Der Reedsee wird zu Recht gerühmt. Die hier vorgestellte Route führt vom Bahnhof Bad Gastein hinüber zur Station Grüner Baum am Eingang des Kötschachtals. Drei benannte Seen werden berührt und so manch namenloses „Wasserauge“ kann bewundert werden.
Da die Markierungen nicht beim Bahnhof Bad Gastein beginnen (ich musste suchen und geriet in „Sackgassen“) beschreibe ich die erste Etappe ausführlich.
Im Frühzug von Salzburg in den Süden (6:12 Uhr) sind einige SchülerInnen unterwegs. Manche begleiten mich bis Bad Gastein.
Eine Gasteiner Seenwanderung
Dort gehe ich – wieder einmal – in die Schule der Berge: Es gilt, den auf der AV-Karte eingezeichneten Weg zur Windischgrätzhöhe zu finden: Man geht vom Bahnhof über den Zebrastreifen und rechts an der Geschäftszeile und der Felsentherme entlang bis zum Hotel Krone (Euro Youth Hotel).
Dort biegt man links ab und findet nach einer Fahrverbotstafel einen schönen Weg, der bald wieder eine Straße erreicht. Man folgt dieser (geradeaus) und stößt auf eine Querstraße (Gletschermühlstraße). Ich wendete mich rechts abwärts, bewunderte die Gletschermühle
und folgte (links) der Karl-Heinrich-Waggerl-Straße ins Kötschachtal (Tafel am Geburtshaus des Schriftstellers). Man könnte an der Querstraße auch nach links zum „Landhaus Gletschermühle“ hinaufgehen und dann die vielen Stufen zur Straße hinuntersteigen; so schneidet man ein Stück ab.
Bald nach der Brücke über die Gasteiner Ache – beeindruckende Wasser rauschen – findet man (welch Freude!) einen gelben Pfeil: Hardtweg/Windischgrätzhöhe. Es gibt also diesen Steig, und er ist schön und gut!
Beim Hotel Windischgrätzhöhe, das über dem Tal thront, gilt es, den Anschluss zum Weg zur Palfner Heimalm zu finden. Man folgt links dem Wiesenpfad zur Schachenkapelle und erreicht (Rechtskehre) das Wegkreuz bei einem Hof (repräsentatives Metallgatter); nun rechts die Asphaltstraße ein paar Meter abwärts. Am Waldrand (zur Linken) befindet sich ein (markierter) Steig. Man überquert auch noch die nächste Straße, den Steigspuren folgend. Endlich hat man es geschafft; ab jetzt gibt es keine Wegfindungsprobleme mehr: ein Zugweg mit der Tafel „Palfnerscharte“ Weg Nr. 526 gibt Sicherheit.
Immer wieder wird eine breite Forststraße benutzt, bis zur Palfner Heimalm (die eher einer Hütte im Wald gleicht); bis hierher gut 1 ½ Stunden vom Bahnhof. Bald nach der Alm verlässt man endgültig das Reich der Fahrwege: der schöne Aufstieg beginnt!
Mühevoll wurde der Steig angelegt,
prächtig der begleitende Wasserfall!
Die Stufen sind allerdings immer wieder kniehoch! Trittspuren und „Hinterlassenschaften“ weisen darauf hin, dass hier vor nicht allzu langer Zeit Kühe (!) unterwegs waren: Respekt vor den so behäbig wirkenden Vierbeinern.
Unversehens: Schnee auf einem bemoosten Felsen.
Ich wandere in eine Winterlandschaft, adventliche Gefühle beginnen in mir zu schwingen, Anfang und Ende umfassend. Der Kalender zeigt den 19.9.2022, Begräbnis der Queen, die letzten Sommertage…
Die Palfner Hochalm erreiche ich nach einer weiteren Stunde. Aus dem Kar unter mir vernehme ich Testosteron geschwängertes Brüllen wie von Löwen: die Hirschbrunft hat begonnen.
Ab der Hochalm (circa 1.880 Meter) wird die Wegfindung für mich anspruchsvoller. Ich stapfe in 20 Centimeter tiefem Pulverschnee. Es wird wieder dunkler, die Aufhellung ist vorübergezogen. Die Landschaft präsentiert sich in schwarz-weiß. Die grobblockige Halde lässt nur Markierungen aber keine Weganlage zu.
Vorsichtig setze ich die Schritte auf den Schnee, dessen Untergrund ich nur erahnen kann. Wie gut, wenn man mit Bergstiefeln unterwegs ist, die diesen Herausforderungen gewachsen sind! Hie und da verschwindet der Schuh tiefer als gedacht. Ich komme nur langsam voran.
Doch dann liegt er vor mir, der Palfnersee; groß ist er, und dunkel. Solange das Wasser genügend Wärme gespeichert hat um das Zufrieren zu verhindern, wirken Bergseen in ihrer weißen Umgebung bei dämmrigem Licht wie unheimliche, dunkle Augen…
Hinter manchen Kanten hat der Wind knietiefe Wechten gebildet. Hätte es 10 Centimeter mehr geschneit, wäre dies wohl – mangels Schneeschuhen – das Ende meiner Unternehmung gewesen. Doch so finde ich gut auf die Palfnerscharte (4 Stunden ab Bad Gastein).
Natürlich lockt der Graukogel: Neugierig verfolge ich den „Andreasweg“ ein Stück weit aufwärts. Der stolze Gipfel aber muss auf trockene Verhältnisse warten.
Hüfthoch ist die Gratwechte hinter der Scharte, doch der Weg am Windschnurrsee
(AV-Karte; angenehm, dass hier nichts „schnurrt“, sondern es windstill ist!) vorbei ist gut zu finden. Immer tiefer dringe ich in den herrlichen Zirben-Lächenwald vor und nach 1 ¼ Stunden blicke ich über den Reedsee hinweg zur Reedseehütte (Titelfoto). Es ist Zeit, endlich zu rasten.
Eigentlich hatte ich auf die Farbenpracht des Herbstes gehofft; doch verschneit wirkt dieses Kleinod vielleicht noch mehr nach „Ende der Welt“. Wie staune ich, als von der Hütte her ein Urlauberpaar auf mich zukommt.
Bald nach dem See verlasse ich das Reich des Schnees wieder. Auf dem Weg ins Tal (2 ½ Stunde vom Reedsee zum Grünen Baum, so die Angabe auf der Tafel) kamen mir acht Wanderfreudige entgegen, zum Teil mit großen Rucksäcken: „Ja, wir sind länger unterwegs“… Der „Dr. Hermann-Greinwald-Weg“, der ins Tal führt, ist liebevoll angelegt und offenbar viel begangen, allerdings auch „selektiv“: viele Knie hohe Stufen!
Im Kötschachtal begegnen mir die unvermeidlichen Jagd-Pick-Ups, E-Biker, Ausflügler mit Kinderwagen, Rollator und Hund, und wandernde SeniorInnen in Gruppen.
Drei Minuten vor der Abfahrtszeit macht der Busfahrer, der seine Pause an der Endstelle „Grüner Baum“ genossen hat, die Tür auf: gut 10 Fahrgäste treten – von unterschiedlichen Erlebnissen bereichert – ihre Heimreise an.
Wer nach „Reedsee – Palfnerscharte“ sucht, findet mehrere schöne Beiträge. Aus Bequemlichkeitsgründen wird meist die Graukogelbahn benutzt. Die Teilstrecke Gründer Baum-Reedsee ist viel besucht, die anderen Teilstrecken dürften wesentlich ruhiger sein; aufgrund der hohen Stufen auf steilen Wegen wohl nicht jedermanns Sache. Wer bei Sonnenschein gerne länger an stillen Wassern verweilt (und das sollte man tun!) oder gar den Graukogel „mitnehmen“ will, wird die Tageslänge bis zur Neige auskosten.
Wer die Runde in der von mir beschriebenen Richtung unternimmt, hat den Nachteil, dass der Bus vom „Grünen Baum“ nur alle zwei Stunden verkehrt.