Silly Walking am Gahns

Raxblick

Von Gloggnitz über Waldburg Angerhütte, Bodenwiese und Eng nach Payerbach – ausgiebige Streckenwanderung über den Gahns mit viel Aussicht.

Frühling im Februar

Es ist Anfang Februar – Frühling im Hochwinter, prognostizierter Regen verschiebt sich auf Montag, Wind, Wolken und Sonne bleiben und ich habe Sonntag frei. Das trifft sich gut, ich entscheide mich spontan für eine Streckentour zwischen Gloggnitz und Payerbach. Das gibt mir das Gefühl wirklich unterwegs zu sein. Das mag ich sehr. Es wird eine Solotour, das mag ich auch.

Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Reutte zu dieser Tour für dich finden.

Zum ersten Mal gehe ich mit Wanderapp am Handy. Deshalb nehme ich sicherheitshalber auch eine Powerbank mit.

Schnell oder langsam.

Richtung Payerbach wähle ich morgens die schnellere Verbindung vom Hauptbahnhof mit dem Railjet nach Wiener Neustadt und weiter mit dem Rex nach Gloggnitz (nur 60 min Fahrzeit). Am Abend retour bleibe ich im Rex bis Wien Mitte sitzen, weil ich zu faul zum Umsteigen bin. Das dauert ein bisschen länger, ist aber viel gemütlicher – von Wien Mitte geh ich zu Fuß heim.

Puh, auf der Südstrecke sind oft die alten Garnituren mit Abteilen unterwegs, ein bisschen retro.

In Meidling steigt eine Wandertruppe ein und zwei Damen gesellen sich zu mir ins Abteil. Ich dachte bis vor kurzem, dass ich ein Morgenmuffel sei, doch sympathische Gesprächspartnerinnen machen mich auch früh am Morgen zum Plaudertäschchen.

Die Gruppe ist Richtung Semmering unterwegs. Bahnwanderweg. Natürlich spreche ich sie auf Bahn zum Berg an und sie kennen es, sie haben unsere Facebookseite abonniert, das freut mich! Größtenteils sind sie ebenfalls mit Öffis unterwegs und schätzen deren Vorteile. Fein.

Die Zeit für unsere Idee ist gekommen. Wenn du auch so denkst und gerne über deine Outdoor Aktivitäten mit Öffi Anreise schreibst – melde dich einfach bei uns (kontakt@bahn-zum-berg.at)!

In Gloggnitz geht’s los.

Ich steige in Gloggnitz aus und nehme den linken Ausgang in Richtung Silberberg und Auf der Wiese (gegen die Fahrrichtung gesehen). Nach der Unterführung steht gleich der erste Baum mit einer großen roten Markierung, der ich bis Prigglitz treu bleibe. Ein Fußweg führt mich vom Bahnhof nach Prigglitz hinauf und zuerst durch ein Wäldchen, wo ich mit einem vielstimmigen Vogelkonzert begrüßt werde. Ein Stück entlang einer Landstraße und wieder geht es durch ein Wäldchen und über Wiesen hinein in den Ort.

Der Blick auf die Rax ist frei, inkl. Regenbogen.(Titelbild)

Kurz vor dem Hauptplatz führt der Wanderweg nach links gleich mal steil hinauf und wechselt die Farbe von Rot nach Blau. Das bleibt bis zum Lackaboden so. Der Weg geht stetig mit mäßiger Steigung bergauf, entlang des Bergrückens, bald genießt man nach Süden hin die schönste Aussicht.

Manchmal ist es ruhig, manchmal windet es sehr, ich ziehe meine Jacke und den Powärmer an. Gut eingepackt geht’s weiter. Kurz vor dem höchsten Punkt der Wanderung, der Schwarzenberg-Aussicht, komme ich das erste Mal mit Schneeresten am Weg in Berührung. Sie sind recht festgefroren. Die Wintertrailschuhe haben aber guten Gripp.

Von nun an geht’s bergab, 1000 Höhenmeter sind geschafft. Ich komme zur Waldburg-Angerhütte, die ist geschlossen, aber in der Sonne ist es warm und so verschmause ich meine Jause auf der Terrasse.

Das letzte Mal war ich mit Regine und meiner Mama im Herbst hier und wir haben Schöberl gegessen.

Geplant hatte ich eigentlich nun den Abstieg nach Payerbach, aber das Wetter hält und es ist erst Mittag. Ich beschließe, die Bodenwiese zu besuchen. Die liegt gleich hinter der Hütte und ist mit 97 ha die größte Almfläche Niederösterreichs. Ganz ein besonderer Kraftplatz mit uralten, riesigen Fichten, meinen Baumfreunden – die muss man einfach lieb haben. Es schnürt mir mein Herz zusammen, wenn ich daran denke, dass jedes Jahr so ein Riese irgendwo abgeholzt wird, um seine letzten Reise zum Wiener Rathaus anzutreten …

Auf der Bodenwiese

Ui, hier liegt teilwiese wirklich noch sehr viel Schnee und der Weg geht mitten durch, ich müsste ganz großräumig ausweichen. In einiger Entfernung sehe ich übrigens die einzigen Wanderer, die hier unterwegs sind, sie bewegen sich recht eigenartig durch den Schnee … als würde das Ministry of Silly Walks einen Betriebsausflug machen.

Gleich werde ich wissen warum. Ich will nicht so einen Riesenbogen um den Schnee machen, die Geduld verlässt mich, also stapfe ich mitten rein. Allerdings sieht man von oben nicht, wie dick die Schneedecke ist. Das geht von ein paar cm bis knietief. Anstrengend diese Stapferei.

Bald entdecke ich eine Spur mit einzelnen recht großen Tritten, die aber für meine Beinlänge wirklich zu weit auseinander liegen. Ich muss immer ein bisschen Schwung nehmen und mein Spielbein in Richtung nächsten Tritt schleudern um ihn auch zu treffen. Silly walking! Oh, und nass! Denn in manchen Tritten, die mitunter auch knietief sind, hat sich am Grund ein kleiner See gebildet. Dem halten die Trailschuhe nicht stand. Ihhh nasse Füße !

Dann lasse ich die Wiese hinter mir und gehe Richtung Hallerhaus / Knofeleben auf einer Forststraße durch den Wald. Nach kurzer Zeit wechselt die blaue Markierung wieder in eine rote und es geht runter nach Reichenau. Lackaboden, Promischkagraben, Eng, Mariensteig.

Ein wildromantischer, steiler Weg, der mir Konzentration abverlangt. Schotter, Gatsch, Eis, Laub, Wurzeln, Steine,… (für Knie-Marode empfiehlt sich die Runde in umgekehrter Richtung). Durch diesen engen steilen Graben wurde früher das Holz über eine Riese ins Tal gebracht. Ein Teil davon wurde nachgebaut. Sicher eine sehr gefährliche und harte Arbeit.

Ich komme oberhalb von Reichenau aus dem Wald und an einem anderen Baumfreund vorbei. Einer riesigen Sommereiche, die seit mindestens 450 Jahren hier steht. Über eine kaum befahrene Landstraße und einen kleinen Fußweg gelange ich zum Bahnhof Payerbach.

Rückfahrt

Von diesem Fußweg kann ich den Bahnhof schon sehen und auch den Zug, der gerade in Richtung Wien abfährt. Macht nix. Ich möchte sowieso noch ein Foto vom Anschlag bei der Höllentalbahn machen für einen Freund, der Bahnfreak ist und dem eine Fahrt mit dieser nostalgischen Bahn sicher gefallen würde.

Der erhoffte Belohnungsradler fällt leider aus, weil die Würschtlerin am Bahnhof, der auch in einer anderen Geschichte von Martin ein Denkmal gesetzt wurde, auf Urlaub ist.

Da Payerbach für den Rex der Zugendbahnhof ist, kommt auch bald der nächste und bleibt im Bahnhof stehen bis zur Abfahrt ( immer 5 Minuten vor der vollen Stunde ). Ich kann einsteigen und mache es mir drinnen gemütlich. Meine Beine sind glücklich über die Pause und bis Wien döse ich in die Dämmerung.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5:00 Std Wandern   1.000 HM   1.000 HM   21 km   GPX Track

Tipp: Eine Idee von Regine: Sie sammelt bei jeder Wanderung die von den Fichten abgeworfenen grünen Spitzen, einige Bockerl und Flechten. Das mache ich diesmal auch und fülle damit mein leeres Jausensackerl. Zuhause arrangiere ich die Mitbringsel in einer Glasschale und stell sie neben mein Bett. Es duftet himmlisch nach Wald und ich träume von meinen Baumfreuden.

6 Kommentare

  1. Danke Veronika für diesen tollen ausführlichen Bericht! Und die vielen schönen Fotos! Ich genieße auch jede Minute in der Natur! Freu mich schon auf eine gemeinsame Wanderung! Bussi, Bettina

  2. Oh Hallo ! Das freut mich aber dass wir uns hier wieder treffen ! Hoffe ihr hattet einen ebenso feinen Tag 😉 ! Lieben Gruß, Veronika

  3. Danke für die nette Erwähnung unserer Begegnung im Zug.
    Super Beschreibung der Tour – macht total Lust und ist schon vorgemerkt auf der To-Do-Liste.

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