Durchquerung des Reichraminger Hintergebirges

Ausblicke auf dem Weg nach Windischgarsten. Foto: Birgit Reiter

Jedes Jahr kurz vor Hüttenschluss am 26.10. muss ich unbedingt noch eine Übernachtungstour machen. Die Planung ist diesmal gar nicht so einfach. Entweder haben die Hüttenwirte vorher schon zugesperrt oder sie sind voll – schlussendlich hat die Ebenforstalm inmitten des Reichraminger Hintergebirges noch ein Platzerl für uns frei. 

Die Zuganbindung von St. Valentin bis Reichraming ermöglicht eine Anreise aus dem Westen als auch dem Osten – das trifft sich gut, da ich nach einem Besuch bei meinen Eltern im Salzkammergut aus Attnang-Puchheim anreise, meine Freundin Ingrid und ihr Sohn Paul aus Langenzersdorf. Wir treffen uns in St. Valentin und steigen um 8.21 in die Ennstalbahn ein.

Die Strecke ist besonders nach Steyr wunderschön, zwischen den Morgennebelschwaden blitzt die Enns und der goldene Herbstwald durch.

Anreise die Enns entlang. Foto: Birgit Reiter
Anreise die Enns entlang. Foto: Birgit Reiter

Tag 1

Vom Reichraminger Bahnhof geht’s entgegen der Zugfahrtrichtung zurück Richtung Reichraming. Wir spazieren den Reichramingbach entlang, bei der Kapelle Dirnbach zweigen wir auf die Weißenbachstraße zum östlichen Ufer des Baches ab, da dort keine Autos fahren.

Weißenbachstraße östlich des Reichramingbaches. Foto: Birgit Reiter
Weißenbachstraße östlich des Reichramingbaches. Foto: Birgit Reiter

Nach knapp 3 Kilometern bei einer starken Rechtskurve kraxeln wir querfeldein zur Straße runter (so sparen wir uns das Stückl Weg ins Weissenbachtal rein und wieder raus, circa 1,5 Kilometer). Wir queren den Bach, folgen dann etwa 1,5 Kilometer der Asphaltstraße bis wir zur schönen, hölzernen Hängebrücke gelangen, die zum Buchensteig führt. Durch wunderschönen Buchenurwald, der schon Teil des Nationalparks Kalkalpen ist, geht’s anfangs etwas bergauf, dann wandert man in leichtem Auf und Ab erhöht den Bachlauf entlang. Dann folgt der Weg in den Wilden Graben und man kommt bei der Forststraße heraus. 

Auf dem Buchensteig. Foto: Birgit Reiter
Auf dem Buchensteig. Foto: Birgit Reiter

Variante: Von hier aus kann man den Weg weiter das Tal hinauf gehen, der zur Ebenforstalm führt (circa 3 Stunden).

Wir wollen aber unbedingt weiter zur Großen Klause, deshalb geht’s wieder zurück zum Reichramingbach und wir folgen der Forststraße. Obwohl die Strecke bei Mountainbikern sehr beliebt ist, treffen wir trotz herrlichem Wetter nur auf eine Handvoll Radler. Das glasklare Wasser des Baches und die sich darin spiegelnden Herbstfarben versüßen uns den Forststraßenhatscher. Über einen Holzsteg gelangt man zur Großen Klause, einer nur knapp drei Meter breiten Engstelle des Baches, die früher als Triftanlage genutzt wurde. Hier wurde mit einer Stauhöhe von etwa neun Metern ein See mit 255.000 Kubikmeter Wasser aufgestaut.

Wir sind nun schon ein paar Stunden unterwegs, drum kommt uns eine Stärkung in der schön gelegenen Klaushütte sehr gelegen! Außerdem steht uns höhenmetermäßig ja noch der anstrengendere Teil bevor.

Nach Kaspressknödelsuppe und Topfenstrudel geht’s weiter – wir müssen wieder ein Stückerl zurückgehen, nach der Großen Klause queren wir über eine Brücke den Bach und folgen der stetig bergauf gehenden Forststraße, die später in einen schlecht markierten Weg übergeht. Obwohl dieser sogenannte Begsteigersteig als Kalkalpenweg in der Karte eingezeichnet ist, wird dieser kaum gewartet und man muss darauf achten, die Markierungen nicht zu verlieren. Das schwierigste Stück ist der kurze Abstieg zu einem Bachlauf, von dort kraxelt man wieder steil bergauf. Bis zur Forststraße heißt es aufmerksam sein, sonst landet man mitunter im Sumpf. So aufregend der Aufstieg, so fad der Hatscher die teilweise durch Harvester verwüstete Forststraße entlang. Die Sonne steht schon recht tief, als wir bei der Ebenforstalm ankommen und den letzten Anstieg zur Almhütte im Abendlicht genießen.

Letzter Anstieg zur Ebenforstalm. Foto: Birgit Reiter
Letzter Anstieg zur Ebenforstalm. Foto: Birgit Reiter

Die Ebenforstalm wurde zum Teil umgebaut, ein sehr schöner Holzvorbau wurde „vor“ die Almhütte gesetzt, eine Art offenes Stiegenhaus, das zum schönen modernisierten Schlaflager führt. Es gibt sogar Bettwäsche für uns! Allerdings befindet sich WC und Bad in einem Nebengebäude.

Ebenforstalmhaus mit Trampl im Hintergrund. Foto: Birgit Reiter
Ebenforstalmhaus mit Trampl im Hintergrund. Foto: Birgit Reiter

Nach 24 Kilometern und guten 1.000 Höhenmetern in den Beinen fallen uns schon beim Abendessen fast die Augen zu.

Tag 2

Nach guten 9 Stunden Schlaf bin ich um halb 7 ausgeschlafen und brech‘ zum Morgenspazierer auf. Der Aufstieg zum Trampl ist leider doch recht weit, aber auf dem Weg dorthin werde ich mit einem Blick auf das Sengsengebirge im Morgenrot belohnt! Die Sonne kommt erst zum Vorschein, als ich wieder bei der Hütte bin. 

Nach einem Frühstück mit sehr gutem Sauerteigbrot und selbstgemachter Marmelade satteln wir das Pferd und treten den Abstieg Richtung Bodinggraben an.

Letzter Blick zurück auf die Ebenforstalm. Foto: Birgit Reiter
Letzter Blick zurück auf die Ebenforstalm. Foto: Birgit Reiter

Der Weg geht durch lichten Buchenwald hinunter und ist nicht schwierig. Den Wegweiser zum Panoramaausblick sollte man nicht übersehen, von dort kommt man auf eine Wiese, von der man einen sagenhaft schönen Ausblick auf Sengsengebirge und das Tal des Bodinggrabens hat.

Panoramaaussicht. Foto: Birgit Reiter
Panoramaaussicht. Foto: Birgit Reiter

Schließlich erreichen wir nach insgesamt einer guten Stunde das wunderschöne Gebäudeensemble des Bodinggraben mit Jagahäusl, Adjunktenstöckl und Rosaliakapelle, weiter hinten befindet sich das Jagdschloss (das wir aber nicht besuchen). Die Geschichte des Bodinggrabens und des Lebens in früheren Zeiten wird sehr ansprechend auf lebensgroßen Schwarz-Weiß-Figuren mit Textklappe erzählt.

Bodinggraben mit historischen Gebäuden. Foto: Birgit Reiter
Bodinggraben mit historischen Gebäuden. Foto: Birgit Reiter

Wir brechen auf Richtung Windischgarsten, die Forststraße geht stetig bergauf, immer die Krumme Steyrling entlang. Die Straße endet in einer scharfen Kurve und mündet in einem Steig, der später links an einer steilen Felswand des Größtenbergs entlang führt, rechts geht’s mitunter ganz schön tief runter zum Bach.

Wir erreichen den Steyrsteg und den gleichnamigen, wunderbar gelegenen Biwakplatz. Nach der schönen Alm Rumpelmayrreith ist es nicht mehr weit bis zum Haslergatter. Von dort gibt es mehrere Möglichkeiten nach Windischgarsten hinunter: über den Kleinerberg (nochmals ein kleiner Aufstieg), über den Leitersteig (längste und wohl auch schwierigste Variante) oder direkt runter nach Windischgarsten. Wir wählen letztere, denn der Forststraßenhatscher vom Biwakplatz weg hat unseren jungen Mann doch etwas demotiviert.

Jetzt geht’s leider auf der Asphaltstraße abwärts, glücklicherweise ist sehr wenig Verkehr und bald begleitet uns der Blick auf Haller Mauern und Bosruck bis nach Windischgarsten.

Zum Abschluss drehen wir noch ein Runde mit dem Alpine Coaster auf dem „Vergnügungsberg“ Wurbauerkogel. Und in der Konditorei Thallinger stärken wir uns noch mit köstlicher Kardinalschnitte und Nusstorte für die Fahrt nach Wien. Der Bahnhof südlich vom Ortszentrum und in 10 Minuten erreicht. 

Gesamtgehzeit 2. Tag: circa 5 Stunden, 15 Kilometer, 600/1100 Höhenmeter (bergauf/bergab).

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   1.600 HM   1.350 HM   40 km   GPX Track

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