Vom Servus zum Srečno über den Hochstuhl

Sonnenaufgang auf der Preschern Hütte / Prešernova koča na Stolu. Foto: Martin Heppner

Diese Zweitagestour startet in Kärnten und führt über den Hochstuhl nach Slowenien (Übernachtung auf der Preschern Hütte). Durch die länderübergreifende Fahrplanaufbereitung durch „Bahn zum Berg“ wurde diese Tour erst sichtbar.

Zuugle Slowenien

Der Verein „Bahn zum Berg“ hat ja einen Automatismus programmiert, mit dem die Touren automatisch mit Fahrplaninformationen kombiniert werden. Dieser Automatismus funktioniert so gut, dass wir uns entschlossen haben ihn auch auf Touren von anderen Portalen anzuwenden. So ist Zuugle entstanden.

Mit Hilfe des österreichischen Klimaschutzministeriums – aus den Mitteln der Alpenkonvention – wurde das Projekt „Zuugle Europa“ gefördert. Der erste Schritt ist die Ausrollung in Slowenien, das 2023 den Vorsitz der Alpenkonvention führt.

Diese Tour haben wir – vier „Bahn zum Berg“ Tourenreporter / Vereinsmitglieder – ausgesucht, um auf die neuen Möglichkeiten aufmerksam zu machen, die wir durch unsere grenzüberschreitenden Fahrplanberechnungen jetzt hier auf www.bahn-zum-berg.at, auf www.zuugle.at und – in Kürze – auf www.zuugle.si sichtbar machen.

Fahrt ins Bodental

Da ich selber in Klagenfurt aufgewachsen bin, ist auch in mir fest verwurzelt: „Auf den Hochstuhl geht man vom Bärental aus.“ Das hat aber einen klaren Nachteil: Dort fährt nämlich kein öffentliches Verkehrsmittel hinein. Ein Tal weiter schaut das schon anders aus. Ins Bodental fährt nämlich ein Linienbus.

Am Klagenfurter Hauptbahnhof steigen wir in die S3 nach Weizelsdorf. Nach 15 Minuten idyllischer Fahrt über Maria Rain und die Drau, steigen wir am Bahnhof Weizelsdorf in den Regionalbus 5334 um. Dieser fährt nach Ferlach. Dort bleiben wir einfach sitzen, weil genau dieser Bus nach einer 15-minütigen Pause ins Bodental zum Gasthaus Sereinig weiterfährt.

Dort steigen wir um 11:44 aus, gehen über die Brücke und auf der Straße nach rechts weg.

Blick Richtung Märchenwiese und Vertatscha. Foto: Gerold Petritsch
Blick Richtung Märchenwiese und Vertatscha. Foto: Gerold Petritsch

Aufstieg vom Bodental auf den Hochstuhl

Es gibt zwei Möglichkeiten den Stinzesattel zu erreichen: im Talgrund über die Märchenwiese oder auf der Westflanke des Tales im Wald – den Stinzeweg. Wir entscheiden uns für den schattigen Waldweg, weil wir wissen, dass wir später noch lange ungeschützt in der Sonne gehen werden müssen.

Relativ kurz nach den letzten Häusern stellt sich uns ein Hindernis in den Weg, das ich so bisher noch nie gesehen habe. Über den gesamten Forst- und Wanderweg sind Baumstämme bis zu 5 Meter Höhe aufgestapelt. Wir wählen den Weg oben herum und lassen uns nicht weiter aufhalten.

„You shall not pass!“ Aber die Hochstuhlgemeinschaft lässt sich nicht aufhalten. Foto: Martin Heppner

Bei einer Almhütte (2:00 Stunden) machen wir eine kurze Rast. Nachdem wir später weitergehen, finden wir am Weg, direkt unterhalb der Hütte, einen Brunnen. Dort füllen wir unsere Wasserflaschen wieder auf. Eventuell könnte man gleich dort rasten?

Am Stinzesteig Richtung Klagenfurter Hütte. Foto: Martin Heppner
Am Stinzesteig Richtung Klagenfurter Hütte. Foto: Martin Heppner

Nach 2:30 Stunden erreichen wir den steilen und versicherten Teil des Stinzesteigs. Hier sind etwa 100 Höhenmeter mit einfacher Kletterei zu bewältigen.

Versicherte Passage für etwa 100 Höhenmeter. Foto: Martin Heppner
Versicherte Passage für etwa 100 Höhenmeter. Foto: Martin Heppner

Auf der anderen Seite geht es gleich wieder bergab, wenn auch nur ein kurzes Stück, um dann zum Stinzesattel, oder Matschacher Sattel bergan zu gehen. Kurz vor dem Sattel bietet sich die Möglichkeit die Bielschitza auf der Ostseite zu queren. Von der Distanz her wäre das kürzer – der Steig erscheint uns aber sehr schmal und wenig begangen zu sein, sodass wir lieber Richtung Klagenfurter Hütte weitergehen.

Wir lassen aber die Klagenfurter Hütte rechts von uns liegen, indem wir über eine Lichtung querfeldein nach Süden abkürzen. Groß ist die Ersparnis dadurch sicher nicht, aber verirren kann man sich dabei auch nicht.

Ab jetzt beginnt der Aufstieg ohne Schatten im Geröll. Viele Leute kommen uns mit angelegten Klettersteigsets entgegen – sie sind wohl über den Klettersteig hinauf gegangen.

Aufstieg zum Bielschitzasattel. Foto: Martin Heppner
Aufstieg zum Bielschitzasattel. Foto: Martin Heppner

David hat uns noch vor der Klagenfurter Hütte verlassen und ist vorausgegangen. Er will den Bielschitzagipfel noch mitnehmen. Genau als wir am Bielschitzasattel ankommen (4:00 Stunden) ist er wieder herunten und schließt sich uns wieder an. Mit guter Kondition ist das also schon möglich.

Abstieg vom Bielschitzasattel. Foto: Martin Heppner
Abstieg vom Bielschitzasattel. Foto: Martin Heppner

Der Abstieg vom Bielschitzasattel führt hinunter in die Gamsgrube, die aus Schotter, Felsen und Latschen besteht. Wir machen außer Trinkpausen hier keinen Halt, weil wir jetzt schon langsam gerne zur Hütte kommen möchten. Ich hatte keinerlei Erinnerung mehr an die Durchquerung der Gamsgrube, als ich vor ein paar Jahren über den Klettersteig hinauf und über die Klagenfurter Hütte, hinunter bin. Kurzum: Es zieht sich dieser Teil gefühlt etwas.

Aufstieg durch die Gamsgrube, nach dem Bielschitzasattel. Foto: Martin Heppner
Aufstieg durch die Gamsgrube, nach dem Bielschitzasattel. Foto: Martin Heppner

Rückblickend betrachtet, waren wir nur etwas mehr als eine Stunde in der Gamsgrube unterwegs – gefühlt war es länger.

Rückblick über die Gamsgrube, zwischen Klagenfurter Spitze und Edelweißspitze durch, nach Klagenfurt. Foto: Martin Heppner
Rückblick über die Gamsgrube, zwischen Klagenfurter Spitze und Edelweißspitze durch, nach Klagenfurt. Foto: Martin Heppner

Nach 5:15 Stunden erreichen wir das grüne Hochplateau. Schafe und Nebel begrüßen uns hier heroben. Es ist angenehm nicht in der prallen Sonne gehen zu müssen. Um zur Preschern Hütte zu gelangen, lassen wir den Hochstuhl für jetzt einmal rechter Hand liegen und gehen direkt in wenigen Minuten zur Hütte hinüber.

Schafe am Hochstuhl. Foto: Martin Heppner
Schafe am Hochstuhl. Foto: Martin Heppner

Übernachtung auf der Preschern Hütte

Die Preschern Hütte heißt auf Slowenisch „Prešernova koča na Stolu„. Reservieren kann man hier nur telefonisch. Wer sich als Alpenvereins- oder Naturfreundemitglied ausweisen kann, zahlt hier, so wie in Österreich, die reduzierte Mitgliedertaxe. Es gibt die Möglichkeit Halbpension oder nur die Übernachtung zu wählen. Halbpension umfasst das Abendessen und das Frühstück.

Sonnenuntergang auf der Preschern Hütte / Prešernova koča na Stolu. Foto: Gerold Petritsch
Sonnenuntergang auf der Preschern Hütte / Prešernova koča na Stolu. Foto: Gerold Petritsch

Die Hütte ist so gelegen, dass man den Lauf der Sonne vom Morgen bis zum Abend folgen kann. Für uns bedeutet das, dass wir am Abend ausgiebige Sonnenuntergangsfotos machen (siehe oben) und in der Früh Sonnenaufgangsfotos (Titelbild).

In der Früh ist der Nebel vom Vorabend auch gänzlich verschwunden, wodurch wir eine wunderbare Fernsicht haben: Direkt gegenüber präsentiert sich der höchste Berg Sloweniens, der Triglav. Lustigerweise ist aber von dort auch der höchste Berg Österreichs, der Großglockner, zu sehen.

Preschern Hütte / Prešernova koča na Stolu im Sonnenaufgang. Foto: Martin Heppner
Preschern Hütte / Prešernova koča na Stolu im Sonnenaufgang. Foto: Martin Heppner
Blick zum Triglav und hinunter ins Save Tal. Foto: Martin Heppner
Blick zum Triglav und hinunter ins Save Tal. Foto: Martin Heppner

Morgenspaziergang zum Gipfel des Hochstuhl

Nach dem Frühstück gehen wir auf den Gipfel des Hochstuhls hinüber. Es ist nur ein kurzer Aufstieg und er fällt uns umso leichter, als wir die Rucksäcke in der Hütte zurückgelassen haben.

Klagenfurter Hütte vom Gipfel des Hochstuhls aus. Foto: Martin Heppner
Klagenfurter Hütte vom Gipfel des Hochstuhls aus. Foto: Martin Heppner
Gipfelbuch Hochstuhl. Foto: Gerold Petritsch
Gipfelbuch Hochstuhl. Foto: Gerold Petritsch

Nachdem wir durch Applizierung unseres „Bahn zum Berg“ Aufklebers klargestellt haben, dass es sich beim Hochstuhl um einen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Berg handelt, gehen wir wieder zur Hütte zurück.

Abstieg vom Hochstuhl Richtung Jesenice

Da wir unsere Rucksäcke bei der Preschern Hütte gelassen haben, müssen wir dorthin zurück gehen. Wir haben das bewusst gemacht, weil wir einerseits leichten Schrittes zum Gipfel hinauf gehen und andererseits den Abstieg nicht durch die Rinne machen wollten. Ich habe am Vortag und in der Früh nach dem Aufstehen mehrmals beobachtet, wie die Schafe Steine in die Rinnen losgetreten haben. Darauf haben wir keine Lust.

Kurz nach 9:00 starten wir – unser Weg führt von der Hütte direkt nach Westen. Verführerisch ist es dem roten Schild direkt vor der Hütte nach Süden zu folgen – dieser Weg wendet sich allerdings recht schnell nach Südosten und würde einen weiten Bogen machen. Dieser Weg soll allerdings weniger steil als der von uns gewählte sein.

Der Weg nach Westen vereint sich weiter unten wieder mit dem Abstieg durch die Rinne und heißt Žirovniška pot. Der Weg ist steil und rutschig. Es sind die Wurzeln rutschig, es sind die Felsen rutschig und wo die Sonne hin scheint und alles trocken ist, liegen kleine Steinchen, die wie Kugellager fungieren. Wir sind daher auch verhältnismäßig langsam unterwegs und machen fast keine Fotos, weil wir uns wirklich auf den Weg konzentrieren müssen.

Links: Während wir absteigen, sind ganz schön viele Leute am Weg hinauf. Hier: Rastplatz. Rechts: Das Panorama im Abstieg ist ganz ok. Fotos: Martin Heppner

Kurz vor der Hütte „Valvasorjev dom pod Stolom“ wird es etwas flacher (2:30 Stunden).

Vielleicht ein motivierender Gedanke: Bis dorthin ist es steil. Ab dort ist es weit. 🙂

Pferdeherde im Wald vor Valvasorjev dom pod Stolom. Foto: Martin Heppner
Pferdeherde im Wald vor Valvasorjev dom pod Stolom. Foto: Martin Heppner

Dass auf der Valvasorjev dom pod Stolom eine Veranstaltung stattfindet, wissen wir schon recht früh. Die laute Musik beschallt den ganzen Berg. Als wir dann endlich dort sind, finden wir ein Volksfest mit Livekonzert vor. Die gute Nachricht für uns ist, dass es genügend Stände zur Getränke- und Speiseausgabe gibt und wir gerade wegen der vielen Menschen, schnell zu unserem Mittagessen kommen.

Nachdem wir uns gestärkt haben, brechen wir nach 30 Minuten schon wieder auf. Der richtige Weg führt von der südwestlichen Ecke der Hütte zu einer archäologischen Ausgrabung, „Ajdna“ genannt. Diese ist auf den roten Wegweisern angeschrieben.

Nachdem wir nach Österreich zurück möchten, liegt unser mittelfristiges Ziel am Bahnhof Jesenice. Von dort fährt nämlich die österreichische S5 bis Villach Hauptbahnhof.

Von der Hütte musst du auf jeden Fall den Weg Richtung „Ajdna“ nehmen. Spätestens an der Abzweigung nach links hinunter zur Ausgrabung musst du dich aber entscheiden, wie weit du zu Fuß gehen möchtest. Es gibt im Wesentlichen drei Varianten:

  • Der kürzeste Fußweg führt an „Ajdna“ vorbei und endet an einer Bushaltestelle in Potoki. Von dort mit dem Bus Richtung Jesenice (wenn man nach Österreich zurück möchte).
  • Mittellang ist der Weg in die nächste Ortschaft Koroška Bela. Dort gibt es sowohl die Möglichkeit den Bus als auch die Möglichkeit eine Station mit dem Zug nach Jesenice zu fahren. Diesen Weg wählen wir. Für diese Option muss man bei der Abzweigung „Ajdna“ links liegen und geradeaus weiter gehen.
  • Die dritte Option ist gleich nach Jesenice zu gehen. Das haben wir nach den Unwettern und Vermurungen eigentlich in Betracht gezogen. Mittlerweile hat sich aber glücklicherweise alles wieder etwas normalisiert. Um direkt nach Jesenice zu gehen, würde man in Koroška Bela nicht in den Ort hinunter gehen, sondern die Ortschaft nur queren, um auf der selben Höhe im Wald weiter zu gehen.

Die günstigste Verbindung ist die S5, die um 16:00 in Jesenice abfährt. Diese möchte wir gerne erreichen, weil die Alternativen manchmal Verspätungen haben.

Bis zum Bahnhof Koroška Bela sind wir (inklusive aller Pausen) 5 Stunden unterwegs und kommen kurz nach 14:00 an. Wir haben Glück – der Zug nach Jesenice fährt gerade ein, nachdem wir die Tickets am Automaten gekauft haben.

In Jesenice steigen wir in die S5 nach Villach um. Foto: Martin Heppner
In Jesenice steigen wir in die S5 nach Villach um. Foto: Martin Heppner

In Jesenice kommen wir kurz nach 14:30 an. Wir kaufen uns Fahrkarten und setzen uns in das Restaurant „Ejga Jesenice“ gegenüber des Bahnhofs. Da wir genug Zeit haben, essen und trinken wir ausgiebig, bevor wir mit dem ÖBB Zug nach Villach zurück fahren.

Von Villach fahren wir nach Klagenfurt, Graz und Wiener Neustadt zurück. 🙂

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   1.500 HM   1.900 HM   24 km   GPX Track

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