LammerLämmer II

LammerLämmer 2. Foto: Karl Plohovich

Aus dem Lammertal über das Große Radl (1.742 Meter) und den Hohen Zinken (1.764 Meter) nach Lämmerbach

Schneeschuhe ermöglichen dem Bergsteiger in schneearmen Winterphase große und prachtvolle Unternehmungen. Hier werden eine Halbmarathon–Distanz und 1.400 Höhenmeter über verträumte Almen und prominente Gipfel der Osterhorngruppe vorgestellt.

Züge, die vom Salzburger Hbf. starten, haben einen Vorteil: man kann ruhig früher da sein, einsteigen und sich sein „fahrendes Wohnzimmer“ schon gemütlich einrichten, anstatt auf einem (zugigen) Bahnsteig warten zu müssen. Der RJ nach Graz (8:16 UHR) heißt mich also zehn Minuten vor seiner Abfahrt willkommen – und ist wieder perfekt pünktlich in Golling Abtenau. Bus 470 allerdings ist heute (am Holocaust-Gedenktag, der für Salzburger auch Mozarts Geburtstag ist) ein paar Minuten verspätet, bringt dann aber zehn SkitouristInnen zu den Pisten und Pistentouren in Russbach – und mich zur Haltestelle „Wegmacherhaus“.

Wie vor einer Woche geht es über die Lammerbrücke nach Pichl …

Die Brücke über die Lammer bei der Haltestelle „Wegmacherhaus“. Foto: Karl Plohovich
Die Brücke über die Lammer bei der Haltestelle „Wegmacherhaus“. Foto: Karl Plohovich

… und zur „Brücke“ (oben drüber nur für Artisten, im H-Träger für Abenteurer, sogar mit „Handlauf“) im Aubachtal.

Eisige Straße und „Brücke“, hinten der Alpbichl. Foto: Karl Plohovich
Eisige Straße und „Brücke“, hinten der Alpbichl. Foto: Karl Plohovich

Jenseits der Brücke ist der Forstweg angenehmer zu gehen, nicht die eisigen, von schweren Reifen plattgewalzten Fahrspuren, die nach Snow Spikes rufen (die zu Hause geblieben sind).

Die „Brücke“ und der Forstweg – orogr. re. Talseite; ohne „Brücke“ bleibt man auf der li. Seite. Fotos: Karl Plohovich

Nach der Wiedervereinigung mit der Fahrstraße sperrt ein rot-weißes Band den Weiterweg. Ist meine Tour hier schon zu Ende? Die grüne Tafel ist freundlich: „Wildfütterung – Verlassen der Wege verboten“. Erleichtert schreite ich auf der nun weniger vereisten Straße kräftig aus. Föhnluftpakete werden durch das kalte Tal geblasen, bald hat sich die Wärme durchgesetzt.

Nach gut eineinhalb Stunden tausche ich das Reich des vereisten Schnees der „alte Postalmstraße“ mit unverspurten Schneeresten und langen, gänzlich aperen Passagen am Zugweg zur Hochzinkenalm. Das Geländer zur Gerbachschlucht ist abgebaut und umgelegt.

Tiefblick ohne Geländer – bei mehr Schnee und Frost eventuell eine richtige Eistour. Foto: Karl Plohovich
Tiefblick ohne Geländer – bei mehr Schnee und Frost eventuell eine richtige Eistour. Foto: Karl Plohovich

Bei frostigen Verhältnissen und etwas mehr Schnee könnten hier Pickel und Steigeisen unerlässlich sein, wenn nicht überhaupt ein 180° – Richtungswechsel angezeigt ist.

Gerbach-Brücke und die freigeschnittene Straße zur Alm: ca. 1.400 Meter: Schneeschuhanlegeplatz. Fotos: Karl Plohovich

Doch heute geht es flott weiter, dem aperen Fahrweg folgend, bis mich ein Windwurf abdrängt. (Ich hätte ein kleines Stück weiter ins Tal gehen sollen: Die Almstraße [in keiner Karte eingezeichnet] zweigt etwas später ab.) Auf knapp 1.400 Metern heißt es dann: Schneeschuhe anschnallen!

Es ist immer ein besonderer Augenblick, wenn sich – aus dem Wald kommend – der Blick auf mildes Almgelände ausbreiten kann…

Hochzinkenalm; Großes Radl. Foto: Karl Plohovich
Hochzinkenalm; Großes Radl. Foto: Karl Plohovich

Nach dreieinhalb Stunden heißt mich die Hütte gastlich willkommen (die „Herzchen – Anbauten“ wären bei Bedarf offen).

Hochzinkenalm, Grillberg Hütte, erb. 1843 – 1.450 Meter: gastliche Statt! Foto: Karl Plohovich
Hochzinkenalm, Grillberg Hütte, erb. 1843 – 1.450 Meter: gastliche Statt! Foto: Karl Plohovich

Rast.

Die Begeisterung bricht sich Bahn (wenn auch nicht ganz in Simon-Beck-Qualität). Foto: Karl Plohovich
Die Begeisterung bricht sich Bahn (wenn auch nicht ganz in Simon-Beck-Qualität). Foto: Karl Plohovich

Nun liegt der schönste Teil dieser Überschreitung vor mir: Sanfte Almwiesen, ein fordernder Aufstieg zum Großen Radl (incl. „Frontzackentechnik“ auf südseitig aperem Wiesensteilhang),

Blick von Gr. Radl: das weite „Rossfeld“, Gamsfeld, Torstein, Im Spiel am Grat zum Egelseehörndl. Foto: Karl Plohovich
Blick von Gr. Radl: das weite „Rossfeld“, Gamsfeld, Torstein, Im Spiel am Grat zum Egelseehörndl. Foto: Karl Plohovich

ein „Bianco-Grat“ in den Sattel zum Hohen Zinken.

Unwiderstehlicher „Bianco Grat“; Hoher Zinken und Osterhorn; Titelfoto nach der Begehung. Foto: Karl Plohovich
Unwiderstehlicher „Bianco Grat“; Hoher Zinken und Osterhorn; Titelfoto nach der Begehung. Foto: Karl Plohovich

Schneeschuhwandertraum!

Dem Föhnsturm am Zinkengipfel entfliehe ich durch raschen Abstieg.

Hoher Zinken; LammerLämmer I: Hochbühel, Hochwieskopf, Hochwiesalm, Pfarrersteig. Foto: Karl Plohovich
Hoher Zinken; LammerLämmer I: Hochbühel, Hochwieskopf, Hochwiesalm, Pfarrersteig. Foto: Karl Plohovich

Doch dann wird das Gelände richtig steil und eingewehte Schneelinsen auf hartem Harsch stollen an den warmen Schneeschuhen. Ich muss zur Notlösung greifen: Gesicht zum Berg und in „Frontzackentechnik“ absteigen.

Besser wären Skier oder Steigeisen – „Frontzackentechnik“ mit Schneeschuhen tut es aber auch. Fotos: Karl Plohovich

Schließlich lasse ich mir von einer Abfahrtsspur helfen: Die Schwünge haben die Schneeauflage weggefegt, der feste Harsch klumpt nicht mehr an: Schwung um Schwung geht es in freundlicheres Gelände und zur Genneralm: Ja, der Abstieg wäre mit Skiern oder Steigeisen bequemer gewesen.

Unverkennbar: Genneralm mit Genner. Foto: Karl Plohovich
Unverkennbar: Genneralm mit Genner. Foto: Karl Plohovich

Bequem ist die Rast auf sonniger Terrasse …

Danke! Foto: Karl Plohovich
Danke! Foto: Karl Plohovich

Für den Weg nach Lämmerbach veranschlage ich eine Stunde (sollte bei flottem Tempo wirklich genügen) und wähle diesmal die Straße mit diversen Abkürzungen.

Wartehäuschen – Design. Foto: Karl Plohovich
Wartehäuschen – Design. Foto: Karl Plohovich

Mein Privattaxi (Bus 157) kommt an (16:02, ab 16:11); ein Bursch steigt aus.
Im Bus 155 spricht mich knapp vor dem Bahnhof ein Fahrgast in Bergläufer-Outfit an, wo ich gewesen sei. Er selbst war am Samstag mit Skiern am Hohen Zinken: „Ich hab die Ski von Lämmerbach hinaufgetragen – Herrlich, keine Leute! Ich liebe die Einsamkeit!“  – Auch ein Aspekt, wenn der Schnee erst ab 1.300 Metern beginnt. Und vielleicht war er es, dessen Schwüngen ich beim Abstieg vom Zinken gefolgt bin…

Den lange Straßen-Anmarsch durch das Aubachtal und den Straßen-Abstieg von der Genneralm muss man in Kauf nehmen und – jede/r für sich – zu gestalten wissen. Alles andere ist pures Schneeschuh-Bergsteigen-Vergnügen (für Fortgeschrittene).

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   8:00 Std Schneeschuh   1.300 HM   1.050 HM   21 km   GPX Track

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