Hochwildstelle Bike and Hike (and Swim)

Foto: Karl Plohovich

Die Hochwildstelle gilt, nach dem Hochgolling, als zweithöchster Gipfel der Niederen Tauern und ist entsprechend begehrt. Lässt sich dieses Begehren von Salzburg aus mit ÖFFIS als Tagestour stillen? Als Bike&Hike Tour ist das möglich, wunderschön und mit einem Schwimm würzbar, wiewohl die ÖFFI-Anreise mit Radtransport einiger Aufmerksamkeit bedarf, wie ich erfahren musste.

Steckbrief

Start/ZielBikeHike
Pruggern Bahnhof650 hm, 22 km, 2-3 Std.1450 hm, 12 km, 7 Std.

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Info: Die Vorabprüfung hat in den nächsten Tagen keine passenden Hin- und Rückfahrtverbindungen gefunden.

Nach dem Studium der Landkarte legte sich mir für diese Unternehmung das Sattental nahe. Laut Kompasskarte und Beschreibungen (z.B.: https://www.bergfex.at/sommer/steiermark/touren/mountainbike/1364,pruggern-sattentalalm/) ist die Auffahrt bis in den Talschluss mit dem Rad möglich. Von dort sind es noch 1400 Höhenmeter zum Gipfel.

Da ich den Radtransport nicht reservieren, und mit meinem schweren E-Bike bequem in eine Niederflurgarnitur einsteigen will, wähle ich die Verbindung um 6:21 ab Salzburg und nütze die 20 Minuten in Bischofshofen, um ein frisches Salzstangerl zu verspeisen. Gemütlich bummelt der Zug bis Pruggern (8:46). Diese Haltestelle liegt ideal: Der Bahnsteig hat die perfekte Höhe, das Rad rollt aus dem Zug und gleich geht es bergan; kein Suchen, keine Anfahrt nötig. Zunächst Asphalt durch schönes Bauernland, dann gute Forststraße.

Ein Verbot neben dem anderen… Wie schade! Leonhardkreuz. Foto: Karl Plohovich
Ein Verbot neben dem anderen… Wie schade! Leonhardkreuz. Foto: Karl Plohovich

Das Fahrverbot vor der weiten Almfläche hat – gottlob! – nicht das Zusatzschild „Gilt auch für Radfahrer“.

Der weite Talschluss im Sattental – schon mit Hochwildstelle. Foto: Karl Plohovich
Der weite Talschluss im Sattental – schon mit Hochwildstelle. Foto: Karl Plohovich

So parke ich meinen E-Drahtesel im Talschluss, an einen Felsblock gelehnt (ca. 45 Min Fahrt).

Eine große Viehherde (Pferde und Kühe) bevölkert die erste Wegstrecke. Die Tiere sind diszipliniert oder einfach gut erzogen und interessieren sich nicht für den Wanderer. Über vermurtes Gelände, das von Grauerlen und Farnen zurückerobert wird, geht es flach dem steilen Waldweg entgegen.

Romantisches Brücklein auf ca. 1.420 Metern. Foto: Karl Plohovich
Romantisches Brücklein auf ca. 1.420 Metern. Foto: Karl Plohovich

Mir wird deutlich, dass diese Etappe zur Hochwildstelle wohl den einsamsten Zustieg vermittelt. Der Blick zum Stierkarsee könnte schon jetzt verführen – aber dies heb ich mir für den Abstieg auf.

Stierkarsee. Foto: Karl Plohovich
Stierkarsee. Foto: Karl Plohovich

Durch Zwergstrauchheiden (Heidelbeeren und Almrausch) geht es, an idyllischen Lacken, Heimat für Wollgras, und immer wieder über Gletscherschliff empor zum Plateau der Goldlacken.

Goldlacken. Foto: Karl Plohovich
Goldlacken. Foto: Karl Plohovich

Auch deren Verführungskünsten erliege ich nicht, die Trattenscharte ruft. Diese Etappe erfordert Balancieren über grobe Blöcke, die ungeordneten Hinterlassenschaften der längst abgeschmolzenen Gletscher, die eine Weganlage (abgesehen von Markierungen) nahezu unmöglich machen.

Von der Trattenscharte geht es hinüber zur Wildlochscharte. Schafe kühlen sich auf den letzten Schneeflecken.

NOCH gibt es diesen Kühlschrank… Foto: Karl Plohovich
NOCH gibt es diesen Kühlschrank… Foto: Karl Plohovich

Ab hier ist der Anstieg deutlich mehr begangen. Der Hinweis „Trittsicherheit erforderlich“ lässt außer Acht, dass am Hochwildstelle S-Grat vor allem Schwindelfreiheit unerlässlich und Kraxeln gefordert ist.

Wildlochscharte – endlich ist der Gipfel in Sicht! Foto: Karl Plohovich
Wildlochscharte – endlich ist der Gipfel in Sicht! Foto: Karl Plohovich

Der Grat ist KEIN Klettersteig mit durchlaufendem Seil zum Sichern. Sichern wäre nur aufwändig in Seilschaft möglich. Das Gestein ist fest, Loses liegt nicht herum, konzentriertes Steigen macht Freude und führt auf der mehrfach geschwungenen Schneid bald zum Ziel.

Hilfen zum Steigen und/oder Anhalten. Foto: Karl Plohovich
Hilfen zum Steigen und/oder Anhalten. Foto: Karl Plohovich

Eine Tafel weist auf die Erstersteigung durch Erzherzog Johann (19.8.1814) hin und im Gipfelbuch sind selbst an diesem Montag, 30.6. 25, vor mir schon gut 10 Eintragungen.

Kammspitz, Grimming, Sattental – und „five fingers“ (für den Aufstieg). Foto: Karl Plohovich
Kammspitz, Grimming, Sattental – und „five fingers“ (für den Aufstieg). Foto: Karl Plohovich

Beim Abstieg lasse ich die Wildlochscharte aus und folge Steigspuren zur Trattenscharte. Dann höre ich schon den kühlen Ruf des Stierkarsees…

Badeplatz auf 1.810 Metern. Foto: Karl Plohovich
Badeplatz auf 1.810 Metern. Foto: Karl Plohovich

Eine kleine Hütte (ca. 1.560 Meter) dient für eine letzte Rast: man kann hier bis eine Stunde vor der geplanten Abfahrt in Pruggern den Tag ausklingen lassen.

Beerenbodenhütte, noch ca. 180 Höhenmeter bis zum Rad. Foto: Karl Plohovich
Beerenbodenhütte, noch ca. 180 Höhenmeter bis zum Rad. Foto: Karl Plohovich

Bei der Heimfahrt kommt mir meine mangelhafte Planung teuer zu stehen. Ich hatte nur so dunkel eine Zugverbindung im Gedächtnis, hatte zum Verifiziere kein Netz und war schon knapp nach 17 Uhr am Bahnsteig. Der Zug mit Endstation Schladming nahm mich auf, und bald kam auch der Schaffner, dem ich, wie gewohnt, mein Klimaticket zeigte. „Und eine Radkarte haben sie auch?“  „Brauch ich ja nicht, ist beim Klimaticket dabei“ – war meine selbstbewusste Antwort, die mir dann für 16 Minuten Fahrt tatsächlich 16 Euro kostete. Da lob ich mir Salzburg: Radbeförderung in Nahverkehrszügen rund um die Uhr inkludiert!

Nachhilfestunde im Regionalismus: Rad-Beförderung in der Steiermark - abfotografiert. Foto: Karl Plohovich
Nachhilfestunde im Regionalismus: Rad-Beförderung in der Steiermark – abfotografiert. Foto: Karl Plohovich

Doch aufgrund der Freude und der Stille der Berge, die ich in mich aufgenommen hatte, ließ ich mich dadurch nicht wirklich aus der Ruhe bringen.

Die Haltestelle Pruggern liegt direkt am Eingang ins Sattental. Die Zufahrt bis in den Talschluss scheint mindestens geduldet. Der Anstieg durch die Vegetationszonen (Wald-Alm-Fels) ist reizvoll, ebenso die Kletterei am Grat. Der Stierkarsee oder die Goldlacken können auch ohne Gipfel als Ruhe schenkende Einzelziele gelten.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   9:00 Std Bike & Hike   2.100 HM   2.100 HM   34 km   GPX Track

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