Schneeberg Fadensteig

Am Fadensteig. Titelbild. Foto Martin Heppner

Da anscheinend schon jeder außer mir über den Fadensteig zum Schneeberggipfel aufgestiegen ist, beschließen Martin und ich genau das zu tun. Schon Tage vorher bin ich freudig aufgeregt. Martin ist den Fadensteig schon oft gegangen.

Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Klagenfurt zu dieser Tour für dich finden.

Von Wien mit dem Railjet nach Wiener Neustadt und dann weiter mit der Puchberger Bahn. In Puchberg in den Bus. Wir steigen dann bei der Talstation des Sesselliftes in Losenheim, der nicht in Betrieb ist, aus. Das heißt, der Anstieg beginnt gleich hier, nur durch pure Muskelkraft.

Aufstieg zur Edelweisshütte

Wir wandern zuerst zur Edelweisshütte, durch einen lichten Wald und über schöne Almwiesen. Nicht auf der längeren (=langweiligen) Straße, sondern über den Wanderweg, der gleich am Anfang von der Straße abzweigt und zwischen Almreserlhaus und Edelweißhütte auf den Fadensattel führt. Ich lasse mir von Martin erzählen, dass sich hier im Winter ein nettes kleines Familien-Skigebiet befindet.

Vor der Edelweißhütte hält man sich rechts und wählt beim Schilderbaum den Weg Richtung Fischerhütte. Aber nicht ohne sich nochmal umzudrehen und zu erkennen, dass schon ein paar Höhenmeter erledigt sind und den schönen Blick ins Tal und die Umgebung zu würdigen. Das Schild für den Fadensteig fehlt in der Auswahl, aber der Weg ist ohnehin klar.

Am Fadensattel mit dem Schneeberg vor Augen. Foto Martin Heppner
Am Fadensattel mit dem Schneeberg vor Augen. Foto Martin Heppner

Fadensteig

Nachdem ich das Schild „Nur für Geübte“ gelesen habe, macht sich in meinem Bauch aufgeregtes Kribbeln bemerkbar. Ein bisschen Adrenalin bringt mein Körper schon mal in Umlauf.

Der Steig beginnt zahm, aber steil im Wald bis hinauf zu den Fadenwänden. Die werden wir überwinden. Felsiges Terrain, steil, aber nicht böse. Hie und da bin ich froh, gut im Training zu sein, denn es gilt hoch zu steigen und manchmal die Hände zu Hilfe zu nehmen.

Am Fadensteig. Foto Martin Heppner
Am Fadensteig. Foto Martin Heppner

Nach diesem ersten Felsaufschwung queren wir eine Geröllhalde, Fadendreieck genannt. Die Tiefblicke sind sehr anregend. Mir wird nicht schwindlig! Super! Martin kündigt eine haarige Stelle (weil er nicht weiß ob noch Schnee in der Querung liegt) an und mein Adrenalinspiegel steigt ein bisschen mehr an. Am Ende der Geröllhalde führt eine Seilversicherung zu den nächsten Felsen. Diesmal ohne Schnee.

Unter den Fadenwänden. Foto Veronika Schöll
Unter den Fadenwänden. Foto Veronika Schöll

Die steigen wir aber einfach hoch, ohne viel Worte zu machen. Wieder ist Oberschenkelkraft gefragt, die haben wir und die schönen Tiefblicke genießen wir. Eine Bergläuferin, die uns entgegenkommt, berichtet, dass es oben am Gipfel-Plateau ordentlich bläst. Zach sei es, sagt sie. Also ziehen wir uns beim Ausstieg des Steiges winddichte Klamotten an und werfen uns in die Schlacht. Martin erwähnt, dass jetzt der fade Teil des Fadensteigs kommt. Es geht leicht bergauf in Richtung Schneeberg Gipfel.

Macht irgendwie Spaß der Fadensteig. Foto Martin Heppner
Macht irgendwie Spaß der Fadensteig. Foto Martin Heppner

Pause auf der Fischerhütte

Ich habe aber keine Zeit darüber nachzudenken, ob diese Meinung über den letzten Teil des Steiges korrekt ist. Ich bin damit beschäftigt, gegen den Wind anzukämpfen, der es mir nicht leicht macht, vorwärts zu kommen. Windschatten gibt es leider keinen, weil der Wind ständig dreht. Also marschiere ich voraus, Richtung Fischerhütte.

Die Fischerhütte in Sicht. Foto Martin Heppner
Die Fischerhütte in Sicht. Foto Martin Heppner

Jemand hat vergessen, den Winterraum abzusperren. Wir schlüpfen hinein und machen es uns gemütlich.

Jause auspacken, mampfen, Füße ausdampfen. Leider spüren wir recht schnell die Kälte, die die Mauern ausstrahlen. Uns fröstelt ein wenig. Es gibt wohl eine Heizung im Raum aber keiner von uns beiden hat einen Euro dabei, um sie in Gang zu bringen. Wir machen uns wieder winddicht und überlassen den Winterraum den nächsten eintreffenden Bergfreunden.

Gemütlich im Winterraum? Foto Martin Heppner
Gemütlich im Winterraum? Foto Martin Heppner

Klosterwappen (2.076m)

Ein paar Höhenmeter überwinden wir noch zum höchsten Punkt Niederösterreichs, dem Klosterwappen. Pünktlich zum Beginn der Schneeberg-Wettershow treffen wir dort ein. Regen, Sturm, Nebelschwaden, die just in dem Moment über den Gipfel hinweg fegen, als Martin mit mir sein Wissen über die umliegenden Gipfel teilen will, und sie versperren uns damit die Sicht. Verstanden. Abstieg.

Am Fadenweg

Wir gehen in nordwestlicher Richtung fast gerade hinunter Richtung Kienthalerhütte über Wiesen und durch Latschen. Rechts von uns sieht man den Wurzengraben und darüber den felsigen Kamm des Schauersteins, über den man auch hinunter gehen könnte. Zwei Burschen, die über die Weichtalklamm aufgestiegen sind, kommen uns entgegen. Wir plaudern ein wenig über die sportlichen Vorteile von Kurzarbeit während der Covid-Zeit und Martin präsentiert stolz sein Bahn-zum-Berg Leiberl, das er Outdoor immer trägt. Ich halte mich lieber zurück, ich hab ja auch eins an, aber mir ist noch immer nicht sehr warm, obwohl die Wolken endlich aufreißen.

Ein Schneefeld – ich werde dazu angehalten, hinunter zu rennen/rutschen und es macht tatsächlich Spaß 🙂

Schneefeld. Foto Martin Heppner
Schneefeld. Foto Martin Heppner

Der Turmstein neben der Kienthalerhütte wird sichtbar. Dorthin wollen wir aber nicht, wir biegen nach rechts ab Richtung Heinrich-Krempl-Hütte (Bergrettungshütte) und tauchen in einen urigen Wald mit vielen alten, wundersam knorrigen Bäumen ein. Auf einer Lichtung zeigen sich ein paar gar nicht schüchterne Gemsen und lassen sich bereitwillig fotografieren. Später unterbricht eine Wiese, auf der wir den sogenannten Fleischergedenkstein entdecken, den Wald.

Rax, Turmstein, Weichtalklamm. Foto Martin Heppner
Rax, Turmstein, Weichtalklamm. Foto Martin Heppner

Der wunderschöne Fadenweg, der nun flach dahingeht, mündet in eine Schotterstraße, bis wir bei einem Wegweiser wieder in den Wald abbiegen.

Die Busfrage

Abbiegen in den Fadenweg. Foto Martin Heppner
Abbiegen in den Fadenweg. Foto Martin Heppner

Wieder bei der Edelweißhütte angekommen sagt ein Blick auf die Uhr, dass wir entweder rennen müssen, um den nächsten Bus (um 16:18), diesmal nach Puchberg, zu erwischen, oder uns 45 Minuten in die mittlerweile sehr wärmende Sonne legen um zum nächsten (um 17:18) zu gehen. Die Entscheidung ist uns nicht schwer gefallen.

Rechtzeitig kommen wir zur Busstation und lassen uns um 17:18 nach Puchberg kutschieren, wo schon die Puchberger Bahn auf uns wartet.

Wir steigen in Wr. Neustadt um. Netterweise fährt der Zug nach Wien Floridsdorf vom gleichen Bahnsteig weg, also trennen uns keine kräfteraubenden Stiegenauf- und Abgänge von der weiteren Heimfahrt. Darüber sind meine quietschenden Knie recht froh.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   7:00 Std Wandern   1.200 HM   1.200 HM   18 km   GPX Track

Fazit Fadensteig

Jederzeit wieder. Eine sehr gelungene, abwechslungsreiche Wanderung mit etwas Nervenkitzel. Trittsicherheit, Ausdauer und keine Angst vor Tiefblicken machen die Sache sicher noch schöner. Wenn‘ s nass ist, würde ich nicht gerne dort gehen wollen und auch nicht in den Wochenende-Karawanen.

4 Kommentare

    1. Das war eher Mitte Mai – doch die Verhältnisse sind jedes Jahr anders. Damals war gar kein Schnee mehr, auch oben nicht, heuer sicher anders. Es könnte schon noch vorallem vereist sein stellenweise im Steig. Liebe Grüße, Veronika

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