Durch die Weichtalklamm auf den Schneeberg und über den Fadensteig nach Losenheim

Weichtalklamm. Foto: Samuel Gerhartinger

Die Weichtalklamm ist eine erlebnisreiche und beliebte Tour im Höllental. Stellenweise seilversichert und klammtypisch oft feucht steigt man zur Kienthalerhütte auf. Aufgrund der schattigen Lage ist die Tour auch für den Hochsommer perfekt geeignet. Von der Kienthalerhütte kann man entweder wieder ins Höllental absteigen, den Schneeberg am Fadenweg umrunden oder wie hier beschrieben den Gipfel überschreiten und über den steilen Fadensteig nach Losenheim absteigen.

Mit dem Regionalzug fahren wir nach Payerbach-Reichenau. Hier steigen wir in den Bus 341 Richtung Schwarzau im Gebirge um, welcher uns bis zur Haltestelle Höllental Abzw. Weichtalhaus bringt.

Weichtalklamm

Der Klammeinstieg befindet sich nur wenige Meter hinter dem Weichtalhaus. Der Weg führt meist inmitten der Schlucht unter steil abfallenden Felsen. Immer wieder muss man versicherte Kletterstellen oder Leitern überwinden, abstürzen kann man aufgrund der Topografie aber nicht wirklich tief. Wegen der Nässe sollte man hier trotzdem vorsichtig sein.

In der Weichtalklamm. Fotos: Simon Widy, Samuel Gerhartinger

Der abwechslungsreiche Steig ist auch für bergerfahrene und kletterbegeisterte Kinder machbar und für diese ein ganz besonderes Erlebnis. Ich erinnere mich gerne an frühere Begehungen zurück, hier habe ich als Volksschüler meine ersten Klettererfahrungen gesammelt. Unterschätzen sollte man den Steig aber trotzdem nicht, bei den Leitern müssen vor allem Kinder möglicherweise unterstützt werden. Nach der Klamm erreicht man über einen steilen Waldweg die am Wochenende bewirtschaftete Kienthalerhütte. Neben einer Pause kann man hier auch auf den Turmstein klettern.

Kienthalerhütte und Start des Turmstein-Klettersteigs. Fotos: Simon Widy

Variante Turmstein-Klettersteig

Der Turmstein ist ein markanter Aussichtsfelsen neben der Kienthalerhütte. Den Gipfel erklimmt man über einen etwa 50 Meter langen Klettersteig. Die Schlüsselstelle ist mit Schwierigkeit C bewertet. Der Turmstein-Klettersteig ist, anders als die Weichtalklamm, ziemlich ausgesetzt und nur mit gesamter Klettersteigausrüstung zu empfehlen. Außerdem ist zu bedenken, dass der Steig im Auf- und im Abstieg begangen werden muss.

Blick vom Turmstein ins Große Höllental und auf die Hütte. Fotos: Simon Widy

Weiterweg oder Abstieg?

Bei der Kienthalerhütte bieten sich nun mehrere Möglichkeiten. Wenn man hier schon genug hat, kann man über den Ferdinand-Mayr-Weg (parallel zur Weichtalklamm) absteigen und kommt so wieder zum Weichtalhaus. Bei Öffi-Anreise aber viel interessanter sind die Überschreitungsmöglichkeiten. Am Fadenweg (nicht zu verwechseln mit dem später beschriebenen Fadensteig) kann man unter den Fadenwänden des Schneebergs zur Edelweißhütte wandern und dann nach Losenheim absteigen. Vielleicht die attraktivste, sicherlich die anspruchsvollste Variante führt auf den Gipfel des Schneebergs.

Wegweiser nach der Kienthalerhütte, nach dem sonnigen Aufstieg befindet sich das Klosterwappen leider im Nebel. Fotos: Simon Widy

Auf das Klosterwappen, den Schneeberg-Gipfel

Auf das Klosterwappen, den höchsten Punkt des Schneebergs fehlen bei der Kienthalerhütte noch 700 Höhenmeter. Der Aufstieg über den Schneebergrücken ist zwar technisch nicht wirklich schwierig, konditionell aber durchaus fordernd. Vom Schatten der Klamm ist nichts mehr zu spüren und auch die Baumgrenze lassen wir bald hinter uns. So wandern wir durch die Mittagssonne und stehen nach etwa zwei Stunden ab der Hütte am Klosterwappen. Das Klosterwappen ist mit 2.076 Metern nicht nur der Gipfel des Schneebergmassivs, sondern auch der höchste Punkt Niederösterreichs.

Abstieg über den Fadensteig

Vom Schneeberg-Plateau bieten sich zum Abstieg mehrere Möglichkeiten an. Wir wählen den direkten, aber anspruchsvollen Fadensteig nach Losenheim. Dafür wandern wir zuerst gemütlich an Fischerhütte und Kaiserstein vorbei Richtung Norden. An unserer rechten Seite befinden sich einige Steilabfahrts-Klassiker der Ostalpen, unter anderem die Breite Ries und die Lahning Ries. Im Winter allesamt begehrte Ziele.

Über den sanften Rücken wandert man weiter zur Fischerhütte, dann bieten sich Tiefblicke in die Steilabfahrten am Schneeberg. Fotos: Samuel Gerhartinger

Auf etwa 1.700 Metern Seehöhe beginnt der felsige und ausgesetzte Teil des Fadensteigs. Durch die Fadenwände klettert man teils seilversichert und stets konzentriert bergab zur Edelweißhütte. Die schwierigsten Stellen sind mit A bzw. 1- bewertet. Da der Fadensteig sehr häufig begangen wird ist der Fels stellenweise abgespeckt.

Abstieg am Fadensteig; Blick zurück vom Almreserlhaus auf die Fadenwände. Fotos: Simon Widy

Einkehren oder gleich nach Losenheim absteigen?

Der Fadensteig endet am Fadensattel bei der Bergstation der Schneeberg-Sesselbahn. Vor dem Schlussabstieg kann man hier entweder in der Edelweißhütte oder dem Almreserlhaus einkehren und so etwaige Wartezeiten auf den Bus überbrücken. Die letzten etwa 400 Bergab-Höhenmeter bis zur Bushaltestelle Losenheim Sesselbahn Talstation verlaufen ohne wirkliche Schwierigkeiten in einem Waldstück zwischen den ehemaligen Pisten und nehmen je nach Gehtempo zwischen 30 Minuten und einer Stunde in Anspruch.

Fazit

Die Weichtalklamm ist ein attraktives Ziel in den Wiener Alpen. Gerne besuche ich sie mit fitten, aber nicht so wanderbegeisterten Freunden, um ihnen den Bergsport schmackhaft zu machen. Bis jetzt waren alle begeistert. Wenn man nach der Klamm noch mehr will, kann man die Tour beliebig erweitern, das höchste der Gefühle stellt die Überschreitung des Schneeberg-Gipfels nach Losenheim dar.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   7:30 Std Wandern   1.500 HM   1.200 HM   12 km   GPX Track

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