Der Knallstein hebt sich aus dem Plateau des Tennengebirges, nach Norden vorgeschoben, etwas ab und ist von Salzburg aus (von unserem Balkon) bei etwas Neuschnee gut sichtbar. Als Bike & Hike-Tour mit der S-Bahn von der Stadt gut erreichbar bietet diese selektive Tagestour eine intensive Begegnung mit Wiesen, Wald und Fels.
Verbindungen mit Bahn und Bus von Wiener Neustadt
Wir empfehlen von Wiener Neustadt diese Verbindungen für die Hin- und Rückfahrten zur Tour:Bike…
Knapp nach halb acht Uhr verlasse ich Golling am von der Lammer begleiteten Radweg Richtung Scheffau. Nebel steigt von den Wiesen auf.
Das heutige Ziel, der Knallstein, wird bereits von der Sonne aufgeweckt.
Es war nicht leicht, noch in der Dunkelheit in die Kälte des Herbstmorgens hinauszugehen und zum Bahnhof zu radeln. Warum den freien Tag nicht einfach ruhig im warmen Zuhause genießen?
„Gehen hellt die Leute auf… Körperliche Bewegung ist das einzige aktuelle Therapeutikum gegen Demenz, das wir haben. Draußen spazieren, da geht’s jedem gut, da haben wir kaum Streit. Die Probleme haben wir in den Räumen.“
Josef Niebauer, Ö1 Radiokolleg 27.10.2021
Über die Lammer, durch den Weiler Bernhof hinauf zum Wieser; dann die bekannte „feindliche“ Tafel: Fahrverbot und Rad-Fahrverbot. Ich entscheide mich, dies zu beachten… (Merkwürdig: Wie gern man doch bequem wäre…)
…and Hike
Der markierte Steig führt im Wald bergan. Die Sonne bringt das verfärbte Buchenlaub zum Leuchten.
Freude und Dankbarkeit steigen wie von selbst von innen her auf. Die Frag: Warum? – verlässt mich und macht der Begeisterung Platz.
Gab es nicht irgendwo eine Tafel: Knallstein, 6 Stunden…? Als ich nach gut 30 Minuten die Schönalm (803 Meter, nomen est omen!) erreiche, beginnen die Schritte zu knirschen: Das erste Mal bin ich heuer im Reif unterwegs, der sich an den Gräsern und Blättern gebildet hat.
Die Kühe sind längst im Tal. Stille und Einsamkeit umhüllen mich.
Der Weg zur Stefan-Schatzl-Hütte erzählt von der Vergangenheit:
Offenbar gab es Zeiten, in welchen großes Interesse bestand, einen für jedermann gut begehbaren Steig anzulegen.
Heute wirkt diese Anlage verwahrlost,…
…was vielleicht auch der Forststraße „anzulasten“ ist, die der Steig etwa bei der 1.200-Höhenlinie das letzte Mal quert. Ab hier ist er deutlich mehr benutzt – fahren „die Leute“ doch mit dem Rad bis hierher?
Die Hütte (1.336 Meter), ich erreiche sie nach circa 1 ½ Stunden, könnte man mit ihrem kleinen Glockentürmchen beim ersten Hinsehen mit einer Kapelle verwechseln.
Nun geht es durch lichten Wald und Latschengassen weiter. Die sonnenbeschienen Felsen bieten scharfe Kontraste, jede Lärche wird zum Blickfang.
Eisplatten mahnen, die Schritte vorsichtig zu setzen.
Die auf der ÖK eingezeichnete Quelle entpuppt sich als in den Boden eingelassen Tonne nahe eines Ansitzes, in der Wasser rauscht. Gut, dies zu wissen – für alle Fälle.
Talwärts erreicht die Sonne das Kar. Schauen und staunen…
Nun aber liegen Steilstufen vor mir: Karrenfelder, die naturgemäß keinen Weg bieten, sondern einfach Markierungspunkte, denen es zu folgen gilt. Da ich mir keine Berührungsängste mit dem Fels zugestehe, suche ich mir meinen eigenen Weg entlang der Wasserrinnen. (Um 5° oder gar 10° steiler… ich müsste hier ohne Seil und Partner passen.)
Reif hat sich an manchen Stellen heimtückisch angelegt. Vorsicht!
Da beobachte ich ein Phänomen, das mir so noch nie untergekommen ist: Eisblumen am Kalkfelsen! Welch Wunder!
Nach der Abzweigung zu den Wieselsteinen geht es dem Sattel zu und – welch Wohltat! – in die Sonne!
Überraschend schnell erreiche ich über den Grat den Gipfel. Es ist kurz vor 12 Uhr.
Vom Hochschwab über das Gesäuse, den Grimming und den Dachstein, über Schönfeldspitze, Watzmann und Hochkalter und so weiter sind sie alle da…
Eintrag ins Gipfelbuch: Ja, der Knallstein wird schon immer wieder besucht, aber das repräsentative Buch wird wohl mindestens zehn Jahre gute Dienste leisten.
Eine Stunde Gipfelrast. Windstille. –
Zum Abstieg ist nicht viel zu sagen: Die Tageserwärmung hat bei weitem nicht ausgereicht, um die Schneereste im Schatten anzutauen. Nur die Eisblumen haben sich – im wahrsten Sinn des Wortes – in Luft aufgelöst. Vorsichtig geht es wieder hinunter in den Schatten, so mancher Sonnenstrahl entzündet noch die eine oder andere Lärche. Die Nesselberg-Jagdhütte, die Nachbarin der Schatzl-Hütte, wird noch inspiziert: Hier sprudelt das Wasser in den Trog!
Da ich nun die Zeit, die ich bis zum Bahnhof brauchen werde, schon gut einschätzen kann, sitze ich noch 20 Minuten in der Stille der Schönalm, höre dem Fallen der Blätter und dem abendlichen Spiel der Vögel zu… Den ganzen Tag war ich mit mir und dem Berg allein, sonst war keine Menschenseele zu sehen.
Im späten Zug ist viel Platz für mein Rad.
Wer sich gut 20 Kilometer und 100 Höhenmeter mit dem Rad und fast 1.700 Höhenmeter zu Fuß zutrauen kann und also einen ganzen Tag Zeit hat, wird sich diesen stillen Teil des Tennengebirges erschließen können, der wochentags im ½ -Stunden Takt und an Wochenenden jedenfalls stündlich gut von Salzburg aus mit Zug und Rad erreichbar ist. Im Herbst gibt es allerdings ein „Manko“: Man sehnt sich nach den sonnigen Hängen der Osterhorngruppe, zu denen der Blick hinüberschweift. Die Pracht der Lärchen möge als Entschädigung angenommen werden.
Ob sich diese Unternehmung auch als Skitour (die Forststraßen wären dann ein Vorteil) oder Schneeschuhtour verwirklichen lässt?