4 Tage Pferdeeisenbahn: Von Linz nach Bujanov

Pferdeeisenbahn Titelbild. Foto: Stefan Hochhold

Weitwanderung auf alten Pfaden: 100 Kilometer entlang der historischen Pferdeeisenbahnstrecke, die den Beginn des Eisenbahnwesens in Österreich darstellt. Eine geschichtsträchtige Tour an der Nordstrecke von Linz nach Bujanov mit etlichen – noch gut erhaltenen und teils schwer ruinösen – Viadukten, Steinbrücken, Durchlässen, Wachthäusern, Trassen und vielen weiteren spannenden Entdeckungen.

Etappe 1: Von Linz-Südbahnhof nach Innertreffling

Bahnkanzleigebäude am Linzer Südbahnhof. Seit Neuestem leider sehr unschön eingezäunt. Gleich daneben befindet sich das frühere Wegmeisterhaus, in dem heute unter Anderem die Naturfreunde Linz untergebracht sind. Foto: Stefan Hochhold
Bahnkanzleigebäude am Linzer Südbahnhof. Seit Neuestem leider sehr unschön eingezäunt. Gleich daneben befindet sich das frühere Wegmeisterhaus, in dem heute unter Anderem die Naturfreunde Linz untergebracht sind. Foto: Stefan Hochhold

Highlights: 
– Zwei alte, sehr gut erhaltene Gebäude am Südbahnhof-Markt
– Pferdebahnpromenade mit einigen Brücken, Viadukten und Durchlässen
– Bank mit Traumaussicht über Linz beim Kalkgruberweg

Ab St. Magdalena beginnt der offizielle Wanderweg, welcher bis zur Grenze nach Tschechien sehr gut beschildert ist. Foto: Stefan Hochhold
Ab St. Magdalena beginnt der offizielle Wanderweg, welcher bis zur Grenze nach Tschechien sehr gut beschildert ist. Foto: Stefan Hochhold
Ein – für mich als Einheimischer – vertrauter Streckenabschnitt: Die Pferdebahnpromenade in Urfahr bei St. Magdalena/Dornach. Das Bild zeigt ein frisch renoviertes Brückengeländer bei einem der Steindurchlässe. Foto: Stefan Hochhold
Ein – für mich als Einheimischer – vertrauter Streckenabschnitt: Die Pferdebahnpromenade in Urfahr bei St. Magdalena/Dornach. Das Bild zeigt ein frisch renoviertes Brückengeländer bei einem der Steindurchlässe. Foto: Stefan Hochhold

Hinweise & Tipps: 
– In der Kelsenstraße wurde eine fiktive Haltestelle errichtet. Dort stand einmal eine wunderschöne Brücke über den Haslgraben. Leider ist davon quasi nichts mehr übrig.
– Obacht an der Katzgrabenstraße bei Zinngießling (nach circa 13 Kilometern): Hier ist die Markierung für Bergaufwandernde etwas versteckt
– Übernachtung direkt an der Strecke wäre – statt Inntreffling – auch in Oberndorf bei Gallneukirchen möglich. Dort wo früher der Stationsplatz Oberndorf war, steht jetzt das Hotel Waldesruh.

Geheimtipp: Holzbank ein paar Meter oberhalb des Kalkgruberwegs (Nach circa 12,5 Kilometern). Foto: Stefan Hochhold
Geheimtipp: Holzbank ein paar Meter oberhalb des Kalkgruberwegs (Nach circa 12,5 Kilometern). Foto: Stefan Hochhold

Etappe 2: Von Innertreffling nach Lest

Immer wieder stößt man auf alte noch gut erhaltene Spuren. Die hier zu sehenden Hufabdrücke auf der Bahntrasse scheinen jedoch noch relativ frisch zu sein… Foto: Stefan Hochhold
Immer wieder stößt man auf alte noch gut erhaltene Spuren. Die hier zu sehenden Hufabdrücke auf der Bahntrasse scheinen jedoch noch relativ frisch zu sein… Foto: Stefan Hochhold

Highlights:
– Ferrophil-Architektonisch: Mirellenbachbrücke, 2 Bürstenbachbrücken, Originale Schwellensteine im Kleinen Gusental und bei Neumarkt, Felsinschrift bei Gusenbrücke, und vieles mehr.
– Landschaft: Überrascht mit Naturschönheit und Ruhe: Das Naturschutzgebiet Gusental

Großartig und sehr schön: Die Punzenbergkehre gibt – ebenso wie die darauffolgende Tiefenbachkehre – ein leises Gefühl, wie man mit der Pferdebahn auf dem begradigtem Terrain wohl durch den Wald gezogen ist. Foto: Stefan Hochhold
Großartig und sehr schön: Die Punzenbergkehre gibt – ebenso wie die darauffolgende Tiefenbachkehre – ein leises Gefühl, wie man mit der Pferdebahn auf dem begradigtem Terrain wohl durch den Wald gezogen ist. Foto: Stefan Hochhold

Hinweise & Tipps: 
– Sehr unattraktive Passage auf der Landesstraße 1467 bei Zissingdorf – eventuell besser via Abstecher nach Neumarkt umgehen
– Letzte Möglichkeit für Lebensmittelversorgung an der Route bereits in Gallneukirchen! Das Gasthaus bei der Bürstenbachbrücke hat leider dauerhaft geschlossen
– Abstecher zur Teufelskirche bringt schöne Aussicht auf Neumarkt, sonst eher halb-spannend
– Plumpsklo bei Rastplatz Schneiderwies bei Pfaffendorf

Mein Tageshighlight: Das wunderschöne Wachthaus Nummer 39 bei Matzelsdorf. Malerisch: Hilfsausdruck. Foto: Stefan Hochhold
Mein Tageshighlight: Das wunderschöne Wachthaus Nummer 39 bei Matzelsdorf. Malerisch: Hilfsausdruck. Foto: Stefan Hochhold

Etappe 3: Von Lest nach Rainbach im Mühlkreis

Ausblick von der Unterkunft in Lest auf das ehemalige Stationsgebäude. Hier ist 1872 die letzte Pferdeeisenbahn-Garnitur eingefahren. Foto: Stefan Hochhold
Ausblick von der Unterkunft in Lest auf das ehemalige Stationsgebäude. Hier ist 1872 die letzte Pferdeeisenbahn-Garnitur eingefahren. Foto: Stefan Hochhold

Highlights:
– Pferdeeisenbahn: Einbogige Steinbrücke bei Trölsberg, Große Kronbachbrücke, Brücke Semmelhof, Damm im Birauwald, Durchlass bei Heiligenberg, Rainbacher Straßenbrücke
– Das kleine Kaufhaus Wiesinger in Waldburg
– Historischer und augenscheinlich verlassener Bauernhof mit Mühle und Backöfen bei der Abzweigung nach Waldburg (kurz vor der Kronbachbrücke)

Ein ‚Graumer’, wie es ihn nur noch selten gibt: Kleiner Verkaufsraum, mit handbeschrifteten Aktionsplakaten vor dem Geschäft. Mit sehr freundliche Bedienung! Volle Empfehlung. Foto: Stefan Hochhold
Ein ‚Graumer’, wie es ihn nur noch selten gibt: Kleiner Verkaufsraum, mit handbeschrifteten Aktionsplakaten vor dem Geschäft. Mit sehr freundliche Bedienung! Volle Empfehlung. Foto: Stefan Hochhold

Hinweise & Tipps:
– Besichtigung des neu renovierten Bahnhofs Freistadt mit Toilette und Getränkeautomat – Selbiges gilt für den Bahnhof Summerau, den man direkt passiert
– Nach Waldburg geht es zwar ganz schön steil rauf, die Extrahöhenmeter machen sich aber durchaus bezahlt: Kaufhaus Wiesinger, ein Gasthaus, besondere Kirche, tolle Aussichtsplätze (unter Anderem auf Kronbachbrücke)
– Den Abstecher zur Summerauer Straßenbrücke bei Semmelhof wollte ich mir nicht entgehen lassen und hat sich gelohnt. Führt auch teilweise über Originalstrecke, jedoch mit Privatweg-Passage. Besser über Originalwanderweg und Summerau-Ort ansteuern.

Summerauer Straßenbrücke: Durch diese Steinbogenbrücke fuhr von 1832-1872 die Pferdeeisenbahn Budweis - Linz. Foto: Stefan Hochhold
Summerauer Straßenbrücke: Durch diese Steinbogenbrücke fuhr von 1832-1872 die Pferdeeisenbahn Budweis – Linz. Foto: Stefan Hochhold

Etappe 4: Von Rainbach im Mühlkreis nach Bujanov

Pferdeeisenbahnmuseum mit Gaststätte in Kerschbaum. Am heutigen Sonntag Vormittag noch geschlossen. Öffnungszeiten und Infos unter: pferdeeisenbahn.at. Foto: Stefan Hochhold
Pferdeeisenbahnmuseum mit Gaststätte in Kerschbaum. Am heutigen Sonntag Vormittag noch geschlossen. Öffnungszeiten und Infos unter: pferdeeisenbahn.at. Foto: Stefan Hochhold

Highlights:
– Wachthaus 26 bei Rainbach
– Stationsplatz mit Pferdeeisenbahnmuseum in Kerschbaum
– Edelbachbrücke, Ruiniöses Wachthaus Nummer 23 bei Leopoldschlag
– Mehrere Brückenwiderlagerreste im Umkreis von Hiltschen
– Restaurierte Widerlager bei Rybník/Dolní Dvořiště (CZ) inkl. Lehrpfad
– Brückenreste und – östlich davon – schöner Damm im Wald zwischen Trojany und Suchdol

Saumäßig romantisch: Ein Mittagsschläfchen zu zweit: Schweine bei Eisenhut. Foto: Stefan Hochhold
Saumäßig romantisch: Ein Mittagsschläfchen zu zweit: Schweine bei Eisenhut. Foto: Stefan Hochhold

Hinweise & Tipps:
– Die Große Edelbrucker Brücke hatte ich schon mehrmals besucht und wurde demnach bei der Wanderung ausgelassen. Sie ist aber absolut einen Abstecher wert.
– In Tschechien ist der Wanderweg leider nicht bzw. nur sporadisch beschildert. Es empfiehlt sich die Navigation mit GPS. 
– Die ehemalige Trasse der Pferdeeisenbahn liegt in der Tschechischen Republik großteils an der jetzigen Bahnlinie. Ergo sind ab der Grenze nur wenige Relikte der Pferdebahn erhalten geblieben.
– Auch in Bujanov – direkt am Bahnhof – gibt es ein Pferdeeisenbahnmuseum. Ich komme leider kurz nach 16 Uhr an und verpasse die Möglichkeit zur Besichtigung denkbar knapp. Infos und Öffnungszeiten findet man hier.

Fazit und Rückfahrt nach Linz Hauptbahnhof

Eine spannende Zeitreise-Wanderung mit vielen Überraschungen, traumhaften Landschaften und eindrucksvollen Relikten aus einer anderen Zeit geht zu Ende. Ein toller Pilgerweg für Weitwanderer, Eisenbahnfreunde und Naturliebhaber.

Das Ende der Wanderung ist zugleich der Startpunkt für die Heimreise: Bahnhof Bujanov mit Pferdeeisenbahnmuseum. Foto: Stefan Hochhold
Das Ende der Wanderung ist zugleich der Startpunkt für die Heimreise: Bahnhof Bujanov mit Pferdeeisenbahnmuseum. Foto: Stefan Hochhold

Nachdem ich den Nachmittagszug nicht mehr erreicht habe, habe ich genug Zeit die Wanderung bei feinster böhmischer Hopfenschale revue passieren zu lassen und steige dann in den Zug Sp 3807 (bis Summerau) bzw. R 3807/S3. Die Heimfahrt nach Linz vergeht wie im Flug. Man freut sich doch über die technischen Fortschritte im Laufe der Zeit. Immer wieder fällt der Blick aus dem Zugfenster auf den einen oder anderen Abschnitt des absolvierten Wanderweges. Und ich fühle: Sowas sollte ich bald wieder mal unternehmen!

Wer in Bujanov kühles, günstiges und ausgesprochen gutes Bier trinken will – und einschlägig dubiose Wirtshausgäste nicht scheut – gönnt sich ein Krügerl in der simplen Dorfkneipe. Es ist das einzige Lokal in diesem Ort :) Foto: Stefan Hochhold
Wer in Bujanov kühles, günstiges und ausgesprochen gutes Bier trinken will – und einschlägig dubiose Wirtshausgäste nicht scheut – gönnt sich ein Krügerl in der simplen Dorfkneipe. Es ist das einzige Lokal in diesem Ort 🙂 Foto: Stefan Hochhold

Literatur und Quellen:
Sima, Johannes (2008): Die Pferdeeisenbahn Budweis – Linz – Gmunden. Ein Beispiel der Technikgeschichte aus der Sicht des Denkmalschutzes
– Hajn, Ivo (2006): Die Pferdeeisenbahn Budweis – Linz – Gmunden
Pferdeeisenbahn.at
– Pferdeeisenbahn Wanderweg von Bujanov nach St. Magdalena auf muehlviertel.at

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   4 Tage Wandern   1.200 HM   800 HM   99 km   GPX Track

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert