Die Hochwildstelle gilt, nach dem Hochgolling, als zweithöchster Gipfel der Niederen Tauern und ist entsprechend begehrt. Lässt sich dieses Begehren von Salzburg aus mit ÖFFIS als Tagestour stillen? Als Bike&Hike Tour ist das möglich, wunderschön und mit einem Schwimm würzbar, wiewohl die ÖFFI-Anreise mit Radtransport einiger Aufmerksamkeit bedarf, wie ich erfahren musste.
Steckbrief
| Start/Ziel | Bike | Hike |
| Pruggern Bahnhof | 650 hm, 22 km, 2-3 Std. | 1450 hm, 12 km, 7 Std. |
Bitte beachten: Fahrradstellplätze in Zügen sind begrenzt und im Fernverkehr reservierungspflichtig!
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Nach dem Studium der Landkarte legte sich mir für diese Unternehmung das Sattental nahe. Laut Kompasskarte und Beschreibungen (z.B.: https://www.bergfex.at/sommer/steiermark/touren/mountainbike/1364,pruggern-sattentalalm/) ist die Auffahrt bis in den Talschluss mit dem Rad möglich. Von dort sind es noch 1400 Höhenmeter zum Gipfel.
Da ich den Radtransport nicht reservieren, und mit meinem schweren E-Bike bequem in eine Niederflurgarnitur einsteigen will, wähle ich die Verbindung um 6:21 ab Salzburg und nütze die 20 Minuten in Bischofshofen, um ein frisches Salzstangerl zu verspeisen. Gemütlich bummelt der Zug bis Pruggern (8:46). Diese Haltestelle liegt ideal: Der Bahnsteig hat die perfekte Höhe, das Rad rollt aus dem Zug und gleich geht es bergan; kein Suchen, keine Anfahrt nötig. Zunächst Asphalt durch schönes Bauernland, dann gute Forststraße.

Das Fahrverbot vor der weiten Almfläche hat – gottlob! – nicht das Zusatzschild „Gilt auch für Radfahrer“.

So parke ich meinen E-Drahtesel im Talschluss, an einen Felsblock gelehnt (ca. 45 Min Fahrt).
Eine große Viehherde (Pferde und Kühe) bevölkert die erste Wegstrecke. Die Tiere sind diszipliniert oder einfach gut erzogen und interessieren sich nicht für den Wanderer. Über vermurtes Gelände, das von Grauerlen und Farnen zurückerobert wird, geht es flach dem steilen Waldweg entgegen.

Mir wird deutlich, dass diese Etappe zur Hochwildstelle wohl den einsamsten Zustieg vermittelt. Der Blick zum Stierkarsee könnte schon jetzt verführen – aber dies heb ich mir für den Abstieg auf.

Durch Zwergstrauchheiden (Heidelbeeren und Almrausch) geht es, an idyllischen Lacken, Heimat für Wollgras, und immer wieder über Gletscherschliff empor zum Plateau der Goldlacken.

Auch deren Verführungskünsten erliege ich nicht, die Trattenscharte ruft. Diese Etappe erfordert Balancieren über grobe Blöcke, die ungeordneten Hinterlassenschaften der längst abgeschmolzenen Gletscher, die eine Weganlage (abgesehen von Markierungen) nahezu unmöglich machen.
Von der Trattenscharte geht es hinüber zur Wildlochscharte. Schafe kühlen sich auf den letzten Schneeflecken.

Ab hier ist der Anstieg deutlich mehr begangen. Der Hinweis „Trittsicherheit erforderlich“ lässt außer Acht, dass am Hochwildstelle S-Grat vor allem Schwindelfreiheit unerlässlich und Kraxeln gefordert ist.

Der Grat ist KEIN Klettersteig mit durchlaufendem Seil zum Sichern. Sichern wäre nur aufwändig in Seilschaft möglich. Das Gestein ist fest, Loses liegt nicht herum, konzentriertes Steigen macht Freude und führt auf der mehrfach geschwungenen Schneid bald zum Ziel.

Eine Tafel weist auf die Erstersteigung durch Erzherzog Johann (19.8.1814) hin und im Gipfelbuch sind selbst an diesem Montag, 30.6. 25, vor mir schon gut 10 Eintragungen.

Beim Abstieg lasse ich die Wildlochscharte aus und folge Steigspuren zur Trattenscharte. Dann höre ich schon den kühlen Ruf des Stierkarsees…

Eine kleine Hütte (ca. 1.560 Meter) dient für eine letzte Rast: man kann hier bis eine Stunde vor der geplanten Abfahrt in Pruggern den Tag ausklingen lassen.

Bei der Heimfahrt kommt mir meine mangelhafte Planung teuer zu stehen. Ich hatte nur so dunkel eine Zugverbindung im Gedächtnis, hatte zum Verifiziere kein Netz und war schon knapp nach 17 Uhr am Bahnsteig. Der Zug mit Endstation Schladming nahm mich auf, und bald kam auch der Schaffner, dem ich, wie gewohnt, mein Klimaticket zeigte. „Und eine Radkarte haben sie auch?“ „Brauch ich ja nicht, ist beim Klimaticket dabei“ – war meine selbstbewusste Antwort, die mir dann für 16 Minuten Fahrt tatsächlich 16 Euro kostete. Da lob ich mir Salzburg: Radbeförderung in Nahverkehrszügen rund um die Uhr inkludiert!

Doch aufgrund der Freude und der Stille der Berge, die ich in mich aufgenommen hatte, ließ ich mich dadurch nicht wirklich aus der Ruhe bringen.
Die Haltestelle Pruggern liegt direkt am Eingang ins Sattental. Die Zufahrt bis in den Talschluss scheint mindestens geduldet. Der Anstieg durch die Vegetationszonen (Wald-Alm-Fels) ist reizvoll, ebenso die Kletterei am Grat. Der Stierkarsee oder die Goldlacken können auch ohne Gipfel als Ruhe schenkende Einzelziele gelten.









