Skitour mit Selbstversorger-Übernachtung auf der Klostertaler Umwelthütte.
Die Silvretta gilt als Skitourenparadies – und wer einmal dort war, wird das wohl gut nachvollziehen können. Wer eine Mischung aus Einsamkeit und Erschließung, aus Selbstversorgerhütte und gespurter Loipe, aus anspruchsvoller Anstrengung und sanftem Gelände, sowie als Draufgabe ein beeindruckendes Gipfelpanorama und feine Pulverschwünge will, könnte bei passenden Verhältnissen mit dieser Tour fündig und glücklich werden.
Tag 1 | Galtür – Klostertaler Umwelthütte | 15 km | +750 hm | ca. 5 Stunden |
Tag 2 | Klostertaler Umwelthütte – Schneeglocke – Galtür | 22 km | +850 hm/-1.600 hm | ca. 6 Stunden |
Vom Bahnhof Landeck-Zams geht es mit dem Paznauntaler Regiobus der Linie 260 bis zur Endstation Galtür Wirl Birkhahnbahn. Davor gibt es für uns aber noch ein stärkendes Frühstück beim Bahnhofs-Bäck (der praktischerweise auch am Samstag schon um 6 Uhr aufsperrt).

Aufstieg zur Hütte
Los geht’s am Rande des Skigebiets Galtür auf 1.600 Meter Seehöhe Richtung Bieler Höhe, entlang der Silvretta Hochalpenstraße. Zunächst gibt es an diesem Tag leichten Schneeregen, der zum Glück aber allmählich weniger wird und mit zunehmender Höhe in Schnee übergeht (welcher uns am nächsten Tag noch sehr erfreuen wird!). Während es vom Montafon ja recht spektakulär auf die Bieler Höhe hinaufgeht, ist die Paznauntaler Seite sanft und weitläufig und es gibt sogar eine gespurte Langlaufloipe. Somit geht es am Anfang sehr gemächlich hinauf – die Stimmung, die von Landschaft, Wolken, Licht und Schnee ausgeht, ist angenehm anregend.

Nach rund 2 ½ h erreichen wir die Bieler Höhe auf gut 2.000 Metern, wo es einen kleinen Schlepplift und weitere Loipen gibt. Vom Montafon aus gibt es im Winter auch die Möglichkeit, mittels Seilbahn und „Tunnelbus“ auf die Bieler Höhe zu gelangen.

Wir halten uns auf der Ostseite des Silvretta-Stausees und queren dann am Eingang des Ochsentals eine Brücke über die junge Ill, um ins Klostertal zu gelangen.

Das Gelände wird steiler, die Gegend anmutiger. Nicht zuletzt da wir auch ordentlich Verpflegung in den Rucksäcken haben, zieht sich der Aufstieg ganz schön in die Länge – und in die Schultern. Dazu kommt, dass der Schnee gewaltig an den Fellen anstollt. Nach knapp 5 Stunden erreichen wir dann glücklich unser Quartier auf 2.362 Meter.

Die Hütte
Die Klostertaler Umwelthütte ist eine reine Selbstversorgerhütte des DAV-Bundesverbands und kann als ein interessantes zeitgeschichtliches Denkmal des Alpenvereins zwischen weiterer Erschließung und Umweltbewegung betrachtet werden. Die vereinfachte Kurzfassung: Ursprünglich von der Sektion Wiesbaden in den 1970er-Jahren als weitere bewirtschaftete Schutzhütte geplant, wurden die Bauarbeiten nach Protesten innerhalb des Alpenvereins gestoppt. Der schon beschlossene Abriss wurde dann aber auch nicht umgesetzt, stattdessen wurde die Hütte Anfang der 1990er-Jahre als Selbstversorgerhütte und Bergrettungsstützpunkt fertiggestellt.
Die Hütte hat 15 Schlafplätze, sie ist im Online-Reservierungssystem des Alpenvereins und mit dem AV-Schlüssel zugänglich (Notraum mit einem einzelnen Stockbett aber immer offen).
Als wir am frühen Nachmittag ankommen, ist schon gemütlich eingeheizt, aber nur ein weiterer Gast auf der Hütte – später wird die Bude jedoch voll werden.


Am Abend ist dann reger, aber durchaus angenehmer Betrieb im Gastraum. Eine Partie ist schon ein paar Tage unterwegs und war die Nacht zuvor auf der Schweizer Seite in der bewirtschafteten Silvrettahütte. Außer uns ist interessanterweise niemand „zu Fuß“ von Galtür rauf – alle sind sie mit Seilbahn und Bus auf die Bieler Höhe.
Aufstieg zur Schneeglocke
Wir waren die ersten im Bett und sind die ersten, die aufbrechen. Den Grießschmarrn für das Frühstück haben wir am Abend schon zubereitet, somit kann es vor halb 7 losgehen. Was für den Gipfel und die Abfahrt nicht benötigt wird, lassen wir inzwischen in der Hütte. Die Morgenstimmung ist großartig!


Für den Aufstieg wählen wir den steileren, direkteren nördlichen Teil des Klostertaler Gletschers, auf rund 2.950 Meter wird dann auf den südlichen Teil gequert. Wohl nicht zuletzt durch den gestrigen Schneefall und unseren frühen Aufbruch sind wir die ersten, die hier eine Spur setzen. Dann folgen wir in etwa dem in den Karten eingezeichneten Sommerweg, es geht nicht Richtung Rotfluhlucke weiter, sondern davor links den Aufschwung hinauf. Schließlich wird es gehörig anspruchsvoll und wir müssen Richtung Norden den steilen Hang queren, der uns zwischen Schneeglocke und dem namenlosen Gipfel (3.190 Meter) zum Südgrat/-rücken der Schneeglocke bringt. Das ist eindeutig die Schlüsselstelle der Tour. Das letzte Stück zum Gipfel geht es dann wieder gemächlich, für die letzten ca. 10 Höhenmeter schnallen wir die Ski ab.

Dann sind wir auf 3.223 Meter – auf dem höchsten Gipfel, der zur Gänze in Vorarlberg liegt. Auch wenn sich rund 3 Stunden nach dem Aufbruch der Himmel mittlerweile etwas eingetrübt hat, ist das Panorama eindrucksvoll! Von den unmittelbaren Silvretta-Nachbarn stechen der Piz Buin und der Piz Linard hervor, auch das Silvretta- und das Verstanklahorn sind markant. Ansonsten fallen u.a. die Rote Wand im Lechquellengebirge, der Patteriol im Verwall, die Zimba im Rätikon und das „Zweigestirn“ Groß-Seehorn/Großlitzner auf der anderen Seite der Klostertaler Hütte auf. Im Hintergrund sind auch u.a. der Ortler und die Bernina zu sehen.


Abfahrt und Ausklang
Bevor es die eigentliche Abfahrt gibt, müssen wir wie beim Aufstieg noch den steilen Hang Richtung Gletscher queren. Aber dann geht’s los mit dem Vergnügen – etwa knapp 500 Höhenmeter unverspurter Pulverschnee auf dem südlichen Teil des Klostertaler Gletschers erfreuen das Skitouren-Herz. Ein Traum!

Im unteren Bereich, in dem dann der Schnee nicht mehr pulvrig ist, schauen wir, dass wir nicht zu viel an Höhe „verlieren“, da wir noch zur Hütte rüber traversieren müssen, um unsere deponierten Sachen zu holen. Nachdem das erledigt ist, geht es weiter hinunter zum Silvretta-Stausee. Es kommen uns Einige entgegen – man merkt, dass die Schneeglocke oder ihre Nachbarn offenbar eine beliebte Tagestour sind. Es gibt auch einen BzB-Tourenbericht von Norman und Lisa dazu.

Im Gegensatz zum Aufstieg wählen wir beim Silvretta-Stausee aber nun die Westseite, da auf der Ostseite doch einiges an kleinen Gegenanstiegen zu erwarten wäre und westseitig auch eine Loipe gespurt ist. Ein kurzer Gegenanstieg bleibt uns aber auf der Westseite auch nicht erspart, und für den Tunnel vor der Staumauer (mit interessanter Licht- und Klang-Kunst-Installation!) und die Staumauer selbst müssen wir die Ski abschnallen.

Auf der Bieler Höhe ist dann rege Betriebsamkeit – so ein Tagesausflug zum Silvrettasee mit Seilbahn und Tunnelbus scheint auch beliebt zu sein…
Zuletzt geht es für uns ganz gemächlich das weite, lang gezogene Kleinvermunt nach Galtür hinunter, teilweise ist mangels ausreichend Gefälle der „Langlaufstil“ erforderlich. Nach knapp 6 Stunden an diesem Tag geht es dann von Galtür Wirl wieder mit dem „Paznauntaler“ zurück nach Landeck – der Bus fährt sogar am Wochenende alle 30 Minuten.
Variante: bei guten Schnee- und Lawinenverhältnissen (letztere hatten wir, erstere auf der betreffenden Höhe nicht) ist auch eine Abfahrt über das Untervermunt ins Montafon eine Option (Bushaltestelle Partenen Loch).
Fazit
Eine großartige Tour auf den höchsten „Ganz-Vorarlberger“ mit sympathischer Selbstversorgerhütte, Prachtpanorama und schönen Pulverhängen. Das Vergnügen musste durchaus verdient werden, aber dafür war es umso schöner!