Bike and Hike aufs Osterhorn

Foto: Karl Plohovich

Wenn der Winter in den hohen Bergen Einzug hält und der Wanderer die Fragen der passenden Ausrüstung (sicher noch keine Ski, aber vielleicht doch Schneeschuhe?) und auch rutschig-verschneite Wiesen und das Waten durch eingewehte Mulden umschiffen will, dann, spätestens dann rückt die Osterhorngruppe ins Blickfeld.
Viele der Gipfel (nur einer, das Gamsfeld überschreitet die 2.000 Meter Marke) sind von der letzten Bushaltestelle (etwa in Lämmerbach oder der Tiefbrunnau) in langen Wanderungen, die teilweise über Forststraßen führen werden, zu erreichen. Die Gipfel entlang der markierten MTB-Routen aber sind mit ihren oft nur 300 oder 400 Höhenmeter wahre Spritztouren. Warum ich bei meinen Unternehmungen (bisher) niemand gesehen habe, der Radfahren und Wandern verbindet, müsste eine Umfrage klären…

Hier beschreibe ich eine ausgiebige Radrunde (circa 80 Kilometer) Anfang Oktober 2024, kombiniert mit der Besteigung des – von vielen Seiten her abgelegenen – der Gruppe den Namen gebenden Osterhorns (400 Höhenmeter).

Die S3 bringt mich – vormittags ist um diese Jahreszeit genügend Platz – von Salzburg nach Bad Vigaun. Mit dem Rad durch die Unterführung auf die andere Seite das Bahnhofs – und los geht es, Richtung St. Koloman. Ich fahre auf der frisch asphaltierten Beinahe-Autobahn bergan und zweige nach Wegscheid ab. Weiß, alpin, schön zu betrachten aber wohl jetzt mühsam bis gefährlich zu besteigen, blickt der Hohe Göll auf den friedlich grasenden Hengst.

Harmonie in Weiß und Schwarz. Foto: Karl Plohovich
Harmonie in Weiß und Schwarz. Foto: Karl Plohovich

In Wegscheid gilt es, die richtige Abzweigung zu finden – „Abtenau“ steht auf dem Hinweispfeil. Nun flott bergab durch milde Landschaften auf guter Straße – fast ohne jeden Verkehr!

Fast wie ein Radweg - Weitenau. Foto: Karl Plohovich
Fast wie ein Radweg – Weitenau. Foto: Karl Plohovich

Der Schwarze Berg trennt dieses wahrlich idyllische Tälchen vom Tal der von Abtenau kommenden Lammer. In den schattigen Passagen ist es empfindlich kalt. Als ich von Pichl – nun die öffentliche Straße verlassend der MTB-Route folgend – den Aubach hinauffahre, sind Handschuhe und Windjacke noch mehr gefragt.

Entlang des Aubachs – empfindlich kalt. Foto: Karl Plohovich
Entlang des Aubachs – empfindlich kalt. Foto: Karl Plohovich

Mehrere MTB-ler in tollem Outfit überholen den stillen Genießer.

Die Route führt immer am Talgrund entlang, den Einberg zur Rechten, und wendet sich bei der Einmündung dem Ackersbach zu, der sich hier selbst eine tiefe Schlucht gegraben hat. Nachdem die Steilstufe überwunden ist (die von den starken Regenfällen ausgewaschene Straße wird gerade frisch geschottert und gewalzt) liegt in der nun warmen, föhnigen Luft, das breite und flache Almgebiet vor mir, begrenzt von den ebenmäßigen Pyramiden des Gennerhorns und des Holzecks.

Ackersbachalm – Gennerhorn und Holzeck. Foto: Karl Plohovich
Ackersbachalm – Gennerhorn und Holzeck. Foto: Karl Plohovich

Wieder überholen mich fesch herausgeputzte Senioren auf E-MTBs, die mir vor der Ackersbach-Forsthütte das Gatter freundlich aufhalten. Die Sonne spielt mit dem verfärbten Buchenlaub. Mir kommt das Kreuzrippengewölbe einer gotischen Kirche in den Sinn.

Im Gewölbe des Waldes. Foto: Karl Plohovich
Im Gewölbe des Waldes. Foto: Karl Plohovich

Gut, dass ich hier bergauf und nicht bergab fahre: die Fahrbahn ist stark ausgewaschen. Es fordert mein Geschick, um in dieser Geröllhalde nicht absteigen zu müssen.

Am kleinen Sattel am Beginn der weiten Almflächen der Genneralm suche ich nach einer Möglichkeit, mein E-Bike an einem fixen Gegenstand (es wird ein zarter Baum) zu sichern. Der gänzlich unschwierige Steig auf den Hohen Zinken – mit 1764m der höchste Gipfel im Umkreis der Alm – ist gut markiert, ausgewaschen und nach dem massiven Schneefall im September mehrfach von Bäumen, die dieser Wetterkapriole nicht gewachsen waren, verlegt.

Umleitung oder Kettensäge gefragt… Foto: Karl Plohovich
Umleitung oder Kettensäge gefragt… Foto: Karl Plohovich

Dennoch kommen mir mehrere Wanderer – vor allem Frauen! – entgegen. Bald wird der Wald noch lichter und löst sich, der Gipfelabflachung nahe, in eine Wiese auf. Wie auf einer Glatze manchmal (der Hl. Paulus wird gerne so dargestellt) ein Haarbüschel stehen bleibt, ist der Gipfel selbst wieder von Latschen und kämpfenden Bäumen bis knapp unters Kreuz bewachsen.

Die „Glatze“ mit dem „Haarschopf“ – und weißen Altersflecken… Foto: Karl Plohovich
Die „Glatze“ mit dem „Haarschopf“ – und weißen Altersflecken… Foto: Karl Plohovich

Am Grat geht es flott hinüber – ein oder zweimal mit Schnee-Berührung – zum etwas niedrigerem Osterhorn (1.746 Meter).

Schafberg mit Wolfgangsee – mit Osterhorn-Gipfelkreuzschatten. Foto: Karl Plohovich
Schafberg mit Wolfgangsee – mit Osterhorn-Gipfelkreuzschatten. Foto: Karl Plohovich

(Verlockend wäre eine Überschreitung: Lämmerbach – Genneralm – Osterhorn – und über den Saurücken hinunter zum Wolfgangsee; eine Tagestour; vielleicht ein andermal, ohne E-Bike).

Auf der „Glatze“ des Hohen Zinken finde ich eine trockene Felsinsel für die – etwas verspätete – Mittagsrast.

Das Rad hat brav auf mich gewartet und bringt mich – an der eindrucksvollsten mir bekannten Buche vorbei – Richtung der noch offenen Posch´n-Hütte.

Was für eine Buche! – auf 1.300 Metern Höhe. Foto: Karl Plohovich
Was für eine Buche! – auf 1.300 Metern Höhe. Foto: Karl Plohovich

Ein Schläfchen auf trockener Wiese in der schon flacher werdenden Sonne muss noch sein, bevor es auf guter Straße (ganz oben sogar ein Stück Asphalt) im kühl-kalt-feuchtem Schatten ins Tal geht.

Nun erliege ich der Verführungskunst der leuchtenden Buchen, die im Herbstkleid zum Tanz in der Nachmittagssonne einladen:

Der kleine Bus der Linie 157 – und die verführerisch Wärme und Farbe verheißende Sonnseite. Foto: Karl Plohovich
Der kleine Bus der Linie 157 – und die verführerisch Wärme und Farbe verheißende Sonnseite. Foto: Karl Plohovich

„Es gibt doch eine MTB-Route so ein- bis zweihundert Höhenmeter über dem Talgrund!“ – Von der Häusergruppe Aschau ein Stück Richtung Königsbergalm und dann der Forststraße am Hang folgen – bis zum Hirschpoint. Während die Schatten wie ein dunkler Vorhang über den Talgrund von Hintersee gezogen werden, bleibe ich noch für einige Zeit im Reich der föhnig- warmen Sonnenluft…

Der Schattenvorhang ist noch im Tal - Hintersee. Foto: Karl Plohovich
Der Schattenvorhang ist noch im Tal – Hintersee. Foto: Karl Plohovich

Wo die Forststraße den Talgrund erreicht, zweigt gleich gegenüber ein breiter Weg ab, der für die Benützung durch Fußgänger und Radfahrer freigegeben ist; Seeblick mit Spiegelungen inbegriffen! (An Wochenende-Nachmittagen würde ich – der prominierenden Spaziergänger wegen – allerdings mit dem Rad lieber die Hauptstraße wählen.)

Sonne und Sommer haben sich zurück gezogen - Seepromenade. Foto: Karl Plohovich
Sonne und Sommer haben sich zurück gezogen – Seepromenade. Foto: Karl Plohovich

Richtung Salzburg (S-Bahn) wähle ich die ruhige Route über die – mich immer wieder mit staunend-offenem Mund antreffende – Strubklamm.

Schaut mich da ein Gesicht mit Knollnase aus der Strubklamm an? Foto: Karl Plohovich
Schaut mich da ein Gesicht mit Knollnase aus der Strubklamm an? Foto: Karl Plohovich

Hinter dem Werkschulheim Felbertal ist die Straße im Sommer frisch asphaltiert worden (ebenso die Etappe von der Vorderfager nach Glasenbach hinunter). Auf der nur einspurigen Straße durch Hinterwinkel kommen mir viele Pendler entgegen, die mich und sich in der milden Abendsonne an den Straßenrand drängen.

Hinterwinkel – mit Gurlspitze. Foto: Karl Plohovich
Hinterwinkel – mit Gurlspitze. Foto: Karl Plohovich

Zum Bahnhof Salzburg-Süd muss man sich gekonnt durchschlängeln (Kreisverkehr – Brücke über die Bahn – Ausfahrt nach rechts – dann wieder links unter der Straßenbrücke durch und gleich nochmals nach links durch die Siedlung und abermals die Aufahrts-Straße überquerend zum Bahnhof) – und dann (Absteigen! befehlen Schild und Video-Kamera) unter dem Gleiskörper zur Fahrtrichtung nach Salzburg.

Salzburg Süd – in Fahrtrichtung Salzburg, mit Untersberg. Foto: Karl Plohovich
Salzburg Süd – in Fahrtrichtung Salzburg, mit Untersberg. Foto: Karl Plohovich

Von 1. Mai bis 15. November sind die Radrouten tagsüber freigegeben. Wenn die kalte Luft im Tal liegt und der Föhn die Höhen wärmt, können Zwischendurch-Bike&hike-Touren so manche Urlaubs-Freiheit bis tief ins herbstliche Arbeitsjahr ausdehnen. Die Osterhorngruppe heißt dich hierzu in vielen Varianten willkommen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   10:00 Std Bike & Hike   2.250 HM   2.300 HM   76 km   GPX Track

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