Die Wartezeit auf den Nachtzug mit Wandern überbrücken
Mein Nachtzug fährt um 22:45 Uhr von Feldkirch ab, ich nutze den langen Juniabend und spaziere durch die ruhige Bürser Schlucht.
Inspiriert durch das Buch „Vorarlbergs schönste Wasserplätze“ von Heike Bechtold, in dem die Wanderung durch die Bürser Schlucht beschrieben ist, habe ich die Rundtour in der Nähe von Bludenz Mitte Juni gemacht.
Mein Kurzurlaub in Vorarlberg neigt sich dem Ende zu. Untertags bin ich im Großen Walsertal unterwegs und gehe auf den Glattmar. Für den Abend habe ich mir noch eine weitere Wanderung vorgenommen, bevor mein Nachtzug mich wieder nach Hause bringt. Das unnötige Gepäck bringe ich in der Früh bereits zum Bahnhof Feldkirch, wo es Schließfächer gibt. (Würde es beim Bahnhof Bludenz auch Schließfächer geben, so wäre dies praktischer – nach ausführlicher Recherche dürfte es dort jedoch keine geben – Stand Juni 2024). Nach meinem Ausflug im Großen Walsertal komme ich per Bus nach Bludenz zurück.
Von Bludenz ist es überhaupt nicht mehr weit nach Bürs. Man könnte sogar zu Fuß gehen – das hab ich jedoch eh schon zur Genüge getan und nehme den Bus 580 nach Bürs Dorfmitte. Und dann bin ich – 4 Minuten Fahrtzeit später – auch schon fast am Beginn der Schlucht. Links und rechts vom Fluss Alvier ragen hier mitten im Ort hohe Felswände empor. Ich gehe über die Brücke und neben dem rechten Felsen, wo gerade fleißig geklettert wird, folge ich dem Weg zum Eingang in die Bürser Schlucht.


Neben dem Fluss gehe ich über einen Pfad zum Eingang, wo eine mobile Toilette aufgestellt ist und eine Hinweistafel über das erlaubte Verhalten in der Bürser Schlucht informiert. Durch die Schlucht hindurch gelangt man nach Bürserberg Boden und braucht gemäß Tafeln 1 ¼ Stunden. Ein geöffneter Schranken zeigt an, dass die Schlucht geöffnet ist. Über den Winter gibt es eine Wintersperre, geöffnet ist sie ab Mai.



Längst bin ich weit weg von den Häusern und Felswänden und mitten in üppiger Wald Vegetation. Der Weg führt mich an Felsen entlang und Hinweisschilder erzählen über die Entstehung der Schlucht und über das Bürser Konglomerat: „Das Bürser Konglomerat dieser Bergsturzblöcke ist ein sehr ungewöhnliches Gestein: Gerundete Gesteinskörner (Schotter), hauptsächlich aus Kalk, sind deutlich geschichtet. Es handelt sich um ehemalige Schotterbänke des Alvierbachs. In den Seitentälern des Rätikons haben die Bäche einstmals mächtige Schwemmfächer entwickelt.“ Der Weg ist gut markiert und führt mich näher an den Fluss heran. Zuerst über wurzelige Wege gehend, komme ich zu den ersten Stegen und Brücken.




Immer wieder gibt es Hinweistafeln – eine weitere berichtet über den Quelltuff. Ich entdecke ein paar Bäume, deren Stämme und Äste komplett mit Moos oder Flechten überzogen sind. Ich gehe flussaufwärts, der Weg steigt immer wieder leicht an und der Fluss wirkt hier durch die Steigung wilder als unten.


Ich nutze eine der Rastbänke und mache eine kleine Pause und esse noch mein mitgebrachtes Abendessen. Zeit habe ich noch genug, so genieße ich die Ruhe ein bisschen länger als gewöhnlich. Ich bin bald am Ende der Schlucht angelangt und komme bei einem weiteren Schranken vorbei, der nach oben zeigt. Ich wähle den Rückweg nach Bürs, der mit 45 Minuten angeschrieben steht. Wieder komme ich an Infotafeln vorbei und sehe einen großen Felsblock, der hier mitten im Wald liegt: ein übermooster „Gneisblock“ – eine Blockmoräne – die „an das Ende der letzten Hocheiszeit vor ca. 20.000 Jahren erinnert.“ Ich komme an einer schönen Waldlichtung, der „Lärchenwiese auf der Spial“, vorbei. Die Fläche wird von den Bürser Landwirten gemeinschaftlich als Weide genutzt.


Das nächste Schild weist mich auf einen großen Felsspalt hin. Auch die Felsnischen beim Schluchteingang waren sogenannte „Schrunden“, wie am Schild beschrieben steht. Das Schild Nr. 14 beschreibt das „Kuhloch“, eine Spalte zwischen zwei Felsen. Woher die Namensgebung kommt, erfahre ich auf dem Schild nicht. Ich komme aus dem Wald heraus und stoße auf die Brandner Straße, gehe ein Stückchen parallel dazu weiter und kann rechts wieder in den Wald einbiegen. Mir eröffnet sich zwischen den Bäumen und Sträuchern ein kurzer Blick auf Bürs und Bludenz inklusive dahinerliegenden Bergen.


Ich komme zurück auf die Straße und sehe schon die Ortstafel Bürs. Auf der rechten Seite entdecke ich einen Brunnen und fülle meine Flasche auf. Bis zur Bushaltestelle sind es keine 5 Minuten mehr. Es ist ca. 20:45 Uhr, ich fahre mit dem nächsten Bus nach Bludenz und von dort mit dem Zug weiter nach Feldkirch und hab noch ausreichend Zeit mein Gepäck aus dem Schließfach zu holen und zum Nachtzug zu gehen. Da dieser schon etwas früher in Feldkirch ist, weil die Waggons des Autoreisezugs hier angedockt werden, kann ich schon früher einsteigen und mein Abteil beziehen. Weil der Waggon nicht verfügbar war, wurde ich vom 4er Liegewagenabteil auf ein 3er Schlafwagenabteil umgebucht. Zu meinem Glück (und dem der Mitreisenden) gibt’s im Waggon außerdem eine Dusche. Die Rückfahrt verläuft wie gewohnt gut und ich komme pünktlich in der Früh in Graz an.
Fazit
Eine sehr schöne ruhige Schlucht, hier findet man vor allem zu späterer Stunde Ruhe und Entspannung. Um die Zeit zu überbrücken war das für mich eine sehr gute Wahl. Ich kann die Bürser Schlucht aber jedem empfehlen, der gerne draußen ist und dabei etwas über die Geologie erfahren möchte.