Gaißau – Wieserhörndl – Hintersee

Erika und Kugelblume. Foto: Karl Plohovich

Diese Routenführung ermöglicht eine reizvolle Überschreitung eines der beliebtesten Gipfel der Osterhorngruppe. Der verborgene Anstiegsweg verspricht Einsamkeit – ab der Spielbergalm wird man auf viele Freizeitsportler treffen. Die Tour ist – meiner Einschätzung nach – das ganze Jahr über zu Fuß, mit Schneeschuhen oder Skiern durchzuführen und hat vielleicht sogar das „Potential“, beliebt zu werden.

Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Mürzzuschlag zu dieser Tour für dich finden.

Man (ich) sollte es öfter machen: Zeitig aufstehen. 

Salzburg Hauptbahnhof. Foto: Karl Plohovich
Salzburg Hauptbahnhof. Foto: Karl Plohovich

Ruhige Zugfahrt nach Hallein. Direkter Anschuss mit Bus 450. Auf der Straße durch das Wiestal erhasche ich im Stehen hie und da einen Blick bis auf den Grund der Schlucht – so tief ist sie in die Landschaft eingeschnitten!
Erst beim vorletzten Halt steigen zwei Schulkinder zu. „Gaißau – Ortsmitte“: Ich steige aus, mehrere Schulkinder steigen ein.

Über das Wieserhörndl zum Hintersee

Nach wenigen Schritten lockt mich ein Schild „Stampfbichlsteig – Volksschule“ von der Straße weg und führt mich in guten Stufen bergan. Hütten neben dem Bachlauf erinnern entfernt an die Apriacher Stockmühlen nahe Heiligenblut. 

Am Stampfbichlsteig. Foto: Karl Plohovich
Am Stampfbichlsteig. Foto: Karl Plohovich

Hinter der Volksschule geht es auf der schmalen Asphaltstraße 200 Höhenmeter durch schönes Bauernland: üppige Wiesen; freistehende, prächtige Bäume, die seit Jahrhunderten Schatten spenden, manchmal mit einer Bank darunter; 

Bei Oberanger. Foto: Karl Plohovich
Bei Oberanger. Foto: Karl Plohovich

eine Kapelle; friedlich grasende, frisch geschorene Schafe vor der Kulisse des Schmittensteins. 

Kulisse Schmittenstein. Foto: Karl Plohovich
Kulisse Schmittenstein. Foto: Karl Plohovich

Vor einem Hof unterhalten sich zwei Mädchen, Volksschülerinnen. Ich versuche, hinüberzugrüßen. Da kommt ein Kleinbus… Heutigen Bergbauernkindern sind also 120 Höhenmeter Schulweg nicht mehr zuzumuten…???

Über die flachen Wiesen folge ich der Straße Richtung Hareben. Immer wieder kommen mir Autos entgegen: für die BergbewohnerInnen geht es ins Tal, zur Arbeit, zu Besorgungen. Für mich heißt es nun, den Anschluss zu finden: Durch ein Gatter auf eine Almwiese: Ja, hier ist die auf der ÖK eingezeichnete Schottergrube – und dort: ein schöner, breiter Weg durchbricht den Waldrand!

Der Einstieg ist gefunden. Foto: Karl Plohovich
Der Einstieg ist gefunden. Foto: Karl Plohovich

Es gibt ihn also wirklich, den punktierten Steig, der mir als Aufstieg für diese Überschreitung dienen sollte. Freude! In schöner Neigung führt der Weg durch den Wald und erreicht, eine Kehre machend, eine Wiese.

Stiller Waldweg. Foto: Karl Plohovich
Stiller Waldweg. Foto: Karl Plohovich

Immer wieder sind abgebrochen Fichtenwipfel zu sehen, Hinterlassenschaften der Schneemassen des Jänner 2019, die auch am Salzburger Gaisberg große Schäden angerichtet haben. Über eine weitere stille Wiese und den Wald erreicht man die (ehemalige) Skipiste. An einem verfallenen Jägerstand ist eine Markierung zu sehen. 500 Höhenmeter hat man hinter sich, 350 weitere sind es noch bis zum Gipfel.
Das Wandergebiet Wieserhörndl-Spielbergalm braucht hier nicht beschrieben werden: die Weite der Landschaft, die Vogelstimmen, die vielen Varianten an Wegen (Wen der Gipfel weniger lockt als die Einkehr in einer Hütte hat Auswahl!) und das Blumenwunder! 

Soldanelle. Foto: Karl Plohovich
Soldanelle. Foto: Karl Plohovich

Soldanelle und Krokus verraten, dass die Schneeschmelze gerade erst beendet ist. Von Löwenzahn bis Enzian, von Kugelblume bis Erika, verblühte Schneerosen und Buschwindröschen, alle hoffen auf bestäubende Insekten.

Erika und Kugelblume. Foto: Karl Plohovich
Erika und Kugelblume. Foto: Karl Plohovich

Auch an diesem stillen Montag bin ich hier natürlich nicht alleine unterwegs. 

Bei guter Sicht wäre das Panorama des Wieserhörndls überaus Gipfel–reich. Meine Augen blicken nach vorne auf den weiteren Weg.

Blick vom Wieserhörndl zur Anzenberghöhe. Foto: Karl Plohovich
Blick vom Wieserhörndl zur Anzenberghöhe. Foto: Karl Plohovich

Latschenalm, Anzenberghöhe. Hier sind E-MTBs unterwegs. Als Abstieg wähle ich die Schlepplift-Trasse, eine steilere und sonnige Alternative zum Forstweg hinunter zur Anzenbergalm. 

Anzenbergalm. Foto: Karl Plohovich
Anzenbergalm. Foto: Karl Plohovich

Von hier suche ich einen, in manchen Karten eingezeichneten, Waldweg, kann ihn nicht auskundschaften und wandere die Skipiste hinunter. An sehr heißen Tagen könnte man versucht sein, an einer der Kaskaden des Kasbachs eine Dusche zu nehmen. 

Kaskade des Kasbachs. Foto: Karl Plohovich
Kaskade des Kasbachs. Foto: Karl Plohovich

Von der Station „Hintersee-Dreisesselbahn“ (vermutlich ist 3er-Sesselbahn gemeint), gibt es im Stundentakt eine Busverbindung nach Salzburg. Hat man eine längere Wartezeit vor sich, kann man die Seele – gemeinsam mit den Fußen – noch ein wenig im Wasser (bei der letzten Kehre vor dem „Liftstüberl“) baumeln lassen.

Kasbach - Seelebaumelrast. Foto: Karl Plohovich
Kasbach – Seelebaumelrast. Foto: Karl Plohovich

Der 20-Sitzer Bus, der mich nach „Faistenau – Schule“ bringt, ist so sauber, dass ich froh bin, die Schuhe wandern im Gras der Skipiste gereinigt zu haben.

Bus 157. Foto: Karl Plohovich
Bus 157. Foto: Karl Plohovich

Das Wieserhörndl ist ein vielbesuchter Gipfel der Osterhorngruppe. Besonders im Herbst wärmt die Südexposition der großen Almflächen Körper und Seele. Da Gaißau mit Öffis schwieriger zu erreichen ist, empfiehlt sich die Ausführung der Überschreitung in der angegebenen Richtung. Wenn im Sommer nach frühem Aufbruch noch Zeit bleibt, kann man sich vom Bus 157 auch nur bis zur Station „Hintersee – Tauglbrücke“ bringen lassen, an den See wandern und im kalten Wasser den einen oder anderen Schwimm riskieren: Wandertag und Badetag in einem!

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5:30 Std Wandern   900 HM   900 HM   11 km   GPX Track

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