Vorab: Wo ist das schwarze Loch?
Bitte, warum hat mir niemand gesagt, wie toll die Rax ist? Ich finde es völlig unglaublich, dass ich sie tatsächlich erst diesen Sommer entdeckt habe. Wo ist das schwarze Loch im Erdboden, in das ich jetzt verschwinden kann? Seit hundert Jahren in Wien, seit 2019 exzessiv am Wandern und dann kenne ich die Rax nicht! Völlig unverständlich, ich weiß! Damit seid ihr vorgewarnt: Dies wird nur der erste von meiner neuen Tourenberichtsserie über die Rax werden. Ihr könnt sie „Sarah entdeckt die Rax“ nennen, wenn ihr wollt. Oder sie auch einfach nur lesen und nachgehen. Viel Freude bei beidem!
Rax statt Mallnitz
Meine Freundin H. und ich hatten eigentlich eine Dreitagestour bei Mallnitz vor, die Sommergewitter machten uns einen Strich durch die Rechnung. „Irgendwas“ wollen wir aber trotzdem gehen und H. schlägt eine Tagestour auf der Rax vor. Da ich die ja eh kaum kenne und es außerdem liebe, wenn mal andere Menschen Touren für mich planen, sage ich gleich zu.
Verbindungen mit Bahn und Bus von Leoben
Wir empfehlen von Leoben diese Verbindungen für die Hin- und Rückfahrten zur Tour:Wir starten gemeinsam in Wien Meidling, es verspricht ein heißer Sommertag zu werden. Und ich hab die bisher beste Wanderjause mit und frohlocke jetzt schon. Weiterlesen, wenn ihr wissen wollt, welche Jause das sein könnte.
Erkennungsmerkmal: BzB-T-Shirt
Ich schlafe noch ein Stückchen – bin ja echt keine Frühaufsteherin! – bis nach Payerbach-Reichenau, wo mich meine Freundin sanft weckt. Den Fahrer im Bus zum Preiner Gscheid kenne ich schon und im Bus entdecke ich auch die Wanderskollegin mit dem schicken „Bahn zum Berg“-Shirt wieder, die mir schon im Regionalzug aufgefallen ist. Dieses Mal spreche ich sie an, sie und ihre Tochter setzen sich zu uns und wir plaudern gleich drauf los.
Wenn ihr bei der nächsten Fahrt auch von mir angesprochen werden wollt, dann werdet Mitglied bei uns im Verein und holt euch um den 25 EUR – Gutschein ein Wandershirt im wirklich coolen BzB-Design. Dann erkenne ich euch, versprochen.
Der Bus setzt uns beim Wanderparkplatz (kleines „Seufz“) ab und wir starten unsere Tour. H. hat sich den Gretchensteig ausgesucht, für unseren Aufstieg auf die Rax.
Es ist heiß, obwohl es noch früh ist und das Plateau der Rax scheint von hier unten doch ganz schön weit zu sein. Der Steig ist aber schön und es geht stetig bergan, anfangs auch noch viel im Wald. Es ist ein Mittwoch und deshalb sind nicht allzu viele Menschen unterwegs, weiter oben treffen wir dann doch einige. Ganz verwundert frage ich mich, wo die denn bitte hergekommen sind. „Naja, wohl mit dem Auto“, meint H. trocken. Recht hat sie wohl und ich merke wieder mal, wie ich Auto-Wandern einfach nicht mehr am Schirm habe. Willkommen in meiner Welt!
Aufstieg über den Reißtalersteig
Die Markierung ist uns eigentlich recht klar, trotzdem verpassen wir offenbar den Gretchensteig (der, im Gegensatz zum Reißtalersteig nicht immer angeschrieben ist). Somit finden wir uns, als wir den letzten Latschenfeldern entsteigen und noch eine Trinkpause machen, vor den Felswänden der Rax – den Raxenmäuern – wieder und damit auch vor zwei möglichen Klettersteigen. Dem Reißtalersteig und dem Fuchslochsteig. Da wir uns nur den Reißtalersteig angeschaut hatten und das ein Klettersteig A/B ist, ist unsere Entscheidung klar. Den anderen kennen wir so gar nicht und da wir nicht so oft zusammen wandern, entscheiden wir uns für den Reißtalersteig und gegen das Abenteuer. (Teaser: Das Abenteuer hole ich zwei Tage später dann alleine nach!)
Mit diesen Steigen ist es ja so eine Sache – die Einschätzung, ob sie nun schwierig oder aufregend sind oder nicht, ist in meiner Erfahrung wirklich grundverschieden. Diesmal ist meine Freundin anfangs doch ein wenig angespannt und findet es aufregend, mir hingegen macht dieser Steig trotz meiner Höhenangst so gar nichts aus. Das liegt für mich vor allem daran, dass er kaum ausgesetzt ist, dass es nirgendwo „direkt runter“ geht und wir uns dicht am Fels, fast in einer weiten Felsrinne, Stück für Stück dem Plateau der Rax nähern.
Zwei Leitern sind ebenso Teil des Reißtalersteiges, diese sind aber auch am Fels und unter ihnen ist nicht das „Nichts“, das ich scheue. Der Steig ist für mich also sehr gut zu gehen, macht Spaß, ich finde ihn nur ein wenig zu kurz.
Sehr flott sind wir dann auch schon oben und machen die letzten Höhenmeter auf dem Weg zur Heukuppe.
Heukuppenravioli deluxe
Dort oben ist es windig und schön und ich kann endlich meine Jause deluxe auspacken: Spinat-Käse-Ravioli mit frischen Paradeisern. Ich bin sehr stolz auf meine Idee, in der Früh einfach Ravioli zu kochen und diese einzupacken und mitzunehmen. Heukuppenravioli, das hat schon was. Da meine Freundin aber großer Fan von belegten Broten ist – ich staune, wie viele davon aus ihrem Rucksack kommen – ist sie gar nicht neidisch (ich hätte natürlich geteilt!) auf meine Ravioli, sondern beißt genüsslich in ihre Brote.
Wir genießen den Ausblick und bedauern die Nichtexistenz eines Gipfelkreuzes ein wenig.
Nach einer kurzen Abstimmung entscheiden wir erst mal zum Karl-Ludwig-Haus abzusteigen und dort einzukehren. Ich habe das Zahme Gamseck noch im Kopf, bin aber unsicher, ob das für unseren gemeinsamen Wandertag so gut passt – noch dazu im Abstieg. Ich entscheide, es besser einmal im Aufstieg zu gehen, um den Weg dann besser einschätzen zu können.
Panoramatipp vom Bergfex: Göbl-Kühn-Steig
Im Karl-Ludwig-Haus trinken wir und flüchten vor der Mittagssonne an den einzigen schattigen Tisch zu zwei anderen Wanderern. Die beiden Bergfexen sehen sehr erfahren aus, und so fragen wir sie einfach nach ihrem Lieblingsabstiegsweg zurück zum Preiner Gscheid. Bergfex Nummer 1 hat gleich eine Antwort parat: Der Göbl-Kühn-Steig sei sehr schön. Passt, nehmen wir sofort.
Da der letzte Bus vom Preiner Gscheid wochentags kurz nach 17 Uhr fährt, haben wir nicht endlos viel Zeit und machen uns schon bald wieder auf den Weg. Zuerst geht es nochmals schweißtreibend bergauf – von der Heukuppe aus hat das eigentlich eben ausgesehen – zur Lichtensternhöhe hinauf, dann finden wir den Steig (glauben wir! – siehe nächster Absatz) und ziehen langsam bergab.
… doch der wird es nicht!
Fun Fact: Erst beim Schreiben dieses Beitrags checke ich, dass wir den Göbl-Kühn-Steig offenbar doch verpasst haben und den Waxriegelsteig hinunter gegangen sind. An Schönheit bekommt dieser nicht weniger Punkte. Ich gebe mir aber einen Punkt Abzug fürs Kartenlesen 😊
Der Bergfex hatte recht, der Steig ist wirklich sehr schön (Ergänzung: Das gilt auch für den Waxriegelsteig!) und das Panorama beeindruckend: Rechts sehen wir den Schlangenweg, das Karl-Ludwig-Haus und in Richtung Heukuppe. Links von uns sind die majestätischen Felswände der Preiner Wand und wir schauen in Richtung Große Kanzel. Und genau dazwischen wandern wir bergab – eine richtig gute Wahl.
Der Steig verlangt trotzdem viel Konzentration, weil er lang recht steil auf dem Bergkamm abwärts führt. Weil das Panorama so arg schön ist, machen wir unterwegs noch eine so lange Pause, dass es am Ende zum Bus fast knapp wird.
Doch wir erreichen ihn mit 10 Minuten Zeitpuffer und sind nicht die Einzigen, die schnellen Schrittes auf die Bushaltestelle zueilen. Wir sind sehr zufrieden mit dieser gemeinsamen Rax-Tagestour und in mir ist so ein Gefühl von „Die Rax sieht mich wohl sehr bald wieder!“.
Fazit
Eine abwechslungsreiche Tour auf die Rax, die sich in einem Tag auch unter der Woche sehr gut ausgeht, wenn man keine allzu langen Pausen macht. Wir sind eher langsam / ziemlich langsam unterwegs gewesen und haben es auch geschafft. 😊 Den Reißtalersteig fand ich ebenso schön wie unseren Abstiegssteig – Empfehlung für beide! Die Bergfex-Empfehlung, den Göbl-Kühn-Steig heben wir uns also fürs nächste Mal auf, das Entdecken der Rax hat für mich ja gerade erst begonnen.
Somit: Bleibt dran für die weiteren Tourenberichte aus meiner Rax-Serie!
Thanks for letting us know KLH has finally reopened!