Rätikon Ost – kleine, feine Durchquerung mit Sulzfluh

Stattliches Sulzfluh-Gipfelkreuz, die Drei Türme einmal anders betrachtet, hinter der Zimba gut versteckt der Bodensee. Fotos: Manfred Hinteregger

Der Rätikon ganz im Westen unseres Landes ist ja eine wunderbare Berggegend, dessen Dimensionen und Schönheit mehr als reichhaltig sind, um dort mindestens eine gute selige Woche für eine ganze Durchquerung zu verbringen. Wir haben uns auf den Ostteil und auf fünf Tage beschränkt, um von Latschau oberhalb von Tschagguns nach Gargellen zu wandern. Je zwei Nächte haben wir dafür auf der Lindauer und der Tilisunahütte reserviert.

Steckbrief

Tag 1: Bushaltestelle Latschau Kraftwerk – Lindauer Hütte6 km+750 hm3 Std.
Tag 2: Ruhetag, Option Geißspitze5 km+/- 600 hm3 Std.
Tag 3: Lindauer Hütte – Tobelsee – Tilisunahütte7,5 km+800/-350 hm4 Std.
Tag 4: Tilisunahütte – Sulzfluh8 km+/- 600 hm3,5 Std.
Tag 5: Tilisunahütte – Plasseggenpass – Gargellen10 km+300/-1.100 hm4 Std.

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Info: Die Vorabprüfung hat in den nächsten Tagen keine passenden Hin- und Rückfahrtverbindungen gefunden.

Wir kommen mit dem Fernverkehr, steigen am Bahnhof Bludenz in die „Muntafunrbaa“ um und fahren weiter bis zum Endbahnhof Schruns. Dort nutzen wir noch kurz die Annehmlichkeiten der Geschäfte gleich gegenüber vom Bahnhof, spazieren eine kleine Runde durch den schönen, beschaulichen Ort und fahren dann mit dem Bus der Linie 601 in flotten 11 Minuten hinauf bis zur vorletzten Haltestelle Latschau Kraftwerk. Dort auf knapp 1.000 m Seehöhe beginnt unsere Wanderung – das heutige Ziel ist die Lindauer Hütte. Zunächst geht es die Straße entlang im besiedelten Gebiet, die Häuser werden rasch spärlicher, es geht weiter in das Gauertal, wo es dann wieder einige Häuser bzw. Hütten gibt. Am Weg dorthin gibt es einige Erdbeeren zu naschen, später dann Heidelbeeren.

Nach rund 4 Kilometern beginnt dann endlich der ansprechendere Wanderweg hinauf auf die Sporaalpe. Zuvor werden wir aber auf der Unteren Latschätzalpe noch von einem einsam, aber sehr einladend dastehenden Kühlschrank überrascht, der mit einigen lokalen Köstlichkeiten lockt, unter anderem mit Surakees. Die Gelegenheit nutzen wir gerne, geben das Geld in die Kassa und freuen uns schon auf die Jause etwas weiter oben.

Los geht’s bei der Bushaltestelle Latschau Kraftwerk, zur Jause gibt’s Surakees. Fotos: Manfred Hinteregger

Wir erreichen eine knappe ¾ Stunde später die Untere Sporaalpe, etwas oberhalb davon machen wir eine Jausenpause mit dem köstlichen Surakees.

Die Lindauer Hütte

Nach der Unteren Sporaalpe sind es dann noch gute 200 Höhenmeter zur Lindauer Hütte, der Weg führt überwiegend durch Wald. Nachdem wir es uns in unserem Lager gemütlich eingerichtet haben, erkunden wir ein wenig die unmittelbare Umgebung der Hütte, die auch mit einem gepflegten und sichtlich liebevoll betreuten Botanischen Alpengarten aufwarten kann.

Angekommen bei der Lindauer Hütte, gleich daneben ist der schöne Alpengarten. Fotos: Manfred Hinteregger

Zur großen Freude von uns Leseratten hat die Hütte einen eigenen, als solchen ausgewiesenen, wirklich gemütlichen Leseraum, mit Panoramafenstern an zwei gegenüber liegenden Seiten. Dort verbringen wir die verbleibende Zeit bis zum Abendessen.

Tag 2: Ruhetag

Für den zweiten Tag unserer Tour wäre die Geißspitze 600 Höhenmeter nordwestlich oberhalb der Hütte die Gipfeloption gewesen. Da es aber – wie angesagt – ein richtiger Sauwettertag ist, verbringen wir ihn überwiegend im Leseraum. Am Nachmittag machen wir aber einen kleinen Regenspaziergang im Umkreis und im Botanischen Garten, wo glücklicherweise gerade zwei ehrenamtliche Betreuer anwesend sind und uns einiges Interessantes erzählen und zeigen können.

Tag 3: Übergang zur Tilisunahütte

Der nächste Tag verspricht zum Glück wieder besseres Wetter – und wir beschreiten den Übergang zur Tilisunahütte. Am Bilkengrat – dem direkten Weg – sind aber laut den Wirtsleuten über einen Abschnitt die Versicherungen durch ein Unwetter herausgerissen worden und vom Weg werde ausdrücklich abgeraten. Daher folgen auch wir dem Ratschlag und nehmen den Weg um das Schwarzhorn herum und am Tobelsee vorbei. Das ist zwar ein ordentlicher Umweg, wie auch ein kurzer Blick in die Karte verrät – aber auch ein sehr lohnender und wirklich schöner. Am idyllischen Tobelsee machen wir mit traumhaftem Blick zu den Drei Türmen gemütlich Jausenpause.

Der Tobelsee mit den Drei Türmen sowie mit Blick ins Montafon hinunter. Fotos: Manfred Hinteregger 

Nach dem Tobelsee müssen wir noch gut 100 Höhenmeter hinauf zum Schwarzhornsattel. Der Abstieg vom Schwarzhornsattel (2.166 Meter) ist dann das technisch anspruchsvollste Stück dieses Tages, ein paar Mal sind auch die Hände gefragt. Kurz vor der Tilisunahütte entdecken wir die ersten Murmeltiere unserer Tour – es werden noch zahlreiche folgen. Nach rund 6 (sehr gemütlichen) Stunden haben wir dann die sehr gut geführte Tilisunahütte des ÖAV Vorarlberg auf 2.208 Metern erreicht.

Tag 4: Die Sulzfluh

Für den nächsten Tag ist stabiles Wetter angesagt – was für ein Glück, denn wir haben das Ziel, auf die Sulzfluh zu gelangen! Frohen Mutes gehen wir nach dem Frühstück los, und werden am Anfang gleich von fröhlichem Murmeltiertreiben ringsum begleitet. Nach etwa einer knappen Stunde spielt sich eine geologisch hochspannende Szene ab: ganz plötzlich wechselt die Umgebung wie mit einem riesigen Stift gezeichnet von grasigem Gelände zur eindrucksvollen Karstlandschaft. Der Sulzfluh-Gipfel ist dann schon als Gupf zu sehen, bis dorthin ist es aber noch ein Stück – zunächst geht es wieder etwas bergab, bevor wir uns dann bei der Weggabelung für den oberen Weg entscheiden. Da wir früh im Sommer unterwegs sind, sind hier oben noch einige Schneefelder zu passieren. Abseits der Schneefelder erfreuen typische Kalkpflanzen das Gemüt: Stängelloses Leimkraut, Frühlingsenzian, Täschelkraut, Immergrünes Felsenblümchen oder das Sporn-Stiefmütterchen.

Es geht etwas steiler bergauf, gefolgt vom flacheren Gelände am Rücken.

Der Gupf ist die Sulzfluh, davor Stängelloses Leimkraut. Foto: Manfred Hinteregger
Der Gupf ist die Sulzfluh, davor Stängelloses Leimkraut. Foto: Manfred Hinteregger

Und schließlich wartet der letzte Aufschwung zum Gipfel, mit einem steileren Schneefeld. Dafür legen wir unsere Grödel an. Nach ca. 3 Stunden sind wir dann auf 2.818 Metern am Gipfel der Sulzfluh, an der Grenze zum Schweizer Prättigau. Für die Jungspunde unter uns ist es der höchste Berg, auf dem sie bisher waren. Die Aussicht ist eindrucksvoll – sie beinhaltet nicht nur gefühlt alles, was in Vorarlberg Rang und Namen hat (einschließlich den Bodensee!), sondern u.a. auch die Bernina und Teile der Schweizer Westalpen.

Stattliches Sulzfluh-Gipfelkreuz, die Drei Türme einmal anders betrachtet, hinter der Zimba gut versteckt der Bodensee. Fotos: Manfred Hinteregger

Der Abstieg ist zunächst mehr eine lustige Abfahrt: über das steile Schneefeld geht es flott hinunter. Der weitere Rückweg ist gleich wie der Aufstieg, auch das Murmeltiertreiben ist nicht minder fröhlich als in der Früh.

Das freut auch die jungen Berggamserln: „Abfahrt“ im Schnee. Spannende Fels-, Wolken- und Lichtstimmung beim Abstieg. Fotos: Manfred Hinteregger

Tag 5: Übergang und Abstieg nach Gargellen

Für den letzten Tag ist auch gutes Wetter angesagt und somit haben wir uns vorgenommen, nicht direkt hinunter ins Tal zu gehen, sondern über den Plasseggenpass und den Sarotlapass in das Montafoner Bergdorf Gargellen. Gemütlich gehen wir nach dem Frühstück bei wunderbarer Vormittagsstimmung los, nach rund 1 ½ Stunden sind wir am Plasseggenpass (2.354 Meter) angelangt, dann sind wir bis zum Sarotlapass einen knappen Kilometer auf Schweizer Gebiet. Bei der Querung hinüber zum Sarotlapass ist der Wanderweg teilweise weggespült, aber für halbwegs Geübte kein Problem.

Rückblick zur Tilisunahütte, Schweizer Wertarbeit am Plasseggenpass Fotos: Manfred Hinteregger

Vom Sarotlapass sehen wir schon ins Gargellner Tal und zu den westlichen Ausläufern der Silvretta. Der Abstiegsweg ist zunächst etwas steiler und bei einzelnen Schneefeldern ist Vorsicht geboten. Es geht den eindrucksvollen Kessel oberhalb der Sarotlaalpe hinab, wir kommen in Almrausch- und Weidegebiet. Nachdem wir die Obere und die Untere Röbialpe passiert haben, ist es nicht mehr weit bis Gargellen auf rund 1.400 m, das wir nach insgesamt rund 5 Stunden erreichen. Unser Bus der Linie 670 hinunter nach Schruns kommt kurze Zeit später und bringt uns in einer halben Stunde zum Bahnhof. In Schruns gönnen wir uns aber vor der Weiterfahrt noch ein gutes Eis und besorgen uns eine g’hörige Jaus‘n für die Heimfahrt und kulinarische Mitbringsel.

Die letzten Meter bis Gargellen. Auch das Entlein freut sich über gute Limo für Zuhause. Fotos: Manfred Hinteregger

Fazit

Eine großartige Tour, die nicht nur landschaftlich, geologisch und bezüglich Flora und Fauna viele Freuden bereit hält, sondern auch ansprechende und sehr schön gelegene Hüttenstützpunkte hat. Sie lässt sich nach Belieben auch abkürzen oder verlängern. Auch für Kinder ungefähr ab dem mittleren Volksschulalter geeignet (je nach Erfahrung, Kondition und Geländegängigkeit plus/minus).

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5 Tage Wandern   2.450 HM   2.050 HM   30 km   GPX Track

3 Kommentare

  1. Sehr schöne Beschreibung einer mir bis vor kurzem völlig unbekannten, sehr reizvollen Gegend, wo es viele Möglichkeiten und viel zu entdecken gibt. LG Silvia

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