Mitterberg, der stille Regent des Untersbergs

Mitterberg-Blick nach Süden - der Watzmann ist in Wolken - der Hochkalter schaut drüber. Foto: Karl Plohovich

Der Mitterberg ist im Vergleich zu den viel besuchten Untersberg-Gipfeln Berchtesgadener Hochthron und vor allem dem, wegen der Nähe zur Seilbahn oft überlaufenen Salzburger Hochthron ein stiller Gipfel und wird dies, da weitab von Unterkunft oder Gastwirtschaft, auch bleiben. Die Tour überschreitet auf einem verborgenen Steig diesen Gipfel und lässt den Wanderer der geheimnisumwitterten Welt der Hochfläche des Untersberg näherkommen.

Wegbeschreibung

Unsere Tagestour (circa 1.400 Höhenmeter im Aufstieg) beginnt in Fürstenbrunn, Station Volksschule und führt über die „Lettensteig“ benannte Straße in den Wald und weiter über Forststraßen zum Klingersteig, der teilweise steil – wer möchte, kann abschnittsweise auch Forststraßen benutzen – die Klingeralm erreicht. Dieser herrliche Platz ist wie ein Aussichtsbalkon der Hochfläche des Untersbergs vorgeschoben.

Aussichtsbalkon Klingeralm. Foto: Karl Plohovich
Aussichtsbalkon Klingeralm. Foto: Karl Plohovich

Bis hierher mag der Wanderer etwa 2 ½ – 3 Stunden unterwegs sein. Kaum jemand wird hier auf eine Rast verzichten wollen; jedenfalls wird man die Arme im Quell-Trog kühlen.

Blumenwiese - Klingeralm. Foto: Karl Plohovich
Blumenwiese – Klingeralm. Foto: Karl Plohovich

Nun geht es am markierten Steig Richtung Vierkaseralm. Wir haben allerdings einen Gipfel ins Auge gefasst, den man von Bahnhof in Salzburg aus schon sehen kann: den Mitterberg. Etwa fünf Minuten nach der Alm – man wird die vor kurzem neu instand gesetzte Wasserzuleitung bewundern – 

Die Wasserzuleitung von der Quellfassung zur Alm. Foto: Karl Plohovich
Die Wasserzuleitung von der Quellfassung zur Alm. Foto: Karl Plohovich

gilt es, den markierten Weg nach links zu verlassen. Wer genau zu schauen gewohnt ist – und diese Fähigkeit wird man weiterhin gut gebrauchen können – wird verblassende rote Punkte (oder fast Pünktchen), den einen oder anderen „Steinmann“ (oder einfach einen auffällig liegenden Stein) und Wegspuren wahrnehmen. Nach der Senke der Quellfassung leicht ansteigend werden die Wegspuren – in bewährtem Zusammenwirken von Mensch und Tier (oder hier eher von Tier und Mensch) deutlicher. Man gelangt im lichten Wald aufwärts. Ungewöhnlich sind die Zirben, die in diesen Breiten selten sind. An einer dieser Zirben lädt ein kleines Kreuz zum Innehalten ein.

Zirbe mit Kreuz. Foto: Karl Plohovich
Zirbe mit Kreuz. Foto: Karl Plohovich

Nun führt der Steig durch ein „Tal“, wendet sich dann nach rechts und leitet an den Rand der nächsten Stufe der Hochfläche. Der Blick in das sich darbietende Gelände lässt fragen: Wie und wo soll es weiter gehen?

Der typische Hochflächen-Irrgarten. Foto: Karl Plohovich
Der typische Hochflächen-Irrgarten. Foto: Karl Plohovich

Die Wegführung leitet am linken Rand eines langen, markanten „Grabens“ aufwärts. Dann allerdings gilt es, den Schwenk in den Graben zu finden und durch zwei oder drei „dolinenartige Vertiefungen“ dieses Grabens mutig weiter zu schreiten. Meint man, nun den Weiterweg schon im weiteren Verlauf dieses Grabens zu erahnen werden Wegspuren diesen nach links verlassen. (Die übernächste Doline ist nämlich ein „Schlund in die Hölle“ – oder jedenfalls in eine unauslotbar tiefe Höhle, die umgangen werden muss.) 

Spätestens hier wird man vielleicht das Glück haben, jenen BewohnerInnen der Hochfläche zu begegnen, 

Selbstbewußte Beobachter. Foto: Karl Plohovich
Selbstbewußte Beobachter. Foto: Karl Plohovich

deren Spuren man im weichen Boden schon wahrgenommen hatte; somit könnte man diesem Aufstieg auf den Mitterberg den Namen „Gämsensteig“ verleihen.

Die Abzweigung nach links - Zusammenarbeit Mensch und Tier. Foto: Karl Plohovich
Die Abzweigung nach links – Zusammenarbeit Mensch und Tier. Foto: Karl Plohovich

Immer höher steigend erreicht man einen winzigen See, besser: eine dreieckige Lacke. Wer den Gletscherweg Innergschlöss in der Venedigergruppe kennt, wird diesem Wasser gerne den Namen „Kleines Auge Gottes“ geben …

Kleines Auge Gottes  -  die spiegelglatte Wasserfläche zeigt Felsen und ein Stückchen Himmel. Foto: Karl Plohovich
Kleines Auge Gottes – die spiegelglatte Wasserfläche zeigt Felsen und ein Stückchen Himmel. Foto: Karl Plohovich

Nun geht es nochmal durch Latschen ziemlich eben und dann leicht rechts haltend über Wiesenstücke und Karrenfelder in den abschließenden Kessel.

Der abschließende Kessel. Foto: Karl Plohovich
Der abschließende Kessel. Foto: Karl Plohovich

Ein gut ausgeprägtes Band in der schrofigen Wand bietet sich, von Steinmännchen klar als „Ausweg“ gekennzeichnet, für den „Gipfelsturm“ an. Nun nur noch einige Schritte über eine ebene Wiese und man steht staunend wenige Meter unter dem Gipfelkreuz, das man erst jetzt erblickt. Mehr noch wird – gute Sicht vorausgesetzt – der Watzmann mit seinen „Trabanten“ und der Blick in die Glocknergruppe die Bewunderung auf sich ziehen. (Titelbild)

Der Salzburg-Kenner wird verschiedene Stadtteile zu bestimmen versuchen, ja vielleicht den Platz seines Zuhauses entdecken.

Markant die Festung und davor das Schloß Leopoldskron. Foto: Karl Plohovich
Markant die Festung und davor das Schloß Leopoldskron. Foto: Karl Plohovich

Hier befinden wir uns an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich. 

Gipfel-Grenzstein-Gipfelbuch. Foto: Karl Plohovich
Gipfel-Grenzstein-Gipfelbuch. Foto: Karl Plohovich

Zur Zeit, als die Grenzsteine gesetzt bzw. eingemeißelt wurden, war das Fürst-Erzbistum Salzburg erst ein paar Jahre Teil Österreichs (Mozart ist – so gesehen – noch kein Österreicher gewesen!) und das B auf der jenseitigen Seite der Steine heißt natürlich Bayern. Das schöne Gipfelbuch bezeugt die Einsamkeit dieses Gipfels, allerdings auch den einen oder anderen Winterbesuch!

Der weitere Weg bedarf weniger detaillierter Beschreibung. 

Almrausch Mitte August! Foto: Karl Plohovich
Almrausch Mitte August! Foto: Karl Plohovich

Er folgt der Markierung zur Vierkaseralm. Hilfreich ist es zu wissen, dass die Grenzlinie einst ausgeschnitten wurde und sich somit stellenweise ebenfalls als Weg anbietet. Überraschend schnell erreicht man den Hirschanger (Quelle!), der seit heuer erfreulicher Weise wieder als Alm-Weide genutzt wird.

Hirschanger Vierkaseralm. Foto: Karl Plohovich
Hirschanger Vierkaseralm. Foto: Karl Plohovich

Die Reste der Vierkaseralm, einige Balken und Blechreste, bezeichnen noch den Platz der Hütte; auch ein Kellereingang ist zu finden (wohl ehemals Kühlschrank für die Milch?).

Der Steig zum Bruchhäusl wurde im Vorjahr für den Auftrieb der Kühe mit beachtlichem Aufwand vorbereitet 

Der ausgebaute Steig. Foto: Karl Plohovich
Der ausgebaute Steig. Foto: Karl Plohovich

und bietet sich dem Wanderer (der ihn als teilweise unangenehm steilen Pfad in Erinnerung hat) in gutem Zustand dar. 

Baumskulptur am Weg. Foto Karl Plohovich
Baumskulptur am Weg. Foto Karl Plohovich

Von der Häusergruppe „Bruchhäusl“ wählen wir den Weg an der Gastwirtschaft „Wolfschwang“ (zur Zeit leider noch immer geschlossen) vorbei nach Großgmain (die letzte ¼ Stunde auf Asphalt) und mit Bus Nummer 120 zurück nach Salzburg.

Fazit

Diese ausgiebige Tagestour (4 bis 5 Stunden Aufstieg, circa 3 ½ Stunden Abstieg) wird auf weite Strecken auch an Wochenenden stille Passagen aufweisen und dem „Pfadfinder“ tiefe Freude und ein nachhaltiges Erlebnis schenken.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   7:30 Std Wandern   1.400 HM   1.400 HM   16 km   GPX Track

3 Kommentare

  1. S.g. Herr Karl Plphovich,

    danke für die tolle Tourenbeschreibung mit fein geschliffenen Worten. Wir sind gestern Ihren Spuren gefolgt und hatten sehr viel Freude dabei. Besonders der direkte Zustieg von der Klingeralm auf den Mitterberg hat unser U-berg-Herz höher schlagen lassen.

    1. Oh, das freut mich riesig!! (lese den Kommentar erst jetzt. So schreibe ich also nicht nur zu meiner eigenen Freude – denn das Wiederkäuen der eigenen Erfahrung beim Formulier-Versuch ist mir ungemein belebend!)
      Lieber Gruß!!
      Karl

  2. Karl, deine Beschreibungen sind einfach super! Die Runde „Klingersteig – Klingeralm – Vierkaser mit Hirschangerkopf – Abstieg und zurück zum Latschenwirt“ bin ich ja schon gegangen. Aber jetzt werd ich mal zum Mitterberg schauen. Vielen Dank für die ausführlichen Informationen!

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