Skidurchquerung im Verwall (Galtür – St. Anton)

Der Fluhspitz rückt näher. Foto: Manfred Hinteregger

Tirol – Vorarlberg – Tirol, von der Trisanna zur Rosanna, mit zwei Gipfeln und Selbstversorgerübernachtung.

Tag 1: Galtür – Fluhspitz – Neue Heilbronner Hütte+1200/-550 hm13 km6,5 h
Tag 2: Neue Heilbronner Hütte – Grüner Grat – St. Anton+500/-1350 hm17 km4 h

Vom Bahnhof Landeck-Zams im Tiroler Oberland geht es mit dem Bus der Linie 260 zum Paznauner Talschluss nach Galtür (Halbstundentakt, mit Wintersportausrüstung gratis).

Gleich neben der Endhaltestelle Galtür Wirl Birkhahnbahn beginnt das Skigebiet und somit auch unsere Skitour, auf rund 1.600 Metern. Wir durchqueren das Skigebiet kurz in nördlicher Richtung, bis wir zur gespurten Loipe Richtung Zeinisjoch kommen.

Tourenstart direkt neben der Endhaltestelle Galtür Wirl Birkhahnbahn. Foto: Manfred Hinteregger
Tourenstart direkt neben der Endhaltestelle Galtür Wirl Birkhahnbahn. Foto: Manfred Hinteregger

Es geht in gemächlicher Steigung hinauf zum Zeinisjoch und weiter zum Kopser Stausee, den wir nach einer guten Stunde erreichen – wir sind nun bis morgen Früh in Vorarlberg. Dann geht es rechts hinauf (also nordwestlich), Richtung Verbellaalpe. Wir schauen, dass wir kontinuierlich an Höhe gewinnen, also deutlich oberhalb des Verbellabaches bleiben, aber andererseits auch nicht zu weit in den oben zunehmend steileren Hang kommen.

Die Schneemengen, die am Anfang noch sehr bescheiden waren, werden nun allmählich reichhaltiger. Aus Freude über den Schnee und den traumhaften Tag entscheiden wir uns dafür, gleich beim Aufstieg eine der Fluhspitzen „mitzunehmen“.

Fluhspitz (2.653 Meter) und weiter zur Hütte

Mit den Fluhspitzen ist es eine lustige kartografische Sache: unser Ziel mit 2.653 Metern ist laut AV-Karte der Östliche Fluhspitz, laut BEV-Karte einfach die mittlere der drei Fluhspitzen und laut Tourenzetteln auf der Heilbronner Hütte die Westliche Fluhspitze.

Wie auch immer, wir suchen uns eine gute Spur zum höchsten Fluhspitz, dem mit Gipfelkreuz – es wird landschaftlich immer prachtvoller, aber zum anderen wird der Selbstversorgerrucksack gefühlt immer schwerer.

Am Weg zum Fluhspitz, in der Bildmitte gut getarnt die Heilbronner Hütte, darüber der Patteriol. Foto: Manfred Hinteregger
Am Weg zum Fluhspitz, in der Bildmitte gut getarnt die Heilbronner Hütte, darüber der Patteriol. Foto: Manfred Hinteregger

Weiter oben ist dann bereits gespurt.

Der Fluhspitz rückt näher. Foto: Manfred Hinteregger
Der Fluhspitz rückt näher. Foto: Manfred Hinteregger

Die letzten Höhenmeter sind recht felsig und wir gehen ohne Ski weiter, um nach rund 4 ½ Stunden selig am Gipfel des Fluhspitz (2.653 Meter) zu sein.

Für die Abfahrt suchen wir uns eine Route, die uns möglichst für den kräftezehrenden Aufstieg belohnt (Anmerkung: der GPS-Track ist nur eine ungefähre Annäherung). Vorteil: es sind ein paar sehr Freude bringende Schwünge dabei…

Abfahrt vom Fluhspitz. Foto: Manfred Hinteregger
Abfahrt vom Fluhspitz. Foto: Manfred Hinteregger

… Nachteil: da wir ganz bis zum Verbellabach hinunter fahren, müssen wir dann wieder rund 150 Höhenmeter zur Hütte hinauf gehen.

Der letzte Aufschwung zur Heilbonner Hütte steht bevor. Foto: Manfred Hinteregger
Der letzte Aufschwung zur Heilbonner Hütte steht bevor. Foto: Manfred Hinteregger

Nach knapp 6 ½ Stunden ist endlich die Heilbronner Hütte (2.308 Meter) erreicht, es sind schon ein paar andere Gäste da, die Stimmung ist bestens.

Die Hütte

Die (Neue) Heilbronner Hütte hat als Nebenhütte ein eigenes Selbstversorgerhaus mit 28 Schlafplätzen und mit eigenem Namen: Peter-Käß-Hütte. Diese ist immer geöffnet, die Reservierung erfolgt über ein Gästebuch. Die Ausstattung und der Zustand sind wirklich hervorragend!

Die freundliche Gaststube der Heilbronner Hütte/Peter-Käß-Hütte. Foto: Manfred Hinteregger
Die freundliche Gaststube der Heilbronner Hütte/Peter-Käß-Hütte. Foto: Manfred Hinteregger

Die alte Heilbronner Hütte war übrigens in Südtirol am Taschljöchl zwischen Schnalser und Schlandrauner Tal. 1924 wurde sie vom italienischen Staat enteignet, 1932 brannte sie ab. Die jetzige Selbstversorgerhütte steht dort, wo früher ein Schuppen für einen Schlepplift (!) stand. Die Historie der DAV-Sektion Heilbronn dazu ist kurzweilig und sehr interessant zu lesen.

Die Winterhütte von außen, links hinten ihre große Schwester. Foto: Manfred Hinteregger
Die Winterhütte von außen, links hinten ihre große Schwester. Foto: Manfred Hinteregger

Im Lauf des Nachmittags füllt sich die Stube der Hütte recht gut – wir sind insgesamt etwa 20 Leute und es ist eine sehr sympathische Atmosphäre.

Die Nachmittagssonne bringt dann auch traumhafte Lichtstimmungen (die in echt natürlich noch viel schöner waren als das auf einem Foto rüberkommt…).

Spätnachmittäglicher Blick Richtung Patteriol. Foto: Manfred Hinteregger
Spätnachmittäglicher Blick Richtung Patteriol. Foto: Manfred Hinteregger

Zweiter Tag: Grüner Grat und Abfahrt über das Ochsental

Am nächsten Tag geht es nach dem Frühstück um circa 8 Uhr los. Wir wollen von der Hütte zunächst in südöstlicher Richtung auf einen Gipfel oder zumindest ein Joch und dann ins Ochsental abfahren. Wir tasten uns langsam vor, das Kar zum Grünen Grat hinauf…

Im morgendlichen Schatten zum Grünen Grat. Foto: Manfred Hinteregger
Im morgendlichen Schatten zum Grünen Grat. Foto: Manfred Hinteregger

Der Grüne Grat ist wieder eine lustige kartografische Sache: Während z.B. die BEV-Karte den Punkt mit 2.708 Metern so nennt, ist es auf der AV-Karte der südlich davon gelegene Grat zur nächsten Erhebung mit 2.741 Metern. Wir peilen den Gipfel mit 2.741 Metern an, die letzten Meter geht es wieder ohne Ski hinauf.

Nach rund 1 ¼ Stunden Gehzeit werden wir mit einem Prachtpanorama am Gipfel begrüßt.

Blick vom „Grünen Grat“ (2.741 Meter) Richtung Westen, die markante Spitze rechts der Bildmitte ist der Valschavieler Maderer, links davon im Hintergrund der Rätikon. Foto: Manfred Hinteregger
Blick vom „Grünen Grat“ (2.741 Meter) Richtung Westen, die markante Spitze rechts der Bildmitte ist der Valschavieler Maderer, links davon im Hintergrund der Rätikon. Foto: Manfred Hinteregger
… und nach Norden ins Ochsental, rechts der „doppelgipfelige“ Patteriol, im linken Drittel die markante Pflunspitze, rechts davon der Kaltenberg. Foto: Manfred Hinteregger
… und nach Norden ins Ochsental, rechts der „doppelgipfelige“ Patteriol, im linken Drittel die markante Pflunspitze, rechts davon der Kaltenberg. Foto: Manfred Hinteregger

Der Blick vom Gipfel hat die Abfahrt ins Ochsental als für uns machbar erscheinen lassen, wir schauen uns noch von der Scharte (also dem „AV-Karten-Grünen Grat“) die unmittelbare Einfahrt an – schaut auch tadellos aus, auf geht’s! Ab der Abfahrt sind wir jetzt wieder in Tirol.  

Den Hang hinunter ins Ochsental. Foto: Manfred Hinteregger
Den Hang hinunter ins Ochsental. Foto: Manfred Hinteregger
… und der Blick zurück, in der Mitte unser Gipfel. Foto: Manfred Hinteregger
… und der Blick zurück, in der Mitte unser Gipfel. Foto: Manfred Hinteregger

Dann suchen wir uns (auch mithilfe des Standorts auf der Karte am Handy) einen passablen Weg zum Talgrund, teilweise ist das Gelände hier ja recht steil und felsdurchsetzt.

Runter zur Rosanna, weiter vorne das Schönverwall. Foto: Manfred Hinteregger
Runter zur Rosanna, weiter vorne das Schönverwall. Foto: Manfred Hinteregger

Im Ochsental liegt übrigens der Ursprung der Rosanna, die dann nach ihrem Weg durch das Stanzer Tal nach dem Zusammenfluss mit der aus dem Paznauntal kommenden Trisanna zur Sanna wird – und zwar in unmittelbarer Nähe zur eindrucksvollen Trisannabrücke, die wir bei der Anreise mit dem Bus unterquert haben, und über die wir bei der Rückreise noch mit dem Zug fahren werden.

Dann geht es ins Schönverwall (von links oben/Südwesten wäre der direkte Weg von der Heilbronner Hütte hierher). Es ist sehr beeindruckend, dieses gewaltige, weite, einsame, lang gezogene Tal zu durchschreiten. Immerhin rund 6 Kilometer sind es bis zur Konstanzer Hütte und es ist nun eher eine Mischung aus Langlaufen und Schleichabfahrten – für Abfahrtsbesessene und/oder Bequeme ist das definitiv nichts…

Blick zurück vom Schönverwall, links hinten das Ochsental, von rechts kommt der Albonabach herunter. Foto: Manfred Hinteregger
Blick zurück vom Schönverwall, links hinten das Ochsental, von rechts kommt der Albonabach herunter. Foto: Manfred Hinteregger

Knapp 3 Stunden nach dem morgendlichen Start erreichen wir die Zusammenkunft mit dem Fasultal – den mächtigen Patteriol sehen wir nun von der anderen Seite.

Der mächtige Patteriol, rechts davor am Waldrand die Konstanzer Hütte. Foto: Manfred Hinteregger
Der mächtige Patteriol, rechts davor am Waldrand die Konstanzer Hütte. Foto: Manfred Hinteregger

Dann sind es auch immerhin noch gute 5 Kilometer bis zu unserem Ziel, der Wagnerhütte. Für einen kurzen Anstieg wird nochmals aufgefellt. Nach dieser Steigung geht es aber wieder etwas flotter durch den Wald hinunter. Wir kommen zum Loipengebiet um den aufgestauten Verwallsee und erreichen schließlich die Wagnerhütte (insgesamt circa 4 Stunden seit der Heilbronner Hütte). Dort erfreuen wir uns an einem erfrischenden Tourenabschlussbier. Neben dem anderen Publikum kommen wir uns nach dieser Tour hier recht „exotisch“ vor, das ist auch noch ein lustiges Erlebnis am Schluss.

Mit dem Verwallbus (Linie 6) geht es dann mit einmal Umsteigen zum Bahnhof in St. Anton (Sondertarif € 4, Verbundfahrscheine nicht gültig, fährt grundsätzlich alle 20 Minuten, Stand Winter 2024/25).

Der Verwallbus Nr. 6 bringt uns nach St. Anton. Foto: Manfred Hinteregger
Der Verwallbus Nr. 6 bringt uns nach St. Anton. Foto: Manfred Hinteregger

Fazit

Wer den großen Vorteil des öffentlichen Verkehrs einmal so richtig ausspielen möchte und bereit ist, für wunderbare Eindrücke auch etwas Marschieren auf sich zu nehmen, könnte bei dieser Verwalldurchquerung viele Freuden erleben. Eine gewisse alpine Erfahrung ist natürlich erforderlich. Das wunderbare Selbstversorgerhaus der Heilbronner Hütte gibt dieser reichhaltigen „Verwalltorte“ noch einen ordentlichen Batzen Schlagobers drauf!

Es sind auch Varianten möglich, z.B. Aufstieg am zweiten Tag auf den Stritkopf und von dort Abfahrt ins Schönverwall – oder das in der umgekehrten Richtung mit Startpunkt Wagnerhütte.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Skitour   1.700 HM   1.900 HM   30 km   GPX Track

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