Frischer Schnee liegt auf den Gipfeln. Die Wanderwegmarkierungen sind nicht mehr ersichtlich. Die Hütten bereits geschlossen. Und dein Bergherz will in die Dolomiten. Dann packe deinen Drahtesel und ab in den nächsten Zug.
Südtirol und Trentino sind bekannt für das toll ausgebaute Radwegenetz. Bei dieser Route fahren wir großteils in Venetien, und ja auch hier gibt es bereits tolle Radwege oder sie waren (Herbst 2020) gerade in Bau. Die Radwege sind durchwegs gut angeschrieben und doch verwende ich bikemap.net zur Navigation, wenn ich eine Region nicht kenne. Vielleicht ist die App von alpenvereinaktiv.com, meine bevorzugte App für Wanderungen, mittlerweile auch schon so gut, das kann ich noch nicht beurteilen.
Die hier beschriebene Route ist eine 1,5 tägige Radwanderung, also für Trekkingradler.
2 Tage von Toblach nach Trient
Gleich westlich vom Bahnhof Toblach führt die Straße und auch der Radweg nach Süden. Vorbei an altehrwürdigen Häusern und wunderbaren Seen geht’s zum Dreizinnenblick.
Beim Weiler Schluderbach kommt die schwierige Entscheidung. Entweder links zum wunderschönen Misurina See und einem weiteren verstohlenen Blick auf die Drei Zinnen oder rechts auf dem offiziellen Radweg bleiben. Meine Route beschreibt den Radweg rechts, da wir in diesem Jahr den Misurina See bereits besucht haben (Tourenbeschreibung auf bahn-zum-berg folgt). Ansonsten meine klare Empfehlung für den Misurina See, auch wenn es dort keinen Radweg gibt.
Kurze Zeit später steht man am höchsten Punkt dieser Route, dem Passo Cimabanche mit 1.530 Metern. Mit einem Mountainbike oder breiten Trekkingreifen wäre es auf dem sehr groben Schotter leichter. Mein Gravel Bike hat zwar breitere Reifen, als ein Rennrad, so grob soll der Schotter dann aber doch wieder nicht sein, daher für mich ab hier die Option frisch asphaltierte Straße.
Von Toblach zum Passo Cimabanche tritt man recht flach und gemütlich 300 Höhenmeter aufwärts, während man vom Pass nach Cortina d’Ampezzo dieselben Höhenmeter recht rasant wieder verliert.
In Cortina d’Ampezzo treffen sich Routen aus verschiedenen Richtungen, so auch die Straße vom Misurina See. Ab hier geht’s also wieder gemeinsam weiter.
Die Baustellen nach Cortina zeigen, dass der Radweg hier ganz toll ausgebaut wird/wurde und kurze Zeit später fährt man auf einer wohl aufgelassenen, frisch asphaltierten Schmalspur-Bahntrasse. Ganz, ganz toll. Permanent konstantes Gefälle, immer wieder durch kurze Tunnel, vorbei an alten, stilvollen Kleinbahnhöfen und tolle Ausblicke über Dörfer in die Bergkulisse, welche den südlichen Abschnitt des Dolomitenhöhenweg 1 beherbergt.
Nach einer halbtägigen Radtour erreicht man den Ort Pieve di Cadore, welcher einen kleinen, feinen Ortskern hat, mit einer Statue als Denkmal für den weltberühmten Maler Tizian. Dieser ist in Pieve di Cadore geboren. Sein Geburtshaus ist als Museum eingerichtet.
Für die Übernachtung in Pieve di Cadore ist schnell eine Unterkunft gefunden, so bleibt ein wenig Zeit den kleinen Ort zu erkunden, auch die Festung am Stadtberg zu besuchen und von dort die Ausblicke zu genießen.
Am nächsten Morgen geht’s in Richtung Belluno. Von Pieve aus verliert man enorm viele Höhenmeter. Hier ist es ganz wichtig auf dem Radweg zu bleiben, da man sonst schnell auf dem höherrangigen Straßennetz landet (die Ausläufer der Autostrada d’Alemagne, welche hoffentlich nie weitergebaut wird).
Bald fährt man in der Talsohle des Piave Flusses, auf einer kaum befahrenen Straße, vorbei an kleinen steingemauerten Dörfern. Die meisten von diesen bestehen nur aus wenigen Häusern, welche früher mal einen Charme versprüht haben müssen. Nun sind viele Häuser leer, teils die Fenster vernagelt und doch erkennt man vereinzelt noch gepflegte Blumen, während der Kirchturm zur Stille mahnt. Drückt leider ein bisschen die Stimmung. Es wird aber wieder besser.
Das Tal wird weiter und beim kleinen Ort Soverzene biegt der Radweg München-Venedig nach links ab, während wir uns nach Westen in Richtung Belluno halten. Nach den recht einsamen Kilometern begrüßt Belluno mit turbulentem Leben.
“Nächster Halt / Next Stop” Ein Spruch den jeder Bahnfahrer kennt, gilt nun einem kleinen Juwel. Ein Ort Namens Feltre, welcher mit wunderbar renovierten, alten Gemäuern absolut beeindruckt. Würde ich die Route nochmals fahren, würde ich mich für Feltre, als Übernachtungsort entscheiden.
Auch wenn hier Städte beschrieben sind, wir sind hier nach wie vor von Bergen umzingelt und mitten in der Natur. Das wird vor allem auch auf den nächsten Kilometern bis zum Ziel immer noch eindrucksvoller.
Bis zum kleinen Ort Fastro geht es recht einsam leicht aufwärts, um danach, in ewigen Serpentinen, nach Primolano runter zu sausen. Hier stößt man als erstes gleich auf den Bahnhof, welcher auch die Möglichkeit bietet mit dem Regionalzug nach Trient zu fahren. Dies sollte allerdings nur eine Notmaßnahme sein, denn das Valsulgana / Sulganertal bietet einen ganz besonders tollen Radweg mitten im Herzen der Natur. Von der Schnellstraße bekommt man am Radweg gar nichts mit, dafür um so mehr von der Brenta, welche von Fliegenfischern besucht wird. Nur einzelnen anderen Radfahrern, welche Flussabwärts fahren, kommen entgegen.
Der Radweg steigt der Brenta entlang permanent sanft an und führt dabei an einigen kleinen netten Orten und Burgen vorbei. Nach Weinbergen, aber noch viel mehr Obstplantagen trifft man auf den wunderschönen Caldonazzo See. Der Radweg führt direkt am See entlang und bietet traumhafte Ausblicke.
Ab nun heißt es wieder gut auf den Radweg achten, damit man nicht auf der Schnellstraße nach Trient landet, welche durch lange Straßentunnel führt. Somit noch ein Stück bergauf und folgend viele, viele Höhenmeter steil und teils in engen Gassen runter nach Trient. Lässt sich gut fahren. Wer nicht mag, kann die Valsulgana-Bahn nehmen und die Kulisse aus dem Zug genießen.
Trient ist auf jeden Fall einen Besuch Wert, sowie auch ein guter Bahnhof für flotte Zugverbindungen. Der Eurocity München-Bologna gehört zu diesen flotten Verbindungen. Auch wenn man bei dieser Verbindung fast immer mit gröberen Verspätungen rechnen muss, kommt man damit sicher nach Hause.