Es zieht mich in den Wald, an diesem etwas trüben Freitag. Sehr motiviert stelle ich mir den Wecker auf 6.30 und wache natürlich nicht auf. Ein paar Stunden später stehe ich dann doch in Meidling und fahre erst mal nach Wiener Neustadt und dann weiter bis Grünbach am Schneeberg Kohlewerk. Veronika hat mich mit ihrem Sonnenuntergangsbericht auf der Geländhütte neugierig gemacht. Der Plan: Zuerst mal dort rauf, dann schau ich weiter.
Kurz und knackig aufs Geländ
Es geht vom Bahnhof sehr direkt aufs Geländ hinauf. Ich finde zwar nicht genau den Weg, den ich mir in der Alpenvereins-App vorbereitet hatte, aber das macht nichts. Schließlich führen viele Wege nach oben (den Großteil des Weges bin ich am Judith Kremer Steig) und die Hütte winkt mir schon kurz nach dem Bahnhof entgegen. Es ist ganz schön stürmisch und ich bin ganz schön verschwitzt, als ich oben ankomme. Dafür unterbiete ich die beim Bahnhof angeschriebene Gehzeit von einer Stunde um gut 10 Minuten.
Oben erwartet mich – niemand. So ist das, wenn man an einem trüben Freitag wandern geht. Obwohl – eigentlich doch. Mister Schneeberg himself mit einem richtig schönen Ausblick.
Es kommt sogar die Sonne durch und ich bin ganz selig. Veronika hatte recht mit der Schönheit dieses Ortes! Fürs Pausieren ist es mir aber zu windig und die Geländehütte ist ohnehin geschlossen.
Über den Imnitzersteig…
Mittlerweile habe ich mich „eingegangen“ und meine Motivation wächst mit jedem Meter. Für den Abstieg ist es noch viel zu früh! Also entscheide ich mich für den Imnitzersteig und steige in Richtung Norden bergab. Der Steig ist wirklich schön – mit ein bisschen weniger Windböen wäre er noch schöner. Südlich vom Hutberg erwartet mich ein kleines Stück Forststraße, das aber nicht weiter schlimm ist. Ich finde diese faden Passagen (sofern sie kurz sind) meist ganz fein als Pause fürs Gehirn. So marschiere ich flott weiter, der Wind wird weniger, die Sonne kommt zwar nicht wieder, aber das macht nichts. Ich habe sie ja eh an der schönsten Stelle – am Geländ – gesehen und bin versöhnt.
Was ich jetzt schon richtig schön finde: Dass sich mir immer wieder Ausblicke auf den mächtigen Schneeberg eröffnen. Ich erinnere mich an die wunderbare Frühlingswanderung mit Freundinnen, bei der wir den Schneeberg immer im Rücken hatten. Umso schöner ist es jetzt, quasi auf ihn zuzugehen.
Kurz nach dem Hutberg endet die Forststraße und es geht unmarkiert bergab zur Haltestelle „Ascher“. Die Orientierung ist dennoch recht easy – es sind einige Pfade im Wald erkennbar und recht bald blitzt auch die Straße durch. Bei dieser angekommen bin ich wieder mal verblüfft über die genialen Öffi-Verbindungen in dieser Gegend. An diesem doch recht verlassenen Ort kommt regelmäßig ein Bus vorbei, sogar sonntags. Warum geht das im Yspertal nicht? Seufz!
…zum Öhlerschutzhaus
Hier ist auch schon das Öhlerschutzhaus mit zwei Stunden angeschrieben und ich stelle eine schnelle Zeitrechnung auf. Wenn ich weiter so gut vorankomme und sich die Sonne an ihre geplante Untergangszeit um kurz nach 17 Uhr hält, geht sich das noch aus. Alternativen gibt es grad ohnehin nicht so viele. Also rüber über die Straße, rein in den Wald und rauf auf den Berg!
Nördlich vom Haltberg und Großenberg vorbei führt der immer sehr gut markierte Wanderweg weiter in Richtung Öhler. Circa nach der Halbzeit (ab „Ascher“) kann man sich für die 45min-Variante oder die 1-Stunden-Variante (übers Blättertal) entscheiden. Ich zögere kurz, wegen der blätterlosen Jahreszeit nehme ich dann doch die 45 Minuten.
Segelflug mit Höhenangst?
Kurz vor dem Öhlerschutzhaus treffe ich noch eine sehr redselige Person im Wald, die – Zitat! – „einfach nur frustriert ist und deshalb in den Wald gegangen ist“. Sie hört kaum mehr auf zu sprechen und empfiehlt mir irgendwie seltsame Sachen – zum Beispiel einen Segelflug über der Hohen Wand. Dass ich Höhenangst habe, scheint sie nicht gehört zu haben. Well.
Irgendwann kann ich mich endlich lösen und stehe auch schon beim Öhlerschutzhaus, mit dem ich sehr gute Erinnerungen an die besagte Frühlingstour mit Freundinnen verbinde. Hier haben wir wunderbar geschlafen und einen sehr lustig-gemütlichen Abend verbracht. Im Winter ist die Hütte nur an den Wochenenden geöffnet, je nach Schneelage. Schnee liegt hier sowieso keiner, aber Wochenende ist es, insofern ist alles zu.
Ich genieße kurz das Panorama und hadere dann ein wenig mit mir – die Gipfel von Öhler und Schober liegen zum Greifen nahe und locken mich. Andererseits kenne ich sie schon und es ist mittlerweile fast halb vier. Mir bleibt also nicht mehr viel Zeit, um noch bei Tageslicht abzusteigen.
Ohne Gipfel ist auch okay
Die Neugierde auf den neuen Weg siegt über den Gipfelenthusiasmus und ich schlage einen auch sehr schönen Steig südlich vom Öhler ein. Die beeindruckenden Felswände des Schober sehe ich trotzdem und als ich die Schoberalm erreiche, habe ich richtig Glück. Es wird nochmals wirklich sonnig und der Schneeberg scheint mir wohlwollend zuzulächeln.
Ich bin auch hier völlig alleine und schon sehr zufrieden mit der Tour. Bei der Alm gibt es auch zwei Möglichkeiten, Trinkwasser nachzufüllen.
Über die Almwiesen wandere ich weiter zur Mamauwiese und schlage dort den Wasserfallweg in Richtung Losenheim bzw. Puchberg am Schneeberg ein. Den wollte ich auch schon seit längerem für meine Wandergruppe dunya testen.
Der Weg führt im Wald direkt am Sebastianbach zuerst steil, dann sanfter bergab und ist wirklich schön. Sicher auch sehr empfehlenswert für heiße Sommertage und bestimmt auch im Aufstieg wegen der Kühle des Wassers im Wald empfehlenswert! Der Sebastian-Wasserfall ist tatsächlich sehr beeindruckend und kurz danach bin ich schon beim Wasserfall-Wirt.
Kaspress und Forelle im Dunkeln
Und das ist auch gut so, es dämmert nun wirklich schon sehr und als ich die Straße in Richtung Puchberg erreiche, schaltet sich gerade die Straßenbeleuchtung ein. Dass es immer dunkler wird, ist jetzt aber nicht mehr schlimm, da ich sowieso nur mehr auf der Straße gehe und kaum Autos unterwegs sind.
Als ich am Bahnhof Puchberg am Schneeberg eintreffe, ist der Zug nach Wiener Neustadt 10 Minuten davor abgefahren. Ich habe also 50 Minuten Zeit – in Puchberg tut sich nicht mehr so viel nach 18 Uhr. (Obwohl, das Café in Bahnhofsnähe wäre noch offen.) So entscheide ich mich für gemütliches Herumschauen und Schlendern und entdecke dann noch den Schmankerl-Automaten am Bahnhof. Bei der Heimfahrt stecken in meinem Rucksack dann vakuumverpackte Kaspressknödel und eine geräucherte Forelle aus der Region Schneeberg.
Fazit
Eine richtig schöne Tour – zu quasi jeder Jahreszeit (Schneelage beachten). Besonders gefallen hat mir die Abwechslung – toller Blick vom Geländ, Schneeberg-Ausblicke, feines Öhlerschutzhaus, weite Almwiesen (Schoberalm, Mamau) und zum Abschluss dann noch ein beeindruckender Wasserfall.