Mit dem entsprechenden Equipment und einer Portion Abenteuerfreude schenkt dieser schöne Gipfel in der Osterhorngruppe Skitouren-Freuden. Die ideal geneigte Storchenalm ist ein besonderer Leckerbissen.
Zum ersten Mal befestige ich mein Rad, bepackt mit Skiern und Stöcken, in der S3. Der Weihnachts-Ferienzeit verdanke ich viel Platz unter dem Symbol „Fahrrad“.
Die Radstrecke, die mich erwartet, ist mir – zunächst schneefrei – bekannt.
Neu ist dann die Schneefahrbahn ab der Sommerau: schwere Reifen haben die weiße Pracht derart festgewalzt, dass eine glatte Oberfläche entstanden ist, alles andere als verlockend für mein E-Bike. Bergab und vor Kurven – Gegenverkehr blieb mir erspart, wäre aber jederzeit möglich gewesen – zeigt mein Tacho lediglich ängstliche 12 km/h.
Nur keine abrupte Bewegung, schon gar nicht mit dem Vorderrad. Der Mittelstreifen dünkt mich griffiger. Im Schatten ist es bitterkalt: Wintersport Nr.1 – mit höchster Konzentration.
Vor dem letzten Anstieg zur Grundbichlalm gebietet ein Fahrverbot und die Schneefahrbahn: Stopp! (eine Stunde von Vigaun – Titelfoto)
Der zugeschneite Asphalt eignet sich für die ersten 140 Höhenmeter des Aufstiegs, dann begrüßt mich prächtigste Sonne und das mächtige Haus der Grundbichlalm – und nicht viel aber genügend Schnee! Ich folge der Aufstiegsspur über die flache Wiese, gehe dann die erste Kurve auf der tief verschneiten Forststraße,
um wieder auf die Aufstiegstrasse zu stoßen, die dem – auf keiner Landkarte verzeichneten – markierten Wanderweg folgt.
Schon liegen die weiten Bergalmen im makellosen Weiß – wie ein faltenlos gespanntes Leintuch – vor mir: Winter-Wunder-Land.
Die Trasse zieht nicht zur Neureithütte sondern wendet sich – wie vermutet – gleich der Storchenalm zu,
um an der Kapelle vorbei
den steilen Südwesthang zu nutzen und sich dann die letzten 120 Höhenmeter am Grat durch verschneite Latschengassen dem Gipfelkreuz zu nähern (zwei Stunden vom Rad).
Die Schneeschuhwanderer, die über die Feichtensteinalm gekommen sind, zeigen ihre tätowierten Rücken in der Windstille und Wintersonne: „Wie ein Frühlingstag“ – sagen sie.
Nachdem ich all die vielen bekannten Gipfel, die dank der trockenen Luft ohne jede Verschleierung bis zum Horizont zu sehen sind, gegrüßt habe, mache ich mich startklar.
Die Abfahrt durch Latschen und Wald fordert heraus, die Storchenalm, ein ideal-flach geneigter Almboden bietet Schwingen vom Feinsten: der Schmelzharschdeckel ist aufgeweicht, die kleinen Eisschollen, bei jedem Schwung freigesetzt, schlittern an der Oberfläche zu Tale. Wintersport Nr. 2 – vom Feinsten!
Durch einen Schlag erreicht man die Forststraße, die, ohne nennenswerte Gegensteigung zur Grundbichlalm leitet. An einem mächtigen Holzstoß ist Rast angesagt.
Nun im Pflug über die Straße hinunter – aus der warmen Sonne in die Eiseskälte des Tauglgrabens. Es folgt wieder Teil 1 des Doppelpacks. Er bringt kalte Hände – verläuft aber, wie Teil 2, sturzfrei.
Die Wärme in der S3 tut gut, produziert aber eine Lacke aus dem in den Kotflügeln versteckten Schnee.
Diese Tour ist (im Unterschied zu Trattberg oder Schlenken) aufgrund äußerst eingeschränkter Parkmöglichkeiten auch an prächtigen Tagen wenigen vorbehalten. Die Befestigung der Ski gelingt mit dem „Ski Rack“ problemlos. Die Herausforderung der eisigen Anfahrt muss selbst eingeschätzt werden. Falls diese zu groß sein sollte, kann man immer noch von der Sommerau die Auffahrt auf den Trattberg (bis zur Mautstelle) als Ausweichprogramm wählen.
Wem es ausschließlich ums Schwingen und nicht auch um den Gipfel geht, der kann von der Storchenalm-Kapelle abfahren und diesen 300Hm-Traumhang mehrmals befahren. Die Forststraße, bei der letzten Abfahrt dann von der Alm weg benutzt, könnte Skitouren-Einsteigern den abschließenden steilen Schlag ersparen.