Weitwanderung auf alten Pfaden: 100 Kilometer entlang der historischen Pferdeeisenbahnstrecke, die den Beginn des Eisenbahnwesens in Österreich darstellt. Eine geschichtsträchtige Tour an der Nordstrecke von Linz nach Bujanov mit etlichen – noch gut erhaltenen und teils schwer ruinösen – Viadukten, Steinbrücken, Durchlässen, Wachthäusern, Trassen und vielen weiteren spannenden Entdeckungen.
Etappe 1: Von Linz-Südbahnhof nach Innertreffling
Highlights:
– Zwei alte, sehr gut erhaltene Gebäude am Südbahnhof-Markt
– Pferdebahnpromenade mit einigen Brücken, Viadukten und Durchlässen
– Bank mit Traumaussicht über Linz beim Kalkgruberweg
Hinweise & Tipps:
– In der Kelsenstraße wurde eine fiktive Haltestelle errichtet. Dort stand einmal eine wunderschöne Brücke über den Haslgraben. Leider ist davon quasi nichts mehr übrig.
– Obacht an der Katzgrabenstraße bei Zinngießling (nach circa 13 Kilometern): Hier ist die Markierung für Bergaufwandernde etwas versteckt
– Übernachtung direkt an der Strecke wäre – statt Inntreffling – auch in Oberndorf bei Gallneukirchen möglich. Dort wo früher der Stationsplatz Oberndorf war, steht jetzt das Hotel Waldesruh.
Etappe 2: Von Innertreffling nach Lest
Highlights:
– Ferrophil-Architektonisch: Mirellenbachbrücke, 2 Bürstenbachbrücken, Originale Schwellensteine im Kleinen Gusental und bei Neumarkt, Felsinschrift bei Gusenbrücke, und vieles mehr.
– Landschaft: Überrascht mit Naturschönheit und Ruhe: Das Naturschutzgebiet Gusental
Hinweise & Tipps:
– Sehr unattraktive Passage auf der Landesstraße 1467 bei Zissingdorf – eventuell besser via Abstecher nach Neumarkt umgehen
– Letzte Möglichkeit für Lebensmittelversorgung an der Route bereits in Gallneukirchen! Das Gasthaus bei der Bürstenbachbrücke hat leider dauerhaft geschlossen
– Abstecher zur Teufelskirche bringt schöne Aussicht auf Neumarkt, sonst eher halb-spannend
– Plumpsklo bei Rastplatz Schneiderwies bei Pfaffendorf
Etappe 3: Von Lest nach Rainbach im Mühlkreis
Highlights:
– Pferdeeisenbahn: Einbogige Steinbrücke bei Trölsberg, Große Kronbachbrücke, Brücke Semmelhof, Damm im Birauwald, Durchlass bei Heiligenberg, Rainbacher Straßenbrücke
– Das kleine Kaufhaus Wiesinger in Waldburg
– Historischer und augenscheinlich verlassener Bauernhof mit Mühle und Backöfen bei der Abzweigung nach Waldburg (kurz vor der Kronbachbrücke)
Hinweise & Tipps:
– Besichtigung des neu renovierten Bahnhofs Freistadt mit Toilette und Getränkeautomat – Selbiges gilt für den Bahnhof Summerau, den man direkt passiert
– Nach Waldburg geht es zwar ganz schön steil rauf, die Extrahöhenmeter machen sich aber durchaus bezahlt: Kaufhaus Wiesinger, ein Gasthaus, besondere Kirche, tolle Aussichtsplätze (unter Anderem auf Kronbachbrücke)
– Den Abstecher zur Summerauer Straßenbrücke bei Semmelhof wollte ich mir nicht entgehen lassen und hat sich gelohnt. Führt auch teilweise über Originalstrecke, jedoch mit Privatweg-Passage. Besser über Originalwanderweg und Summerau-Ort ansteuern.
Etappe 4: Von Rainbach im Mühlkreis nach Bujanov
Highlights:
– Wachthaus 26 bei Rainbach
– Stationsplatz mit Pferdeeisenbahnmuseum in Kerschbaum
– Edelbachbrücke, Ruiniöses Wachthaus Nummer 23 bei Leopoldschlag
– Mehrere Brückenwiderlagerreste im Umkreis von Hiltschen
– Restaurierte Widerlager bei Rybník/Dolní Dvořiště (CZ) inkl. Lehrpfad
– Brückenreste und – östlich davon – schöner Damm im Wald zwischen Trojany und Suchdol
Hinweise & Tipps:
– Die Große Edelbrucker Brücke hatte ich schon mehrmals besucht und wurde demnach bei der Wanderung ausgelassen. Sie ist aber absolut einen Abstecher wert.
– In Tschechien ist der Wanderweg leider nicht bzw. nur sporadisch beschildert. Es empfiehlt sich die Navigation mit GPS.
– Die ehemalige Trasse der Pferdeeisenbahn liegt in der Tschechischen Republik großteils an der jetzigen Bahnlinie. Ergo sind ab der Grenze nur wenige Relikte der Pferdebahn erhalten geblieben.
– Auch in Bujanov – direkt am Bahnhof – gibt es ein Pferdeeisenbahnmuseum. Ich komme leider kurz nach 16 Uhr an und verpasse die Möglichkeit zur Besichtigung denkbar knapp. Infos und Öffnungszeiten findet man hier.
Fazit und Rückfahrt nach Linz Hauptbahnhof
Eine spannende Zeitreise-Wanderung mit vielen Überraschungen, traumhaften Landschaften und eindrucksvollen Relikten aus einer anderen Zeit geht zu Ende. Ein toller Pilgerweg für Weitwanderer, Eisenbahnfreunde und Naturliebhaber.
Nachdem ich den Nachmittagszug nicht mehr erreicht habe, habe ich genug Zeit die Wanderung bei feinster böhmischer Hopfenschale revue passieren zu lassen und steige dann in den Zug Sp 3807 (bis Summerau) bzw. R 3807/S3. Die Heimfahrt nach Linz vergeht wie im Flug. Man freut sich doch über die technischen Fortschritte im Laufe der Zeit. Immer wieder fällt der Blick aus dem Zugfenster auf den einen oder anderen Abschnitt des absolvierten Wanderweges. Und ich fühle: Sowas sollte ich bald wieder mal unternehmen!
Literatur und Quellen:
– Sima, Johannes (2008): Die Pferdeeisenbahn Budweis – Linz – Gmunden. Ein Beispiel der Technikgeschichte aus der Sicht des Denkmalschutzes
– Hajn, Ivo (2006): Die Pferdeeisenbahn Budweis – Linz – Gmunden
– Pferdeeisenbahn.at
– Pferdeeisenbahn Wanderweg von Bujanov nach St. Magdalena auf muehlviertel.at