Mit Kindern in die Berge – Teil 3

Das „Bahn zum Berg“-Team hat sich im Freundes- und Bekanntenkreis umgehört und Tipps, Ideen und Geschichten zum Thema „Mit Kindern in die Berge“ gesammelt. Die besten Ergebnisse erscheinen nun in einer Mini-Serie. Entweder retrospektiv von denen, die schon große, sprich: erwachsene Kinder haben oder live aktuellen Geschehen von denen, die jetzt kleine Kinder haben.

Zu diesem Thema sind außerdem noch: Spannendes Geochaching mit Kindern und Mit kleinen Kindern in die Berge erschienen.

Bahn zum Berg

Nikolaus – Chiemgau

Mit Kindern in die Berge ist eigentlich ein sehr vielschichtiges Thema. Das fängt an mit dem Alter der Kinder, Motivation der Kinder, individuelle Erwartungen der Kinder, Länge der Tour, etc. etc.

Bei mir war es so: Ich habe alle meine drei Kinder bis zum Gewicht von 20kg durch den gesamten Chiemgau und darüber hinaus rauf und runter geschleppt. Danach wurde es wechselhaft: Meine Tochter (13) ist stinkfaul, jeder Meter bergauf schon einer zu viel, da geht gar nix mehr. Der Mittlere (10) ist oft sehr motiviert, fährt auch gerne mit Öffis und erfreut sich an Bergen und Natur. Der Kleine (9) ist so in der Mitte, geht aber schon ab und an mal mit.

Für meinen mittleren Sohn ist relativ wichtig, dass es unterwegs Pommes oder sowas gibt, ersatzweise Kracherl oder Eis. Mit technischen Sachen lässt er sich durchaus auch begeistern. Auf Openstreetmap den Weg verfolgen und solche Dinge.

Eigene Kinder fahren in der Deutschen Bahn übrigens bis 14 kostenfrei mit, leider nicht im Regiobus. Ein recht attraktives Angebot ist das Bayern-Ticket. Das kostet für Eltern mit Kindern pauschal 32 Euro. Ein Tag Regionalzüge, Busse und U-Bahn, Tram in ganz Bayern. Leider gilt das wochentags erst ab 09.00 Uhr.
Besser ist das Familienangebot in den Verbünden, wie zum Beispiel das Oberland-MVV-Ticket. Da gilt ein Tarif für alles. Da wir auch gerne grenzüberschreitend unterwegs sind, löse ich auch die ÖBB Familycard, das lohnt sich bereits ab einer Fahrt.

Schon bei den eigenen Kindern wird da die ganze Bandbreite dieses Themas sichtbar. Es kann daher eigentlich immer nur eine relativ individuelle Sichtweise darauf geben.

Touren von Nikolaus auf Bahn zum Berg

Veronika – Wien

Vielleicht ist es dir ebenso ergangen wie mir. In der Kindheit wurde mit den Eltern gewandert. Egal ob wir Kinder (drei Schwestern) das wollten oder nicht. Das Outfit: Kniebundhosen, rote juckende Strickstutzen bis übers Knie und schrecklich feste Bergschuhe mit roten Schuhbandeln, von denen es nur ein Modell gab, egal ob passend oder nicht. Sobald wir durften, sind wir dann allein zu Hause geblieben.

Aber irgendwas haben die Eltern doch richtig gemacht. Sie haben zum Beispiel immer drauf geachtet, dass der Spaß nicht zu kurz kam. Im Tausch gegen anstrengende Bergtouren gab es abends ein Tischtennis Ringerl, Minigolfspielen oder etwas besonders zu Essen und Musik aus der Musikbox. Daraus entstanden Rituale, die es nur an Wandertagen gab.

Dann, nach ein paar Jahren Pause, in denen das vermeintliche Erwachsenwerden abgearbeitet wurde, waren wir alle drei wieder zurück am Berg. Freunde, die nicht berggängig waren, wurden dazu gemacht oder gingen verloren. Anscheinend ein funktionierendes Erziehungs-Programm, das ich auch bei meinen eigenen Söhnen angewandt habe. Mir war es wichtig, soviel Zeit wie möglich draußen zu verbringen. Ihnen die Natur als Energiequelle aber auch als Abenteuer Spielplatz nahe zu bringen.

Besonders genossen haben wir drei die Anreise im Zug – immer erster Klasse – zu unseren gemeinsamen Abenteuern, die durch die ÖBB Vorteilscard Family sehr leistbar war.

Im Moment sind die Herren aber im Pause Modus. Sprich beim Erwachsenwerden. Genau weiß man allerdings nicht, wie lange das dauert. Ich hoffe, dass viele gute Erinnerungen an Berg und ans Natur geblieben sind und die beiden den Weg in die Natur wieder finden werden.

Es ist vielleicht auch diese Exklusivzeit mit einem Elternteil, mit Oma und Opa, mit gleichaltrigen Freunden, ohne Ablenkung, die Erlebnisse draußen für uns alle und besonders jetzt so wertvoll machen.

Die unendlich langen Geschichten, die beim Bergaufgehen erzählt wurden, die wahnsinnig, detailreiche Planungen für die nächste Geburtstagsparty meines jüngerer Sohnes oder die heiklen Fragen über die Liebe und das Erwachsenwerden mit allen seinen Aspekten, die mein älterer Sohn im Wald beantwortet haben wollte. Das werde ich auf jeden Fall immer in Erinnerung behalten.

Touren von Veronika auf Bahn zum Berg

Martin – Wien

Ich habe meine Kinder gefragt, an welche Wanderungen sie sich erinnern können. Sie haben keine negativen Erinnerungen ans Wandern. Sie können aber auch an keine Tour besonders erinnern.

Beim genaueren Nachfragen tauchen dann Bruchstücke auf: Der eine erinnert sich daran, bei einem dreitägigen Spaltenbergungskurs (Titelbild), die ihm zu kleinen Bergschuhe seiner Mama statt der eigenen mitgenommen zu haben. Der andere an extra für ihn zum Frühstück gekochten Milchreis auf einer Berghütte. Damit bin ich jetzt gar nicht unzufrieden. Es bedeutet für mich, dass die beiden keine Situation erlebt haben, die sie überfordert hätte. Oder in der sie sich geschworen hätten, nie mehr mitzugehen, wie es meine Schwester in unserer Kindheit lautstark getan hat.

Es bedeutet für mich auch, dass sie eben nur mitgegangen sind. Das ist aber auch irgendwie klar, denn ich habe meine Kinder zu Aktivitäten mitgenommen, die mir gut gefallen. Weil ich sie lieb habe, wollte ich die für mich schönen Erlebnisse mit ihnen teilen.

Zwecks Erinnerungsauffrischung habe ich Fotos durchgeblättert. Ich habe meine Kinder praktisch überall hin mitgenommen. Ob Schafberg oder Schneeberg: Mit dem Zug hinauf zu fahren, hat dem Älteren sehr viel Spaß gemacht. Hinunter habe ich ihn dann getragen.

Wir waren nicht jedes Wochenende Wandern, aber ab und zu. Auf dem Foto waren wir in der Ysperklamm und der Kleine zwei Monate alt. Es hat uns beiden gefallen, dass er eingekuschelt im Tragetuch geschlafen hat.

Klein und Groß in der Ysperklamm. Foto Martin Heppner
Klein und Groß in der Ysperklamm. Foto Martin Heppner

Natürlich habe ich mich bemüht, damit sie die Freude nicht verlieren.

Das hat dann zum Beispiel dazu geführt, dass wir in der Sierra Nevada zwei Stunden unter dem Gipfel des Pico de Veleta (3.396m) im Schnee gespielt haben, statt hinauf zu wandern. War das ein Verzicht für mich? Nicht wirklich. Ich habe die Veleta zwar bis heute noch nicht bestiegen, aber auf den benachbarten Pico de Mulhacén (3.482m) bin ich halt alleine gegangen.

Ab und zu werde ich gefragt, wie ich das gemacht habe, mit einem Siebenjährigen auf den Hochschwab Gipfel zu steigen. Ich habe nicht viel gefragt, sondern ihn einfach mitgenommen. Hätte etwas nicht gepasst, wären wir umgekehrt. Er hat nicht gemotzt. Warum auch? Ich habe ja auch nicht gemotzt, als ich den ganzen Tag im Bogi-Park gesessen bin und außer Essen und Trinken zu servieren, nichts zu tun hatte.

Touren von Martin auf Bahn zum Berg

Volkmar – Wien

Eine Gruppe von Freunden plante vor Jahren eine Wanderung von Mürzsteg – über die Veitsch – Göriacheralm – Osteralm nach Turnau. Ohne viel zu überlegen war es für mich klar, meinen Sohn Jan mit knapp fünf Jahren und meine Tochter Lia mit drei Jahren in der Trage mitzunehmen.

Und auch wenn wir davor schon kleinere Wanderungen unternommen hatten, war es wunderbar, dass diese Tour, die Übernachtung in der Hütte und alles drumherum für die Kinder ein Erlebnis war, welches in all den zahlreichen darauffolgenden Wanderungen zur Normalität für uns alle wurde.

Nach fast zwanzig Jahren bleiben Jan und Lia viele schöne Erinnerungen an Wochenend- bis Wochenwanderungen in Österreich und den angrenzenden Nachbarländern mit längeren Zuganreisen, Zustiegen mit Hindernissen, Klettereien mit Gipfeljause, Hüttenabenden mit anderen Kindern, Gespräche und Spiele in der Familie, an Wolkenbrüche, Schnarchgesänge in Lagern und Stunden des gemeinsamen Gehens, Plauderns und Schweigens.

Für beide sind Bergtouren etwas Normales und erst jetzt, wenn sie mit Freund:innen Touren unternehmen, bemerken sie, wie gut ihre Grundkondition, Geländegängigkeit und Orientierungssinn sind.

Auch jetzt sind Bergtouren noch immer etwas, was uns ein paar Tage gemeinsam ohne Ablenkung von außen verbringen lässt. Besonders froh bin ich, während der Stunden in den Bergen. Gespräche mit ihnen führen zu können, zu denen wir uns sonst meist nicht die Zeit nehmen.

Alle Bahn zum Berg Touren, die für Kinder geeignet sind, findest du hier: „Für Kinder geeignet

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