Mit Schneeschuhen von der Gaißau über den Grobriedel (1.473 Meter) nach Hintersee
Der – wie ein funktionsloses Fahrzeug abgestellten – Skischaukel „Gaißau-Hintersee“ kann in Form von Überschreitungen (auch mit dem Rad!) neues Leben eingehaucht werden. Den gelungenen Versuch, über den Grobriedel und die Ladenbergalm eine lohnende Route zu finden, möchte ich hier vorstellen.
Wieder bin ich kurz nach Adnet der einzige Fahrgast im großen Bus 450. Der Chauffeur ist so erfahren, dass er jenes Tempo wählt, welches ihm ein kontinuierliches Fahren ohne kurzes Stehenbleiben bei zu früh erreichten Haltestellen ermöglicht. Der Blick aus dem Fenster (Haltestelle Adnet Schorn) ist immer wieder aufs Neue erhebend.

Von der Endstation (Spielbergalmbahn Talstation) sind es noch ein paar Minuten auf Asphalt, bis mir die Talstation des Kurvenlifts (ehem. Schlepplift) das Signal gibt: Ab ins Gelände!

Über die Wiesen, auf denen der fleißige Bauer schon Mist geworfen hat, geht es in der Lifttrasse bergan. Bei der Kurve des Kurvenlifts wird auf kurze Ärmel umgerüstet.

Vögel singen ihre polyphonen Liebes- und Revierkantaten in die Stille, hie und da setzt eine Rabenkrähe starke Akzente.
Kurze Überlegung, dann entscheide ich für „weiter in der Lifttrasse“, nicht auf der Skipiste.

Ab 1.120 Metern müssen abrupt die Schneeschuhe in Aktion treten. In der Nacht hat es glücklicherweise gefroren: knirsch, knirsch, knirsch hallen die Schritte in den Wald.

Kaum merklich nähert sich die Lifttrasse der von links heraufziehenden Skipiste – und da ist sie schon, die Umlenkrolle auf dem sanften Sattel (500 Höhenmeter von der Busstation).

Der Blick in den Westen rückt Regenschauer in den Bereich der Möglichkeit (die – für mein Vorhaben erfreulicherweise – nicht Wirklichkeit wurden).

Nun gilt es wieder eine Entscheidung zu treffen: Soll ich mich dem Grobriedel über die auf der ÖK eingezeichnete Forststraße nähern, ober der Vermutung, auf dem NW-Grat einen Weg zu finden, vertrauen?
Bald finde ich mich auf dem Grat; das kleine Steilstück (Hangneigungs-Layer auf der Handy-Karte tiefrot) ist sogar mit einem Seil gesichert! Die gröbste Stelle der Tour – gar nicht so grob.

Wie so oft in der Osterhorngruppe sind Grate als Grund- und Gemeindegrenzen gut begehbar, nicht nur weil Grenzsteine immer wieder nachmarkiert werden, sondern auch weil Zäune, die den Freilauf des Viehs ordnen sollen, im Frühjahr und im Herbst der Pflege bedürfen.

Mal im Schnee, mal ohne Schnee geht es flott zum Gipfel, der mich mit einem Kreuz überrascht und mit einem weiten Blick bis zum Dachstein erfreut (1:40 vom Bus).
Der Abstieg führt mich noch ein Stück am Grat Richtung Ladenberg, dann aber weiche ich dem ständigen Wechsel von tiefem Schnee und aperen Passagen aus und entscheide mich für die Schneeschuhe.

Ich wandere über die weiten Almflächen nach Belieben zu den Hütten der Ladenbergalm, wo ich bei der Schwaighofhütte gastliche Aufnahme finde: plätschernder Brunnen, breite Sitzbretter, Windstille, (Sonne hinter dem hohen Wolkenschirm).

Nach langer, erholsamer Rast wandere ich auf der sanft geneigten Forststraße Richtung Hintersee. Immer wieder geht es durch Schneewechten, die den Autobesuch auf den Almen noch verhindern (hier ist er stecken geblieben). Schneerosen – welche Pracht!
Die Landkarte kennt eine „Kautschhütte“, die zu besuchen ich mir nicht entgehen lassen will. Ich erreiche sie von meiner Straße nur über einen Abstecher durch den Jungwald, die Zufahrt wäre von oben her. Ab hier noch maximal eine ¾ Stunde bis in Tal, schätze ich, also noch Zeit, vor der Hütte – die Sonne beginnt wieder wärmend zu blinzeln – zu lesen.

Ich verlasse die Forststraße und schwenke auf den Zugweg ins Tal ein. Er ist gut zu finden aber – wie erwartet – kaum gepflegt: Zwei Holzbrücken zeigen seine frühere Bedeutung und sind – da nicht sehr hoch – vertrauenswürdig genug; hie und da geht es – ein wenig grob – unter einem Baumstamm durch…

Der steile Hang zur meiner Linken ist voll von weißen Sternen mit dottergelbem Innenleben, die mir sanft zuwinken.

Im Tal erreiche ich an einem Gehöft vorbei die Straße und nach wenigen Metern die Station Hintersee Schmiede (Wartehäuschen!).
Im Bus 157 plaudert bereits ein Fahrgast mit der Chauffeurin.
Diese kleine Überschreitung (kaum 12 Kilometer und lediglich 600 Höhenmeter) wird auch im Sommer in einigen Passagen wenig begangen und somit einsam sein. Wenn die erste Wiese unter dem Kurvenlift bereits hoch steht, wird man einfach die Straße weiter gehen und nach der „Kurve“ in die Lifttrasse oder die Skiabfahrt einsteigen. Der NW-Grat des Grobriedel hat lediglich die eine kurze „Kraxel-Stelle“, die als grob empfunden werden könnte. Bis auf zwei oder drei Bück-Übungen am Abstiegsweg kann alles andere – besonders die Ruhe-gebenden Rastmöglichkeiten – als sanft gelten. „Grob“ bleibt nur dem Namen unseres klein Gipfels vorbehalten.