Didi war noch nie auf der Schneealpe. Er will aber nur bei Schnee rauf. Ich habe noch nie im Winterraum übernachtet. So ein Glück: Vor dem Schneealpenhaus liegt Schnee und im Schneealpenhaus gibt es einen Winterraum!
Am Weg nach Hinternaßwald stellt die Fahrt durch die enge Klamm das erste Highlight des Tages dar. Der Felsen ist teilweise wirklich nur wenige Zentimeter vom Glas entfernt!
Ich frage den Buschauffeur, ob er schon einmal am Felsen angestoßen ist. Er seufzt und sagt, dass er deswegen so langsam durchfahren würde, weil er eben schon einmal eine Scheibe an dieser Engstelle zerstört hätte. Er schaut dabei nicht glücklich drein. Scheint keine schöne Erinnerung zu sein. Ich hätte es aufregend gefunden dabei zu sein…
Aufstieg
Nachdem wir ausgestiegen sind, wendet der Bus sofort und ist schon weg, als ich meinen Rucksack abstelle. Mich beschleicht das Gefühl hier ausgesetzt worden zu sein und dass er uns nicht mehr die Möglichkeit geben wollte es uns noch einmal zu überlegen.
Nachdem wir jetzt schon einmal hier sind, packen wir uns zusammen. Es ist schon recht kühl. Das ist insofern lästig, als ich jetzt schon weiß, dass mir nach 150m Gehen heiß wird und ich mich wieder ausziehen muss. Aber vielleicht ist diesmal ja alles anders. Ich ziehe mich also einmal warm an.
Die Abzweigung Richtung Lurgbauer kommt nach den Holzstapeln auf der rechten Seite. Dort liegt schon etwas Schnee. Wir haben Schneeschuhe am Rücken. Wir ziehen sie also an. Nachdem wir das gemacht haben, gehen wir die 10m zum Nassbach hinüber und bemerken, dass er so viel Wasser führt, dass wir ihn nicht durchschreiten können. Mit Schneeschuhen hüpft es sich auch nicht wirklich gut – also suchen wir im Unterholz eine schmale Stelle, über die wir hinübersteigen können. Das gelingt uns auch relativ problemlos und unser erstes Tagesziel keine nassen Schuhe zu bekommen, ist erfüllt. Wir hätten dieses Ziel allerdings besser „gar nicht nass zu werden“ formulieren sollen. Das Herumkriechen im Unterholz lässt den ganzen Schnee der Äste auf uns herunterfallen. Die Kapuzen hätten uns gut geschützt, wenn wir sie übergezogen hätten. So allerdings sorgen sie höchsteffektiv dafür, dass der heruntergefallene Schnee quasi verlustfrei direkt in den Hals und weiter den Rücken hinunterrinnt.
Nach dem Nassbach geht es gleich direkt den Berg hinauf. Hier liegt so wenig Schnee, dass ich meine Schneeschuhe – zusammen mit einem Teil meiner Oberbekleidung – wieder ausziehe. Didi geht inzwischen einmal weiter.
Tipp: Wenn hier viel Schnee liegen würde, wäre die Suche nach dem Weg nicht ganz einfach. Dann würde ich von dieser Route abraten und eher den Umweg über die Forststraße empfehlen, die wir oben sowieso nutzen.
Nach etwa 300 HM Aufstieg, auf 1.021m Seehöhe, macht die Forststraße direkt vor dem Gamskogel einen scharfen Knick nach links und endet danach recht bald.
Ab dort ist die Navigation im Schnee wieder herausfordernder, als auf der Forststraße.
Kurz vor 13:00 kommen wir zum Lurgbauer. D.h. wir haben für diesen Streckenabschnitt fast 4h benötigt. Alle Gebäude sind stark eingeschneit – alles verschlossen und verrammelt.
Ab hier geht man im Sommer etwa eine Stunde bis zum Schneealpenhaus. Wir brauchen etwas länger, obwohl es im Großen und Ganzen eben dahin geht.
Gegen 14:00 kommen wir beim Schneealpenhaus an. Damit hätten wir also etwa 5h – inklusive Pausen – für den Aufstieg gebraucht.
Schneealpenhaus
Der Winterraum des Schneealpenhauses ist der zugebaute Gastraum und draußen gut angeschrieben. Es gibt leider keine Möglichkeit zu heizen, dafür Getränke im Kühlschrank. Aus der aufliegenden Preisliste ist ersichtlich was wieviel kostet.
Nach einer kurzen Jause holen wir uns alle Decken, die wir in den Banktruhen finden können, und legen uns kurz hin. Wir waren am Vortag auf Didis Vortrag und sind jetzt etwas müde. Wobei Didi deutlich länger dort war als ich. Kurzum: wir schlafen ein ohne unsere Radler ganz auszutrinken.
Alles, das uns diese Nacht wärmt ist Zirbenschnaps, von dem ich eine kleine Flasche mitgenommen habe. Alles andere ist auf Reduktion des Wärmeverlusts ausgelegt.
Ich habe meine lange Merinounterwäsche an, Schihose, zwei Paar Socken, zwei Primaloftjacken (warm und sehr warm), meinen Alpenverein-Buff am Kopf und eine Kapuze. Die dicken Handschuhe habe ich auch an. Im Gegensatz zu Didi habe ich einen Schlafsack mit. Daher wickle ich mich in nur vier oder fünf zusätzliche Decken ein. Didi verwendet die restlichen (exklusive die, die offensichtlich Teil eines Mäusenests waren).
Jeder Lagewechsel führt dazu, dass es an einer anderen Stelle kalt ist. Obwohl ich gefühlt stundenlang wach liege und friere, schlafe ich gut und tief.
In der Früh merke ich, dass meine Nasenspitze sehr kalt geworden ist. Ich verbinde meine Garmin fenix mit dem zugehörigen Tenperatursensor am Rucksack und messe die Zimmertemperatur: -3,1°C
Mir ist jetzt klar warum meine Nasenspitze kalt ist.
Draussen schaut es nicht einladend aus: Kalt, neblig, stürmisch. Wir adaptieren unseren Plan und gehen nicht über Windberg und Nassköhr nach Westen hinaus, sondern gehen über die Straße nach Altenberg hinunter.
Abstieg
Didi und ich waren schon öfters bei Wind, Nebel und niedrigen Temperaturen unterwegs. Diesmal fühlt es sich allerdings so kalt an, dass die wenigen freien Stellen im Gesicht richtig schmerzen. Es gibt nur eine Möglichkeit: So schnell wie möglich hinunter zu kommen!
Nach zwei Stunden Abstieg kommen wir beim Altenbergerhof an und gehen etwas Essen.
Unter der Woche kann man den Bus nehmen – leider nicht am Wochenende.