Auf der Suche nach einer Frühlingswanderung im April ohne alpine Herausforderungen – weiter oben liegt ja noch ordentlich Schnee – hole ich meine arg zerfledderte Wiener Hausberge Karte heraus und muss feststellen, dass die Gegend südlich von Neunkirchen und nördlich des Wechsels ein unbeschriebenes Blatt bei mir ist. Ich finde heraus, dass ein Bus von Gloggnitz nach Kirchberg am Wechsel auch am Sonntag fährt. Also tüftle ich eine ausgiebige Wanderung durch dieses Hügelland Richtung Scheiblingkirchen aus.
Es gibt relativ viele Verbindungen von Wien nach Kirchberg am Wechsel, entweder mit Umstieg in den Bus in Gloggnitz oder in Edlitz-Grimmenstein, je nach gewählter Verbindung zwischen knappen 1,5 bis 2 Stunden Anfahrtszeit.
Die Retter Linien bedienen das Gebiet südlich von Wr. Neustadt. Bei der Bushaltestelle in Gloggnitz (gleich beim Bahnhof) standen zwei Busse. Auf beiden waren weder Busnummer und Zielort zu sehen. Erst durch Nachfrage beim Busfahrer über das Busfahrerfenster – die Tür darf nicht geöffnet werden – erfahren wir, welcher Bus der für uns richtige ist. Auf unsere Anmerkung, dass für nicht Ortskundige die Orientierung schwierig ist, wurde uns mitgeteilt, dass sie erst eine Minute vor Abfahrt das Fahrtziel und die Busnummer angeben dürften. Das Einsteigen in den Bus sei auch erst kurz vor Abfahrt möglich. Mit Kundenfreundlichkeit hat diese Vorgehensweise nicht viel zu tun, deshalb habe ich an die Retter Linien geschrieben – aber bis jetzt leider keine Antwort erhalten.
Wir steigen in Gloggnitz in den Bus und sind die gesamte Strecke über die einzigen Fahrgäste.
Von Kirchberg am Wechsel nach Scheiblingkirchen
In Kirchberg angekommen, wählen wir den Weg an der 1000-jährigen Linde vorbei, die schon fast ins gleichnamige Wirtshaus hineinwächst.
Dort geht es die Stufen hinauf zur Pfarrkirche (leider zu) mit angrenzendem Dominikanerinnenkloster. Dort oben sehen wir eine weitere, recht beeindruckend stehende Kirche und obwohl wir eigentlich schon von hier bergauf wandern wollten, beschließen wir einen Umweg zur über 600 Jahre alten gotischen Wolfgangskirche, die leider auch zu ist, aber die man im Rahmen einer Führung besichtigen kann.
Die App zeigt uns einen Weg direkt von der Kirche weg, die uns auf unsere geplante Route führt: über eine Forststraße gelangt man bald zum Wanderweg Richtung Kreithberg. Nach einem kurzen Anstieg durch den Kirchgraben erreicht man eine Wiese, von der man einen herrlichen Blick ins Hügelland hat – im Frühjahr mit all den blühenden Obstbäumen ein besonderer Genuss.
Von hier führt der Weg durch Wald und kleinere Lichtungen bis zum großen Wiedenhof. Von hier sind es nochmal etwa 200 Meter bis man zur asphaltierten Straße (kaum Verkehr!) Richtung Ödenkirchen gelangt, der man auf etwa 1,5 aussichtsreichen Kilometern folgt. Die Maximalhöhe der heutigen Tour ist erreicht und man darf sich beim Landgasthaus Fally belohnen. Der Wegweiser beim Wirtshaus zeigt uns schon unseren Weiterweg Richtung Haßbach.
Kurz nach dem Parkplatz führt der Weg in den Nadelwald hinab, wir erreichen bald das nächste Gehöft. Das folgende Stück über Asphaltstraße lässt sich mit der Aussicht auf den schneebegupften Schneeberg und entlang einer Obstbaumallee recht gut aushalten.
Nach 400 Metern geht’s nach rechts ab, wieder folgt eine wunderbare Mischung aus Wald und Wiesen, eine davon wird für eine weitere Rast auserwählt, um den mitgebrachten Kuchen und Kaffee zu genießen und ein kleines Nickerchen zu machen.
Der Blick auf die Wander-App zeigt, dass wir bisher nicht recht zügig unterwegs waren und noch fast die Hälfte der Strecke vor uns liegt, wir legen also einen Zahn zu.
Im Tal erreichen wir die Ortschaft Haßbach, die wir an der Pfarrkirche vorbei durchqueren. Der markierte Weg führt am Ortsrand über ein kleines Wegerl, in den Wald hinein. Bald erreicht man eine große Wiese.
Dann wandern wir über kleine Asphaltstrassen und Schotterwege durch die Ortschaften Kulm und Thann, genießen einen herrlichen Blick auf die gesamte Hohe Wand, dann beginnt der „Abstieg“ nach Scheiblingkirchen. In der Ferne sind die Felsen unterhalb der Ruinen des Türkensturzes zu sehen.
Unten in Scheiblingkirchen geht’s noch ein Stückl entlang der etwas unansehnlichen Hauptstraße, bis wir den schönen Bahnhof Scheiblingkirchen erreichen.
Fazit
Eine einfache, aussichtsreiche Alljahreswanderung, die vor allem im Frühjahr und wohl auch im Herbst ihre besonderen Reize hat.