Vernagthütte & Guslarspitzen

Blick zurück: Rechts unten zu sehen ist die Vernagthütte, links im Vordergrund der Guslarferner, rechts im Hintergrund der Vernagtferner bzw. was noch davon übrig ist. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)

Vent ist Ausgangsort vieler bekannter Bergtouren und historisch äußerst relevant. Die beschriebene Tour führt über die Vernagthütte auf zwei der Guslarspitzen, zwei weniger bekannte Gipfel in den hinteren Ötztaler Alpen. Die Gipfelprominenzen sieht man allemal.

Bei der Anreise wird einem die enorme Ausdehnung des Ötztals so richtig bewusst. Durch die vielen Halte, die der öffentliche Bus am Weg von Ötztal-Bahnhof Richtung Vent einlegt, hat man genug Zeit, jeden Ort kennenzulernen oder Ausschau nach möglichen weiteren Öffi-Touren zu halten. Man kann ruhig viel aus dem Fenster schauen und die Aussicht genießen, denn man muss sich keine Sorgen machen, die Ausstiegshaltestelle zu verpassen: Vent ist nämlich die Endhaltestelle.

Aufstieg

Nach dem Aussteigen steht man schon inmitten der Venter Bergwelt. Nach der langen Busfahrt freuen sich die Beine schon darauf, wieder genutzt zu werden. Das erste Teilstück der Wanderung eignet sich gut zum “Eingehen”, es geht sehr flach dahin entlang der Rofenache. Anfangs verläuft der Weg am rechten Flussufer, später werden wir auf das linke Ufer wechseln. Bald nach Vent kommen wir an einem Abflusspegel vorbei. Die Messungen hier sind auch im Zusammenhang mit dem Gletschermonitoring wichtig. Sobald die Gletscher schmelzen, werden sie zu Wasser und kommen nach einiger Zeit über kleine Rinnsale und größere Bäche in die Rofenache und in weiterer Folge in Inn, Donau und so weiter.

Über eine Hängebrücke, die allerdings sehr stabil und keineswegs angsteinflößend wirkt, gelangen wir später auf den Wanderweg am anderen Ufer. Nun wird der Weg steiler und die ohnehin schon spärliche Vegetation noch weniger, es wird zunehmend alpiner. Auch der Wind lässt uns spüren, dass wir uns mittlerweile schon in einer ordentlichen Höhenlage befinden. Sehr gleichmäßig verläuft der Weg bergauf, bis er plötzlich eine Kurve macht und ein ganzes Stück leicht bergab bzw. flach weitergeht. Hier können wir dann auch erstmals die Vernagthütte erblicken. Das letzte Stück dorthin ist noch einmal kurz steiler, was uns jedoch kaum stört, weil der Weg nach wie vor gut zu gehen ist und durch die vielen Brücken, die über die Rofenache führen, angenehm abwechslungsreich ist.

Kurz vor der Vernagthütte. Der Pegel des Vernagtbaches wird ebenfalls genauestens überwacht. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)
Kurz vor der Vernagthütte. Der Pegel des Vernagtbaches wird ebenfalls genauestens überwacht. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)

Bei der Vernagthütte kehren wir ein und füllen unsere Energietanks auf, schließlich wollen wir ja noch zwei Gipfel machen heute! Wer mit 800 Höhenmetern an einem Tag schon genug hat, kann sich auch auf der Vernagthütte für eine Nacht einquartieren und die Tour in zwei Etappen machen. Wir haben nach der Pause auf der Hütte noch genug Kraft für die verbleibenden 500 Höhenmeter.

Blick zurück: Rechts unten zu sehen ist die Vernagthütte, links im Vordergrund der Guslarferner, rechts im Hintergrund der Vernagtferner bzw. was noch davon übrig ist. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)
Blick zurück: Rechts unten zu sehen ist die Vernagthütte, links im Vordergrund der Guslarferner, rechts im Hintergrund der Vernagtferner bzw. was noch davon übrig ist. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)

Gefühlt ist es von der Hütte bis auf die Hintere Guslarspitze wirklich nur ein Katzensprung. Das mag daran liegen, dass die Wegstrecke vergleichsweise gering ist. Bald sind wir also oben und genießen das Gipfelpanorama von der 3.147 Meter hohen Hinteren Guslarspitze. Was man da so alles sieht, ist beeindruckend: Sämtliche jämmerlich dahinschmelzende Gletscher, zum Beispiel den Kesselwandferner, die Wildspitze, Tirols höchsten Berg, oder das Tisenjoch, die Stelle an der die Eismumie Ötzi anno 1991 gefunden wurde.

Blick von der Hinteren Guslarspitze auf den im Rückzug befindlichen Kesselwandferner. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)
Blick von der Hinteren Guslarspitze auf den im Rückzug befindlichen Kesselwandferner. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)

Der kühle Wind veranlasst uns zu einem baldigen Aufbruch zum nächsten Gipfel. Die Mittlere Guslarspitze ist nur wenige Gehminuten von der Hinteren entfernt. Das dortige Gipfelpanorama ist erfreulicherweise nicht minder beeindruckend. Auf die Vordere Guslarspitze verzichten wir heute. Der Weg dorthin ist ein wenig anspruchsvoller (kein markierter Wanderweg, nur ein Steig) und angesichts des kleinen Neuschneezuwachses über Nacht heben wir uns diesen Gipfel lieber für ein anderes Mal auf.

Nun sehen wir auch den Hintereisferner gut - ebenfalls ein trauriger Anblick. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)
Nun sehen wir auch den Hintereisferner gut – ebenfalls ein trauriger Anblick. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)

Abstieg

Für den Abstieg wählen wir eine andere Route als für den Aufstieg. Warum sollten wir auch zweimal denselben Weg gehen, wo es hier doch eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt?! Zwischen Hinterer und Mittlerer Guslarspitze zweigen wir nun in die andere Richtung ab. Unser nächstes Zwischenziel ist das sogenannte Proviantdepot. Hier wurde – nomen est omen – zu früheren Zeiten Proviant für die Alpenüberquerung deponiert. Heute steht hier eine moderne Wetterstation, die so ziemlich alles misst, was das Herz von Naturwissenschaftler:innen begehrt. Ein guter Ort für eine weitere Pause also – nur ja nicht auf dem “Snow Pillow”, um die Messergebnisse nicht zu verfälschen!

Die Wetterstation am Proviantdepot. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)
Die Wetterstation am Proviantdepot. Foto: Anna Siebenbrunner, Protect Our Winters Austria (POW AT)

Wir folgen dem Weg weiter talwärts. Nach einer Weile geht “unser” Weg in den Zentralalpen-Weitwanderweg über. Hier ist plötzlich mehr los. Wir sind dem Talboden inzwischen schon sehr nahe. Lediglich das letzte Flachstück zurück nach Vent ist noch ausständig. Mittlerweile spüren wir unsere Füße schon ganz ordentlich und wollen nur noch aus unseren Bergschuhen raus. Wir haben noch etwas Zeit, bis der nächste Bus kommt – genug Zeit für ein kurzes Fußbad in der Rofenache. Besser kann dieser Wandertag kaum enden!

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   8:45 Std Wandern   1.400 HM   1.400 HM   24 km   GPX Track

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