Bahn zum Berg ins Bahnland Schweiz

Appenzeller Bahn in Weissbad. Foto: Nikolaus Vogl

Zugegeben – der sprichwörtliche „nächste Weg“ ist es nicht aus Tirol oder Bayern bis ins Appenzeller Land, aber wer gerne mit der Bahn unterwegs ist, durch einzigartige Landschaften und auch mal mit besonderen Bahnen, dem sei hier die Reise bis nach Appenzell wärmstens empfohlen. Die Schweiz ist und bleibt ein Bahnland, jedem Freund der Schiene muss hier zwangsläufig das Herz aufgehen: überall laufen Gleise durch eine Bilderbuchlandschaft und auf diesen fahren in dichtem Takt diverse „Bähnli“. Wo mal keine Schienen sind, ermöglicht das Schweizer Postauto eine zuverlässige und rasche Weiterreise. So geht Öffi!

Ziel dieser Reise zum Berg war der Hohe Kasten zwischen Appenzell und dem Rheintal. Kein ganz großer Gipfel, aber immerhin der nordöstlichste Gipfel der Westalpen. Dieser besticht durch ein grandioses 360°-Panorama über vier Länder (Deutschland, Österreich, die Schweiz und Liechtenstein) und unzählige Gipfel. Generell bietet das Appenzeller Land alleine schon unzählige BzB-Ziele – der hier vorgestellte Gipfel steht daher nur beispielhaft für viele andere Möglichkeiten in dieser Region.

Ich beschreibe hier im folgenden zwei alternative Anreisewege: einerseits aus/über Tirol und die Arlbergstrecke, andererseits von München durch das Allgäu über Bregenz.

Über Innsbruck / Feldkirch

Anfahrt im Railjet. Foto: Nikolaus Vogl
Anfahrt im Railjet. Foto: Nikolaus Vogl

Der Railjet fährt über die sehr reizvolle Arlbergstrecke bis nach Vorarlberg und über Feldkirch weiter (durch Liechtenstein) ins bereits schweizerische Städtchen Buchs (SG). Hier besteht Anschluss im 30-Minuten-Takt Richtung St. Gallen. Der Zug erreicht nach knappen 30 Minuten Altstätten (SG). Die Weiterfahrt mit den Appenzeller Bahnen startet am etwa 1,5 Kilometer entfernten Bahnhof Altstätten Stadt, ein Bus (ebenfalls dichter Takt) erspart den 15-minütigen Fußweg. Am genannten Stadtbahnhof fährt stündlich ein Zug der Appenzeller Bahnen mit teilweisem Zahnradantrieb in den Ort Gais. 

Bahnhof Altstätten Stadt. Foto: Nikolaus Vogl
Bahnhof Altstätten Stadt. Foto: Nikolaus Vogl

Die Auffahrt mit dieser Bahn ist allein schon die Reise wert. In Gais besteht sofortiger Anschluss an eine weitere Linie der Appenzeller Bahnen in den Hauptort des Kantons. 

Zahnradabschnitt oberhalb Altstätten Richtung Appenzell. Foto: Nikolaus Vogl
Zahnradabschnitt oberhalb Altstätten Richtung Appenzell. Foto: Nikolaus Vogl

Dort muss nochmals der Zug gewechselt werden (Richtung Wasserauen) und nach weiteren fünf Minuten Fahrt durch eine fast schon klischeehafte schweizer Bilderbuchlandschaft erreicht man die Station Weissbad. Neben dem Zug steht bereits der Postbus bereit, der auch gleich startet und auf der kurzen Fahrt in den Weiler Brülisau auch noch einige Höhenmeter überwindet. Die Endstation befindet sich direkt an der Talstation der Seilbahn zum Hohen Kasten, hier beginnt auch neben der Kirche der Wanderweg zum Gipfel.

Start in Brülisau. Foto: Nikolaus Vogl
Start in Brülisau. Foto: Nikolaus Vogl

Über München / Bregenz

Von München aus bietet sich der Eurocity der SBB in Richtung Zürich bis St.Gallen an, dank Elektrifizierung der deutschen Strecke und Entfall des Halts auf der Lindauer Insel geht das seit kurzem deutlich schneller. Für frühere Verbindungen muss auf Regionalzüge ausgewichen werden (Umsteigen in Lindau und St. Margrethen notwendig; mittelfristig S-Bahn-Verkehr ab Lindau-Insel bis St. Margrethen). Am Bahnhofsvorplatz des St. Galler Bahnhofs starten die roten Züge der Appenzeller Bahnen im 30-Minuten-Takt nach Appenzell. In Appenzell muss nochmals der Zug gewechselt werden, restliche Fahrt dann wie oben.

Auf den Hohen Kasten

Direkt neben der Kirche von Brülisau startet der gut beschilderte Weg zum bereits weithin sichtbaren Gipfel, zu welchem aber noch einige Höhenmeter zu überwinden sind. Die anfängliche Fahrstraße wird schon bald verlassen und der weitere Verlauf des Weges gestaltet sich überraschend steil. Zum Teil wird der direkte Weg nach oben durch ausgedehnte Almwiesen gewählt. Schnell ergeben sich reizvolle Blicke über das Appenzeller Land und die umgebenden Berge, wie zum Beispiel den bekannten und markanten Säntis. Am oberen Rand der Almwiesen passiert man den Gasthof mit dem interessanten Namen „Ruhesitz“ – ein attraktiver Vorschlag… 

Am Alpengasthof Ruhesitz. Foto: Nikolaus Vogl
Am Alpengasthof Ruhesitz. Foto: Nikolaus Vogl

Im weiteren Verlauf traversiert der Weg die Nordwestflanke des Kastens und führt in zahlreichen Serpentinen hinauf zum Kastensattel. Hier öffnet sich erstmalig der Blick ins Rheintal und hinüber ins Rätikon. Der Gipfel ist nun nicht mehr weit und nach weiteren 15 Minuten auch erreicht. Die 360°-Sicht ist gelinde gesagt überwältigend. In der Tiefe zieht sich der Alpenrhein durch sein breites Tal, im Osten reicht der Blick über Allgäu und Bregenzer Wald über die (wenigen) Gipfel Liechtensteins, das Rätikon mit der Schesaplana und die Berge rund um Chur bis ins Unterengadin. Im Westen beherrscht der markante Gebirgsstock des Säntis die Szenerie, im Norden geht der Blick über das gesamte Appenzeller Land bis über den Bodensee. Vier Länder auf einen Blick – wo gibt es sowas schon…?! Das ist Europa!

Rheintal Richtung Süden. Foto: Nikolaus Vogl
Rheintal Richtung Süden. Foto: Nikolaus Vogl

Abstieg nach Brülisau

Für den Abstieg bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Aufgrund des eher mäßigen Wetters und vor allem aus zeitlichen Gründen habe ich vom Kastensattel einen relativ direkten Weg zurück nach Brülisau gewählt. 

Blick Richtung Chur. Foto: Nikolaus Vogl
Blick Richtung Chur. Foto: Nikolaus Vogl

Sehr zu empfehlen wäre jedoch der Abstieg zum Sämtisersee und der Übergang über die Alp Sigel zum Bahnhof Wasserauen (von dort 30-Minuten-Takt nach Appenzell). Wählt man den Abstieg nach Brülisau, fährt das Postauto wie bei der Anreise zur Bahn an der Station Weissbad. Denkbar wäre auch der lange Abstieg direkt zurück ins Rheintal.

Sämtisersee und Säntis. Foto: Nikolaus Vogl
Sämtisersee und Säntis. Foto: Nikolaus Vogl

Von Appenzell erreicht man mit den verschiedenen Linien der Appenzeller Bahnen problemlos St. Gallen bzw. über Gais Altstätten. Von St. Gallen besteht eine Verbindung Richtung Bayern (EC) bzw. ins Rheintal (Regionalverkehr) nach Buchs (von dort RJ Richtung Tirol).

Umsteigen in Buchs. Foto: Nikolaus Vogl
Umsteigen in Buchs. Foto: Nikolaus Vogl

Aufgrund der langen Anreise sei an dieser Stelle eine Übernachtung in Appenzell oder alternativ (und wohl preislich attraktiver) in Bregenz oder Feldkirch empfohlen.

Fahrkartentipps

Zur Anreise nach Appenzell bieten sowohl ÖBB (Sparschiene) als auch DB (Sparpreis Europa) attraktive Angebote zumindest bis Buchs (bis dort ÖBB-Tarif) bzw. St. Gallen. Der gesamte Großraum rund um St. Gallen ist in einen Verkehrsverbund („Ostwind“) integriert. Dieser Verbund bietet eine (für Schweizer Verhältnisse) einigermaßen günstige 9-Uhr-Tageskarte zum Preis von CHF 40,00 (circa EUR 38,00) an. Für den Verkehr innerhalb Vorarlbergs sei auf das Tagesticket des VVV („Maximo“) zum Preis von EUR 15,40 verwiesen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   4:30 Std Wandern   900 HM   900 HM   10 km   GPX Track
  • Zielbahnhof: Brülisau (Appenzell-Innerrhoden)
  • Zeitbedarf:
    • Brülisau – Hoher Kasten  2,5 Stunden
    • Hoher Kasten – Brülisau  2 Stunden
    • Hoher Kasten – Sämtiser See – Alp Sigel – Wasserauen  4 Stunden
  • erreichte Gipfel: Hoher Kasten
  • Verpflegung unterwegs: Berggasthof Ruhesitz, Gipfelrestaurant Hoher Kasten, [Plattenbödeli (nahe Sämtisersee), Alpenrose in Wasserauen]
  • beste Jahreszeit: Mai-November

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