Auf den Spuren der Druiden: Die Ysperklamm im Waldviertel

Das Yspertal zu besuchen ist für mich ein lang gehegter Wunsch. Diesen Sommer geht es sich endlich aus: Mein Mann und ich sind zwei Tage lang im Yspertal und können endlich auch die viel bestaunte – durch die ORF-Sendung „9 Plätze 9 Schätze“ noch bekannter gewordene – Ysperklamm besuchen.

Wir haben unser Quartier im absolut empfehlenswerten Landhotel Yspertal bezogen, wo der Hotelbesitzer Diethold Schaar einen großartigen Ort geschaffen hat: Mitten im etwas verschlafenen Ort Ysper befindet sich das Hotel mit Bio-Restaurant, in dem großen Wert auf Nachhaltigkeit, Innovation, vor allem aber ein Miteinander auf Augenhöhe gelegt wird. Wir fühlen uns pudelwohl und schwingen uns eines späten Vormittags auf die Fahrräder des Hotels, um zur Ysperklamm zu kommen.

ACHTUNG: Die VOR-Buslinie 784 (Ysper zur Ysperklamm) verkehrt nur werktags während der Schulzeit. Nach Ysper kommt man – auch nur werktags – am besten mit dem Bus 780 vom Bahnhof Ybbs/Donau oder Amstetten. Das heißt: Am Wochenende ist dieses schöne Wanderziel derzeit gar nicht öffentlich erreichbar.

Darauf will Bahn zum Berg aufmerksam machen und hat mit dem Titel „Lasst den Bus am Wochenende ins Yspertal fahren!“ einen online Petition gestartet, damit ein besserer Fahrplan eingeführt wird.

Bitte unterzeichnen, weitersagen und über eure Kanäle teilen, damit der Bus auch am Wochenende ins Yspertal fahren kann. Danke!

Am 17.09.2022 treffen wir uns zur Abschlussveranstaltung am Bahnhof Ybbs an der Donau und warten ein paar Minuten demonstrativ auf den Bus, der am Samstag nicht kommt. Anmeldung auf Facebook: https://www.facebook.com/events/804514677217736

Der Weg zur Ysperklamm

Von Montag bis Freitag ist die Klamm jedenfalls schon jetzt mit dem Bus zu erreichen, die Haltestelle „Ysper Ysperklamm“ befindet sich direkt beim Eingang. Wir parken unsere Räder ebenso dort und stehen gleich vor der nächsten Überraschung: Im Kassahäuschen, in dem die Eintrittstickets für die Klamm verkauft werden, wird nur Barzahlung akzeptiert. Ich komme mir ein bisschen dumm vor und ärgere mich, ohne ausreichend Bargeld ins Waldviertel gefahren zu sein. Aber es gibt auch hier eine Lösung: Ein älteres Paar hört sich geduldig unser Problem an und hilft uns mit den fehlenden 5 Euro aus. „Wir sind ja auch Besucher, so wie Sie“, lächelt der Herr und drückt mir den Geldschein in die Hand. Wer nicht unbedingt andere Menschen nach Geld fragen will oder die Vorstellung allein schon ganz schrecklich findet (so wie mein Mann, der am liebsten im Erdboden versinken möchte), dem empfehle ich: Packt genügend Bargeld ein, wenn ihr euch auf den Weg ins Yspertal macht!

In der Ysperklamm

Endlich in der Klamm angelangt sind wir voller Ehrfurcht vor diesem Naturschauspiel: Überall moosbewachsene Steine, Wasserfälle in den unterschiedlichsten Höhen und Variationen, ein wunderschöner Weg über Stege und Brücken direkt an der Ysper entlang durch die Klamm, mal weniger, mal steiler ansteigend. Schwierigere Passagen gibt es nicht, aber viele Treppen und Brücken gilt es zu überwinden. Die Senior*innen vor und hinter uns sind ziemlich außer Atem, das großzügige geldschenkende Paar überholen wir trotz unserer langen Pausen unterwegs dreimal.

Ysperklamm. Foto Sarah Pallauf
Ysperklamm. Foto Sarah Pallauf

Gerade an heißen Sommertagen ist die Ysperklamm wirklich ein perfekter Ort – überall Schatten, überall Wasser und kühle Plätze zum Sitzen und Genießen. Die besondere Farbe des Wassers – dunkelorange – stammt vom hohen Eisengehalt, erklärt uns eine Infotafel unterwegs. Überhaupt ist die Klamm mit Infos sehr gut ausgestattet, am Weg wird immer wieder auf geologische Besonderheiten, Mythen und Sagen rund um die Klamm und interessante Begebenheiten hingewiesen.

Ysperklamm mit Wasserfärbung. Foto Sarah Pallauf
Ysperklamm mit Wasserfärbung. Foto Sarah Pallauf

Die Klamm ist nur in Einbahnrichtung (also von unten nach oben) begehbar. Nachdem wir die 2km und circa 300 Höhenmeter überwunden haben, stehen wir vor der Entscheidung, wie es weitergeht: Sofort wieder zurück zum Eingang und Gasthof „Forellenhof“ auf einer Forststraße (klingt nicht ganz so spannend) oder den Druidenweg 31 „Ysperklamm“. Ganz in die Mystik des Waldviertels eingetaucht ziehen uns natürlich die Druiden an. Laut feinem Infofolder der Ysperklamm führt dieser Druidenweg 31 vom Eingang durch die Klamm und dann über Waldwege und an verschiedensten Steinformationen vorbei steil wieder zurück ins Tal, angekündigt sind vier Stunden Gehzeit für elf Kilometer.

Sobald sich der Weg nach dem Verlassen der Klamm den Hügel bergauf windet, werden wir schon mit einem tollen Ausblick auf das südliche Waldviertel entschädigt und können quasi den ganzen Weg, den wir von Ysper zur Klamm geradelt sind, überblicken. 

Erster Ausblick auf den Druidenweg. Foto Sarah Pallauf
Erster Ausblick auf den Druidenweg. Foto Sarah Pallauf

Bei den Wackelsteinen

Dann geht es lange und recht gut markiert durch den Wald, vorbei an vielen der typischen Waldviertler Wackelsteinen. Am Folder sind mehrere dieser Steinformationen genauer beschrieben und benannt. Zugegeben, wir finden „Phallus und Vulva“ überhaupt nicht und beim „Sitzenden Hund“ gehen wir minutenlang von Steinformation zu Steinformation, um am Ende das Gefühl zu haben, dass irgendwie alle wie sitzende Hunde aussehen 😊 Aber unsere Verständnisprobleme für die Wackelsteinnamen tun dem Genuss dieser Wanderung keinen Abbruch.

Sommer im Waldviertel. Ach. Foto Sarah Pallauf
Sommer im Waldviertel. Ach. Foto Sarah Pallauf
Jede Menge Wackelsteine. Foto Sarah Pallauf
Jede Menge Wackelsteine. Foto Sarah Pallauf

Kurz nach dem sitzenden Hund treffen sich die Wegvarianten des Druidenweges 31 („Ysperklamm“) und 31a („Peilsteinblick“). Da die Wege in entgegengesetzter Richtung verlaufen, sich aber immer wieder kreuzen, wird die Orientierung schwieriger. Grundsätzlich kann man auch hier auf den Weg 31a wechseln oder die beiden kombinieren. Am Kaltenbergkreuz kommt man auf beiden Wegen vorbei und kann den wirklich schönen Ausblick genießen. 

Ausblick vom Kaltenbergkreuz. Foto Sarah Pallauf
Ausblick vom Kaltenbergkreuz. Foto Sarah Pallauf

Zurück nach Ysper

Danach gibt es zwei Abstiegsmöglichkeiten hinunter zur Ysper und ins Tal: Die einfache Variante geht über den Forstweg nach Siebendürfting (Druidenweg 31a). Die sehr steile, aber auch sehr interessante Variante führt durch den Mischwald und über felsige Passagen auf direktem Weg zurück zur Ysper. Wir entscheiden uns für die kleine Kletterei und genießen diese auch sehr – die meisten Passagen sind mit Stahlseil gesichert, empfehlen würde ich sie aber wirklich nur trittsicheren Personen, die kein Problem mit mitunter recht ausgesetzten Passagen und einem längeren und sehr steilen Abstieg haben.

Im Tal angelangt führt der Weg ein Stück am Wasser entlang zurück auf die Zubringerstraße zur Ysperklamm, wo wir unsere Räder holen – und #bahnzumberg-Menschen (derzeit nur wochentags – damit ein weiterer Reminder für unsere wichtige Yspertal-Petition!) zurück zur Bushaltestelle gehen können.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   4:00 Std Wandern   500 HM   500 HM   11 km   GPX Track

Fazit

Die Ysperklamm hält wirklich, was sie verspricht. Unsere Erwartungen an die Klamm wurden übertroffen – landschaftlich sehr reizvoll, ein spannender Druidenweg mit interessanten Infos und Wackelsteinen und ein aufregender Abstieg. Wenn unsere Bus-Petition hoffentlich zeitnah Wirkung zeigt und man auch am Wochenende in die Ysperklamm kommt, ist diese Destination für BahnzumBerg- und Waldviertelfans absolut zu empfehlen. Der dritte Platz bei „9 Plätze 9 Schätze“ ist aus unserer Sicht gerechtfertigt. Wir vergeben 10 Sterne!

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