Wie alle Wiener Stadtwanderwege wartet auch der Einser mit einigen Besonderheiten auf. Er beginnt und endet in Nußdorf, und führt durch die Wildgrube auf den Kahlenberg und über den Nußberg zurück nach Nußdorf. Wegen der Traum-Aussicht über Wien nenne ich diesen Stadtwanderweg auch Vienna Haute Route. Er ist auch perfekt zum Laufen geeignet.
Als Nachmittagsprogramm gut zu schaffen, verführt er mit vielen Einkehrmöglichkeiten. Trotz momentanem Lockdown muss man auf der Strecke nicht verhungern und verdursten 🙂
Ich fahre direkt aus der Innenstadt mit der Bim D nach Nußdorf, wo ich meine Mama treffe. Also nicht nur #bahnzumberg sondern auch #bimzumberg.
Durch Muckental und Wildgrube
Gleich oberhalb der Endstation vom D-Wagen zeigt der typische Holzwegweiser den Beginn des Wanderweges an. Wir gehen entlang des Schreiberbaches am Beethovengang Richtung Heiligenstädter Friedhof. Im Sommer bewohnte Beethoven, wie so viele Wiener seiner Zeit, ein Häuschen außerhalb der staubigen und heißen Stadt hier in Heiligenstadt. Wir wandeln auf seinen Spuren, denn hier ging er im Sommer am liebsten spazieren.
Nach dem Friedhof wandern wir weiter am Muckentaler Weg. Oberhalb des Friedhofes, in den Weingärten ist einer meiner Lieblingsheurigen: der Wanderer 🙂 Heute gehen wir aber vorbei – die Saison ist ja schon vorbei – durch die Weingärten weiter, die uns einen ersten Blick hinauf zum Kahlenberg gewähren.
Die Rieden hier gehören zu Grinzing. Beim Club der Freunde Grinzings kann man einen Weinstock für zehn Jahre mieten und dafür den Ertrag des Weinstocks in Form zweier Viertel Wein pro Jahr genießen. Auf vielen Weinstöcken finden sich die Namen Prominenter Wien Besucher, die die Weinstöcke als Willkommens-Geschenke erhielten.
Die asphaltierte Weingartenstraße biegt nun nach rechts auf den Kahlenberg ab, wir gehen aber geradeaus weiter in den Wald, bergauf durch die Wildgrube Richtung Höhenstraße. Nach der Straßenunterführung biegt der Weg nach rechts ab, vorbei am Kloster Schönstatt und dem Klosterwald.
Auf den Kahlenberg
Ein Stück gehen wir nun auf einem asphaltierten Spazierweg entlang der Höhenstraße weiter, bis wir diese über eine Brücke überqueren und wieder auf einem Waldweg landen, der direkt zum Kahlenberg führt.
Oben am Gipfel steht neben dem Fernsehturm die Stephaniewarte. Sie ist von Mai bis Oktober an den Wochenenden geöffnet. Heute nicht. Von hier oben sieht man den Kirchturm des Josephskircherls, das eine sehr bewegte Geschichte hat. Ursprünglich von den Kamaldulensern gebaut, ist die Kirche heute ein polnisches Nationalheiligtum. Die Kirche war vom Verfall bedroht und wurde 1906 in Gedenken an Jan Sobieski, der die Wienern im Kampf gegen die Türkenbelagerung von 1683 unterstützte, renoviert. Die Kirche wird noch heute von polnischen Priestern betreut.
Wir gehen schnell über den hässlichen Kahlenberg-Parkplatz zur Aussichtsterrasse. Ein so schöner Tag lockt zahlreiche Wiener und Wienerinnen auf ihren Hausberg. Der Würstelstand und das Restaurant haben Take-Away eingerichtet und so duftet es auf der Terrasse intensiv nach Kaffee und Gulaschsuppe 🙂
Tipp: Meine Mama zeigt mir einen Platz, von dem die Aussicht aber wesentlich besser ist als von hier. Es gibt nämlich noch eine kleine, versteckte Terrasse links hinter dem Hotel.
Wir halten uns nun nicht ganz genau an den Verlauf des Stadtwanderwegs, sondern folgen für kurze Zeit dem Holzpfeil für den Stadtwanderweg 1A, vorbei an der Tourismus-Universität des Moduls hinunter zum Nußberg.
Kahlenberger Friedhof
Wir bleiben auf der kleinen Asphaltstraße und lassen den Schimankoweg, den wir normalerweise gehen würden, links liegen, denn wir wollen dem Kahlenberger Friedhof einen Besuch abstatten. Als ich das erste Mal vor vielen Jahren hier gewesen bin, war der Friedhof verfallen und verwachsen, aber nicht weniger romantisch als heute. Ein Grinzinger Freund bestand bei jeder Spazierrunde auf den Besuch eines bestimmten Grabes.
Denn neben prominenten Kirchenmännern und den Patres von der Josephskirche liegt hier auch das schönste Mädchen von Wien begraben: Caroline Traunwieser. Auch einer ihrer Verehrer, der Fürst de Ligne ruht hier. Carolines Mutter besaß viele Jahre das Erbe der Kamaldulenser am Kahlenberg, zu dem auch der Kamaldulenserhof in Sievering gehört. Der Kamaldulenserhof in Sievering beherbergt übrigens einen sehr urigen, kleinen Heurigen. Als Kinder waren wir oft dort, damals hieß er Bacher. Er hatte einen wunderschönen Garten, wo unter den Obstbäumen in der ungemähten Wiese Tische und Bänke standen. Drinnen saß der alte Herr Bacher neben einem kleinen Kühlschrank und schenkte den Wein aus Doppelliterflaschen aus, seine Frau bediente am Buffet.
Am Nußberg
Wir folgen der Straße weiter über den Nußberg. Das Wiener Häusermeer liegt uns zu Füßen und Weinlaub leuchtet golden. Die Nachmittagssonne taucht die Landschaft in sanftes Licht. Nur der Wind frischt auf, wie es sich für Anfang November gehört. Handschuhe wären jetzt fein.
Aber ein Glühwein, der erste der Saison, tut es auch. Der Heurigen Wailand hat ebenfalls Take-Away mit Speckbrot und Glühwein, da kommt man einfach nicht dran vorbei. Sogar die Mountainbiker, die von oben herunterkommen. machen eine Vollbremsung für den Einkehrschwung :-).
So wandern wir mit einem heißen Getränk in den Händen weiter.
Am Eichelhofweg zurück nach Nußdorf
Nach dem Mayer am Nußberg biegen wir nach links in den Eichelhofweg ab. Er führt uns weiter durch die Weingärten. Immer wieder bewundern wir die große Stadt, die so einzigartig zwischen Wiener Wald und Weingärten eingebettet, vor uns liegt.
Vor dem Sirbu biegt der Stadtwanderweg 1A ins Kahlenberger Dorf ab, wir bleiben aber am Einser Weg.
Langsam senkt sich die Sonne im Westen und hüllt uns in einen rosa Sonnenuntergang.
Der Eichelhofweg mündet nun in die Eichelhofstraße und bringt uns zurück nach Nußdorf zur Endstation der Straßenbahn D.
Ach, das war schön!