Westbahnhof (für uns sehr praktisch) mit dem Zug Richtung Weißenbach-St.Gallen bis Melk und wollen dort in den Bus 715 nach Spitz umsteigen.
Die 19 Minuten Umsteigezeit in Melk erweisen sich als praktisch, weil der Zug gleich mal 15 Minuten Verspätung hat. Im 715er-Bus bin ich dann unaufmerksam und wir steigen zu früh aus (bei „Spitz/Donau Hinterhaus“ statt wie geplant bei „Spitz/Donau Fähre“).
Wobei: Zum Baden wären wir genau richtig ausgestiegen, an der Donau direkt unterhalb des Kreisverkehrs von Hinterhaus befindet sich nämlich der Sandstrand von Spitz. Achtung: Auf die starke Strömung hier wird immer wieder hingewiesen! Wir haben ihn nicht ausprobiert, da es dann doch schon recht spät und das Wetter nicht mehr ganz so sommerlich war.
Von Spitz auf die Buschandlwand
Wir durchqueren den Ort Spitz (sehr hübsch!), immer den Wegweisern Richtung „Mieslingtal“ folgend. Gleich beim ersten Marillenstand können wir nicht widerstehen und packen einen Marillen-Nektar in den Wanderrucksack ein. Gut, dass wir nicht mehr Bargeld mithaben.
Das Mieslingstal mit seinem schattigen Verlauf entlang des Mieslingbaches, den hübschen Häusern, dem Film-Hotel Mariandl und dem Duft nach Jasmin (ja, tatsächlich!) gefällt uns sehr, leider müssen wir uns schon recht bald von ihm verabschieden.
Bei der ersten Kreuzung mit dem Welterbesteig geht es von der Asphaltstraße weg rechts in zahlreichen Kehren in den Wald hinein und auf den Atzberg hinauf. Es ist heiß und Mittag (Achtung – Nachteil für Langschläfer*innen im Sommer!) und wir kommen nur langsam voran. Das macht aber auch gar nichts, schließlich ist Sonntag.
Der Weg ist durchgehend gut markiert („Richtung Buschandlwand“, gelbe Markierung). Der erste Aussichtspunkt in der Flanke des Atzberges, bei dem wir pausieren wollen, ist mittlerweile eine Bank mit einer „Wand aus Bäumen“ davor. Das Panorama der Extra-Klasse haben wir bisher also noch nicht gefunden.
Pause machen wir trotzdem, bevor wir dem Weg weiter bergauf folgen, er ist teilweise sehr schmal. Durchs Gebüsch kommt man dann auf einen breiteren Fahrweg, ab jetzt geht es flacher weiter, die steilsten Passagen haben wir offenbar geschafft. Dass die Markierung nicht gut sei – wie uns der Kompass-Führer warnt – können wir nicht bestätigen. Wenn man die Augen offenhält, ist die gelbe Markierung durchgehend gut zu sehen. Die Waldstücke sind wirklich sehr schön, Ausblick null, dafür entdecken wir allerlei Schönes: Walderdbeeren (köstlich!), spannende Baumformationen (ungewöhnlich viele entwurzelte Bäume, weniger schön!), dichte Holunderwälder (auch hier können wir nicht widerstehen) und immer wieder den Wachauer Fels.
Besonders schön ist das letzte Stück vor der Buschandlwand, wo es zuerst durch einen duftenden Holunderwald geht, wir danach endlich einen Blick in die Ferne zur Donau erhaschen können und dann nach einem weiteren Aufstieg schneller als gedacht beim Felsabbruch der Buschandlwand und der gleich unterhalb liegenden Josef-Gruber-Warte stehen. Wir blicken über die Schlingen der Donau, nach Spitz und Richtung Norden ins Waldviertel. Jetzt doch mal in die Ferne blicken zu können, tut gut! Panorama: check.
Mit der Touri-Bahn nach Krems
Nach der Buschandlwand entscheiden wir uns für den blau markierten Weg nach Wösendorf. Er führt großteils wieder nur durch den Wald, ohne nennenswerte Ausblicke – dafür aber wieder mit tollen Walderdbeerenpassagen.
Das letzte Stück geht durch die Weinberge bis in den Ort Wösendorf, wo uns gleich die ersten Heurigen entgegenlachen.
Wir jausnen aber dann doch noch unsere mitgebrachten Snacks und begeben uns im Laufschritt zum Bahnhof Wösendorf-Joching, wo uns die nette Wachaubahn erwartet (Achtung: Für die Züge Richtung Krems muss man unter den Gleisen durch.). Dass unser geliebtes Klimaticket dort nicht gilt, haben wir allerdings nicht gewusst. „Wir sind halt eine Touristenbahn“, meint der Schaffner achselzuckend und verrechnet uns 19 Euro (2 Personen) bis nach Krems. Wer sich diesen Betrag sparen möchte, könnte natürlich auch wieder den Bus 715 nach Krems nehmen. Wir haben es zu spät gecheckt, uns aber auch nicht gegrämt und die Fahrt mit der Wachaubahn im Panoramawaggon trotzdem genossen.
Fazit
Dass die Buschandlwand der „Panoramapunkt der Extraklasse“ ist und die „schönste Wanderung, die man in der Wachau unternehmen kann“, würde ich so nicht unterschreiben. Dafür gab es ein bisschen zu wenige Ausblicke. 🙂
Aber für eine gemütlich-sommerliche Langschläfer*innentour ist es auf jeden Fall eine gute Wahl, vor allem wenn man sie zum Beispiel vorab mit einem Sprung in die Donau bei Spitz oder einem Heurigenbesuch in Wösendorf verbindet. Einziger Haken: Die doch recht lange An- und Rückreise von und nach Wien (hin und retour fast vier Stunden) – für eine eher kurze Wanderung. Da muss man schon wirklich gerne Zug fahren. Uns hat es nicht gestört. #zugliebe
PS: Alleine schon wegen der gebackenen Holunderblüten hat sich diese Tour ausgezahlt. Wer diese nachkochen möchte, hier ist mein Lieblingsrezept. Empfehlung dazu: Apfelmus oder Holunderröster.
Danke Sarah für die tolle Tourenbeschreibung – ich liebe die Wachau und die Buschandlwand habe ich noch nicht besucht. Lädt trotz wenig Aussicht zum Nachmachen ein. Ich kenn das mit den Standln und Bauernmärkten am Weg – deshalb nehm ich auch wenig Geld mit… sonst wird der Rucksack zu schwer.