Eindrucksreiche Rundtour auf fast bis zuletzt unbeschwerlichen Wanderwegen, vorbei am Pfitschebacher Wasserfall, zwei bewirtschafteten Almen, einem hoch gelegenen Weidegebiet und imposanten Steinblockhalden. Auch mit zumindest einem kleinen Schneefeld kann im Sommer noch gerechnet werden, bevor man das leicht versicherte Joch erreicht. Als gekürzte Tour bis zur Abzweigung zum Wallfahrtsjöchl auf der Weide bietet sich die Runde auch gut für jüngere Familien an.
Vom Innsbrucker Hauptbahnhof gelangt man per REX oder IC in etwa einer Stunde nach Imst. Vom Busterminal am Bahnhof Imst fährt der Bus 4204 (Richtung Mittelberg – Gletscher) in das Pitztal, nach etwa 40 Minuten erreicht man St. Leonhard im Pitztal – Gh Sonne. Die Verbindung geht regelmäßig, auch am Wochenende.
Aufstieg
Heute war die Tour ganz spontan. Um kurz vor Mitternacht noch die letzte Abgabe für die Uni vor den Sommerferien erledigt, habe ich erst beim Frühstück um halb 8 endgültig den Entschluss gefasst, heute eine Bergtour zu machen. Zuugle hat mir hier das Leben deutlich leichter gemacht, da es mir die Inspiration gegeben hat, ins Pitztal zu fahren. Denn es ist augenscheinlich viel besser öffentlich von Innsbruck zu erreichen, als ich angenommen hatte! Also, Rucksack packen und auf zum Bahnhof. Jause brauche ich trotz gerade erst gegessenem Frühstück schon noch, damit genießt sich der Gipfel einfach besser. Wobei, Gipfel ist das Wallfahrtsjöchl, mein heutiges Ziel, gar kein richtiger. Die Gipfeljause gilt trotzdem!
Vom Railjet steige ich in Imst in den Bus 4204 Richtung Mittelberg – Gletscher ein. Außer mir nutzen diese Linie um diese Uhrzeit fast nur Urlauber. Zugegeben, als ich beginne, Fotos vom Bahnhof und dem Bus zu machen, werde ich auch von vielen Umstehenden als Touri abgestempelt. Aber bin ich ja genau genommen, Einheimische sind Innsbrucker im Pitztal auch nicht.
Beim Aussteigen aus dem Bus an der Haltestelle “St. Leonhard im Pitztal – Gh Sonne” erblicke ich schon den Parkplatz auf der anderen Seite der Pitze. Dahinter befindet sich rechterhand ein Forstweg – der Einstieg zur gut beschilderten Tour. So bald wie möglich verlasse ich den breiten Weg und biege links ab, auf den Steig zum Pfitschebacher Wasserfall. Wem, anders als mir, der breite Forstweg lieber ist als wurzelige Wanderwege, gelangt auch darüber ans Ziel.
Bald wird aus dem wurzeligen Wanderweg auch wieder ein breiterer, leicht zu begehender Weg. Mit Hilfe zweier Holzbrücken quert man den Gschwandbach, der den Wasserfall speist. Weniger als eine Stunde geht man noch im Schatten des Waldes, dann öffnet sich die erste Hochebene, an deren Eingang die Tiefenthal Alm verführerischen Duft verströmt.
Meinen inneren Schweinehund bezwingend setze ich meinen Weg fort, für den ich gerade einiges an Konzentration brauche. Denn man biegt hier rechts von der Forststraße ab und geht durch eine hohe Wiese zum Fuß der angrenzenden Steilflanke. Den wenig ausgetretenen Weg findet man nur durch Bodenmarkierungen. Erreicht man ein kleines Gatter, geht es aber deutlich leichter weiter, dafür auch steiler. Bevor ich etwa eine Stunde später die “Sturzmahd” erreiche, wiederum eine kleine Hochebene mit Schäferhütte und Hüttenkreuz, nutze ich die Chance bei einem kleinen Rinnsal mitten im Hang, meine Flaschen aufzufüllen. Später kommt man nur noch zu einem oberflächlich durch Weidegebiet verlaufenden Schmelzwasserbach.
Nach einer Erhohlungspause an der kleinen Hütte, in die Länge gezogen durch die Showeinlage eines Steinadler Pärchens, gehe ich rechterhands weiter auf den Sattel am Fuße des Gietkögels. Ringsherum erblicke ich schon die spitzen Gipfelaufbauten der umliegenden Berge. Als ich den Sattel erreiche, sehe ich auch, was darunter liegt. Steile Felswände und Schutthalden von den vielen Felsbrüchen zieren die Füße der Gipfel. Direkt unter mir aber liegt die Idylle pur, eine Mutterkuhherde grast in einem Talkessel, den ein glitzernder Schmelzwasserbach durchfließt. Schön, dass der Weg in diesen Kessel hinunter und geradewegs hindurch führt! Um den Kühen auszuweichen, gehe ich aber einen kleinen Umweg links von den Markierungen. (Dem Bachverlauf talwärts folgend kann man die Runde abkürzen und direkt zur Neubergalm absteigen.)
Rechterhand kämpfe ich mich den nächsten Hang entlang etwas schwierig zu erkennender Bodenmarkierungen hoch, die Beine werden schon etwas schwerer. Doch die vielen Löcher, die hier den Wiesenboden säumen, geben mir eine große Motivation, weiter zu gehen. Und tatsächlich lohnt es sich! Bevor ich bald die Blockhaufen erreiche, entdecke ich den Grund für die Löcher.
Noch etwa eine Stunde, dann wartet die verdiente Gipfeljause! Es wird eh schon Zeit, Magenknurren lässt grüßen. Zuerst über grobere Steinblöcke und nochmals kurz über Wiesenwege.
Schon steht man am Fuß eines Schneefeldes. Hier ändert sich die Wegführung wohl jedes Jahr. Vor allem wenn das Schneefeld klein ist, und die Steilstufe nicht entschärft, ist eine gute Wegewahl ringsherum wichtig. Deshalb folge ich der Variante links am Schneefeld vorbei und gehe die Steigung eher weitläufig aus. Über dem Schneefeld quere ich und sehe bald das Stahlseil, das mich die letzten paar Meter zum Ziel über den abschüssigen aber festen Weg begleitet.
Abstieg
Der Abstieg folgt dem Aufstieg. Möchte man eine Rundtour machen, steigt man nach der Weide nicht mehr zur Sturzmahd auf, sondern folgt dem Weg entlang des Baches linker Hand hinunter zur Neubergalm. Hier kehre ich doch noch ein. Ich spekuliere dabei etwas mit meinem Zeitplan, gut 500 Höhenmeter muss ich noch absteigen, um wieder zur Bushaltestelle zu kommen.
Später stellte sich heraus, dass ich über die Forststraße und die vereinzelten Abstecher deutlich schneller abwärts gekommen bin, als erwartet. Eine Stunde sollte man aber mindestens einplanen.
Ich habe die Wartezeit an der Bushaltestelle genutzt, um mich am Brunnen im Tal zu erfrischen, die Wanderkarte zu studieren und meine Schuhe auszulüften. Die anderen Fahrgäste haben es mir wohl unwissentlich gedankt! Kurz vor Ende der Tour, könnte man sich noch entscheiden, weiter talauswärts nach Bichl abzusteigen (Bushaltestelle St. Leonhard i. P. Bichl). In beiden Fällen folgt man zumindest die letzten Meter einem Forstweg.
Heimreise
Wie Anreise.
Autorentipp
Weniger lang und weit und trotzdem vollgepackt mit schöner Aussicht ist die gleiche Rundtour ohne dem “Abstecher” zum Wallfahrtsjöchl mit etwa 950 Höhenmetern – 5:00 Stunden. Dazu einfach bei der Weide wieder talwärts halten. Eine weitere Alternative bietet der Abstieg in das Kaunertal, wodurch die Tour zur Überschreitung wird (Bushaltestelle Kaunertal Platz, 2 Mal umsteigen nach Innsbruck).