Überschreitung mit Aussicht

Blick vom Hochanger nach Süden. Foto: Martin Heppner

Am 23. Dezember nehme ich mir gerne einen Urlaubstag und mache eine Wanderung. Es ist ein schöner Gegensatz zum hektischen Einkaufstrubel. Mit dem Hochanger nördlich von Turnau, hat Veronika auch noch eine ganz besonders schöne Schneeschuhwanderung ausgewählt.

Weil die Tage jetzt im Winter kurz sind – es sind nur zwei Tage nach der Wintersonnenwende – starten wir so früh als möglich. Veronika und ich haben uns beide ein Klimaticket zugelegt und wollen dieses jetzt auch ausnützen. Zuerst überlegen wir nach Bad Gastein zu fahren – da wir aber erst gegen 23:00 wieder in Wien wären, nehmen wir davon dann doch Abstand.

Umstieg in Kapfenberg

Die Verbindung nach Kapfenberg gibt es von Wien aus jede Stunde. Das einschränkende Element ist der Bus auf die Passhöhe Seeberg. Dieser fährt nur alle zwei Stunden. Dadurch muss man entweder sehr früh starten, oder kommt erst kurz vor Mittag an.

Das zweite Element, das die Anreise verlängert, sind die 28 Minuten Wartezeit in Kapfenberg. Bisher war diese längere Wartezeit sinnvoll, weil man vom Bahnhof zum Europlatz hinunter gehen müsste. Mit der Neugestaltung des Bahnhofs entfällt dieser Teil aber – der Bus fährt direkt vor dem Bahnhof ab. Die Wartezeit von 28 Minuten sollte man daher sinnvoll nutzen und sich im Einkaufszentrum mit Verpflegung eindecken.

Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Kufstein zu dieser Tour für dich finden.

Göriacheralm

Ich habe als unsere Ausstiegshaltestelle die Passhöhe gewählt. Wir hätten auch bei der nächsten Station aussteigen können. Der Unterschied ist: Von der Station „Passhöhe“ geht man im Schnee bergab, von der Station „Seebergalm“ geht man entlang der Straße leicht bergauf.

Diese Schneeschuhtour beginnt mit einem Abstieg Richtung Seebergalm. Foto: Martin Heppner
Diese Schneeschuhtour beginnt mit einem Abstieg Richtung Seebergalm. Foto: Martin Heppner

Zwischen den Häusern der Seebergalm halten wir uns rechts, um in das Lappental einzubiegen. Es geht immer taleinwärts, den Spuren folgend. Hier sind Schneeschuhwanderer und Skitourengeher unterwegs gewesen.

Kurz vor der Göriacheralm gibt es zwei Möglichkeiten: Geradeaus und steil durch den Talschluß zum Sattel hinauf, oder flach und weiter der Forststraße folgend. Beide Wege sind gespurt – mit Schneeschuhen sind auch beide Varianten etwa gleichwertig. Die steile, kurze Version bietet die Gefahr, dass es eisig sein kann. Das stellt für die Zacken auf der Unterseite der Schneeschuhe aber normalerweise kein besonderes Hindernis dar.

Wir wählen den flachen, längeren Weg über die Forststraße, der in einer Kehre scharf nach rechts abzweigt.

Göriacheralm. Foto: Martin Heppner
Göriacheralm. Foto: Martin Heppner

Von der Bushaltestelle auf der Passhöhe, bis zur Göriacheralm brauchen wir etwas weniger als 1,5 Stunden.

Hochanger

Der letzte Aufstieg zum Gipfel des Hochangers beträgt etwas mehr als 200 Höhenmeter und ist recht steil. Innerhalb von 50 Minuten sind wir oben. Das Panorama ist wunderbar: Vom Hochschwab, über den Ötscher, Veitsch, Rax, Stuhleck und die ganze Reihe der Ennstaler Alpen ist von hier heroben alles zu sehen.

Letzter Anstieg zum Hochanger Gipfel. Foto: Martin Heppner
Letzter Anstieg zum Hochanger Gipfel. Foto: Martin Heppner
Vom Gipfel hat mein ein wunderbares Rundumpanorama. Hier Richtung Hochschwab. Foto: Martin Heppner
Vom Gipfel hat man ein wunderbares Rundumpanorama. Hier Richtung Hochschwab. Foto: Martin Heppner
Am Gipfelplateau des Hochangers. Foto: Martin Heppner
Am Gipfelplateau des Hochangers. Foto: Martin Heppner

Wir rasten hier und jausnen, nachdem wir ausgiebig Fotos gemacht, sie allen Freunden geschickt und unsere Social Media Postings absolviert haben. Da keiner von uns beiden halbnackt am Gipfelkreuz turnen will, ist uns bewusst, dass unsere Reichweite auf Facebook und Instagram bescheiden bleiben wird.

Abstieg Richtung Turnau

Von der Passhöhe Seeberg bis zum Gipfel herauf ist es eine schöne und einfache Tour mit etwa 600 Höhenmetern – was sie auch noch zu einer einfachen Tour macht. Auch wenn uns am 23. Dezember nicht viele Leute begegnet sind, wissen wir doch aus den Spuren, dass das keine einsame Tour ist. Allerdings führen 99% der Spuren entlang des Aufstiegswegs wieder zurück.

Du wanderst zurück zum Auto. Ich wandere wohin ich will.“ lautet ein Spruch, den wir auch auf T-Shirts drucken lassen, die käuflich zu erwerben sind. Daher führt uns unser Weg nach Süden, Richtung Turnau.

Als erstes stellt sich uns aber gleich einmal ein Problem in den Weg: Der Hang nach Süden hinunter ist steil. Sehr steil. Eine Skispur glauben wir zu erkennen, aber wir wollen nicht riskieren, in dem steilen Hang umdrehen zu müssen. Daher wenden wir uns nach Westen, verlieren an Höhe und wenden uns schließlich auf einer den Hang querenden Forststraße wieder nach Südosten. Aktuell ist diese Forststraße gut zu erkennen, weil die Eisenstangen, die den Elektrozaun halten, aus dem Schnee herausragen. Liegt hier mehr Schnee, ist der Weg wahrscheinlich nicht zu finden und man muss dem Geländeverlauf folgen.

Wir wollen links am Grat entlang, links an dem Kogel vor uns vorbei, zur Osteralm. Foto: Martin Heppner
Wir wollen links am Grat entlang, links an dem Kogel vor uns vorbei, zur Osteralm. Foto: Martin Heppner
Um den steilen, direkten Abstieg zu vermeiden, gehen wir eine Schleife nach Westen und queren dann auf einem Forstweg zurück zum Grat. Foto: Martin Heppner
Um den steilen, direkten Abstieg zu vermeiden, gehen wir eine Schleife nach Westen und queren dann auf einem Forstweg zurück zum Grat. Foto: Martin Heppner

Von unten blicken wir auf den Hang zurück, der uns von oben als zu steil erschienen ist. Von hier sieht man, dass es keine Abbrüche gibt, man hält am besten auf die kleine Baumgruppe zu und lässt diese, von oben kommend, zur linken Hand liegen.

Blick zurück auf den Gipfelhang. Von herunten sieht er gar nicht so steil aus. Foto: Martin Heppner
Blick zurück auf den Gipfelhang. Von herunten sieht er gar nicht so steil aus. Foto: Martin Heppner

Den weiteren Wegverlauf haben wir vom Gipfel aus schon gesehen, weil der Weg links am bewaldeten Gupf vorbei breit ausgeschnitten und damit leicht zu finden ist. Hinter diesem Gupf liegt die Osteralm mit der Kobenkögelhütte.

Osteralm

Ab hier sind wieder menschliche Spuren eindeutig identifizierbar: Ein Snowmobil ist aus dem Tal herauf und wieder hinunter gefahren. Die beiden Wanderwege nach Turnau sind mittels Tafeln und rot-weiß-roten Markierungen am südlichen Ende der Osteralm gut markiert – allerdings ungespurt.

Wir haben ab hier noch etwas mehr als 1,5 Stunden Zeit, um zu unserem geplanten Bus zu kommen. Für die anstehenden 700 Höhenmeter ist das nur dann ein Problem, wenn wir im ungespurten Wald plötzlich den Weg verlieren sollten. Nicht, dass mir das schon einmal passiert wäre. Außerdem habe ich einen Notbiwacksack für zwei Personen und die Stirnlampe mit.

Aus irgendeinem Grund finde ich aber die Idee im Wald, im Schnee, in den 24. Dezember zu starten unattraktiv. Ich stehe dazu, dass ich Veronika vorschlage, der Snowmobilspur auf der Forststraße zu folgen.

Osteralm. Foto: Martin Heppner
Osteralm. Foto: Martin Heppner

Die Entscheidung auf der Forststraße abzusteigen wird von uns beiden als gut bestätigt, als wir zu der Kreuzung kommen, wo Wanderweg und Forststraße zusammentreffen: Im Sommer kein Problem und sicher viel schöner zu gehen – jetzt im Schnee mit den Schneeschuhen im steilen Gelände wenig attraktiv.

Wegkreuzung Wanderweg und  Forststraße entlang des Hörsterkogels. Foto: Martin Heppner
Wegkreuzung Wanderweg und Forststraße entlang des Hörsterkogels. Foto: Martin Heppner

Wir bleiben auf der Forststraße bis der Wanderweg erneut von der Straße abzweigt. Hier liegt schon viel weniger Schnee, sodass wir die Schneeschuhe sowieso nicht mehr brauchen. Wir wechseln von Schneeschuhen zu Snowspikes und steigen durch den Wald am Wanderweg ab.

Würde mehr Schnee liegen, würde ich der Forststraße so lange weiter folgen, bis sie bei der zweiten Kreuzung nach unten führt – zwei Kehren weiter und man steht in Eichholz, zwischen Gehöften. Von dort direkt nach Turnau hinunter, um am Hauptplatz in den Bus einzusteigen.

Veronika und ich zweigen aber ab und folgen dem Waldweg bis wir zu der Asphaltstraße kommen, die vom vorher erwähnten Weiler Eichholz nach Au bei Turnau hinunter führt.

Abstieg durch den Wald. Foto: Martin Heppner
Abstieg durch den Wald. Foto: Martin Heppner

Dieser Asphaltstraße folgen wir und kommen schließlich in die Zivilisation zurück. Wir gehen hinunter bis zur Bundesstraße. Gegenüber unserer Haltestelle ist eine Spedition, auf unserer Seite ein Holzlagerplatz. Hier warten wir in der Sonne etwa 20 Minuten auf den Bus.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   6:00 Std Schneeschuh   600 HM   1.000 HM   14 km   GPX Track

Heimfahrt

Wir haben eine Rückfahrt gewählt, die uns nach Kapfenberg zurück bringt. Wer aus Richtung Graz kommt, wird auch diese Verbindung wählen. Es gibt aber auch die Möglichkeit nach Mariazell zu fahren und dort mit dem Pilgerbus nach Wien zurückzukehren.

Haltestelle
Haltestelle „Au bei Turnau Aichholzweg“. Foto: Martin Heppner

Für mich ist die Option über Mariazell jedenfalls wenig verlockend, weil ich generell nicht gerne Bus fahre und beim letzten Mal meine Aufmerksamkeit einem Mitfahrer gegolten hat, der etwa 25 Bierdosen in seiner Sporttasche hatte und diese meiner Beobachtung nach alle ausgetrunken hat. Ich habe ehrlichgesagt darauf gewartet, dass das Bier zu irgendeinem Zeitpunkt wieder seinen Körper verlassen wird – auf welchem Wege auch immer – aber er hat mich diesbezüglich eines Besseren belehrt. Ich bin aber mittlerweile geläutert und brauche diesbezüglich keine Fortbildung mehr.

Kurzum: Wir fahren nach Kapfenberg. Auch diesmal fährt der Bus wieder direkt zum Bahnhof hinauf. Da der Anschlusszug schon wenige Minuten später einfährt, ist das auch gut so.

Was ist an dieser Stelle noch zu vermerken? Ich schlafe leidlich gut im Zug.

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