Die Osterhorngruppe, so sanft sie neben Göll und Tennengebirge auch wirken mag, beherbergt imponierende, unnahbare Schluchten (fast will ich sie Canyons nennen), wie etwa im Wiestal, an der Taugl, und eben die Strubklamm. Die Wasserläufe sind derart scharf und tief eingeschnitten, dass zwischen den diesseits und jenseits stehenden Bäumen fast ein Kronenschluss entsteht: Blickt man von oben, von einem Gipfel über die Landschaft, denkt man an einen flachen Talboden – in Wahrheit steht man vor einem unüberwindlichen Hindernis. Kaum je wagt man sich so nahe an den Abgrund heran, dass man das Wasser am Grund der Klamm erblickt. Brücken erhielten eigene Namen („Hoher Steg“ in Sommerau nahe St. Koloman). Der „Metzgersteig“ ist online mehrfach zu finden, ebenso der Strumberg. Hier eine bilderreiche Öffi-Tour, die zum Nachahmen verführen will.
Bei der Station „Koppl-Sperrbrücke“ wartet schon Bus 145. Erfreulich, wie perfekt der Taktfahrplan hier funktioniert (außer sonntags, da ist Ebenau öffentlich gar nicht erreichbar ☹).
Als letzter verbliebener Fahrgast „springe“ ich bei der Station Neuhäusl aus dem Bus.
Von Ebenau durch die Strubklamm und über den Strumberg zurück nach Ebenau
Ich überquere die Straße und gehe auf dem Radweg circa 350 Meter zurück.
Bei einem Schranken über die Brücke (Schwarzaubach) – und ich befinde mich in einer Aulandschaft. Schon ist der „Metzgersteig“ angeschrieben. Der nette Weg führt alsbald über den Almbach, der die Strubklamm eingeschnitten hat.
An den Gehöften Heiligenstein
und Roßbach (Asphaltstraße) vorbei geht es in die Strubklamm. Zunächst hat man den Eindruck einer Waldwanderung. Doch da – der Steig leitet auf eine Art Kanzel zu… Der Tiefblick ist nichts für schwache Nerven…
Allzu lang braucht man sich nicht ängstlich an die Bergseite drücken (leider), denn bald geht es wieder durch Wald und Wiesen zur Staumauer Vordersee: Die Klamm war hier so schmal, dass „ein paar Kübeln Beton“ zur Errichtung des Kraftwerkes (1924 fertiggestellt) genügt haben mögen.
Die verwitterte Tafel „z. Gedenkstätte“ interpretiere ich so, dass ich einen gut ausgetretenen Pfad in die Tiefe steige. Ich handle mich an Seilen über den Betonfuß der Staumauer und lande – nicht bei einer Gedenkstätte, sondern fasziniert an Gumpen, gerahmt von steilem Fels. Mit etwas Spürsinn finde ich dann auch noch die Gedenkstätte zu Ehren des „Geistigen Vaters“ der Kraftwerkskette, Ing. Müller.
Nun beginnt die zweite, die sanfte Etappe dieser Unternehmung: die Überschreitung des Strumbergs nach Ebenau. Am Wirtshaus Seewirt vorbei, über den Lettengraben (einige Meter Asphalt) erreicht man weite Wiesen.
Sobald der Fahrweg in den Wald führt kann man, in einer Variante zur Markierung die in weitem Bogen durch einsame Gehöfte leitet, gleich links den Weg bergan wählen. Schließlich folgt man den einer kleinen Forststraße ähnelndem markierten Fahrweg zur Jagdhütte knapp unterhalb der Strumbergspitze. Just als ich das gastliche Vordach erreicht hab, setzt ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer ein.
Nach der zur Stärkung genutzten Pause geht es, am improvisierten Gipfelkreuz vorbei, über den Kirchenberg Richtung Ebenau. Dieser Abschnitt bietet besonders schöne Steige ganz nach meinem Geschmack. Als die Markierung links in den Hang leitet, bleibe ich auf dem ebenso gut ausgetretenen Weg am Rücken. Aussichtspunkte mit Bankerln (zum Beispiel: Göllblick)
laden zum Verweilen ein. Am Karl-Götz-Steig (Karl Götz, † 1937, Schulleiter der Volksschule und Gründer des Fremdenverkehrsvereins Ebenau) über den Kirchenberg fühlt man sich fast wie auf einer Promenade mit verführerischen Rastplätzchen.
Bei Bedarf (Bus-Fahrplan) wäre ein Abschneider zur Station „Haslau“ möglich.
Schließlich betritt man oberhalb der Kirche wieder das Reich der Asphaltstraßen. Mir gefällt es am besten, über die markante Kirche, eventuell auch besinnlich durch den Friedhof, in den Ort abzusteigen.
Bald ist die Bushaltestelle „Ebenau Ortsmitte“ (Achtung: die selbe Ein/Aussteigstelle für beide Fahrtrichtungen der Linie 145!) erreicht. Es geht zurück nach „Koppel-Sperrbrücke“ und weiter nach Salzburg.
Diese Tour wird bei zügigem Tempo (oder gar bei Trail-running) einen halben Tag füllen, doch nur für jene, die sich den vielen schönen Rastplätzen versagen wollen. Der erste Teil zeigt eine wilde, der zweite Teil eine sanfte Seite der Osterhorngruppe. Bis auf wenige Stellen am Metzgersteig und dann wieder im Abstieg vom Strumberg (wenige steilere Passagen und Stufen) erfreut man sich bequemer, mäßig steiler, teils breiter Wege, die durchwegs gut beschildert und wohl sogar im Winter (eventuell Schneeschuhe) gut zu gehen sind. Wer Gastronomie sucht, wird beim Fischerwirt (nahe der Staumauer Vordersee) oder beim Dorfwirt in Ebenau fündig werden. Die/der Botanikinteressierte hat zur passenden Jahreszeit die Freude, viele Schneerosen begrüßen zu dürfen!