Nomen est omen: Mit Wind und Schnee in 2 Tagen über die Schneealpe

Tag 1 Abend: Die Wolken lichten sich. Foto: Sarah Pallauf

Vorab: Wir sind diese Tour Ende September gegangen. Das ging gerade noch so, obwohl uns der Schnee auch erwischt hat. Ohne Schnee und Wind ist sie bestimmt schöner (sage ich als Sommerwandermenschin). Landschaftlich fand ich sie aber so traumhaft, dass ich sie euch keinesfalls vorenthalten möchte.

Steckbrief

Tag 1Tag 2
HaltestelleKrampen Abzw. KarlgrabenNeuberg Schule
HütteLurgbauerhütte/
SchwierigkeitMittelMittel
Gehzeit5 Stunden4 Stunden
Distanz11 km12 km
Höhenmeter+1100hm/-120hm+200hm /–1200hm

Zwei Mal Liebe: Die Schneealpe und der 189er

Ich bin ja ein großer Fan der Schneealpe – spätestens seit unserer BzB-Freitagswanderung dort hinauf. Dann häuften sich vor einiger Zeit die Lobeshymnen auf den Bus Nummer 189, der in den Naturpark Münzer Oberland fährt und damit auch neue Aufstiegsmöglichkeiten auf die Schneealpe bietet. So habe ich mich für diese Zweitagestour schnell entschieden. Es ist die letzte und kurz vor meiner Zugreiseleitung in der Türkei, wir haben also keinen großen Zeitpuffer, um auf besseres Wetter zu warten. Wir starten dennoch mit einem Tag Verspätung und hoffen, dass wir damit der Kälte ein bisschen entkommen und eine feine Tour genießen können. Ersteres klappt so mittel, zweiteres auf jeden Fall. Kalt war es trotzdem, aber dazu später mehr.

Freund S. ist auch ein Wandersmensch und da wir ohnehin zu zweit noch eine Zweitagestour gehen wollten, passt es perfekt. Er hat auch kein Veto zu meinem Tourenvorschlag und kennt die Schneealpe ohnehin nicht.

Tag 1

Einsamer Aufstieg durch den Karlgraben

Mit dem Railjet geht es früh los nach Mürzzuschlag und von dort mit dem eingangs erwähnten 189er, den viele BzB-Menschen heiß lieben, bis zur Haltestelle „Krampen Abzw. Karlgraben“. Dort angekommen, sind wir schon völlig in der Einsamkeit. Außer uns ist kein Mensch unterwegs und diese Aufstiegsvariante scheint nicht gerade berühmt zu sein. Die Schneealpe liegt hoch und mächtig vor uns, wir stapfen los, zunächst durch den Karlgraben.

Durch den Karlgraben. Foto: S.H.
Durch den Karlgraben. Foto: S.H.

Da wir in den nächsten Stunden gut 1.000 Höhenmeter nach oben müssen, steigt der Weg auch stetig an. Streckenweise nicht allzu steil, sodass wir immer noch reden können. S. und ich lieben lange, philosophische Gespräche über Gott (eigentlich weniger) und die Welt (vor allem diese!). Wir basteln also an Methapern und spinnen Gedanken, während wir zur Schneealpe hinaufwandern. Der Pfad ist richtig schön und mutet weiter oben immer alpiner an, was fein ist. Zugleich wird es auch immer kälter und durchaus recht ungemütlich.

Aufstiegsimpression. Foto: Sarah Pallauf
Aufstiegsimpression. Foto: Sarah Pallauf

Die einzige größere Wegentscheidung ist ein Stück nach der Barbarakapelle – dort geht es links/westlich auch auf die Schneealpe, aber westlich vom Karleck vorbei. Wir nehmen aber den Weg rechterhand und werden später östlich vom Karleck (1.700 Meter) vorbeikommen.

Aufstieg – steil und schön. Foto: Sarah Pallauf
Aufstieg – steil und schön. Foto: Sarah Pallauf

Nomen est omen: Schnee!

Das letzte Stück am Karleck vorbei fühlt sich wie ein Wintereinbruch an – aus dem Regen werden langsam feine Schneeflocken. Ich bin zwar zufrieden mit meiner neu gekauften Regenjacke, aber S. und mir frieren dennoch die Finger ein. Wir haben doch nur unsere Herbsthandschuhe mitgenommen – mit Schneefall hatten wir nicht so richtig gerechnet.

Die letzten Höhenmeter und es wird kälter. Foto: Sarah Pallauf
Die letzten Höhenmeter und es wird kälter. Foto: Sarah Pallauf

Da auch der Wind zulegt und es ziemlich schnell ziemlich ungemütlich wird, beratschlagen wir uns – bereits oben auf dem Plateau der Schneealpe angekommen – eilig. Den Windberg, den höchsten Gipfel der Schneealpe, den wir eigentlich für diesen Tag noch geplant hatten, lassen wir aus. Die Sicht ist gleich null und in meiner Erinnerung ist der Windberg ohnehin immer windig.

Querfeldein zur Michlbauerhütte. Foto: S. H.
Querfeldein zur Michlbauerhütte. Foto: S. H.
Am Schneealpenplateau. Foto: Sarah Pallauf
Am Schneealpenplateau. Foto: Sarah Pallauf

Glück am Kachelofen

Da es zum Schlafengehen aber noch ein bisschen sehr früh ist, biegen wir zur Michlbauerhütte ab und – versumpfen dort. Eine Suppe folgt auf die andere, heiße Schokolade und Tee wechseln sich ab, irgendwann wechseln wir den Sitzplatz und sind direkt am Kachelofen, wo unsere Sachen trocknen. Selten ist es mir so schwer gefallen, eine Hütte zu verlassen. Der Blick aus dem Fenster zeigt lange nichts Gutes, nach einigen Stunden (😊) hellt es dann doch ein wenig auf.

Wir packen leise seufzend zusammen, schlafen können wir hier ja doch nicht. Das tun wir nämlich auf der Lurgbauerhütte und zumindest dorthin sollten wir es heute noch schaffen. Der Weg von Hütte zu Hütte ist unschwer und wir gehen – mittlerweile schweigend, weil hinter uns ohnehin schon stundenlange Gespräche liegen – in Gedanken versunken über das Plateau auf die Hütte zu. Immer wieder bläst der Wind eine Wolkenfront auf die Seite und wir erhaschen doch einen Blick auf das Panorama der Schneealpe und die Rax und: Ui, das ist mächtig schön.

Tag 1 Abend: Die Wolken lichten sich. Foto: Sarah Pallauf
Tag 1 Abend: Die Wolken lichten sich. Foto: Sarah Pallauf

Stille Nacht auf der Lurgbauerhütte

Die Nacht auf der Lurgbauerhütte ist äußerst gemütlich, wenn auch sehr still. Wir sind nämlich die einzigen Gäste – alle anderen haben sich wohl doch durch den Wetterbericht entmutigen lassen. Gut, dass uns Stille nichts ausmacht – uns geht der Gesprächsstoff nicht aus und wir ziehen auch das Abendessen in die Länge, um noch bis spät in den Abend hinein weiterzureden. Ich bin richtig dankbar, so feine Wanderpartner*innen zu haben, mit denen ich auch noch so richtig gute Gespräche führen kann.

Tag 2

Es wird heller!

In der Früh zieht es mich sofort hinaus, denn: Der Himmel ist klarer geworden und das Panorama ist richtig schön! Jetzt weiß ich wieder, warum ich vor meinen nächsten Reisen noch eine Zweitagestour machen wollte. Weil das Aufwachen am Berg einfach etwas Besonderes ist.

Wie immer bastle ich im Kopf schon neue Pläne: Wenn ich nächstes Jahr eine Zweitagestour auf die Schneealpe gehe, könnte ich doch gleich drei Tage daraus machen und auf die Rax weitergehen und von dort …

Trotzdem windig am Windberg

Der gestrige Tag ist uns doch kurz vorgekommen und wir haben schon auch ein wenig Ehrgeiz, was Gipfel angeht, deshalb disponieren wir auch heute ein wenig um, um den Windberg zu besteigen. Ich liebe die sanften Wiesen mit den Almhütten auf der Schneealpe!

Auf den Windberg zu – oder doch in Schottland irgendwo? Foto: Sarah Pallauf
Auf den Windberg zu – oder doch in Schottland irgendwo? Foto: Sarah Pallauf

Als wir dort sind und der Windberg-Anstieg vor uns liegt, wird die Wolkendecke wieder dichter und es kommt, wie es kommen muss: Am Windberg oben (1.903 Meter) sehen wir vor allem graue Wolken und es ist – natürlich – richtig windig.

Windbergimpression. Foto: Sarah Pallauf
Windbergimpression. Foto: Sarah Pallauf

Damit ist klar, dass wir die längere Tour, die ich für heute eigentlich geplant hatte, auch nicht machen, sondern uns eine nette Abstiegsvariante zum 189er suchen.

Kurz vor dem Abstieg – da wollen wir hinunter. Foto: S. H.
Kurz vor dem Abstieg – da wollen wir hinunter. Foto: S. H.

Wir wandern nochmals an der Michlbauerhütte vorbei (dieses Mal ohne Einkehr!) und bewundern die geniale Lage des Schneealpenhauses. Als Abstiegsvariante habe ich mir den Weg über Farfel ausgesucht. Was das Wort bedeutet, weiß ich zwar nicht, aber es hat mir gefallen. Nach kurzer Wegverwirrung finden wir diesen Pfad auch und er stellt sich als ausgesprochen schön heraus, vor allem, sobald wir das Schneealpenplateau verlassen und ihn bergab einschlagen. Wild, steil und abwechslungsreich – es gibt hier keine Fotos mehr, weil wir uns auf den Weg konzentrieren. Reden tun wir trotzdem noch.

Durch die Farfel geht’s bergab. Foto: S.H.
Durch die Farfel geht’s bergab. Foto: S.H.

Mit dieser Variante lernen wir einen neuen Weg kennen, kommen aber dennoch auf derselben Seite der Schneealpe wieder ins Tal und damit auch wieder in den Naturpark Mürzer Oberland und zum Bus 189 zurück. Bei Alpl, einem Ortsteil von Neuberg an der Mürz, erreichen wir das Tal und damit unsere Rückfahrgelegenheit. Jetzt wird es natürlich sonnig und die Schneealpe lächelt uns nochmals zu. Vom Tal aus betrachtet sieht sie hoch aus und wir können gar nicht glauben, so schnell wieder unten zu sein.

Wir machen noch einen kleinen Schlenker über die Glasmanufaktur in Neuberg, für die Besichtigung des Münsters bleibt keine Zeit. Für einen Abschlusskaffee im Gasthof Schäffer aber schon. Man muss eben Prioritäten setzen.

Glasmanufaktur Neuberg an der Mürz. Foto: S.H.
Glasmanufaktur Neuberg an der Mürz. Foto: S.H.

Dort kommt plötzlich eine Person auf S. zu, begrüßt ihn überrascht und während ich mir noch überlege, wen er möglicherweise im Mürzer Oberland kennen könnte, stellt sie sich als seine ehemalige Mitbewohnerin aus Wien vor. Wandern bedeutet eben immer auch Begegnungen.

Bei der Haltestelle „Neuberg Schule“ holt uns der 189er verlässlich wieder ab und bringt uns zurück nach Mürzzuschlag.

Haltestelle Neuberg Schule. Foto: S.H.
Haltestelle Neuberg Schule. Foto: S.H.

Fazit

Zugegeben: Das Wetter war für diese Tour nicht ganz optimal. Bei weniger Wind und Schnee wären wir sowohl am ersten wie auch am zweiten Tag länger gegangen und hätten die Schneealpe noch besser kennengelernt.

Nichtsdestotrotz finden wir abschließend, dass wir das Beste aus den Bedingungen gemacht haben und zwei richtig erfüllende Wandertage hatten – mit dem gesamten Programm an Wetterverhältnissen, aber auch stundenlangen Gesprächen am Kachelofen in Hütten. Beides schön!

S. war vom Ausblick auf der Schneealpe sehr begeistert und möchte gern wiederkommen. Ich wiederum habe erkannt, wie viele Wege es zum Auf- und Abstieg auf die Schneealpe gibt und große Lust bekommen, hier noch mehr auszuprobieren. Beide Hütten waren übrigens sehr empfehlenswert – zur Einkehr und zum Schlafen!

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   1.400 HM   1.400 HM   23 km   GPX Track

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